VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 15

mn —
is. Urteil in Gefängnisstrafe umgewandelt. Sofort nach ihrer Ent= vollständigen Dekorationeskizzen ganz allein gezeichnet. Das
Publikum in Darmstadt, das an sich sehr zurückhaltend ist, ist
ken
lassung aus dem Gefängnis kehrte sie nach Irland zurück.
durch den künstlerischen Geist auf dem Gebiete der bildenden
Artur Griffith ist einer der Begründer und
adt
Künste in Darmstadt sehr erzogen. Auf dem Wege durch das
Organisatoren der Sinnfeiner=Bewegung. Das ist aber erst bei
den
Schauen schien es mu möglich, die Theaterbesucher zum Ver¬
dem Aufstand von 1916 bekannt geworden. Er ist von Beruf
or,
Komponist und Tagesschriftsteller. Er hat das Blatt „United Jnish ständnis für die Kunst zu führen. Darum war die dekorative
tils
Man“ gegründet, in dem für passive Resistenz Propaganda gemacht Neugestaltung so wichtig. Die bildmäßige Interessiertheit hat das
ime
und verlangt wurde, die irischen Abgeordneten sollten aus dem [Darmstädter Publikum allmählich literarische Darbietungen mit
zu¬
englischen Parlament austreten, die Steuerzahlung solle ver= Aufmerksamkeit aufnehmen lassen, die es sonst vielleicht abgelehnt
ren
weigert werden, die britischen Waren sollten boykottiert werden hätte. Ich bin ja im Spielplan vollkommen unabhängig, führe
es
aber auf Grund meiner eigenen Anschauungen schon kein über¬
Er eifreute sich des besonderen Hasses der Nationalisten. Noch
ein,
moderngs Repertbire.
jüngst hat ihn Dillon, der Nachfolger Redmonds, als den „ge¬
mir
Offiziell führe ich nie Regie, wenn ich mich auch sehr viel
man
fährlichsten und hinterhältigsten Gegner“ der irischen Partei
um die Inszenierung kümmere. Am meisten lockt mich als
(Nationalisten) bezeichnet.
issen!
Regisseur Schnitzler. Aber leider ist für Schnitzler in Darmstadt
William T Cosgrave ist der Schatzmeister der
alog
gar kein Publikum vorhanden. Vielleicht liegt das daran, daß
Sinnfeiner=Bewegung. Er hat auch im Dubliner Stadtrat eine
tiger
große Rolle gespielt. Wegen seiner Teilnahme am Österaufstand das Riesenhaus mit seinen fast 1500 Plätzen die geeignete
wurde er ebenfalls zum Tode verurteilt, aber später zu lebens= Stimmung für Schnitzler schwer auskommen läßt. Allerdings finde
e sie
ich, daß Schnitzler überhaupt nur von Oesterreichern richtig
länglichem Zuchthaus begnadigt und nach anderthalbjähriger Hast
lltag
gespielt werden kann. Man spielt ihn in Deutschland zu knallig,
ckes. freigelassen. Zwei Brüder von ihm nahmen ebenfalls am Öster¬
zu derb, man bemüht sich zu sehr, ihn dem Publikum entgegen¬
heute aufstand teil Einer von ihnen wurde an seiner Seite getötet.
zubringen. Schnitzler aber fordert und darf fordern, daß das
Nach dem Tode des Einpeitschers der nationalistischen Parlei
teren
Publikum sich daran gewöhnt, ihm entgegenzugehen und ihm
Patrick O' Brien wurde er als Sinnfeinei=Kandidat in Kilkenny
vir
zuzuhören. Wenn wir einmal so weit sind, wird Schnitzler noch
der
mit Zweidrittelmehrheit ins Parlament gewählt.
ganz anders bewertet werden. Es gibt freilich auch keine Regisseure

heute
für Schnitzler. Der Regisseur will sich bemerkbar machen, und
Ichie.
bei Schnitzler muß der Regisseur völlig hinter dem Dichter
ilette
zurücktreten. Außer Schuitzler, den ich über alles liebe, bedeutet
Gespräch mit Dr. Pauk Eger.
die
Fritz v. Unruh mir noch sehr viel, von dem ich Großes erwarte.
