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Neue Lodzer Zeitung Neue Lodzer Zeitung
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KunstWissen KunstWissen
Zu Arthur Schnitzlers Zu Arthur Schnitzlers
Tode. Tode.
Wie wir schon mitgeteilt haben, ist am Mitt¬ Wie wir schon mitgeteilt haben, ist am Mitt¬
woch abend der bekannte Dichter Dr. Arthur Schnitz woch abend der bekannte Dichter Dr. Arthur Schnitz
ler im 70. Lebensjahre einem Schlaganfall erlegen. ler im 70. Lebensjahre einem Schlaganfall erlegen.
Arthur Schnitzler, der noch in den letzten Tagen ver= Arthur Schnitzler, der noch in den letzten Tagen ver=
schiedene Freunde und Bekannte besucht hatte, unter¬ schiedene Freunde und Bekannte besucht hatte, unter¬
Doch sehr rasch wuchs er über das Lokale hin¬ Doch sehr rasch wuchs er über das Lokale hin¬
nahm am Mittwoch früh wie gewöhnlich seinen Mor= aus. In Berlin faßte man, seine vornehme, geistige nahm am Mittwoch früh wie gewöhnlich seinen Mor= aus. In Berlin faßte man, seine vornehme, geistige
genspaziergang, von dem er kurz nach 11 Uhr in genspaziergang, von dem er kurz nach 11 Uhr in
Qualität erkennend, alsbald Interesse für ihn, und Qualität erkennend, alsbald Interesse für ihn, und
seine Wohnung zurückkehrte. Bald darauf klagte er seine Wohnung zurückkehrte. Bald darauf klagte er
ganz Deutschland stimmte dem zu. Auch Paris, ganz Deutschland stimmte dem zu. Auch Paris,
seiner Wirtschafterin gegenüber — Arthur Schnitzler London, New York und die anderen Weltstädte lie¬ seiner Wirtschafterin gegenüber — Arthur Schnitzler London, New York und die anderen Weltstädte lie¬
lebte von seiner Frau geschieden — über leichtes Un¬ lebte von seiner Frau geschieden — über leichtes Un¬
ßen sich von Schnitzler wililg erobern. Seinem be¬ ßen sich von Schnitzler wililg erobern. Seinem be¬
wohlsein. Gegen mittag, als Arthur Schnitzler in wohlsein. Gegen mittag, als Arthur Schnitzler in
strickenden Scharm konnte eben niemand widerstehen. strickenden Scharm konnte eben niemand widerstehen.
seinem Arbeitszimmer saß, brach er plötzlich be¬ seinem Arbeitszimmer saß, brach er plötzlich be¬
Und seine kultivierte vibrierende Empfindsamkeit ge¬ Und seine kultivierte vibrierende Empfindsamkeit ge¬
wußtlos zusammen. Wie der Arzt später feststellte, wann ihm die Herzen, namentlich der Frauen. Sein wußtlos zusammen. Wie der Arzt später feststellte, wann ihm die Herzen, namentlich der Frauen. Sein
infolge einer Gehirnblutung. Ohne das Bewußt¬ infolge einer Gehirnblutung. Ohne das Bewußt¬
erster großer Erfolg wurde (1895) „Liebelei“. Alle erster großer Erfolg wurde (1895) „Liebelei“. Alle
sein wiedererlangt zu haben, verstarb der Dichter sein wiedererlangt zu haben, verstarb der Dichter
Eigenschaften des Menschen und Künstlers Schnitzler Eigenschaften des Menschen und Künstlers Schnitzler
in den Abendstunden um 6,45 Uhr. Die Nachricht blitzten darin auf, seine ganze Liebenswürdigkeit, all in den Abendstunden um 6,45 Uhr. Die Nachricht blitzten darin auf, seine ganze Liebenswürdigkeit, all
von seinem Tode riefe allenthalben tiefste Teil von seinem Tode riefe allenthalben tiefste Teil
seine Grazie, nicht minder seine von Technik umwit¬ seine Grazie, nicht minder seine von Technik umwit¬
nahme hervor. nahme hervor.
terte, ironische Lebensstimmung. Aber darüber hin¬ terte, ironische Lebensstimmung. Aber darüber hin¬
aus zeigte sich, wie sicher er das Szenische der Büh¬ aus zeigte sich, wie sicher er das Szenische der Büh¬
ne beherrschte. ne beherrschte.
