VII, Verschiedenes 11, 1926–1929, Seite 2

den da an den in the
hen worden ist.
las preußische Ministerium des Innern, das
dies alles veranlaßt hat, wendet sich nun an Herrn
Jener als den Intendanten des Staatstheaters
mit der Bitte um die Aufführung des Stückes,
Jenner konnte nun zweierlei tun. Zunächst wäre
es sein gutes Recht gewesen, zu erklären: „Nein!
Die ganze Richtung Eulenbergs paßt mir nicht,
und dies sein Werk besonders nicht. Ich kann
es nicht bringen.“ Dies hätte ihm, der ja nicht im
Untertanenverhältnis zum Ministerium des In¬
nern steht, kein Mensch verargt und verargen dür¬
fen. Sogar ich nicht einmal. Oder aber, wenn
er das Stück annahm, so mußte er als Intendant
auch alles dafür tun, daß es so gut und schön wie
möglich an seinem Theater herauskam.
Jener tut nicht das eine noch das andere, son¬
dern beginnt heimlich einen Krieg gegen den
Dichter und sein Stück zu führen. Zunächst in¬
szeniert er es nicht selbst, noch läßt er es von
seinen Spielleitern vorbereiten, sondern bestellt
seinen Dramaturgen, Doktor Eckart von Naso,
dazu, der das abendfüllende Werk auf die heute so
beliebte Anderthalbstundenlange, also fast auf ein
Einakterformat, zusammenpreßt.
Dann besetzt Jeßner es nicht mit seinen ersten
Kräften, sondern mit zweiten und dritten. Jeden¬
falls nicht mit Premierenschauspieler. Herr
Doktor von Naso, der sich übrigens als besserer
Regisseur, denn als Dramaturg an dem Stück
offenbart, und die übrigen Herrschaften, die tapfer
und schön bei seiner Aufführung mitgeholfen haben,
kennen mich zu gut, um nicht zu wissen, daß ich
dies nicht anführe, um sie herunterzusetzen, son¬
dern um nur Jeßners Verhalten mir gegenüber
zu enthüllen.
Ich erscheine zu den letzten Bühnenproben.
Wenn ich der kleinste, unbedeutendste Anfänger ge¬
wesen wäre, so hätte der Intendant jetzt ein Wort
finden müssen, mir sein sonderbares feindseliges
Verhalten zu erklären. In Frankreich und Eng¬
land wäre ein solches verschwiegenes, verbittertes
Benehmen, wie er es mir gegenüber beliebte, schon
aus kameradschaftlicher Berufsbrüderschaft, die alle
die dem Theater dienen, dort verbindet, ganz un¬
möglich gewesen. Allmählich muß ich mir selbst
ein Bild aus der Lage machen. Wenn schon die
Besetzung des Stückes in Spielleitung und schau¬
spielerischen Kräften durch Jenner wenig Stim¬
mung für mich und mein Werk bei allen, die mit¬
helfen sollen, auslösen mußte, so vernehme ich nun
daß bereits von oben her, also doch nur von seiten
der Intendantz, von vornherein bestimmt worden
sei, das Stück käme überhaupt nur ein einziges
Pal an einem Festabend vor geladenen Gästen
heraus. Wie wenig Spiellaune und Begeisterung
ein solcher vorausgegebener Erlaß bei allen Mit¬
wietenden hervorruft, das weiß jeder, der nur das
Geringste vom Theater versteht. Und nun merke
ich nachgerade, daß der hohe Herr Intendant nicht
nur nichts getan hat, dem Stück zu einem Siege
zu verhelfen, sondern daß vielmehr alles von ihm
geschehen ist, das Werk jedem mies und madig
zu machen. Das Ministerium des Innern, das
zunächst von meiner Arbeit höchst angetan war
meint plötzlich, wie schade, daß ich nicht ein paar
ganz moderne, kesse Verhörszenen in das Drama
hinein verwoben hätte. Ich verteidige mich gegen
diese Joßnersche Stilosigkeit, die man mir plötzlich
ansinnt, aus dem Wesen meines Auftrags, der mir
die Benutzung des Schillerschen Planes vorschrieb.
den könne doch nicht, führte ich mit Recht aus,
in ein Bild von Rembrandt oder Watteau auf
einmal ein paar Blumen von Pechstein oder eine
Landschaft von Kokoschka hineinmalen,
De Generalprobe kommt. Wenn ich das freie
Verfügungsrecht über mein Werk gehabt hätte, so
wäre es jetzt noch auf der Stelle von mir zurück¬
gezogen worden. Aber ich hatte das Stück in
Auftrag übernommen und wäre durch solch einen
Entschluß von mir des ganzen, nicht großen Ehren¬
soldes verlustig gegangen, der mir für meine
wahrhaftig nicht leichte Arbeit zugebilligt war.
