Miscellaneous
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Argus Suisse et International de la Presse S. A.
23, Rue du Rhône - GENEVE
Adr. télégr.: Coupures-Genève- Tél. Stand 40.05
Bureau international de coupures de journaux.
Traductions de et en toutes langues.
Correspondants dans toutes les grandes villes.
Extrait du Journal:
Adresse:
Dete:
Deutsche Schriftsteller für Hatvany. Aus
Budapest wird gemeldet: Zugunsten des zu
eben Jahren Zuchthaus verurteilten Schriftstellers
Ludwig Haupty haben sich zahlreiche deutsche
Schriftsteller beim Ministerpräsident Grafen
Bethlen verwandt, u. : Albert Einstein,
Theodor Wolff, Gerhart Hann,
Thomas Mann, Heinrich Ludwig
Fulda, Hugo v. Hofmannsthal Stephan
Zweig, Felix Salten, Arthur Schnitzley,
Fritz v. Unruh, Franz Wersel, Einfür
Lewis, Max Reinhardt.
Lord Rothermere über die Verurteilung
Haanys.
Budapest, 11. Februar.
Das Ungarische Telegraphen-Korrespondenzbureau meldet
aus London: Lord Rothermere hat an die österreichischen
Schriftsteller Arthur Schnitzler und Felix Salten, die ihn
im Interesse des in Budapest verurteilten Schriftstellers Baron
Hatvany telegraphisch um Intervention ersucht haben, ein
Telegramm gerichtet, in welchem es unter anderm heißt: Baron
Havany wurde schwer bestraft, weil er gegen die ungarische
Regierung und die ungarische Nation eine gewaltsame Aktion
urgiert hat. Ich sehe meinerseits wenig Unterschied zwischen der
Kriegführung mit der Schreibjeder und dem Schwert, und
ich bin überzeugt, daß, wenn der betreffende Herr persönlich an
einer gewaltsamen Handlung teilgenommen hätte, seine Be¬
strafung unbestreitbar wäre. Wenn er bei einer gewaltsamen
Aktion eventuell auf frischer Tat ertappt worden wäre, würde er
wahrscheinlich an Ort und Stelle erschossen worden sein. In
diesen schweren Zeiten müssen die Schriftsteller weitestgehende
Zurückhaltung und Vorsicht in ihren Werken an den Tag legen.
Ich bin für die strengsten Strafen solchen Schriftstellern
gegenüber, die andere Leute leichtsinnig in Gefahren schicken, die
sie nicht auf sich nehmen, und die mit ihrer Tätigkeit bewußt Un¬
einigkeit und eventuell Revolution zu schüren trachten. Wie ich
die ungarische Jurisdiktion kenne, habe ich keinen Grund, zu
bezweifeln, daß in diesem Falle ein der Wahrheit entsprechendes
Urteil erbracht worden ist.
Es ist höchst merkwürdig, daß ein Engländer diesen Stand¬
punkt einnimmt, da doch Großbritannien traditionell seit Jahr¬
hunderten für volle Meinungsfreiheit eingetreten ist. So sehr
wir die Schreibweise des Barons Harvany verurteilen und so
wenig wir seine Handlungsweise begreifen, so sehr sind wir
davon überzeugt, daß eine Strafe von sieben Jahren Zuchthaus
für Exzesse der Feder eine Härte und Grausamkeit darstellt.
Lord Rothermere hat sich in Ungarn stärkste Beliebtheit er¬
worben durch sein öffentliches Eintreten für die Revision des
Friedensvertrages von Trianon.
Die Mehrheitsvorschläge in der
Antwort an Lord Rothermere.
Von Felix Sallen.
Die Antwort depesche des Lord Rothermere ist weder
an Arthur Schnitzler noch an mich gelangt. Ich habe
lediglich aus Zeitungsberichten davon Kenntnis, und ich
muß sagen, daß ihr Inhalt mir unglaublich erscheint.
