1.
box 41/6
Miscellaneous
Ausschnitt aus:
ung oder
—
vom
Wien
Deutsches Dagblatt
Gautsche Mund
gen
Die armen Schweizer! Die Mitglieder der Züricher
städtischen Bühne haben künstlerisch bei uns in Wien
wirklich schöne Erfolge gehabt. Wenn sie nun auf dem
Abend der „Concordia“ un sich geblickt haben, da wer¬
den diese wackeren Schweizer Künstler von dem deut¬
schen Wien einen ganz merkwürdigen Begriff be¬
kommen haben! Denn sie sahen dort als „Repräsen¬
tanten der Kohnkordia“ den Siegmund (!) Ehr¬
lich, den Raoul (!) Auernheimer, den Bern¬
hard Münz, den Julius Bauer, den Alfred
Deutsch, den Alexander Engel, den Quo¬
wig Hirschfeld, den Hugo v. Hofmanns¬
thal, den Leopold Jakobson, den Emil
Kläger, den Siegfried (!) Löwy, den Lothar
Rink, den Alexander Salkind, Felix Sal¬
ten=Salzmann, den Moritz Scheyer, den
Artur Schnitzler, den Robert Spitzer, den
Julius Stern — wer kann alle Juden nennen
Aber die Schweizer werden das erhebende Bewußtsein
in ihre ewigen Berge mit zurücknehmen, daß die
Wiener „Concordia ein literarisches Kohn¬
ortium ist, in dem nicht ein Literare¬
Blut zu finden ist. Der angenehme morgenländische
„Morgen" schreibt dazu: „Alfred Grünfeld (1
hielt seine Begrüßungsansprache auf dem Klavier und
erhielt insbesondere für den hinreißend gespielten
Frühlingsstimmenwalzer stürmischen Dank. Dann fang
Herr Alfred Piccaver (!) mit der bezaubern¬
den Innigkeit seiner schönen Stimme
zwei Lieder, deren Vortrag das Publikum entzückte.
Den Schluß und Höhepunkt dieser Vorträge bot die
Kammersängerin Frau Kurz, (!) die ein Lied, eine
Arie aus „Maskenball“ und den Delirienwalzer von
Josef Strauß, herrlich bei Stimme, mit einer Meister¬
schaft und Vollendung sang, die den Zuhörern den
Atem verschlug. Die Reinheit, Kraft und Ausdauer
dieser Koloraturkunststücke erweckte bei allen Zuhörern
hellste Begeisterung. Grünfeld Piccaver¬
Frau Kurz die Schweizer haben Respekt bekommen
vor der „daitschen") Musikstadt Wien.
Anton Hannek Am 7 h. jährt sich um 7.
10.40
MENER CARICATURE
Der-Krieg und -die-Theater.
Direktor v. Millenkovich ist von
dem bekannten Theaterfachmann Max
Epstein über das christlich-germanische
Schönheitsideal interview worden. „Ich
bleibe konsequent bei dem, was ich gesagt
habe“, äußerte der Burgtheaterredner,
„und Sie wissen ja, wie ich mich bei dem
Schweizer Bankett mit Schner und
Hofmannsthal angefreundet habe. Im
übrigen gedenke ich Herrn Morgen und
Herrn Eisenbach zu engagieren.
Viktor Leon, der dramatische Kinder¬
verzahrer zerrt in seinem neuen Sing¬
spiel wieder kleine Kinder en masse auf
die Bühne. Direktor Wallner soll ihn
gebeten haben, extra für das Volks¬
theater ein Kinderstück zu schreiben.
Die Stars kämen (inklusive „Greuel")
auf K 1.60 pro Kopf zu stehen.
Als Revanche für die norwegische
Künstlerhetze gegen Nikisch, hat der
König von Baiern dem Russen Jadlowker
einen hohen Orden verliehen.
Kammerspielvirtuose Bernau er¬
öffnet seine Operettenspielzeit mit
dem „Zylinder“, einem Schwank ohne
Musik.
Der Librettist von „Liebchen am Dach,
ein Muster der deutschen Grammatik,
hofft, daß das Publikum jeden Abend
befriedigt zu Hause gehen wird.
Die Toilettefrau, der Feuerbursche
und die Buffetdame des Café Dobner
werden als Vertreter der Wiener Theater¬
welt nächstens an die Südnordostfront
reisen.
Das Straußtheater bereitet für die
nächste Spielzeit eine Operette „Altwien,
du Stadt meiner Träume“ vor. Das Werk
ist unter teilweiser Benützung eines Motive
aus dem vorletzten Kapitel einer Tagebuch¬
aufzeichnung von Bäuerle geschrieben
worden, die Musik verwendet Korrekturen
des Notenkopisten von Meister Fahrbach.
Drei Autoren liefern das Buch, ein vierter
wird die Bezeichnung „Operette in „Sing¬
spiel umwandeln.
