VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 7

box 41/6
1. Miscellaneens
S-SEEI3 /
ne
8 4
—Was in den Lazaretten gelesen wird.] Man schreibt uns:
Unter dieser überschrift brachte die Kölnische Zeitung (Nr. 416) einen
Artikel, in dem der Verfasser seine Erfahrungen über das Lesebedürfnis
unsrer Soldaten in den Lazaretten kundgibt. Wer Gelegenheit hatte,
zu beobachten, was in Lazarettbüchereien gelesen wird, muß im all= k
gemeinen den Ausführungen des Verfassers zustimmen. In einem
Punkte indes habe ich andre Erfahrungen in unsrer Lazarettbibliothek
gemacht. Unsre Bücherei zählt etwa 2500 Bände und umfaßt neben
den anerkannten Werken unsrer Literatur auch eine große Auswahl von
anspruchslosem Lesestoff, der nach den Erfahrungen des Verfassers
von 416 von den Lesern bevorzugt wird. Vielleicht interessiert das

folgende Verzeichnis der Schriftsteller, die im hiesigen Kriegslazarett
im Verlauf von fünf Monaten verlangt worden sind. Die einge¬
7
klammerten Zahlen bedeuten die Anzahl der von dem betreffenden
e
Schriftsteller in der Bücherei vorhandenen Bände. Herzog 139 (12),
Schlicht 131 (13), Ganghofer 117 (20), Bücher aus Bachems Nov.=Bibl.
128 (40), Gerstäcker 89 (7), Bloem 67 (7), H. v. Zobeltitz 66 (5), Dumas
62 (5), Skowronek 55 (5) Hansjakob 51 (19), Stratz 53 (7), Bartsch
40 (4), Ompteda 40 (4), Viebig 38 (7), Thoma 37 (7), Freytag 37 (12),
O. Ernst 36 (6), Ebers 36 (8), Frenssen 35 (6), Verne 33 (5), Jul.
Wolff 32 (7), Tolstoi 31 (5), Presber 30 (6), Boy=Ed 29 (5), Höcker 27
(5), Sudermann 26 (3), Heer 22 (3), Seeliger 22 (3), Rosegger 21 (10), 1
Voß 22 (3), Raabe 23 (10), Th. Mann 21 (2), Wildenbruch 19 (5),
Reuter 19 (9), Hackländer 19 (17), Burg 18 (5), Dickens 18 (10), Federer
*
18 (3), Wolzogen 17 (4), E. T. A. Hoffmann 16 (2), Fontane 16 (3),

ex 15 (3), Spielhagen 15 (3), Speckmann 14 (3), Zola 14 (3),
E
Samk 14 (3), Schreckenbach 13 (2), Stinde 13 (3), Lauff 13 (5), Alexis
13 (4), Lagerlöf 12 (2), Niese 12 (4), Schobert 12 (2), Sienkiewicz 12“
2
(2), Shakespeare 11 (2), Beyerlein 10 (2), Dahn 10 (3), Greinz 10 (2),
H.
Lilienkron 10 (9), Molot 10 (1), Ohnet 10 (4). G. Hauptmann 9 (2),
Lienhard 9 (1), Goethe 8 (5), Paul Keller 8 (2), K. F. Meyer 8 (3),1 ge
mce
Schiller 7 (10), Scheffel 6 (6), Heyse 5 (6), Gottfr. Keller 3 (2), Lessing
(2). Dadurch, daß die Schriftsteller mit mehr oder weniner vielen
ünden vertreten sind, verschiebt sich das Bild etwas, doch rann man
ganze als erfreulich für das Lesebedürfnis ansehen. Sehr viel
n der Beistand des Ausleihers tun: So ist ein Mann, der nach
ner Aussage nie gelesen hat, und zum ersten Male halb wider
llen von einem Kameraden mitgebracht wurde und, nur um etwas
sagen, nach einer „Räubergeschichte“ fragte, ein eifriger Leser guter
ktüre geworden. Das Bedürfnis nach Lesestoff für uns hat in der
imat volles Verständnis gefunden, so daß sich fast überall in den
zaretten hier eine mehr oder weniger reiche Auswahl bietet. Alle, die
zu beigetragen haben, dürfen des Dankes der feldgrauen Leser ge¬
ß sein.
2##- kann man bei der