Allerdings haben wir, Arthur Schnitzler ebenso wie ich, als
wir uns in Vertretung des Pen=Klubs an John
Galsworthy wendeten und zugleich an Lord Rothermere
depeschierten, einen Augenblick vergessen, daß Lord Rother¬
mere der Bruder des Lord Northcliffe ist! Nun, als North¬
cliffes Bruder muß Rothermere freilich wissen, daß es
Männer der Feder gibt, die Hunderttausende in den Tod
hetzen, während sie selbst in Sicherheit zu Hause bleiben.
Er scheint aber weder zu wissen noch wissen zu wollen,
daß Ludwig Hatvany nicht zu den Männern dieser Art
gehört.
Es ist richtig: das geschriebene Wort kann Revolutionen
entfesseln, und ich füge hinzu, es ist der Ruhm des ge¬
schrieben Wortes, daß es solche Wirkung zu üben vermag.
Es ist ferner richtig, daß in der Revolution, besonders in
der Gegenrevolution, Männer der Feder erschossen werden.
Lord Rothermere vergaß nur zu sagen, daß solche Männer
manchmal als Märtyrer verehrt werden. Er scheint wenig
Sinn für die Märtyrer des Geistes zu haben.
Was aber in der Revolution möglich ist, sollte jetzt, in
einer Zeit, in der immer wieder die Rückkehr zur Gerechtig¬
erkeit, zur Besonnenheit behauptet wird unmöglich sein,
nach
Ein Urteil, wie das über Ludwig Hatvany verhängte
bedeutet ungefähr so viel wie ein Todesurteil.
Lord Rothermere vergißt oder will vergessen, daß
Havany sich freiwillig gestellt hat.
Aber selbst wenn er als ein auf Fluchtversuch Ertappter
vor dem Richter gestanden wäre, nicht als freiwillig von
Heimweh und Reue Getriebener, selbst wenn er schuldig
wäre, müßte man über die Ruhe, sagen wir, erstaunen, mit
der ein Engländer, ein Angehöriger der europäischen
Kulturwelt, auf einen Verurteilten Steine wirft!
Die Aenderung des ungarischen
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Bureau international de coupures de journaux.
Traductions de et en toutes langues.
Correspondants dans toutes les grandes villes.
Extrait du Journal:
Adresse:
Dete:
Deutsche Schriftsteller für Hatvany. Aus
Budapest wird gemeldet: Zugunsten des zu
eben Jahren Zuchthaus verurteilten Schriftstellers
Ludwig Haupty haben sich zahlreiche deutsche
Schriftsteller beim Ministerpräsident Grafen
Bethlen verwandt, u. : Albert Einstein,
Theodor Wolff, Gerhart Hann,
Thomas Mann, Heinrich Ludwig
Fulda, Hugo v. Hofmannsthal Stephan
Zweig, Felix Salten, Arthur Schnitzley,
Fritz v. Unruh, Franz Wersel, Einfür
Lewis, Max Reinhardt.
Lord Rothermere über die Verurteilung
Haanys.
Budapest, 11. Februar.
Das Ungarische Telegraphen-Korrespondenzbureau meldet
aus London: Lord Rothermere hat an die österreichischen
Schriftsteller Arthur Schnitzler und Felix Salten, die ihn
im Interesse des in Budapest verurteilten Schriftstellers Baron
Hatvany telegraphisch um Intervention ersucht haben, ein
Telegramm gerichtet, in welchem es unter anderm heißt: Baron
Havany wurde schwer bestraft, weil er gegen die ungarische
Regierung und die ungarische Nation eine gewaltsame Aktion
urgiert hat. Ich sehe meinerseits wenig Unterschied zwischen der
Kriegführung mit der Schreibjeder und dem Schwert, und
ich bin überzeugt, daß, wenn der betreffende Herr persönlich an
einer gewaltsamen Handlung teilgenommen hätte, seine Be¬
strafung unbestreitbar wäre. Wenn er bei einer gewaltsamen
Aktion eventuell auf frischer Tat ertappt worden wäre, würde er
wahrscheinlich an Ort und Stelle erschossen worden sein. In
diesen schweren Zeiten müssen die Schriftsteller weitestgehende
Zurückhaltung und Vorsicht in ihren Werken an den Tag legen.
