VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 48

1 Miscellancous
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DEa NEUE TAG WIEN,
Nr. 34
Wien, Mittwoch
6
6
Thealer

nal
männs
„Frau Gittas Sühne.
gewisse“
Aber
(Schauspiel
in
drei Akten von
Siegfried Trebitsch.—
Auf
Im Burg¬
theater),
schleich
selige
Oder: Das Geheimnis der jungen Ma¬
dame, Katastrophe in drei Akten.
Es erscheint, in einem verdächtigen Ab¬
theate
steigequartier, ein besserer und älterer Herr
nug,
und beginnt, ehe er zu reden beginnt, zu¬
der n
nächst einmal damit, zu röcheln, daß man so¬
rolle
fort weiß: ihn wird nachher der Herzschlag
und
treffen.
kame
Es erscheint eine junge Frau, die
keineswegs die seinige ist. Die beiden sagen
sogleich: „Unsere Liebe“
„Der Schlag
unserer Herzen“ —— „Das unaussprech¬
liche Glück dieser Stunde“
mit allem
habe
Kitsch, den man sonst noch sagen könnte und
dreit
nicht sagt.
Dann trifft ihn der Herzschlag.
Die Dame tut einen „gellenden“ Schrei
und schaut, daß sie weiterkommt, dami man
sie nicht in diesem Absteigequartier neben
der Leiche findet.
Vorher hat sie noch „ein Vermächtnis“
übernommen. Der Herr mit dem Herzschlag
war, das ist in besseren Wiener Schauspielen
die strenge Regel, ein berühmter Forscher,
Professor der Medizin. Er hat „ein Lebens¬
werk“ hinterlassen — das soll Frau Gittas
gutem Göttergatten zugeschanzt werden,
der, siehe da, auch ein Forscher ist, nur nicht
so edel wie Frau Gittas Freund mit dem
Herzschlag, sondern „ein Materialist“. Frau
Gittas Gatte soll zum Ersatz für mancherlei
das Lebenswerk des Kollegen geschenkt
kriegen, der listig den Namen des Beschenk¬
ten (und Beraubten) auf das Titelblatt
tippen ließ.
Eine Zeitlang geht alles gut. Frau
Gitta läßt sich nichts anmerken, konversiert
mit der Frau des Toten (die teils traurig,
teils gegen eine entflohene Unbekannte eifer¬
süchtig ist), sagt zu ihr „Unser Herzeleid —“
und so ist dem Kind des Geliebten eine
wahre Mutter, kurz, benimmt sich edel,
bleich, schmerzdurchwühlt — bis der Gatte,
obgleich nur ein Materialist, dem edlen
Schwindel mit dem Lebenswerk auf den
Grund sieht, sodann im klassischen Stil in
ein gellendes Lachen auszubrechen und
„Der Schuft! Der Schuft!“ zu schreien be¬
ginnt
Dialogstelle: „Wie lange hat dieses
schmutzige Verhältnis gedauert?“
„Unsere Liebe währte ——
Ein dritter Akt ist auch vorhanden.