VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 70

Alterns und 1912 „Professor Berhardi“ Alterns und 1912 „Professor Berhardi“
Artur Schnitzler unerwartet Artur Schnitzler unerwartet
Schauspiel aus dem ärztlichen Beruf. Im Jahre Schauspiel aus dem ärztlichen Beruf. Im Jahre
1915 erschienen drei Einakter unter dem Titel 1915 erschienen drei Einakter unter dem Titel
gestorben. gestorben.
„Komödie der Worte“, 1917 das schwache „Fink „Komödie der Worte“, 1917 das schwache „Fink
Wien, 21. Oktober. (Priv.=Tel.) Heute abends Wien, 21. Oktober. (Priv.=Tel.) Heute abends
und Fliederbusch“, 1919 „Die Schwestern oder und Fliederbusch“, 1919 „Die Schwestern oder
Casanova in Spa", 1924 „Komödie der Ver¬ Casanova in Spa", 1924 „Komödie der Ver¬
um ¼7 Uhr ist in seiner Döblinger Villa Dr. um ¼7 Uhr ist in seiner Döblinger Villa Dr.
führung" und 1925 die dramatische Dichtung führung" und 1925 die dramatische Dichtung
Artur Schnitzler unerwartet einer Gehirn¬ Artur Schnitzler unerwartet einer Gehirn¬
„Der Gang zum Weiher“ „Der Gang zum Weiher“
blutung erlegen. Der Tod Dr. Schnitzlers kam blutung erlegen. Der Tod Dr. Schnitzlers kam
Schnitzlers Eigenart und großes Talent offen¬ Schnitzlers Eigenart und großes Talent offen¬
selbst seiner nächsten Umgebung überraschend selbst seiner nächsten Umgebung überraschend
bart sich nicht weniger in seinen erzählenden bart sich nicht weniger in seinen erzählenden
Wohl klagte er in den letzten Jahren über ver¬ Wohl klagte er in den letzten Jahren über ver¬
Werken. 1892 erschien „Sterben“, das die letzten Werken. 1892 erschien „Sterben“, das die letzten
Tage eines Schwindsüchtigen mit Scharfem, aber Tage eines Schwindsüchtigen mit Scharfem, aber
schiedene Beschwerden. Doch war er nie krank schiedene Beschwerden. Doch war er nie krank
auch peinlichem Realismus schildert. 1894 „Die auch peinlichem Realismus schildert. 1894 „Die
im eigentlichen Sinne und mußte auch nie in im eigentlichen Sinne und mußte auch nie in
Blumen“ 1895 „Ein Abschied“. 1896 „Die Frau Blumen“ 1895 „Ein Abschied“. 1896 „Die Frau
der letzten Zeit das Bett hüten. Heute vormit¬ der letzten Zeit das Bett hüten. Heute vormit¬
des Weisen“, 1897 „Der Ehrentag“" und „Die des Weisen“, 1897 „Der Ehrentag“" und „Die
tags unternahm Schnitzler einen Spaziergang tags unternahm Schnitzler einen Spaziergang
Toten schweigen“, 1900 „Andreas Thalmayer“ Toten schweigen“, 1900 „Andreas Thalmayer“
„Der blinde Geronimo“ wie auch die Novelle „Der blinde Geronimo“ wie auch die Novelle
von dem er gegen 11 Uhr nach Hause zurück¬ von dem er gegen 11 Uhr nach Hause zurück¬
„Leutnant Gustl“; ferner im gleichen Jahre „Leutnant Gustl“; ferner im gleichen Jahre
kehrte. Kurz darauf wurde er bewußtlos am kehrte. Kurz darauf wurde er bewußtlos am
„Frau Berta Garlan", dann „Die griechische „Frau Berta Garlan", dann „Die griechische
Boden liegend in seinem Arbeitszimmer auf¬ Boden liegend in seinem Arbeitszimmer auf¬
Tänzerin“ (1902), „Weissagung" (1904). „Das Tänzerin“ (1902), „Weissagung" (1904). „Das
neue Lied“ (1905). „Der Tod des Junggesellen neue Lied“ (1905). „Der Tod des Junggesellen
gefunden und wurde im bewußtlosen Zustande gefunden und wurde im bewußtlosen Zustande
(1907), „Der tote Gabriel“ (1908). „Das Tage¬ (1907), „Der tote Gabriel“ (1908). „Das Tage¬
zu Bett gebracht. Dr. Schnitzler hat bis zun zu Bett gebracht. Dr. Schnitzler hat bis zun
buch der Redegonda“ (1909). „Der Mörder buch der Redegonda“ (1909). „Der Mörder
Eintritt des Todes das Bewußtsein nicht mehr Eintritt des Todes das Bewußtsein nicht mehr