Mit „Freiwild“, dem „Einsamen Weg", den Mit „Freiwild“, dem „Einsamen Weg", den
Einaktern des „Grünen Kakadu“, dann später dem Einaktern des „Grünen Kakadu“, dann später dem
„Jungen Medardus", dem „Weiten Land“, „Fink „Jungen Medardus", dem „Weiten Land“, „Fink
und Fliederbusch", un nur einige der wichtigsten und Fliederbusch", un nur einige der wichtigsten
Komödien zu nennen, faßte Schnitzler weiter festen Komödien zu nennen, faßte Schnitzler weiter festen
Fuß auf der Bühne. Und erst die neueste, gewiß Fuß auf der Bühne. Und erst die neueste, gewiß
nicht besonders erfreuliche Entwicklung hat ihn ei nicht besonders erfreuliche Entwicklung hat ihn ei
nen seltneren Gast auf den Brettern werden lassen. nen seltneren Gast auf den Brettern werden lassen.
Gelegentlich gab es auch Streit um ihn — welch ech¬ Gelegentlich gab es auch Streit um ihn — welch ech¬
tem Dramatiker hätte der fehlen dürfen! Wer er¬ tem Dramatiker hätte der fehlen dürfen! Wer er¬
innert sich nicht der Skandale und des Prozesses, die innert sich nicht der Skandale und des Prozesses, die
sich — wann war es doch eigentlich? — um die Dia¬ sich — wann war es doch eigentlich? — um die Dia¬
logserie „Der Reigen“ entspann? Lang, lang ists logserie „Der Reigen“ entspann? Lang, lang ists
her, möchte man sagen. Ach, und es war doch bei¬ her, möchte man sagen. Ach, und es war doch bei¬
nahe vorgestern. nahe vorgestern.
Doch nicht dem Dramatiker allein darf man in Doch nicht dem Dramatiker allein darf man in
Schnitzler huldigen. Er war auch ein überaus feiner Schnitzler huldigen. Er war auch ein überaus feiner
Arthur Schnitzler. Arthur Schnitzler.
Erzähler. Hier ganz besonders zeigt sich eine seiner Erzähler. Hier ganz besonders zeigt sich eine seiner
erlesensten Gaben: seine eminent subtile Kunst zer¬ erlesensten Gaben: seine eminent subtile Kunst zer¬
Ganz überrraschend kommt diese Nachricht. Mit gliedernder Seelenmalerei. Zumal in seinen Novel¬ Ganz überrraschend kommt diese Nachricht. Mit gliedernder Seelenmalerei. Zumal in seinen Novel¬
Schnitzler sinkt ein lebendiges Stück von Wiens Kai Schnitzler sinkt ein lebendiges Stück von Wiens Kai
len, vor allem in „Dämmerseelen“, dann auch in len, vor allem in „Dämmerseelen“, dann auch in
serzeit ins Grad. Innerlich wurzelt er ganz in de serzeit ins Grad. Innerlich wurzelt er ganz in de
„Masken und Wunder“, „Frau Beate und ihr Sohn „Masken und Wunder“, „Frau Beate und ihr Sohn
ren Atmosphäre. Die neue Zeit, mit ihrem so völ= und zuletzt noch „Fräulein Else“, entwickelt sich höch¬ ren Atmosphäre. Die neue Zeit, mit ihrem so völ= und zuletzt noch „Fräulein Else“, entwickelt sich höch¬
lig anders eingestellten, viel strafferen, viel derbe¬ lig anders eingestellten, viel strafferen, viel derbe¬
ste Meisterschaft in prägnantester Kürze. Kaum ste Meisterschaft in prägnantester Kürze. Kaum
ren Lebenstempo, ist seinem zarten und gemächlichen minder verraten Schnitzlers Romane, vor allem „Der ren Lebenstempo, ist seinem zarten und gemächlichen minder verraten Schnitzlers Romane, vor allem „Der
Wesen im Seelischen stets ferngeblieben. Wesen im Seelischen stets ferngeblieben.
