VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 58

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Miscellaneous
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Prager Tagblatt
1. Nov. 192
Schnitzler grollt Budapest. „Pesti Naplo" veröffent¬
Licht einen Brief Arthur Schnitzlers, der eine Absage
auf eine Einladung zu einem Vortrag in Budapest
enthält. Schnitzler erklärt darin, nach dem Vorfall,
durch den sein „Reigen“ in einem Budapester Theater
nicht zur Aufführung gelangte und man ihn einen
pornographischen Schriftsteller genannt habe, wolle
er in Budapest grundsätzlich keinen Vortrag halten.
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLINNA
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Leipziger Neueste Nachrichten
13. Nov. 1924
Schnißler ist auf Budapest böse. Arthur Schnitzler hat eine Vor¬
ragseinladung nach Budapest grundsätzlich mit der Begründung
abgelehnt, daß er keine Sehnsucht nach der Stadt habe, in der im
Vorjahr die Polizei die Aufführung des „Reigen" am Tage der
Premiere als unsittlich verboten und ihn als pornographischen Schrift¬
steller bezeichnet hat¬
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Telefon Norden 3031
BERLINNA
Ausschnitt aus:
Allgemeine Zeitung, Chemnitz
16 Nov. 1924
Schnitzler ist auf Budapest böse. Arthur Schnitz¬
ler hat Vortrags einladung nach Budapest mit
der Begründung abgelehnt, daß er keine Sehnsucht
nach der Stadt habe, in der im Vorjahr die Polizei
die Aufführung des „Reigen" am Tage der Pre¬
miere als unsittlich verboten und ihn als porno¬
graphischen Schriftsteller bezeichnet hat.

BERLIN N4
Telefon Norden 8051
Ausschnitt aus:
Bote aus dem Riesengebirge, Hirschberg
16 Nov. 1926
Arthur Schnitzler und die Ungarn. Eine Konzertagentur
lud vor kurzem Arthur Schnitzler zu einem Vortrag nach Budapest
ein. Schnitzler lehnte diese Einladung in einem Briefe ab, den er
an den Direktor der Konzertagentur richtete. In seinem Schreiben
weist Schnitzler darauf hin, daß er in Budapest aus prinzipiellen
Gründen keinen Vortrag halten könne, da ihn die Zensur¬
behörden im Vorjahre anläßlich einer geplanten, dann verbote¬
nen Aufführung des „Reigen“ als pornographischen Schriftsteller
bezeichnet hatten. Es sei ihm daher unmöglich, dieser Einladung
Folge zu leisten.
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Telefon: Norden 305
BERLIN N4
Ausschnitt aus
Neue freie Presse, Wien
16. Nov. 1926
Ein apokrypher Brief Arthur Schnitzlers.
Arthur Schnitzler bittet uns um Aufnahme folgender
Zeilen:
„Man sendet mir eine Anzahl so ziemlich gleichlautender
Zeitungsnotizen ein, in denen ein Brief mit meiner Unterschrift,
den ich niemals geschrieben habe, inhaltlich und da und dort
sogar wörtlich" zitiert wird. In diesem angeblich von mir ge¬
schriebenen Briefe motiviere ich die Ablehnung einer Einladung
zur Abhaltung einer Vorlesung in Budapest damit, daß man
mich dort „als pornographischen Schriftsteller hingestellt habe".
In Wahrheit verhält es sich so, daß die letzte an mich ergangene
Einladung zu einer Vorlesung in Budapest wenige Tage vor der
beabsichtigten Aufführung des „Reigen" (es wird wohl ein Jahr
seither sein) mündlich erfolgte, und zwar, wenn ich mich recht
innere, durch eine dem betreffenden Theater nahestehende Per¬
sönlichkeit, zu einem Zeitpunkt also, wo von einem Zensurverbot
des „Reigen mir wenigstens noch nichts bekannt war; und daß
ich diese Einladung (wie so manche vorher sowohl aus Budapest
wie aus anderen Städten ohne Angabe bestimmter Gründe, in
diesem Falle mündlich, in einem Gespräche von Angesicht zu
Angesicht abgelehnt habe. Jener veröffentlichte Brie
stammt also nicht von meiner Hand, ist de
Form und dem Inhalt nach apocryph, und die
in den mir vorliegenden Zeitungsnotizen nicht genannte Konzert
agentur sollte wohl ein Interesse daran haben, den Herstelle
der Fälschung zu ermitteln. Ich brauche nicht hinzuzufügen, das
mein inneres und äußeres Verhältnis zu irgendeiner Stadt durch
die Auffassung oder Maßnahmen ihrer Behörden gegenüber mi
und meinen Werken nicht im geringsten bestimmt werden könnte
Arthur Schnitzler.