VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 14



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11. Miscellaneens
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Neues Wiener Jourual
4. Juni 1919


G., Urkel in Gesängnlstrase ungewandet. Sofort nach ihrer Emt= volfändigen Detorationstizen ganz allin gesechnet. Das
ken
lassung aus dem Gefängnis kehrte sie nach Irland zurück.
Publikum in Darmstadt, das an sich sehr zurückhaltend ist, ist
adt
Artur Griffith ist einer der Begründer und
durch den künstlerischen Geist auf dem Gebiete der bildenden
den
Organisatoren der Sinnfeiner=Bewegung. Das ist aber erst bei
Künste in Darmstadt sehr erzogen. Auf dem Wege durch das
or,
dem Aufstand von 1916 bekannt geworden. Er ist von Beruf
Schauen schien es mir möglich, die Theaterbesucher zum Ver¬
tils Komponist und Tagesschriftsteller. Er hat das Blatt „United Inish ständnis für die Kunst zu führen. Darum war die dekorative
ime Man“ gegründet, in dem für passive Resistenz Propaganda gemacht Neugestaltung so wichtig. Die bildmäßige Interessiertheit hat das
zu= und verlangt wurde, die irischen Abgeordneten sollten aus dem
Darmstädter Publikum allmählich literarische Darbietungen mit
eren
englischen Parlament austreten, die Steuerzählung solle ver¬
Aufmerksamkeit aufnehmen lassen, die es sonst vielleicht abgelehnt
es weigert werden, die britischen Waren sollten boykottiert werden hätte. Ich bin ja im Spielplan vollkommen unabhängig, führe
ein,
Er elfreute sich des besonderen Hasses der Nationalisten. Noch aber auf Grund meiner eigenen Anschauungen schon kein über¬
mir
moderngs Reperthire.
jüngst hat ihn Dillon, der Nachfolger Redmonds, als den „ge¬
man
fährlichsten und hinterhältigsten Gegner“ der irischen Partei
Offiziell führe ich nie Regie, wenn ich mich auch sehr viel
issen
(Nationalisten) bezeichnet.
um die Inszenierung kümmere. Am meisten lockt mich als
alog
William T Cosgrave ist der Schatzmeister der
Regisseur Schnitzler. Aber leider ist für Schnitzler in Darmstadt
tiger
Sinnfeiner=Bewegung. Er hat auch im Dubliner Stadtrat eine
gar kein Publikum vothanden. Vielleicht liegt das daran, daß
ohne
große Rolle gespielt. Wegen seiner Teilnahme am Österaufstand
das Riesenhaus mit seinen fast 1500 Plätzen die geeignete
e sie
wurde er ebenfalls zum Tode verurteilt, aber später zu lebens¬
Stimmung für Schnitzler schwer auskommen läßt. Allerdings finde
ltag
länglichem Zuchthaus beguädigt und nach anderthalbjähriger Hast
ich, daß Schnitzler überhaupt nur von Oesterreichern richtig
ckes. freigelassen. Zwei Brüder von ihm nahmen ebenfalls am Öster¬
gespielt werden kann. Man spielt ihn in Deutschland zu knallig,
heute aufstand teil Einer von ihnen wurde an seiner Seite getötet.
zu derb, man bemüht sich zu sehr, ihn dem Publikum entgegen¬
teren Nach dem Tode des Einpeitschers der nationalistischen Partei
zubringen Schnitzler aber fordert und darf fordern, daß das
vir . Patick O' Brien wurde er als Sinnfeinei=Kandidat in Kilkenny
Publikum sich daran gewöhnt, ihm entgegenzugehen und ihm
der
mit Zweidrittelmehrheit ins Parlament gewählt.
zuzuhören. Wenn wir einmal so weit sind, wird Schnitzler noch
heute
ganz anders bewertet werden. Es gibt freilich auch keine Regisseure
schie.
für Schnitzler. Der Regisseur will sich bemerkbar machen, und
nilette
bei Schnitzler muß der Regisseur völlig hinter dem Dichter
Gespräch mit Dr. Paul Eger.
die
zurücktreten. Außer Schnitzler, den ich über alles liebe, bedeutet
ppelte
Fritz v. Unruh mir noch sehr viel, von dem ich Großes erwarte.
Von
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Von den Futuristen aber will ich im Drama ebensowenig etwas
Erich Kohrer.
lichen!
wissen, wie auf den anderen Gebieten.