Ich bin für die strengsten Strafen solchen Schriftstellern
gegenüber, die andere Leute leichtsinnig in Gefahren schicken, die
sie nicht auf sich nehmen, und die mit ihrer Tätigkeit bewußt Un¬
einigkeit und eventuell Revolution zu schüren trachten. Wie ich
die ungarische Jurisdiktion kenne, habe ich keinen Grund, zu
bezweifeln, daß in diesem Falle ein der Wahrheit entsprechendes
Urteil erbracht worden ist.
Es ist höchst merkwürdig, daß ein Engländer diesen Stand¬
punkt einnimmt, da doch Großbritannien traditionell seit Jahr¬
hunderten für volle Meinungsfreiheit eingetreten ist. So sehr
wir die Schreibweise des Barons Harvany verurteilen und so
wenig wir seine Handlungsweise begreifen, so sehr sind wir
davon überzeugt, daß eine Strafe von sieben Jahren Zuchthaus
für Exzesse der Feder eine Härte und Grausamkeit darstellt.
Lord Rothermere hat sich in Ungarn stärkste Beliebtheit er¬
worben durch sein öffentliches Eintreten für die Revision des
Friedensvertrages von Trianon.
Die Mehrheitsvorschläge in der
Antwort an Lord Rothermere.
Von Felix Sallen.
Die Antwort depesche des Lord Rothermere ist weder
an Arthur Schnitzler noch an mich gelangt. Ich habe
lediglich aus Zeitungsberichten davon Kenntnis, und ich
muß sagen, daß ihr Inhalt mir unglaublich erscheint.
Allerdings haben wir, Arthur Schnitzler ebenso wie ich, als
wir uns in Vertretung des Pen=Klubs an John
Galsworthy wendeten und zugleich an Lord Rothermere
depeschierten, einen Augenblick vergessen, daß Lord Rother¬
mere der Bruder des Lord Northcliffe ist! Nun, als North¬
cliffes Bruder muß Rothermere freilich wissen, daß es
Männer der Feder gibt, die Hunderttausende in den Tod
hetzen, während sie selbst in Sicherheit zu Hause bleiben.
Er scheint aber weder zu wissen noch wissen zu wollen,
daß Ludwig Hatvany nicht zu den Männern dieser Art
gehört.
Es ist richtig: das geschriebene Wort kann Revolutionen
entfesseln, und ich füge hinzu, es ist der Ruhm des ge¬
schrieben Wortes, daß es solche Wirkung zu üben vermag.
Es ist ferner richtig, daß in der Revolution, besonders in
der Gegenrevolution, Männer der Feder erschossen werden.
Lord Rothermere vergaß nur zu sagen, daß solche Männer
manchmal als Märtyrer verehrt werden. Er scheint wenig
Sinn für die Märtyrer des Geistes zu haben.
Was aber in der Revolution möglich ist, sollte jetzt, in
einer Zeit, in der immer wieder die Rückkehr zur Gerechtig¬
erkeit, zur Besonnenheit behauptet wird unmöglich sein,
nach
Ein Urteil, wie das über Ludwig Hatvany verhängte
bedeutet ungefähr so viel wie ein Todesurteil.
Lord Rothermere vergißt oder will vergessen, daß
Havany sich freiwillig gestellt hat.
Aber selbst wenn er als ein auf Fluchtversuch Ertappter
vor dem Richter gestanden wäre, nicht als freiwillig von
Heimweh und Reue Getriebener, selbst wenn er schuldig
wäre, müßte man über die Ruhe, sagen wir, erstaunen, mit
der ein Engländer, ein Angehöriger der europäischen
Kulturwelt, auf einen Verurteilten Steine wirft!
Die Aenderung des ungarischen