VII, Verschiedenes 11, 1926–1929, Seite 37

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Miscellaneous
Und frei nach dem Volksbarden singe
ich wird süße Maderingen und wir
wenn nimmer lebt
Sollten Sie eine ausführlichere Be¬
schreibung dieser holden Weiblichkeit
wünschen, dann schicken Sie freund
lichst ein Rezensionsexemplar ihren
dankbar ergebenen
Julius Bauer.
DWIGKELLER.
Ich glaube nicht, daß man heute noch
wirklich so ein Geschöpf finden kann.
das man süßes Mädel nennt. Es ist
ja eigentlich noch gar nicht so lange
her, daß dieser Umschwung eingetreten
ist, aber er ist gründlich eingetreten.
Würde dieses süße Mädel“ heute noch
in unsere Zeit passen? Kann man heute
noch Frisuren von damals tragen? Wag¬
jemand noch heute eine solche Gestalt
zu haben? Es ist mehr als zweifelhaft
daß sie Mädeln sich in das Tempo
und den Trubel der modernen Großstadt
einfügen würden. Ein boxendes oder
Motorradfahrendes süßes Mädel“ ist
doch eine mehr groteske Vorstellung.
Nein, sie haben sich alle ganz und gar
verändert, an ihre Stelle ist das Girl
getreten. In allem und jedem ziemlich
das Gegenteil des süßen Mädel. Das
Girl ist unsentimental, meist sehr
genau, was es will, wie das Gewollte zu
erreichen ist, und hat sicher viel, viel
seltener ein gebrochenes Herz. Andere
Zeiten — andere Mädchen. Ob das gar
so zu bedauern ist? Ich entschlage mich
der Aussage.
HANSINIESE
Wenn ich es mir so recht genau über¬
lege, glaube ich doch, daß es noch ein
süßes Mädel gibt. Wenn nur die Haare
und der Rock nicht zu kurz, die Wangen
nicht zu sehr geschminkt, die Lippen
nicht zu rot nachgestrichen sind. Ich
bin ja nicht so rückständig, diese Sachen
Luise Kartouch als Juliette lermont,
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DIE BOHNE
alle in Bausch und
Die Bilder sind aus der Sammlung Raoul Kort
Bogen zu verurtei¬
len. Nur ein bil¬
chen gemildert soll¬
ten sie sein. Aber
dann findet man
unter solchen Mäd¬
chen noch so etwas,
was man süßes Ma¬
del nennen kann.
Wo? Entweder in
den ganz beschei¬
denen Schichten der
Bevölkerung oder
hie und da in der
Aristokratie. Ich
kenne schon noch
so ein paar Kom¬
tessern mit aller¬
liebst aufgestalten
Nasern.
zwischen
Was
diesen beiden Ex¬
tremen liegt, geht
manchmal in die
Irre. Ein falsch ver¬
standenes Paris
put ihnen im
Kopf herum, ihr
Rock darf dann
nur bis zu dem
halben Schenkel ge¬
hen und ihre Bluse
muß so durchsich¬
tig sein, daß jeder
schon von vorn¬
herein weiß, was
er da kriegen kann.
Allgemeines läßt
sich ja auch hier
nicht sagen. Ich
weiß von etlichen
Mädchen, die sich
beim Heranziehen
eines Lippenstiftes
mindestens der Dra¬
hung einer väter-
Die Opernballerine Lilly Berger, eines der berühmten Berger Mädeln,
lichen oder mütter¬
lichen
Ohrfeige,
wenn nicht sogar ihrer Tatsache
Aber ich meine, das kommt auf das
aussetzen würden
Mädel an. Ein süßes Mädel ist in
Ich habe auf meinen Gastspiel¬
meinen Augen nicht anders als ein
reisen viele Städte und Länder
Mädchen, das sub ist. Ich bin s...
geschen, aber die hier wachsen¬
nicht wahr?
den Mädchen habe ich noch
immer für die entzückendsten ge
halten. Ob mehr oder weniger
hübsch, das ist gar nicht so
wichtig, aber der Frühling lacht
ihnen aus den Augen; ob sie Geld
haben oder nicht, sie sind lustig,
munter, frisch. Kurz und gut
lieb geschrieben
-
sollen sie sein. Dann ist es wahr¬
lich genug.
HANS ASSIN
Das Mädel hat es vor
der Première der Anatol-Dialoge
und der „Liebele nie gegeben.
so wie es keine Nora , che
sen sie dichtete. Das sulle
Mädel ist also eine Erfindung
Meister Artur Schnitzlers und
ein Beweis zwingender dichteri-
scher Kraft; denn wir müssen
uns jetzt den Kopf zerbrechen,
ob es das sie Mädel, das es
nie gegeben hat, noch gibt.
VII.
Ich soll Ihnen sagen, ob es noch

das sie Mädel gibt? Warum
sollte es denn ausgestorben sein?
Marie Hotel (Burgtheater).