VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 40

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Miscellaneous
Dr. Max Goldschmidt

Büro für Zeitungsausschnitte
BERLINNA
Telefon Norden 305
Ausschnitt aus:
Stuttgarter Neues Tagblatt
26. Mai 192
Am Dienstag abend fand unter starker Beteiligung
erwählt. Nun haben wir vom 16. bis 19. Mai diesen
Spitzen und Koryphen das Festbankett im Kais.
Kongreß in Berlin abgehalten.
Es ist in den anderen Ländern so, daß die bedeu¬ statt. Der Mittwoch brachte eine durch die „
Der Kongreß des P.E.N.-Klubs
zentrale für deutsche Verkehrswerbung veransta
tendsten Dichter und Schriftsteller ganz selbstverständlich
und musterhaft organisierte Fahrt nach Potsdam
in Berlin
Mitglieder des Pen=Klubs sind. Ob die deutsche Gruppe
Sanssouci, am Abend eine Festvorstellung von kle
die sich ihre Mitglieder selbst wählt, das von sich sagen
Von Dr. Walther Harich.
Balletts und einer noch kleineren Lortzingoper
kann, ist umstritten. Es fehlen die jungen Radikalen
schließlich — dies aber schon unprogrammatisch und
Wir sind keine „Penn=Brüder“, obwohl es sicherlich
wie Alfred Döblin, Brecht und Bronnen, um nur einige
weil man nicht auseinander gehen konnte — ein
angezeigt wäre, einen Kongreß unter dem Zeichen des
Namen zu nennen. An der Spitze stehen nicht etwa
liches Zusammensein bei Borchardt am Zoo. Dazwi
Pennens" zu veranstalten, und genügend Kongresse
Gerhart Hauptmann oder die Brüder Mann, wie man
unter
gab es Sitzungen, in denen abwechselnd Galsworth
wenigstens was die Sitzungen anbetrifft -
diesem Zeichen stehen. Also nicht „Penn", sondern P.E.N., denken sollte, sondern Ludwig Fulda und Karl Federn
obwohl natürlich Hauptmann wie die Brüder Mann Jules Romains präsidierten.
was eine Abkürzung von Poeten, Essayisten, Novellisten
Dies der äußere Rahmen, in dem sich die wichtig
Mitglieder sind. Dagegen, daß unsere größten Namen
Vorgänge der persönlichen Bekanntschaft und Füh¬
bedeutet. Vielleicht denkt man auch an das englische
nicht mit Vereinsgeschäften belastet werden, läßt sich
the pen — die Feder, denn es ist augenscheinlich, da
natürlich nichts sagen, aber bei solchen Gelegenheiten, nahme miteinander abspielten. Es war anfangs
ganz einfach, zumal bei dem Begrüßungstee. Man
die Mitglieder des Pen=Klubs zum „Federvieh gehören
wie sie dieser jetzt in Berlin abgehaltene Kongreß bot
das an sich harmlos ist. Was ist der Pen=Klub?
hätten unsere glänzendsten Männer in Erscheinung von den Berufsgenossen, mit denen man seit Jahre
treten müssen. Sie schickten herzliche Telegramme, aber geistigem Austausch oder Briefwechsel steht, die wenig
Vor einigen Jahren geriet die englische Schrift
Man hütet sich, einen unbekannten Herrn anzuspre
sie waren weggeblieben. Eine Welle von Bronchial¬
stellerin Mrs. Dawson-Scott auf den Einfall, daß sich
der vielleicht der Thomas Mann von Spanien ist
katarrh scheint über Deutschland zu gehen. Wir wünsch
die Schriftsteller der zivilisierten Menschheit zusammen
dessen Werke man nicht einmal vom Hörensagen
schließen müßten. Nicht zur Durchfechtung etwaiger ten den Betroffenen baldige Genesung und bedauerten
Denn unsere Kenntnis fremder Literatur ist —
ihnen nicht das offenbar bekömmlichere Klima von Lon¬
Standesinteressen — was ja Sache der einzelnen Be¬
hundertmal größer als im Ausland, aber doch in
rufsorganisationen ist — und auch nicht zu politisch don oder Paris bieten zu können, das sie sicherlich nich
noch beschämend gering. Oder man geht freudestra
auf einen bärtigen Herrn zu, den man für Un¬
demonstrativen Zwecken, sondern einfach rein gesellschaft vermieden hätten. Immerhin hatte man ein peinliches
hält und der sich als ein harmloser Professor aus Le
lich, um miteinander bekannt zu werden. Der Gedanke Gefühl, wenn man von einem Ausländer, der von weit
entpuppt. Aber allmählich finden sich doch die Gru
her, etwa von New York, gekommen war, nach Haupt¬
ist einfach wie die englische Psyche, einfach, klar, nüch¬
zusammen, kannt man sich ungefähr aus. Mit ar¬
mann oder Mann gefragt wurde. Die anderen Länder
tern, praktisch. Es trat die englische Gruppe des Pen
Bart und melancholischer Stirnlocke wandelt
hatten zum größten Teil ihre besten Männer oder
Klubs in Erscheinung, mit John Galsworthy an de
Schnitzler durch die Reihen steht mit freund¬
Frauen geschickt.