Das wußte Jeßner. Und wie leicht wäre es für
ihn gewesen, noch in diesem letzten Stand der
Dingen erklärendes oder versöhnliches Wort für
herr von den er mich machen

doch hier auf der Bühne keine Szene! Vor dem
seiten der Theaterintendanz bei uns auf den sel¬
Personal!
„Ich denke, es gibt kein Personal
tenen Entschluß eines unserer Ministerien, einmal
mehr in der Republik", erwidere ich. „Bitten Sie
envas für die Kunst auszuwerfen, antwortet und
doch Herrn Intendanten um eine Unterredung
sich rührt. Das preußische Ministerium des In¬
allein und unter vier Augen!“ redet mir Nase
nern wird jedenfalls nach diesen Erfahrungen mit
gut zu. „Nun wohl! Ich bitte um diese Unter¬
Herrn Jeßner so bald nicht wieder Lust verspüren.
redung. Sofort!
einem Künstler eine Festdichtung in Auftrag zu
Daraufhin erklärt Jeßner dem Vermittler:
geben. Und wer könnte es ihm nach solchem Hin¬
„Nein! Sagen Sie Herrn Doktor Eulenberg, er
tertreppenspiel auch weiter verdenken?
würde mir mit Recht gleichfalls eine Aussprache
Es bleibt ein Jammer, daß durch den rohen,
verweigern, wenn ich mich so in seinem Hause
bildungslosen Betrieb unserer heutigen Schau¬
benommen hätte, wie er soeben in meinem Hause.
bühnen schließlich noch die letzten Poeten von
Damit eilt er fort. Und ich kann ihm nur noch
diesen Stätten gedrängt werden, an denen bald
nachrufen: „Wenn Sie sich in meiner Lage be¬
nur noch Macher und Schieber gedeihen. Es kann
fänden, so dürften Sie sich gegen mich in meinem
leicht sein, daß die für das nächste Jahr geplante
Hause ebenso aufführen, wie ich hier. So viel
große und umfassende Theaterausstellung in Mag¬
Temperament wie mir gestehe ich Ihnen zu.
deburg zugleich Ruhmes- wie Grabeshalle der
Aber er zieht sich scheu zurück. Und mir bleibt
Schaubühne, wie sie Schiller und die seines Stre¬
nichts übrig, als ihm durch seinen Dramaturgen,
bens sahen und sehen, werden kann, und daß vor
Dr. Naso, noch bestellen zu lassen, daß ich als
ihrem Eingangstor, unsichtbar für die Menge, aber
deutscher Dichter jedes Theater, wenigstens vom
sichtbar jedem Dichter, die Worte prangen: „Hier
Vorhang an bis zur letzten Bühnenwand, auch als
ruht das deutsche Theater. Es starb an Roheit,
mein
Haus betrachte. „In meinem
Sachlichkeit, Dichterhaß, Politisiererei und anderen
Hause!“ Diesem Wort Jeßners mußte ich wäh¬
zeitgenössischen Gebrechen.“
Erwiderung an Herrn Dr. Herbert Eulenberg

Von Leopold Zehner
beteiligt war, hat seine Kräfte bis zum letzten in
Herr Dr. Herbert Eulenberg hält mich
den Dienst einer Sache gestellt, die sicherlich nicht
warum nur? — für seinen Feind und für einen
dem eigenen Lorbeer — wohl aber einer festlichen
Intriganten dazu. Der Gedanke ist frei. Ich
Veranstaltung von allgemeinem Interesse galt. Des
kann daran — trotzdem ich weder des einen noch
Autors Wünsche, selbst wenn sie der (künstleri¬
des anderen mir bewußt bin — leider nichts an¬
schen) Meinung der Leitung und Regie zuwider¬
dern. Aber sachlich muß ich einiges richtig¬
liefen, wurden im Sinne des besonderen Charak¬
stellen
ters der Aufführung erfüllt. Und wenn der „hohe
Ich konnte — sagt Dr. Eulenberg — sein Fest¬
Herr Intendant dem Dialog einige schärfer
spiel „Die beste Polizei ablehnen. Anderenfalls
Schlaglichter aufgesetzt wünschte, so wollte er da¬
mit gewiß nicht „Rembrandt" und „Kokoschka
mußte ich es gut aufführen. Letzteres geschah
vermengen — und seine „Stillosigkeiten hätten
Erstere Behauptung aber verschiebt die sachlich
Basis.