(1910), „Dreisache Warnung“ und „Hirten¬ (1910), „Dreisache Warnung“ und „Hirten¬
erlangt. Um ¼7 Uhr abends trat Atem¬ erlangt. Um ¼7 Uhr abends trat Atem¬
flöte" (1911), „Frau Beate und ihr Sohn flöte" (1911), „Frau Beate und ihr Sohn
(1913), „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917) (1913), „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917)
lähmung ein. An seinem Krankenlager lähmung ein. An seinem Krankenlager
„Casanovas Heimfahrt“ (1918). Schnitzlers „Casanovas Heimfahrt“ (1918). Schnitzlers
weilte sein sofort berufener Bruder Univer¬ weilte sein sofort berufener Bruder Univer¬
neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else
sitätsprofessor Hofrat Primarius Dr. Julius sitätsprofessor Hofrat Primarius Dr. Julius
(1924). eine in ihrer schwierigen Form gerade¬ (1924). eine in ihrer schwierigen Form gerade¬
Schnitzler und die übrigen in Wien weilenden Schnitzler und die übrigen in Wien weilenden
zu meisterhafte Novelle, „Die Frau des Rich¬ zu meisterhafte Novelle, „Die Frau des Rich¬
ters“ (1925) und als letztes „Traumnovelle“ ters“ (1925) und als letztes „Traumnovelle“
Verwandten. Noch am Abend wurde durch Verwandten. Noch am Abend wurde durch
(1926). Alle diese Werke sind durchwegs kür¬ (1926). Alle diese Werke sind durchwegs kür¬
einen Amtsarzt die Leichenbeschauung vorge¬ einen Amtsarzt die Leichenbeschauung vorge¬
zere Arbeiten erzählenden Inhalts. Novellen zere Arbeiten erzählenden Inhalts. Novellen
nommen. Vorläufig sind noch keine Disposi¬ nommen. Vorläufig sind noch keine Disposi¬
und Noveletten. Schnitzlers einziget großer und Noveletten. Schnitzlers einziget großer
tionen über die Leichenfeier getroffen. Man tionen über die Leichenfeier getroffen. Man
will die Ankunft seines in Berlin weilenden Roman erschien 1908 „Der Weg ins Freie will die Ankunft seines in Berlin weilenden Roman erschien 1908 „Der Weg ins Freie
Sohnes, der sofort vom Tode des Vaters ver- eine groß gesehene Synthese des geistigen Wie Sohnes, der sofort vom Tode des Vaters ver- eine groß gesehene Synthese des geistigen Wie
ner Lebens zur Zeit der letzten Jahrhundert¬ ner Lebens zur Zeit der letzten Jahrhundert¬
ständigt wurde, abwarten. ständigt wurde, abwarten.
wende. wende.
Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862
in Wien geboren, als Sohn des ordentlichen in Wien geboren, als Sohn des ordentlichen
Professors an der Wiener Universität Dr. Jo¬ Professors an der Wiener Universität Dr. Jo¬
hann Schnitzler, eines Laryngologen von Be¬ hann Schnitzler, eines Laryngologen von Be¬
deutung. Schnitzler studierte gleichfalls Medi¬ deutung. Schnitzler studierte gleichfalls Medi¬
zin in Wien, promovierte 1885 und war, nach¬ zin in Wien, promovierte 1885 und war, nach¬
dem er (1886--1889) auf verschiedenen Kliniken dem er (1886--1889) auf verschiedenen Kliniken
praktiziert und auch eine Reise zum Studium praktiziert und auch eine Reise zum Studium
der hygienischen Einrichtungen nach London der hygienischen Einrichtungen nach London
und Paris unternommen hatte, bis 1893 Assi¬ und Paris unternommen hatte, bis 1893 Assi¬
stent seines Vaters an der Wiener allgemeinen stent seines Vaters an der Wiener allgemeinen
Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst, in den Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst, in den
Schnitzler später trat, mußte er nach der Pu¬ Schnitzler später trat, mußte er nach der Pu¬
blikation seines „Leutnant Gustl“ aufgeben und blikation seines „Leutnant Gustl“ aufgeben und
bald widmete er sich ausschließlich der Literatur. bald widmete er sich ausschließlich der Literatur.
