VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 2


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1. Miscellancous
eeune von Orgezany zeitweise statte Feuer
gliedern des hollandisch=standinavischen Aus.
Auffassung, daß Herr v. Seihmann Wilson und flaute in den Abendstunden wieder ab. Im
schusses.
Gerard getäuscht habe.
[Ludowagebiet beiderseits des Oitoz- und
Zum Schluß stellt das Schriftstück noch fest,
Das gegenseitige Nichtverstehen beruhte auf des Stanic=Tales lebhaftes feindliches Störungs¬
das es lerder nicht gelungen sei die Mitwirkung
der Verschiedenheit der Mentalität. In demo= feuer und vereinzelte Patrouillentätigkeit. An des internationalen sozialistischen Ausschusses
Mischung abgeben kann. So müßte Wien Pro= Oesterreich in der Schweiz mit seinem geistigen
blickich Französisch. Aber einem Volke zwischen
Besitz werben müsse, und habe zur Unterstützung
paganda in Deutschland machen, wenn Deutsch¬
den Völkern ist so etwas immer, man verzeihe
folgendes Gespräch erzählt, das ich mit einem
land das nicht von selber verstehen lernen will.
den ungalanten Ausdruck in Angelegenheiten
Schweizer an dem Tage hatte, an dem die ersten
Aber Wien geht nach Neutralien. Im Krieg
einer meist so galanten Dame: Choux vert et
deutschen Internierten in Zürich an der Uni¬
vert choux!
sind die Neutralen ja auf einmal in Hausse
versität immatrikuliert wurden.
geraten, besonders solche, die, wie die Schweiz,
Gewiß hatte die Burg Erfolg und Hofmanns¬
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Als wir eine Gruppe solcher Offiziere sahen,
thal wurde ehrfurchtsvoll angehört. Jedoch nicht
ihre Sprache zwischen drei Völker teilen. Alle
sagte der Schweizer, ein Mann von Namen:
um eine Schattierung ehrfurchtsvollex ober um
Nationen, die geistigen Besitz haben, werben
„Hätten wir doch auch österreichische Offiziere an
einige Blutwallungen erwärmender als jetzt
hier, und alles wird doppelt blau und rot
unserer Universität!“
das Théätre Française oder die Georgette
unterstrichen. Die Deutschen brachten ihre Musik,
Ich: „Weshalf?“
Leblanc-Maeterlincketwa.
ihr Kunstgewerbe, ihren Reinhardt hin. Die
Der Schweizer: „Wissen Sie, die Oester¬
Denn es ist eben das, daß die Welt nicht der
Franzosen warben zunächst, in der irrtümlichen
reicher haben mehr das, was wir an den
Kunst gehört. Der stärkste Ausdruck eines
Auffassung, daß auch dem Charakter anderer
Deutschen lieben; die Deutschen mehr das, was
Volkes in seiner Gegenwart wird von der
Völker die verheerende Verleumdungsfreude
wir an ihnen fürchten ...“
Masse eines anderen Volkes nicht mehr in den
innewohne, die den ihrigen stempelt, mit den
In demselben Vortrag legte ich den Wienern
Aeußerungen seiner Kunst gesucht, und bei einer
Greueln der Deutschen in Belgien und
nahe, ihre Philharmoniker, Schnitzler und Hof¬
solchen Propaganda galt es doch, auf die Masse
der Oesterreicher und Ungarn in Serbien.
mannsthal und das Burgtheater nach der
zu wirken, die Phantasie, die Aufmerksamkeit,
Jetzt, wo sie erkannt haben, welchen Widerwillen
Schweiz zu schicken. Die Schauspieler sollten dort
die Verven meinetwegen aller zu besiegen.
die schmutzige Angelegenheit ihrer Greuel¬
„Tell“, Grillparzer und Schnitzler spielen. Ja, ich
Aber das hat Wien dennoch in der Schweiz
kommissionen in der Schweiz hervorrief, haben
habe sogar mit Ministern diese Angelegenheit
sie sich auf Madame Bartet und die gestelzte
erreicht. Es mußte jedoch dazu seine Kaufleute
beraten, und der damalige Ministerpräsident hat
Comédie Frangaise besonnen und sich geändert.
und seine Mädel nach Zürich schicken. Die
sich zwei Tage vor seinem Abschied da ür ein¬
machten dort eine „Wiener Modenschau“...
Ja, vor einer gewissen Zeit glaubte man, das
setzen wollen... Nun, die Burg kam nach der
sei Propaganda. Ich selber habe im November
die Modehäuser Wiens, deren Namen jeder
Schweiz. Sie spielte andere Dinge. Meinet¬
Wienerin ins Tagesprogramm gehören und
1916 in einem Vortrag in der Wiener Urania
wegen! Zürich hat sich unter der Heroldrufer¬
teuer sind (und jedem Wiener Ehegatten noch
mitgeteilt, die Schweizer deutscher Zunge
schaft des tüchtigen Dr. Korrodi revanchiert. In
lechzten nach Austausch von geistigem Verkehr
teurer), und die Mädel, die ein jeder kennt,
den Zeitungen an der Donau wie in denen am
mit ihren Sprachgenossen im deutschen und
der etwas von seiner Zeit zwischen die nach¬
Limmatkai erschien ein Austausch allerverbind¬
österreichischen Reich. Deutschland habe bis jetzt
mittägigen Spiegel der Probierräume und
lichster Gefühle. Die Neue Zürcher Zeitung war
eine Propaganda dort nur mit Dingen gemacht,
die mitternächtlichen der Bars teilt.
fast wienerisch graziös geworden in diesen Tagen
die die Schweizer an ihm fürchten: mit der auf¬
Denn die Schneider, Hutmacher, Pelzhändler
und unterm Strich.
saugenden Kraft seiner Industrie und seines
kamen nicht mit Koffern, aus denen heraus sie
Handels...
die Kleider platonisch an öffentliche Gestelle
Aber ich weiß nicht, Thalia hat sich doch als
hingten, sondern sie brachten das mit, was man
etwas zu eben Ausfließendes, als etwas zu
Ich habe auch, auf die Anschauung gestützt,
mit einer unerträglich häßlichen und falschen
daß die deutsche Montalität die österreichische
überkommen Gleichmäßiges gezeigt. Sie kam,
zur Ergänzung nötig habe, in jenem Vortrag in
Bezeichnung technisch „Mannequins“ nennt...
wurde gesehen und vergessen. Einmal spricht
Erlebnissen vorgezeichnet, weshalb gerade Thalia Deutsch, einmal Italienisch und augen= die blonde Mizzi und das brünette Katherl usw.
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