Weg is Freie“, den hohen Könner wie überall auch Weg is Freie“, den hohen Könner wie überall auch
Denn Schnitzler war ein stiller, nachdenklicher, Denn Schnitzler war ein stiller, nachdenklicher,
den stimmungsvollen Poeten. Und fast allenthalben den stimmungsvollen Poeten. Und fast allenthalben
ironischer Lebensgenießer. Diesem Wiener Typ ge¬ ironischer Lebensgenießer. Diesem Wiener Typ ge¬
ist es die Wiener Atmosphäre, die uns umstrickt; ist es die Wiener Atmosphäre, die uns umstrickt;
hört er an, diesen Typ hat er — in wahrhaft klassi= manchmal gestreift von einem wärmenden Hauch hört er an, diesen Typ hat er — in wahrhaft klassi= manchmal gestreift von einem wärmenden Hauch
scher Weise, darf man sagen — fixiert. Er schuf ihn, des Südens. Die ganze Klaviatur des wienerischen scher Weise, darf man sagen — fixiert. Er schuf ihn, des Südens. Die ganze Klaviatur des wienerischen
noch ols junger Mensch, in seinem „Anatol“, zunächst noch ols junger Mensch, in seinem „Anatol“, zunächst
Empfindens hat er wie ein Virtuose beherrscht, wohl Empfindens hat er wie ein Virtuose beherrscht, wohl
wohl kaum dabei an die Bühne denkend. In den wohl kaum dabei an die Bühne denkend. In den
hie und da mit leiser zweiflerischer Kühle, niemals hie und da mit leiser zweiflerischer Kühle, niemals
verschiedensten Lebenslagen, doch nie ohne Verliebt verschiedensten Lebenslagen, doch nie ohne Verliebt
mit innerer Kälte. Jedenfalls, unter allen, die nach mit innerer Kälte. Jedenfalls, unter allen, die nach
heit, auch nie ohne selbstpersiflierende Schmerzlichkeit, ihm kamen im so reichen Wiener Reigen der Ta¬ heit, auch nie ohne selbstpersiflierende Schmerzlichkeit, ihm kamen im so reichen Wiener Reigen der Ta¬
zeigt uns Schnitzler diesen eleganten Wiener Jüng zeigt uns Schnitzler diesen eleganten Wiener Jüng
lente, gibt es keinen, der ihm nicht irgendwie inner¬ lente, gibt es keinen, der ihm nicht irgendwie inner¬
ling — von dessen Lebensberuf, falls er einen ha= lich verpflichtet gewesen wäre. Sein Einfluß auf die ling — von dessen Lebensberuf, falls er einen ha= lich verpflichtet gewesen wäre. Sein Einfluß auf die
Stilbildung war wohl noch durchgreifender als bei Stilbildung war wohl noch durchgreifender als bei
ben sollte, wir nichts ahnen, in dessen leichtbeweg ben sollte, wir nichts ahnen, in dessen leichtbeweg
Hofmannsthal. Wie die gesamte deutsche Dichtung Hofmannsthal. Wie die gesamte deutsche Dichtung
liches, leichtentzündliches Herz wir aber Zug für Zug liches, leichtentzündliches Herz wir aber Zug für Zug
so verliert insbesondere Wien in ihm eine seiner re¬ so verliert insbesondere Wien in ihm eine seiner re¬
hineinschauen. Ein Kaffeehaus = Lebejüngling mag hineinschauen. Ein Kaffeehaus = Lebejüngling mag
präsentativsten Erscheinungen. Schon jetzt planten präsentativsten Erscheinungen. Schon jetzt planten
er wohl sein, wenn auch von der verfeinertesten Art er wohl sein, wenn auch von der verfeinertesten Art
manche Wiener Bühnen zu Schnitzlers 70. Geburts¬ manche Wiener Bühnen zu Schnitzlers 70. Geburts¬
Wäre er dies nicht, er wäre ja kein echter Wiener Wäre er dies nicht, er wäre ja kein echter Wiener
Und so ist denn auch Schnitzler selbst von einem lite= tage, den er am 15. Mai des kommenden Jahres Und so ist denn auch Schnitzler selbst von einem lite= tage, den er am 15. Mai des kommenden Jahres
hätte feiern sollen, Aufführungen seiner Dramen. hätte feiern sollen, Aufführungen seiner Dramen.
