VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 27

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Miscellaneous
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLINNA
Telefoon: Norden 30.
Ausschnitt aus;
Leipziger Tageblatt
Jan 1925
Schnitzler über Alfred Kerr. Wir lesen im „Tage¬
buch, Berlin: In den Weihnachtstagen wurden
Bruchstücke aus einem ungedruckten Buch von Ar¬
thur Schnitzler über Kunst und Kritik ver¬
öffentlicht. Da las ich: „Des Kritikers erste Frage
müßte sein: Was hast du mir zu sagen, Werk
Aber das kümmert ihn im allgemeinen wenig.
Seine erste Regung ist vielmehr: Nun, Werk, gib
Acht, was ich dir zu sagen habe!“ Schnitzler hat
zu diesem klaren Satz keinen Namen genannt. Aber
welcher erfahrene Leser hat nicht unwillkürlich die
Adresse hinzugefügt, an die diese Kritik einer uner¬
träglich selbstgefälligen Kritik gerichtet ist?

Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Telefon: Norden 3051
BERLINNA
Ausschnitt aus:
Vogtländischer Anzeiger, Plauen
192
an
1. Jan. 1925
Artur Schnitzler über eine gewisse Kritik. Die
angesehene Zeitschrift „Das Tagebuch“=Berlin hat
Kern unter Zierung eines treffenden Ausspruches
des Wiener Dichters Artur Schnitzler Stellung ge¬
nommen. Es heißt da u. a.: In den Weihnachts¬
tagen wurden Bruchstücke aus einem ungedruckten
auch von Artur Schnitzler über Kunst und Kriti¬
veröffentlicht. Da las ich: „Des Kritikers erste
Frage müßte sein: Was hast du mir zu sagen
Werk —? Aber das kümmert ihn im allgemeinen
wenig. Seine erste Regung ist vielmehr: Nun
Werk, gib Acht, was ich dir zu sagen habe!
Schnitzler hat zu diesem klaren Satz keinen Namer
genannt. Aber welcher erfahrene Leser hat nicht un¬
willkürlich die Adresse hinzugefügt, an die diese Kriti¬
einer allen selbstgefälligen Kritik gerichtet ist?

Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Telefon: Norden 3051
ERLINN 4
Ausschnitt aus:
Hamburgischer Correspondent
18. Feb. 1925
Kleines Feuilleton.
Das Deutsche Drama der Gegenwart.
Auf Einladung der Volksbühne sprach Julius Bab von
der Idee des Dramas, von den geheimen Kräften des Lebens
und dem in diesen Kräften sich spiegelnden Geist der Zeit. Den
Begriff Gegenpartsdrama zog Bab von der geistig unproduk¬
tiven Zeit des siebziger Nachkriegsjahre, dem Einsetzen des
Naturalismus, als Folgerscheinung der Theorien eines Arno
Holtz bis zur Jetztzeit. Aus dem Naturalismus heraus¬
gewachsen, finden wir den Gestalter Gerhart Hauptmann,
den eigentlichen Schöpfer des deutschen Dramas der Gegenwart,
ohne gleichwertige Nachfolger. Arthur Schnitzler, den Bab
in der Folge heranzog, kann als Verfasser von Gesellschafts¬
stücken für die Betrachtung deutschen Dramatiker nicht in Frage
kommen. Mit Paul Ernst kennzeichnet sich die Gegenbewe¬
gung gegen das naturalistische Weltgefühl. Ernst löst alles in
den moralischen Kern des Menschen auf, während sein Antipode
Wedekind das Tier in seinen Gestalten zum Ausdruck bringt.
Aus den Talenten der Nachkriegszeit ragt Ernst Barlach als¬
elementare Kraft hervor.