VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 68

12. 12.
chnitzlers Death chnitzlers Death
box 42/6 box 42/6

letzten Jahren über verschiedene Beschwerden, letzten Jahren über verschiedene Beschwerden,
auch, der Selbstmord seiner Tochter hat ihm sehr auch, der Selbstmord seiner Tochter hat ihm sehr
niedergedrückt. Aber er war nicht krank im niedergedrückt. Aber er war nicht krank im
eigentlichen Sinne und mußte nie in der letzten eigentlichen Sinne und mußte nie in der letzten
Zeit das Bett hüten. Heute vormittag unternahm Zeit das Bett hüten. Heute vormittag unternahm
er noch einen Spaziergang, von dem er um er noch einen Spaziergang, von dem er um
Uhr nach Hause zurückkehrte. Um viertel Uhr nach Hause zurückkehrte. Um viertel
12 Uhr fand ihn seine Sekretärin, im Arbeits¬ 12 Uhr fand ihn seine Sekretärin, im Arbeits¬
zimmer bewußtlos auf dem Boden liegen. Man zimmer bewußtlos auf dem Boden liegen. Man
brachte ihn sofort zu Bett, doch hat er bis zu brachte ihn sofort zu Bett, doch hat er bis zu
seinem Tod nicht mehr das Bewußtsein wieder¬ seinem Tod nicht mehr das Bewußtsein wieder¬
erlangt. Eine Gehirnblutung war eingetreten, so erlangt. Eine Gehirnblutung war eingetreten, so
daß er sich nicht einen Augenblick seines nahen daß er sich nicht einen Augenblick seines nahen
Todes bewußt wurde. Er hat oubar auch nicht Todes bewußt wurde. Er hat oubar auch nicht
gelitten. Um viertel 7 Uhr trat Atemlähmung gelitten. Um viertel 7 Uhr trat Atemlähmung
ein; er starb sanft. ein; er starb sanft.
An dem Sterbelager weilte sein sofort be¬ An dem Sterbelager weilte sein sofort be¬
rufener Bruder Hofrat Univ.=Prof. Primarius rufener Bruder Hofrat Univ.=Prof. Primarius
Dr. Julius Schnitzler und die übrigen in Dr. Julius Schnitzler und die übrigen in
Wien weilenden Angehörigen. Vorläufig sind Wien weilenden Angehörigen. Vorläufig sind
noch keine Verfügungen über die Leichenfeier ge¬ noch keine Verfügungen über die Leichenfeier ge¬
troffen worden. troffen worden.
Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in
Wien geboren, als Sohn des Professors an der Wien geboren, als Sohn des Professors an der
Wiener Universität, Dr. Johann Schnitzler, eines Wiener Universität, Dr. Johann Schnitzler, eines
Laryngologen von Bedeutung. Schnitzler studierte Laryngologen von Bedeutung. Schnitzler studierte
gleichfalls Medizin in Wien, promenierte 1885 und gleichfalls Medizin in Wien, promenierte 1885 und
war bis 1893 Assistent seines Vaters an der Wiener war bis 1893 Assistent seines Vaters an der Wiener
allgemeinen Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst, allgemeinen Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst,
in den Schnitzler später trat, mußte er nach der in den Schnitzler später trat, mußte er nach der
Publikation seines „Leutnant Gustl“ aufgeben und Publikation seines „Leutnant Gustl“ aufgeben und
bald widmete er sich ausschließlich der Literatur. bald widmete er sich ausschließlich der Literatur.
Von kleineren, längst vergessenen Frühprodukten, Von kleineren, längst vergessenen Frühprodukten,
die in der „Deutschen Wochenschrift" (1886) und in die in der „Deutschen Wochenschrift" (1886) und in
der lange nicht mehr bestehenden Zeitschrift „An der der lange nicht mehr bestehenden Zeitschrift „An der
schönen blauen Donau (1889) erschienen sind, i schönen blauen Donau (1889) erschienen sind, i
sein erstes, aufsehenerregendes und in der damaligen sein erstes, aufsehenerregendes und in der damaligen
Zeit als kühn empfundenes Werk: „Anatol", eine Zeit als kühn empfundenes Werk: „Anatol", eine
Reihe von dramatischen Dialogen, die mit ihren Reihe von dramatischen Dialogen, die mit ihren
scharf beobachteten Menschen und deren graziöser scharf beobachteten Menschen und deren graziöser
Sprache in einer fast spielerischen Art schon die Sprache in einer fast spielerischen Art schon die
Eigenart von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬ Eigenart von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬
stes und zugleich das erste aufgeführte Werk war stes und zugleich das erste aufgeführte Werk war
„Das Märchen“ (1893). In der „Liebelei", seiner¬ „Das Märchen“ (1893). In der „Liebelei", seiner¬
zeit meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬ zeit meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬
motiv wieder; die Urauffuhrung (1895) am Burg¬ motiv wieder; die Urauffuhrung (1895) am Burg¬
theater war Schnitzlers erster großer Bühnenerfolg. theater war Schnitzlers erster großer Bühnenerfolg.