Von
ppelte
Von den Futuristen aber will ich im Drama ebensowenig etwas
die
Erich Kohrer.
wissen, wie auf den anderen Gebieten.
lichen
Berlin, im Mai.
Ich habe übrigens in der praktischen Theaterführung in
tenen
Als der Dramaturg des Deutschen Theaters in Prag,
Darmstadt eine sehr interessante Erfahrung gemacht. Ich spiele
2.000
Dr. Paul Eger, im Jahre 1912 als Leiter des großherzoglichen
möglichst viele Zykten. Das ist nicht nur finanziell sehr richtig,
1 auf¬
Hostheaters nach Daimstadt berufen wurde, hatte er die Dreißig
weil die Besucher gern Abonnements nehmen, sondern auch
rt der
eben überschritten. So jung war wohl noch nie ein Intendant,
künstlerisch bedeutsam, weil sie sich auf diese Weise an die
Last
besonders wenn er kein Hormann war, an die Spitze eines Hof¬
theaters gestellt worden. Nur vier Jahre überhaupt war Eger Anschauungswelt eines bestimmten Dichters oder eines Dichter¬
vorher in praktischer Fühlung mit dem Theaterbetrieb gewesen krrifes gewöhnen. So habe ich Hebbel, Hauptmann, Schönherr und
Angelo Neumann hatte den jungen Wiener Schriftsteller auf Auzengruber. Schiller, Grillparzer in ihren Hauptwerken in Zyklen
vereinigt und dem Publikum nähergebracht.: In Uraufführungen
r.
Sonnenthals Empfehlung im Jahre 1903 als D amaturg nach
bin ich augenblicklich sehr zurückhaltend. Im Prinzip bin ich
Prag berufen, wo er noch drei Jihre unter Neumann und dann
zwar unbedingter Anhänger der Dezentralisierung der Urauf¬
ein Jahr unter Teweles arbeitete. Alleidings hatte er vorher
bereits als Autor Beziehungen zum Theater angeknüpft und auch führungen, die nicht alle nur in Wien oder Berlin stattfinden
Nai.
schon, während er Kunstgeschichte studierte und noch gar sollten. Aber Uraufführungen soll man nur machen, wenn sie für
ressante
nicht an die Theaterlaufbahn dachte, mit Albert Heinejden Autor Wert haben Das ist nur der Fall, wenn Direktoren
ihrer.
zusammen den Akademisch= dramatischen Verein in Wien und Presse von außerhalb kommen, und das ist bei den jetzigen
Verkehrsverhältnissen unmöglich.“
ind der
gegründet und zuerst den „Peer Gynt“ gespielt. Als Autor hat
unt bei
Ehe ich mich von dem Intendanten verabschiede, erkundige
in der er sich im Jahre 1902 als erste Bühne das Dresdener Hof¬
ich mich, was den Autor Paul Eger zurzeit beschäftigt. Nach
illerletzt theater erobert mit dem lyrischen Einakter „Im Herbst" und
später mit der Komödie „Mandragola“ einen starken Erfolg einigem Zögern verrät er, daß er zurzeit an einer neuen Komödie
Lehrer
errungen, der übrigens in den beiden letzten Jahren durch den arbeitet, die ein Theaterproblem behandelt und in Bühnenkreisen
gestellt.
