VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 59

2. Schnitzler's Death 2. Schnitzler's Death
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OBSERVER OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
Pi Prebur Pi Prebur
Grenzbote, Grenzbote,
vom: vom:
22. OKT. 1931 22. OKT. 1931
ter war Schnitzlerg erster großer Bühnenerfolg. In ter war Schnitzlerg erster großer Bühnenerfolg. In
Schriftsteller Arthur Schuihles Wien spielt auch das nächte Stück: Freiwild Schriftsteller Arthur Schuihles Wien spielt auch das nächte Stück: Freiwild
((1896). In diese Jahre fällt die Entstehung des ((1896). In diese Jahre fällt die Entstehung des
gestorben. gestorben.
„Reigen", zehn Szenen mit dem gleichen eroti¬ „Reigen", zehn Szenen mit dem gleichen eroti¬
CPB. Wien, 21. Oktober. Schriftsteller Ar¬ CPB. Wien, 21. Oktober. Schriftsteller Ar¬
schen Grundmotiv, die aber erst viel später ge¬ schen Grundmotiv, die aber erst viel später ge¬
thur Schnitzler ist heute um 18 Uhr 15 Minuten thur Schnitzler ist heute um 18 Uhr 15 Minuten
druckt und 1920, durchaus nicht dem Willen des Dich¬ druckt und 1920, durchaus nicht dem Willen des Dich¬
im Alter von 69 Jahren einem Hirnschlag erle¬ im Alter von 69 Jahren einem Hirnschlag erle¬
ters entsprechend, unter dem Widerspruch rechtsste¬ ters entsprechend, unter dem Widerspruch rechtsste¬
gen. gen.
hender Kreise aufgeführt wurden. Schnitzlers Werke hender Kreise aufgeführt wurden. Schnitzlers Werke
reihen sich nun in rascher Folge. Es erschienen: „Das reihen sich nun in rascher Folge. Es erschienen: „Das
Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in
Vermächtnis“ (1897), die drei Einakter: „Paracel¬ Vermächtnis“ (1897), die drei Einakter: „Paracel¬
Wien geboren, als Sohn des ord. Professors an der Wien geboren, als Sohn des ord. Professors an der
sus", „Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu" (1898), sus", „Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu" (1898),
Wiener Universität, Dr. Johann Schnitzler, eines Wiener Universität, Dr. Johann Schnitzler, eines
sein Drama: „Der Schleier der Beatrice“ (1899), sein Drama: „Der Schleier der Beatrice“ (1899),
Laryngologen von Bedeutung, zu dessen Patienten¬ Laryngologen von Bedeutung, zu dessen Patienten¬
dann der Einaktercyklus: „Lebendige Stunden", dann der Einaktercyklus: „Lebendige Stunden",
kreis viele prominente Schauspieler und Sänger ge¬ kreis viele prominente Schauspieler und Sänger ge¬
woraus besonders „Literatur“ hervorragt (1901), woraus besonders „Literatur“ hervorragt (1901),
hörten. Schnitzler studierte gleichfalls Medizin in hörten. Schnitzler studierte gleichfalls Medizin in
das Drama „Der einsame Weg“ (1908), die Komö¬ das Drama „Der einsame Weg“ (1908), die Komö¬
Wien, promovierte 1885 und war, nachdem er Wien, promovierte 1885 und war, nachdem er
die „Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jah¬ die „Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jah¬
(1886—1889) auf verschiedennen Kliniken praktizier (1886—1889) auf verschiedennen Kliniken praktizier
re eine neue Einakterreihe: „Marionetten". „Der re eine neue Einakterreihe: „Marionetten". „Der
und auch eine Reise zum Studium der hygienischen und auch eine Reise zum Studium der hygienischen
junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen Jo¬ junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen Jo¬
Einrichtungen nach London und Paris unternommen Einrichtungen nach London und Paris unternommen
sef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr zu sef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr zu
hatte, bis 1893 Assistent seines Vaters an der Wie¬ hatte, bis 1893 Assistent seines Vaters an der Wie¬
spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den Ta¬ spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den Ta¬
ner allgemeinen Polyklinik. Den militärärztlichen ner allgemeinen Polyklinik. Den militärärztlichen
gen der Besetzung Wiens durch Napoleon I. (er¬ gen der Besetzung Wiens durch Napoleon I. (er¬
Dienst, in den Schnitzler später trat, mußte er nach Dienst, in den Schnitzler später trat, mußte er nach
schienen 1909). Diesem Werke folgte „Das weite schienen 1909). Diesem Werke folgte „Das weite
der Publikation seines „Leutnant Gusti“ aufgeben der Publikation seines „Leutnant Gusti“ aufgeben
Land“ (1910), eine Tragikomödie des Alterns und Land“ (1910), eine Tragikomödie des Alterns und
und bald widmete er sich ausschließlich der Literatur und bald widmete er sich ausschließlich der Literatur
1912 „Professor Berhardi“, ein Schauspiel aus dem 1912 „Professor Berhardi“, ein Schauspiel aus dem
Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in Schnitz¬ Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in Schnitz¬
ärztlichen Beruf, bei seiner Aufführung von poli¬ ärztlichen Beruf, bei seiner Aufführung von poli¬
lers Vaterhaus herrschte, die enge Berührung mit lers Vaterhaus herrschte, die enge Berührung mit
tischen Gruppen vielumstritten. Im Jahre 1915 er¬ tischen Gruppen vielumstritten. Im Jahre 1915 er¬
der sogenannten guten Gesellschaft der 80er und der sogenannten guten Gesellschaft der 80er und
schienen drei Einakter unter dem Titel: „Komödie schienen drei Einakter unter dem Titel: „Komödie
90er Jahre, einer eigenartigen spezifisch österreichi¬ 90er Jahre, einer eigenartigen spezifisch österreichi¬
der Worte", 1917 das schwache „Fink und Flieder¬ der Worte", 1917 das schwache „Fink und Flieder¬
schen Mischung von heterogenen Elementen, von schen Mischung von heterogenen Elementen, von
busch“ 1919 „Die Schwestern oder Casanova in busch“ 1919 „Die Schwestern oder Casanova in
Gelehrten, Großkaufleuten, Advokaten, Künstlern, Gelehrten, Großkaufleuten, Advokaten, Künstlern,
Spa“, 1924 „Komödie der Verführung“ und 1925 die¬ Spa“, 1924 „Komödie der Verführung“ und 1925 die¬
Bankiers u. a., der enge Kontakt mit den Größen der Bankiers u. a., der enge Kontakt mit den Größen der
dramatische Dichtung: „Der Gang zum Weiher dramatische Dichtung: „Der Gang zum Weiher
„ersten deutschen Bühne“, des Burgtheaters, vie in „ersten deutschen Bühne“, des Burgtheaters, vie in
seines Vaters Hause aus= und eingingen, beeinflu߬ seines Vaters Hause aus= und eingingen, beeinflu߬
ten Schnitzlers Entwicklung; dieses Jugendmilieu ten Schnitzlers Entwicklung; dieses Jugendmilieu
drückt seinem späteren Schaffen nicht weniger den drückt seinem späteren Schaffen nicht weniger den
Stempel auf wie sein ärz licher Beruf. Stempel auf wie sein ärz licher Beruf.
Von kleineren, längst vergessenen Frühprodukten Von kleineren, längst vergessenen Frühprodukten
#ist sein erstes, aufsehenerregendes und in der dama¬ #ist sein erstes, aufsehenerregendes und in der dama¬
ligen Zeit als kühn empfundenes Werk: „Anatol“, ligen Zeit als kühn empfundenes Werk: „Anatol“,
Sein nächstes und zugleich das erste aufgeführte Sein nächstes und zugleich das erste aufgeführte
Werk war „Das Märchen“ (1893). In der gleich Werk war „Das Märchen“ (1893). In der gleich
den vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu den vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu
entnommenen „Liebelei“, Schnitzlers seinerzeit entnommenen „Liebelei“, Schnitzlers seinerzeit
meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatolmotiv meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatolmotiv
wieder. Dessen Uraufführung (1895) am Burg hea¬ wieder. Dessen Uraufführung (1895) am Burg hea¬