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Miscellaneous
Ausschnitt aus:
ung oder
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vom
Wien
Deutsches Dagblatt
Gautsche Mund
gen
Die armen Schweizer! Die Mitglieder der Züricher
städtischen Bühne haben künstlerisch bei uns in Wien
wirklich schöne Erfolge gehabt. Wenn sie nun auf dem
Abend der „Concordia“ un sich geblickt haben, da wer¬
den diese wackeren Schweizer Künstler von dem deut¬
schen Wien einen ganz merkwürdigen Begriff be¬
kommen haben! Denn sie sahen dort als „Repräsen¬
tanten der Kohnkordia“ den Siegmund (!) Ehr¬
lich, den Raoul (!) Auernheimer, den Bern¬
hard Münz, den Julius Bauer, den Alfred
Deutsch, den Alexander Engel, den Quo¬
wig Hirschfeld, den Hugo v. Hofmanns¬
thal, den Leopold Jakobson, den Emil
Kläger, den Siegfried (!) Löwy, den Lothar
Rink, den Alexander Salkind, Felix Sal¬
ten=Salzmann, den Moritz Scheyer, den
Artur Schnitzler, den Robert Spitzer, den
Julius Stern — wer kann alle Juden nennen
Aber die Schweizer werden das erhebende Bewußtsein
in ihre ewigen Berge mit zurücknehmen, daß die
Wiener „Concordia ein literarisches Kohn¬
ortium ist, in dem nicht ein Literare¬
Blut zu finden ist. Der angenehme morgenländische
„Morgen" schreibt dazu: „Alfred Grünfeld (1
hielt seine Begrüßungsansprache auf dem Klavier und
erhielt insbesondere für den hinreißend gespielten
Frühlingsstimmenwalzer stürmischen Dank. Dann fang
Herr Alfred Piccaver (!) mit der bezaubern¬
den Innigkeit seiner schönen Stimme
zwei Lieder, deren Vortrag das Publikum entzückte.
Den Schluß und Höhepunkt dieser Vorträge bot die
Kammersängerin Frau Kurz, (!) die ein Lied, eine
Arie aus „Maskenball“ und den Delirienwalzer von
Josef Strauß, herrlich bei Stimme, mit einer Meister¬
schaft und Vollendung sang, die den Zuhörern den
Atem verschlug. Die Reinheit, Kraft und Ausdauer
dieser Koloraturkunststücke erweckte bei allen Zuhörern
hellste Begeisterung. Grünfeld Piccaver¬
Frau Kurz die Schweizer haben Respekt bekommen
vor der „daitschen") Musikstadt Wien.
Anton Hannek Am 7 h. jährt sich um 7.
10.40
MENER CARICATURE
Der-Krieg und -die-Theater.
Direktor v. Millenkovich ist von
dem bekannten Theaterfachmann Max
Epstein über das christlich-germanische
Schönheitsideal interview worden. „Ich
bleibe konsequent bei dem, was ich gesagt
habe“, äußerte der Burgtheaterredner,
„und Sie wissen ja, wie ich mich bei dem
Schweizer Bankett mit Schner und
Hofmannsthal angefreundet habe. Im
übrigen gedenke ich Herrn Morgen und
Herrn Eisenbach zu engagieren.
Viktor Leon, der dramatische Kinder¬
verzahrer zerrt in seinem neuen Sing¬
spiel wieder kleine Kinder en masse auf
die Bühne. Direktor Wallner soll ihn
gebeten haben, extra für das Volks¬
theater ein Kinderstück zu schreiben.
Die Stars kämen (inklusive „Greuel")
auf K 1.60 pro Kopf zu stehen.
Als Revanche für die norwegische
Künstlerhetze gegen Nikisch, hat der
König von Baiern dem Russen Jadlowker
einen hohen Orden verliehen.
Kammerspielvirtuose Bernau er¬
öffnet seine Operettenspielzeit mit
dem „Zylinder“, einem Schwank ohne
Musik.
Der Librettist von „Liebchen am Dach,
ein Muster der deutschen Grammatik,
hofft, daß das Publikum jeden Abend
befriedigt zu Hause gehen wird.
Die Toilettefrau, der Feuerbursche
und die Buffetdame des Café Dobner
werden als Vertreter der Wiener Theater¬
welt nächstens an die Südnordostfront
reisen.
Das Straußtheater bereitet für die
nächste Spielzeit eine Operette „Altwien,
du Stadt meiner Träume“ vor. Das Werk
ist unter teilweiser Benützung eines Motive
aus dem vorletzten Kapitel einer Tagebuch¬
aufzeichnung von Bäuerle geschrieben
worden, die Musik verwendet Korrekturen
des Notenkopisten von Meister Fahrbach.
Drei Autoren liefern das Buch, ein vierter
wird die Bezeichnung „Operette in „Sing¬
spiel umwandeln.