In Wien spielt auch das nächste Stück: „Freiwild In Wien spielt auch das nächste Stück: „Freiwild
(1897). In diese Jahre fällt die Entstehung des (1897). In diese Jahre fällt die Entstehung des
„Reigen", zehn Szenen mit dem gleichen erotischer „Reigen", zehn Szenen mit dem gleichen erotischer
Grundmotiv, die aber erst viel spater gedruckt und Grundmotiv, die aber erst viel spater gedruckt und
1920, durchaus nicht dem Willen des Dichters ent¬ 1920, durchaus nicht dem Willen des Dichters ent¬
sprechend, unter dem Widerspruch rechtsstehender sprechend, unter dem Widerspruch rechtsstehender
Kreise aufgeführt wurden. Schnitzlers Werke reihen Kreise aufgeführt wurden. Schnitzlers Werke reihen
sich nun in rascher Folge. Es erschienen: „Das Ver¬ sich nun in rascher Folge. Es erschienen: „Das Ver¬
machtnis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus" machtnis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus"
„Die Gefährtin, „Der grüne Kakadu" (1898), sein „Die Gefährtin, „Der grüne Kakadu" (1898), sein
Drama: „Der Schleier der Beatrice" (1899), dann Drama: „Der Schleier der Beatrice" (1899), dann
der Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus der Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus
besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das Drama besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das Drama
„Der einsame Weg" (1903), die Komödie „Zwischen¬ „Der einsame Weg" (1903), die Komödie „Zwischen¬
piel“ (1904); ferner im gleichen Jahre eine neue piel“ (1904); ferner im gleichen Jahre eine neue
Einakterreihe: „Marionetten". „Der junge Medar¬ Einakterreihe: „Marionetten". „Der junge Medar¬
dus" erschien 1909. Diesem Werke folgte „Das weite dus" erschien 1909. Diesem Werke folgte „Das weite
Land" (1910), eine Tragikomödie des Alterns, und Land" (1910), eine Tragikomödie des Alterns, und
1912 „Professor Berhardi", ein Schauspiel aus dem 1912 „Professor Berhardi", ein Schauspiel aus dem
ärztlichen Beruf, bei seiner Aufführung von poli¬ ärztlichen Beruf, bei seiner Aufführung von poli¬
tischen Gruppen vielumstritten. 1915 erschienen dre tischen Gruppen vielumstritten. 1915 erschienen dre
Einakter unter dem Titel: „Komödie der Worte" Einakter unter dem Titel: „Komödie der Worte"
1917 „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die Schwestern 1917 „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die Schwestern
oder Casanova in Spa“, 1924 „Komödie der Ver¬ oder Casanova in Spa“, 1924 „Komödie der Ver¬
führung" und 1925 die dramatische Dichtung: „Der führung" und 1925 die dramatische Dichtung: „Der
Gang zum Weiher“. Gang zum Weiher“.
Schnitzlers Eigenart und großes Talent offen¬ Schnitzlers Eigenart und großes Talent offen¬
bart sich nicht weniger in seinen erzählenden Werken. bart sich nicht weniger in seinen erzählenden Werken.
1892 erschien „Sterben", 1894 „Die Blumen", 1895 1892 erschien „Sterben", 1894 „Die Blumen", 1895
„Ein Abschied, 1896 „Die Frau des Weisen, 1897 „Ein Abschied, 1896 „Die Frau des Weisen, 1897
„Der Ehrentag“ und „Die Toten schweigen", 1900 „Der Ehrentag“ und „Die Toten schweigen", 1900
„Andreas Thalmayer", „Der blinde Geronimo" wie „Andreas Thalmayer", „Der blinde Geronimo" wie
auch die Novelle Leutnant Gustl“; ferner im gleichen auch die Novelle Leutnant Gustl“; ferner im gleichen
Jahre: „Frau Berta Garlan", dann „Die griechische Jahre: „Frau Berta Garlan", dann „Die griechische
Tänzerin“ (1902), „Weissagung" (1904), „Das neue Tänzerin“ (1902), „Weissagung" (1904), „Das neue
Lied“ (1905), „Der Tod des Junggesellen" (1907), Lied“ (1905), „Der Tod des Junggesellen" (1907),
„Der tote Gabriel“ (1908), „Das Tagebuch der „Der tote Gabriel“ (1908), „Das Tagebuch der
Redegonda“ (1900), „Der Morder“ (1910), „Dreifache Redegonda“ (1900), „Der Morder“ (1910), „Dreifache
Warnung“ und „Hirtenflöte" (1911), „Frau Beate Warnung“ und „Hirtenflöte" (1911), „Frau Beate
und ihr Sohn“ (1913), „Doktor Gräsler, Vadearzt und ihr Sohn“ (1913), „Doktor Gräsler, Vadearzt
(1917), „Casanovas Heimfahrt“ (1918). Schnitzlers (1917), „Casanovas Heimfahrt“ (1918). Schnitzlers
neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else“ (1924), neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else“ (1924),
eine in ihrer schwierigen Form geradezu meister¬ eine in ihrer schwierigen Form geradezu meister¬
hafte Novelle, „Die Frau des Richters“ (1925) und hafte Novelle, „Die Frau des Richters“ (1925) und
als letztes „Traumnovelle“ (1926). Alle diese Werke als letztes „Traumnovelle“ (1926). Alle diese Werke
sind durchwegs kürzere Arbeiten erzählenden In¬ sind durchwegs kürzere Arbeiten erzählenden In¬
halts, Novellen und Noveletten. Schnitzlers ein¬ halts, Novellen und Noveletten. Schnitzlers ein¬
ziger großer Roman erschien 1908: „Der Weg ins ziger großer Roman erschien 1908: „Der Weg ins
Freie", eine großgesehene Synthese des geistigen Freie", eine großgesehene Synthese des geistigen
Wiener Lebens zur Zeit der letzten Jahrhundert¬ Wiener Lebens zur Zeit der letzten Jahrhundert¬
wende. wende.