VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 57

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Miscellaneous
10. II. und 1926
Berlin und der „Schule von Uznach in
Wien, gedulden möchte, weil ihre letzten
Stücke „Die Gefangene und „Gneisenau so
außerordentlichen Erfolg gehabt haben, daß
unsere sämtlichen Dispositionen, die wir ge¬
troffen haben, über den Hafen geworfen sind.
Bei der heiklen Lage im Berliner Theaterleben
Ist es nicht möglich, so ausgesprochene und zur
Zeit noch unübersehbare Erfolge abzusprechen
MENUNG
EINE
oder auch nur zu beeinträchtigen.

Aus den Zeitungen lese ich, daß den Stück

G. Hauptmanns das gleiche Schicksal wie den
meinigen beschieden ist, und Sie kennen mich
an
als einen zu guten Konner der Realität, als
Kee
daß ich Ihre freimütige Mitteilung und Ihre
er
tiefe Verbeugung vor der gefüllten Kasse etwa
vorzüglich
ironisch glossieren möchte. Das Theater ist
heute in Deutschland eingestandene maßen
eine rein finanzielle Angelegenheit und ich
wünsche Ihnen jedes Jahr einen Regierungs¬
Heute findet beim
rat mit einem Feldherrn von Cäsar bis zu
anz im
Five o'clock ein Catis
Ludendorff, jedes Jahr einen homosexuellen
otto statt
oder lesbischen Boulevardfranzosen, der die
atersaal
Interessen der Afterkunst mit denen Ihres
auch
Bankdepots glücklich vereint.“
Reinhardt stört Herrn Sternheims Rassonne¬
ment wenig. Dessen Taktik ist zu durchsichtig
Zeit er von der Bühne aus nicht mehr auf
von sich aufmerksam machen kann, versucht er
es auf anderem Weg.
kam
Eine italienische Stagione in der
lein
Volksoper
bst¬
Anfangs Dezember wird eine italienische
Stagione in der Volksoper gastieren. Sie kommt
aus Rom und steht unter der Leitung des be¬
rühmten Dirigenten Patti, eines Enkelkindes
der Adelina Patti,
Anläßlich des zweiten Todestages Puccinis
dürfte in der Volksoper abermals eine japa¬
che
nische Sängerin, Jovita Fuentes, gastieren.
sicht
Arthur Schnitzlers Absage an
mo¬
Budapest
Aus Budapest wird uns gemeldet:
Ein hiesiges Konzertbureau richtete an Arthur
iner
Schnitzler die höfliche Aufforderung, im
Laufe des Monats November nach Budapest zu
kommen und in der Musikakademie einen Vor¬
trag zu halten. Darauf erhielt das Konzert
bureau von Arthur Schnitzler folgende Antwort
„Sehr geehrter Herr! Ich erlaube mir höflich
mitzuteilen, daß ich in Budapest prinzipiell
keinen Vortrag halte, umso weniger, als mir der
vorjährige Fall noch lebhaft in Erinnerung ist.
Man hat mich in Budapest ganz einfach als
einen pornographischen Schriftsteller hinge¬
stellt, es kann daher keine Rede davon sein,
daß ich in Budapest einen Vortrag halte. Hoch¬
achtungsvoll Arthur Schnitzler.“
(Wie erinnerlich, wurde Schnitzlers „Reigen“,
dessen Aufführung im vorigen Jahr im Inner¬
städter Theater angesetzt war, von der Polizei
verboten.)