Spitze. Es folgte die französische Gruppe, damals noch
Man wird von einer Tagung, die bewußt das Ge¬ ernstem Lächeln Galsworthy bei einigen Men
von Anatole France geleitet, es folgten 23 Gruppen in
die er nicht versteht, macht der unverkennbare
sellschaftliche in den Vordergrund stellt, nicht verlangen
23 verschiedenen Ländern, oder 24, wenn man die in
von Zobeltitz Verbeugungen alter Schule und
diesen Tagen gegründete Schweizer Gruppe bereits mit dürfen, daß ihre Sitzungen in die Augen fallende Er¬
brillante Figur. Und siehe man erkennt Karin
gebnisse zeitigen. Es wurden Fragen der inneren Orga¬
zählen will. Die Gruppe jedes Landes kann sich, ohn
chaelis und den Antinooskopf des jungen Ma¬
nisation besprochen, es war von Zuwendungen die Rede
Bevormundung des englischen Mutterlandes, seine
du Gard Je mehr Menschen man kennen lernt
die man vielleicht aus der Carnegie=Stiftung in Pari¬
eigenen Statuten ausarbeiten, ist völlig selbständig in
vorsichtiger wird man mit der Redensart die
sich, — aber jedes einzelne Mitglied jeder einzelnen erwarten dürfte, man debattierte über Uebersetzungen
zosen, die Engländer", denn sie sind untereinander
Wichtiger war das sonstige Programm. Am Sonnta
Grupe ist auch zugleich vollberechtigtes Mitglied jeder
stark verschieden. „Ihr Deutschen ahnt nicht, wie
nachmittag gab es einen Begrüßungstee in den Räume
schieden wir Franzosen sind sagt der temperamen
andern Pen-Gruppe in jedem Lande. Wenn man als
Jules Romains einmal. Da tänzelt ein Herr¬
nach Paris oder London oder New York oder Belgrad der „Deutschen Gesellschaft 1914, am Montag ein Früh
stück im Neuen Rathaus, das die Stadt veranstaltete
klein, untersetzt, elegant, Gamaschen und Monoke
reist, gehört man dort einem höchst interessanten und
Henriquatre-Bart. Das ist der typische Pariser Li¬
angesehenen Klub als Mitglied an. Jedes Jahr gibt es mit schönen Reden des Oberbürgermeisters Dr. Bö=
Fuldas und des französischen Vertreters Jules Romains, denkst du. Aber es ist Dr. Seine aus Prag, der
einen internationalen Kongreß sämtlicher Pen=Klubs
am Abend einen Tee des Generalintendanten Jeßner im gierte der Tschechen, und Jules Romain, mit dem
Es fanden Kongresse in London, New York, Paris statt
Band der Ehrenlegion im Knopf:och, würdest du
Foyer des Staatstheaters mit anschließender Festvor¬
Auf dem Pariser Kongreß konnte die Ende 1924 ge
gründete deutsche Gruppe bereits mittun, und als stellung von Hebbels „Herodes und Marianne". Hinter auf Moskau tarieren, und den lieben weißhaa
Kongreßort für 1926 wurde damals einstimmig Berlin her ein Zusammensein im Keller von Lutter & Wegner, Lundegard aus Norwegen auf New York. Und der