Berlin, im Mai.
tenen
Ich habe übrigens in der praktischen Theaterführung in
Als der Dramaturg des Deutschen Theaters in Prag,
1.000
Darmstadt eine sehr interessante Erfahrung gemacht. Ich spiele
1 auf¬
möglichst viele Zyklen. Das ist nicht nur finanziell sehr richtig,
Hoftheaters nach Darmstadt berufen wurde, hatte er die Dreißig
rt der
weil die Besucher gern Abonnements nehmen, sondern auch
eben überschritten. So jung war wohl noch nie ein Intendant,
Last
künstlerisch bedeutsam, weil sie sich auf diese Weise an die
besonders wenn er kein Hormann war, an die Spitze eines Hof¬
Anschauungswelt eines bestimmten Dichters oder eines Dichter¬
theaters gestellt worden. Nur vier Jahre überhaupt war Eger
kreises gewöhnen. So habe ich Hebbel, Hauptmann, Schönherr und
vorher in praktischer Fühlung mit dem Theaterbetrieb gewesen
Anzengruber, Schiller, Grillparzer in ihren Hauptwerken in Zyklen
Angelo Neumann hatte den jungen Wiener Schriftsteller auf
r.
vereinigt und dem Publikum nähergebracht.: In Uraufführungen
Sonnenthals Empfehlung im Jahre 1903 als D amaturg nach
bin ich augenblicklich sehr zurückhaltend. Im Prinzip bin ich
Prag berufen, wo er noch drei Jihre unter Neumann und dann
zwar unbedingter Anhänger der Dezentralisierung der Urauf¬
ein Jahr unter Teweles arbeitete. Allerdings hatte er vorher
führungen, die nicht alle nur in Wien oder Berlin stattfinden
Nai.
bereits als Autor Beziehungen zum Theater angeknüpft und auch
sollten, Aber Uraufführungen soll man nur machen, wenn sie für
ressante
schon, während er Kunstgeschichte studierte und noch gar
den Autor Wert haben Das ist nur der Fall, wenn Direktoren
ihrer.
nicht au die Theaterlaufbahn dachte, mit Albert Heine
zusammen den Akademisch-dramatischen Verein in Wien und Presse von außerhalb kommen, und das ist bei den jetzigen
ind der
Verkehrsverhältnissen unmöglich.“
gegründet und zuerst den „Peer Gynt“ gespielt. Als Autor hat
unt bei
Ehe ich mich von dem Intendanten verabschiede, erkundige
er sich im Jahre 1902 als erste Bühne das Dresdener Hof¬
in der
ich mich, was den Autor Paul Eger zurzeit beschäftigt. Nach
theater erobert mit dem lysischen Einakter „Im Herbst" und
illerletzt
einigem Zegern verrät er, daß er zurzeit an einer neuen Komödie
später mit der Komödie „Mandragola“ einen starken Erfolg
Lehrer
arbeitet, die ein Theaterproblem behandelt und in Bühnenkreisen
errungen, der übrigens in den beiden letzten Jahren durch den
gestellt.
spielt. Wobei denn der Intendaut dem Komödienschreiber
Erfolg der Komödie „Adam, Eoa und die Schlange“ noch über¬
ers und
wahrscheinlich manche interessante Belehrung hat zuteil
troffen worden ist.
er mit
In den sechs Jahren feiner Tätigkeit hat Dr. Eger nicht werden lassen.
nnasium
nur dem Darmstädter Hoftheater neuen Glanz verschafft, sondern
zeisterter
auch sich selbst einen sehr geachteten Namen in der Theaterwelt
einem
Wo man noch billig ißt.
gesichert. Wahrscheinsich würde sein Name in der Oeffeutlichkit
hwester¬
noch viel stärker hervorgetreten sein, wenn nicht, nachdem er sich
t. Für
Die Mittagsspeisekarte eines Münchener Restaurauts.
eben in den Kreis seiner Pflichten eingearbeitet und zu ihrem
ode ver¬
Originalbericht des (Neuen Wiener Jnurnals“..
Herrn gemacht hatte, der Krieg ausgebrochen wäre, der auch im
ingliches
Der Berliner „Vorwärts“ veröffentlicht eine Mittags¬
Darmstädter Hoftheater viele Ansätze in der Entwicklung gehemmt
als ihn
speisekarte eines erstklassigen Münchener Restaurants. Man staunt
hat. Allerdings ist
ihm dafür ein neuer interessanter
Bruders
Pflichtenkreis erwachsen, dessen Uebertragung an ihn ein Beweis nicht nur über die Fülle der gebotenen Speisen, sondern vor
in East
für das Vertrauen ist, das man ihm als Bühnenmann entgegen- allem über die wie ein Wunder aus der guten alten Zeit vor
Stimmen
bringt. Dr. Eger ist mit der Leitung der Abteilung dem Kriege anmutenden Preise. Die Besucher der Wiener
wurde
hat aber im Berliner Auswärtigen Amt betraut worden, die seit Jahres= Restaurants werden Augen machen, wenn sie die Mannigfaltigkeit
frist alle Gastspiele deutscher Künstler in neutralen und besetzten der angebotenen Fleischspeisen sehen werden, deren Preislage sich