Wien, I., Scnser
Deue##n
gblatt 7 5
estächtsche Rundschat“
Wien

5— S-1041
Paul Zifferer und der Kosmopolitismus. Arr
läßt nicht von Art. In derselben Stunde, da der wilde
Tiger Clemenceau den Deutschen den Kampf bis auf¬
Messer ankündigt und jeden=Gedanken an einen Ver¬
ständigungsfrieden im eigenen Lände mit eiserner
Faust unterdrückt, übt in der Fichtegasse der Mut in
der Brust seine Spannkraft, alle Gleichgesinnten auf
dem Planeten liebend zu umarmen. Paul Zifferer,
eine Leuchte „unter dem Strich“ der Fichtegasse, gibt
unter der Gönnerschaft des kleinen Moritz eine fran¬
zösische Zeitschrift heraus: „Revue d'Autriche“.
Das von Bismarck schon so verspottete Kellner¬
französisch soll wieder einmal zu Ehren kommen.
An das „ganze feindliche Ausland“ will sich Paul
Zifferer, der Stamkes= und Gesinnungsgenosse des
kleinen Moritz, in edler Pose wenden. Paul Zifferer
will in französischer Sprache „um Verständnis und
Würdigung österreichischer Art bitten". Es wäre wohl
zweckmäßiger gewesen, Paul Zifferer hätte dies in
hebräischer Sprache getan. Wie aber die Leute aus der
Fichtegasse sich anmaßen können, im Namen Oester¬
reichs zu sprechen, das deutet wieder auf die Not¬
wendigkeit der Gründung einer eigenen jüdischen
Partei in Oesterreich hin. Wenn eine jüdische Partei in

Oesterreich ein Blatt in französischer Sprache heraus¬
gibt, um die Liebe des feindlichen Auslandes wirbt
und um Verständigung und Würdigung für jüdische
Art in Oesterreich bettelt, so haben wir nichts dagegen
einzuwenden. Jedes Land hat schließlich die Juden,
die es verdient. Daß aber der „Prinz Eugen von
Savoy“ gewissermaßen als Schirmherr dieser Kellner¬
franzosen herhalten muß, das ist bitter für den armen
Eugen. Von „Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit“
spricht ausgerechnet einer aus der Fichtegasse! „Der
Oesterreicher seinerseits“ — er meint den in Oester¬
reich zufällig lebenden Juden
— „ist also liebens¬
würdig und bescheiden“ — für diese Offenbarung sind
wir Paul Zifferer sehr dankbar. Auch für die Mit¬
teilung, daß er das Wagnis unternimmt, „einer Welt
von Feinden seinen inneren Wert näher zu bringen“.
Stolz will ich den Schmock. Daß natürlich Lammasch
nicht fehlt, der über Oesterreich und den Frieden
schwefelt, daß auch der illustre Mitarbeiter der „Neuen
Freien Presse“ der Botschafter a. D. Graf Lützow,
in dieser koscheren Gesellschaft zu finden ist, daß Hugo
v. Hofmannstal und Artur Schnitlen dart¬
glänzen, das nimmt keinen Arier wünder. Aber die
Anmaßung muß zurückgewiesen werden, daß diese
Leute im Namen des „deutschen Oesterreich“ #n
sprechen wagen. Es ist eine jüdische Gründung, die im
Namen der Fichtegasse für die jüdischen kosmopoliti¬
schen Wünsche der goldenen Internationale wirbt. Das
kann nicht ausdrücklich genug betont werden. Alle
deutscharischen Blätter in Oesterreich sollten sich gegen
diese südische Gründung energisch verwahren, damit
wir Deutschen in Oesterreich nicht beim feindlichen
Ausland in ein falsches Licht kommen. Wir wollen von
unseren gehässigen Todfeinden heute gar nicht für
„lieb und bescheiden“ gehalten werden. Wir wollen
nicht um Verständnis und Würdigung betteln, wir
wollen keinen „Abbau“ des Völkerhasses wie das
gräßliche Judenwort lautet, das bis zum Ueberdruß
täglich wiederkehrt. ]Wir wollen ehrliche Feindschaft
bis zum endgültigen Tage des Sieges. Paul
Ziffererund alle anderen Schmöcke sollen Deutsch=
österreich mit ihrem Kellnerfranzösisch verschonen.
Wenn sie durchaus französisch reden wollen, dann
sollen sie vorläufig an den Strand der Seine ziehen.
da ja der Zionstaat leider noch nicht gegründet
ist. Glückliche Reise!