Von kleineren, längst vergessenen Frühpro¬ Von kleineren, längst vergessenen Frühpro¬
dukten, die in der „Deutschen Wochenschrift dukten, die in der „Deutschen Wochenschrift
(1886) und in der lange nicht mehr bestehen¬ (1886) und in der lange nicht mehr bestehen¬
den Zeitschrift „An der schönen blauen Donau“ den Zeitschrift „An der schönen blauen Donau“
(1889) erschienen sind, ist sein erstes, aufsehen¬ (1889) erschienen sind, ist sein erstes, aufsehen¬
erregendes und in der damaligen Zeit als kühn erregendes und in der damaligen Zeit als kühn
empfundenes Werk: „Anatol“, eine Reihe von empfundenes Werk: „Anatol“, eine Reihe von
dramatischen Dialogen, die mit ihren scharf be¬ dramatischen Dialogen, die mit ihren scharf be¬
obachteten Menschen und deren graziöser Sprache obachteten Menschen und deren graziöser Sprache
in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬ in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬
art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬ art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬
stes und zugleich das erste aufgeführte Werk stes und zugleich das erste aufgeführte Werk
war „Das Märchen“ (1893). In der gleich den war „Das Märchen“ (1893). In der gleich den
vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu
entnommenen „Liebelei“, Schnitzlers seinerzei entnommenen „Liebelei“, Schnitzlers seinerzei
meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬ meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬
motiv wider. Dessen Uraufführung (1895) am motiv wider. Dessen Uraufführung (1895) am
Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬ Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬
nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste
Stück „Freiwild“ (1896). In diese Jahre fällt Stück „Freiwild“ (1896). In diese Jahre fällt
die Entstehung des „Reigen“, zehn Szenen mit die Entstehung des „Reigen“, zehn Szenen mit
dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber
erst viel später gedruckt und 1920, durchaus erst viel später gedruckt und 1920, durchaus
nicht dem Willen des Dichters entsprechend, un¬ nicht dem Willen des Dichters entsprechend, un¬
ter dem Widerspruch weitester Kreise aufge¬ ter dem Widerspruch weitester Kreise aufge¬
führt wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun führt wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun
in rascher Folge. Es erschienen: „Das Ver¬ in rascher Folge. Es erschienen: „Das Ver¬
mächtnis“ (1897), die drei Einakter „Paracel¬ mächtnis“ (1897), die drei Einakter „Paracel¬
sus". „Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu“ sus". „Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu“
(1898), sein Darama „Der Schleier der Bea¬ (1898), sein Darama „Der Schleier der Bea¬
trice" (1899), dann der Einakterzyklus „Leben¬ trice" (1899), dann der Einakterzyklus „Leben¬
dige Stunden“, woraus besonders „Literatur dige Stunden“, woraus besonders „Literatur
hervorragt (1901), dac Drama „Der einsame hervorragt (1901), dac Drama „Der einsame
Weg“ (1903), die Komödie „Zwischenspiel Weg“ (1903), die Komödie „Zwischenspiel
(1904); ferner im gleichen Jahre eine neue (1904); ferner im gleichen Jahre eine neue
Einakterreihe „Marionetten“. „Der junge Me¬ Einakterreihe „Marionetten“. „Der junge Me¬
dardus“, dessen Titelrolle, dem großen Jose dardus“, dessen Titelrolle, dem großen Jose
Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr zu Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr zu
spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den
Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1. Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1.
(erschienen 1909). Diesem Werke folgte „Das (erschienen 1909). Diesem Werke folgte „Das
weite Land“ (1910), eine Tragikomödie des weite Land“ (1910), eine Tragikomödie des