sich lediglich auf der Linie bewegt, die der Autor
selbst vorgezeichnet hatte. Uebrigens sprach mit
Ich habe das Stück von vornherein nicht für
Herr Dr. Eulenberg auf einer der Proben seine
das Repertoire angenommen. Ich nahm die Ge¬
Zufriedenheit und seinen Dank aus... wo blieb
legenheitsarbeit für eine Gelegenheitsaufführung
da der „heimliche Krieg
als gesellschaftliche mehr, denn als künst¬
lerische Tatsache... als Mittler einer Festveran¬
III.
staltung des Ministeriums des Innern, die dieses
Zwei Repertoire-Werke der Staatlichen Schau¬
in den Räumen des Ministeriums für Wissenschaft
spielhäuser (Lenz „Soldaten“ und Wedekinds
Kunst und Volksbildung — also am Gendarmen¬
„Lulu") wurden damals vorbereitet — wichti¬
markt — aufzuführen wünschte.
beide für den künstlerischen und materiellen Auf¬
Es war des Dichters Herbert Eulenberg
bau des Spielplanes, wichtig auch für die Aus¬
Verpflichtung gewiß nicht: aus solchem Anlaß ein
balanierung darstellerischer Kräfte des Hauses.
Werk gleich Verdis „Aida zu schaffen, das über
Ich habe deren eines zurückgestellt, um meine
den Tag hinaus bleibenden Wert behalten sollte.
(spätere Verpflichtung dem Ministerium des In¬
Es kam aber demgemäß auch niemals eine Reper¬
nern und Herrn Dr. Eulenberg gegenüber voll
toireverpflichtung des Staatstheaters in Frage.
zu erfüllen. Nachdem sie aber erfüllt war, hatte
Gleichviel habe ich das Festspiel mit allem Re¬
ich weder das Recht noch die Pflicht: das Ge¬
spekt betreut, den ich dem Veranstalter sowohl wie
legenheitsstück weiterhin zu spielen. Juristisch hat
dem Dichter Herbert Eulenberg schuldig zu sein
ein Vertrag über diese Aufführung nie bestanden
glaubte.
— sie war ein Sonderfall. Künstlerisch hätte eine
Fortführung des Festspiels dem Dichter der „Lei¬
Welcher Anlaß wäre wohl auch für mich ge¬
denschaft“ und der „Belinde wohl kaum genützt
wesen: gegen Eulenbergs „Beste Polizei heimlich
— und es scheint mir fast illoyal, für diese meine
einen Krieg zu führen? Ich nehme schwere Dinge
Auffassung die Stimmen führender Blätter zu
schwer — und harmlose Dinge harmlos. Gleich¬
zitieren.
wohl war es das Haus sich selbst und seiner Di¬
Aber verzeihen Sie, Herr Dr. Eulenberg, „ich
sziplin schuldig: gewissenhafte Arbeit auch an ein
habe mich" — nach Ihrer Ansicht — ja „heim¬
Spiel zu setzen, das der Heiterkeit eines Abends
lich hinter die Presse gemacht, soweit ich ihrer
dienen sollte. Das ist selbstverständlich geschehen
habhaft werden konnte. Glauben Sie das wirk¬
sowohl in Darstellung wie in Regie. Jeder
lich, obwohl Sie es schrieben? Glauben Sie wirk¬
einzelne, der an der Aufführung dieses Abends
lich, daß es einem Theaterleiter so große Freude
Tafelwasser
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hier auf dem
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wenn er sie in
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tun, statt daß er
zu erfüllen, wie
griffen hat.
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seinen Feind hi
verstand. Mein
rungen haben
Eulenberg, daß
stehen, nur weil
Aber immer
lenberg. Ueber
„seinen Streit
Tag kommen w.
wieder als „P.
ter Festspielaut¬
einem neuen
Mögen inzwisch
meinem Schatten

Schl
Einerseits
abend füllendes
schauer bloß ein
gesetzt wird. A
danten ein Kro
stellten Stücken
nicht Theaterlei
der Geburt verh
Linie der verstä
bestellt und da¬
Wichtiger al
zu unhöflich gef
wenn Jeßner
schätzt, warum
gedacht, ihn an
natürliche
gar, Salten un
mann ungewöhr
dieses zu nennen
zig Jahren in
führung für Be¬
selbe mit den
Stücken von S
ein immer nach
Mann. Das lo
modern frisierte
gezeichnete Man
Altersgenossen
Schnitzler
freundlichen
korrekte Antwor¬
mann hat
sehr formelle
eines Spi¬
mehr als so
ist ein freudi
Epochen notwe
romantischen
dorf auch nie
häuft.