Erfolg der Komödie „Adam, Goa und die Schlange“ noch über- spielt. Wobei denn der Intendaut dem Komödienschreiber
ers und
wahrscheinlich manche interessante Belehrung hat zuteil
troffen worden ist.
er mit
In den sechs Jahren feiner Tätigkeit hat Dr. Eger nicht werden lassen.
nnasium
nur dem Daimstädter Hostheater neuen Glanz verschafft, sondern
jeisterter
auch sich selbst einen sehr geachieten Namen in der Theaterwelt
einem
Wo man noch billig ißt.
gesichert. Wahrscheinlich würde sein Name in der Oeffeutlichkit
hwester¬
Für noch viel stärker hervorgetreten sein, wenn nicht, nachdem er sich
Die Mittagsspeisekarte eines Münchener Restaurauts.
ode ver=eben in den Kreis seiner Pflichten eingearbeitet und zu ihrem
Originalbericht des „Neuen Wiener Journals“.
ingliches Herrn gemacht hatte, der Krieg ausgebrochen wäre, der auch im
Der Berliner „Vorwärts“ veröffentlicht eine Mittags¬
Darmstädter Hoftheater viele Ansätze in der Entwicklung gehemmt
als ihn
ihm dafür ein neuer interessanter speisekarte eines erstklassigen Münchener Restaurants. Man staunt
hat. Allerdings ist
Bruders
in East Pflichtenkreis erwachsen, dessen Uebertragung an ihn ein Beweis nicht nur über die Fülle der gebotenen Speisen, sondern vor
für das Vertrauen ist, das man ihm als Bühnenmann entgegen= allem über die wie ein Wunder aus der guten alten Zeit vor
Stimmen
bringt. Dr. Eger ist mit der Leitung der Abteilung dem Kriege anmutenden Preise. Die Besucher der Wiener
wurde
im Verliner Auswärtigen Amt betraut worden, die seit Jahres= Restaurants werden Augen machen, wenn sie die Mannigfaltigkeit
hat aber
frist alle Gastspiele deutscher Künstler in neutralen und besetzten der angebotenen Fleischspeisen sehen werden, deren Preislage sich
irsprungs Ländern veranlaßt und durchführt. Es steckt in dem schlanken, mit den bei uns geforderten Phantasiepreisen gewiß in kein Ver¬
hältnis bringen läßt.
sanwalt, liebenswürdigen, temperamentvollen jungen Mann, als der der
Die Karte macht zwar einen Unterschied zwischen fleisch¬
ihlreichen Darmstädter Intendant sich heute noch präsentiert, zweifellos eine
markenpflichtigen und nicht markenpflich¬
erhebliche Arbeitskraft und ein ungemein zäher Wille, sich durch¬
raufstand
tigen Speisen; vielleicht liegt gerade darin der Grund
usetzen. Ich habe noch nie ein so energisches Kinn gesehen, wie
ei andere
die scharf vorgemeißelte Ecke, die das schmale Gesicht dieses In= der Billigkeit. Es ist wohl bezeichnend, daß für ein
Er selbst
Ochsenfleisch mit gelben Rüben nicht mehr als
jendanten abschließt. Wenn er von seiner Arbeit plandert, läßt
Pahl ins
Mark 1•60 verlangt wird. Ein garniertes Reis.
hn die innere Anteilnahme nicht zur Ruhe kommen und treibt
die Re¬
fleisch, daß man auf den Speisekarten der meisten Wiener
ihn immer wieder erregt hin und her.
„Als ich nach Darmstadt kam, fand ich ein sehr stilles, Restaurants längst nicht mehr vorfindet, ist um den gewiß
der be¬
sehr konservativ, aber sehr gut geführtes Theater vor. Meine erste niedrigen Betag von Mark 2 30 zu haben, während ein Rost¬
atete den
Aufgabe war, es dekorativ neu auf die Beine zu stellen Dersbraten mii Salatauf Mark 2:40 zu stehen
jetzt in
ine große Großherzog bringt dem Theater ein sehr lebhaftes Interesse ent-skommt. Zum gleiczen Preise erhält man auch nach dieser
gegen, aber auch ein ungewöhnliches Verständnis. „Parsival“ zum Speisekarte eine Saftlende mit Spinat, während
hergestellt
Beispiel ist nach seinen Entwürfen inszeniert worden, das heißt, ein Burgunder Rindsbraten mit Püree sogar um
en mußte.
#e dieses er hat nicht etwa nur Angaben dafür gemacht, sondern er hat die Mark 180 zu haben ist.
ET