rarisch-interessierten Koffeehauskreise natürlich unte rarisch-interessierten Koffeehauskreise natürlich unte
Weihen Hermann Bahrs, zunächst entdeckt worden. Weihen Hermann Bahrs, zunächst entdeckt worden.
Leider werden es jetzt Totenfeiern werden. Leider werden es jetzt Totenfeiern werden.
Gleichlam ein Wiener Lokalereianie. Gleichlam ein Wiener Lokalereianie.
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Zu Arthur Schnitzlers Zu Arthur Schnitzlers
Tode. Tode.
Wie wir schon mitgeteilt haben, ist am Mitt¬ Wie wir schon mitgeteilt haben, ist am Mitt¬
woch abend der bekannte Dichter Dr. Arthur Schnitz woch abend der bekannte Dichter Dr. Arthur Schnitz
ler im 70. Lebensjahre einem Schlaganfall erlegen. ler im 70. Lebensjahre einem Schlaganfall erlegen.
Arthur Schnitzler, der noch in den letzten Tagen ver= Arthur Schnitzler, der noch in den letzten Tagen ver=
schiedene Freunde und Bekannte besucht hatte, unter¬ schiedene Freunde und Bekannte besucht hatte, unter¬
Doch sehr rasch wuchs er über das Lokale hin¬ Doch sehr rasch wuchs er über das Lokale hin¬
nahm am Mittwoch früh wie gewöhnlich seinen Mor= aus. In Berlin faßte man, seine vornehme, geistige nahm am Mittwoch früh wie gewöhnlich seinen Mor= aus. In Berlin faßte man, seine vornehme, geistige
genspaziergang, von dem er kurz nach 11 Uhr in genspaziergang, von dem er kurz nach 11 Uhr in
Qualität erkennend, alsbald Interesse für ihn, und Qualität erkennend, alsbald Interesse für ihn, und
seine Wohnung zurückkehrte. Bald darauf klagte er seine Wohnung zurückkehrte. Bald darauf klagte er
ganz Deutschland stimmte dem zu. Auch Paris, ganz Deutschland stimmte dem zu. Auch Paris,
seiner Wirtschafterin gegenüber — Arthur Schnitzler London, New York und die anderen Weltstädte lie¬ seiner Wirtschafterin gegenüber — Arthur Schnitzler London, New York und die anderen Weltstädte lie¬
lebte von seiner Frau geschieden — über leichtes Un¬ lebte von seiner Frau geschieden — über leichtes Un¬
ßen sich von Schnitzler wililg erobern. Seinem be¬ ßen sich von Schnitzler wililg erobern. Seinem be¬
wohlsein. Gegen mittag, als Arthur Schnitzler in wohlsein. Gegen mittag, als Arthur Schnitzler in
strickenden Scharm konnte eben niemand widerstehen. strickenden Scharm konnte eben niemand widerstehen.
seinem Arbeitszimmer saß, brach er plötzlich be¬ seinem Arbeitszimmer saß, brach er plötzlich be¬
Und seine kultivierte vibrierende Empfindsamkeit ge¬ Und seine kultivierte vibrierende Empfindsamkeit ge¬
wußtlos zusammen. Wie der Arzt später feststellte, wann ihm die Herzen, namentlich der Frauen. Sein wußtlos zusammen. Wie der Arzt später feststellte, wann ihm die Herzen, namentlich der Frauen. Sein
infolge einer Gehirnblutung. Ohne das Bewußt¬ infolge einer Gehirnblutung. Ohne das Bewußt¬
erster großer Erfolg wurde (1895) „Liebelei“. Alle erster großer Erfolg wurde (1895) „Liebelei“. Alle
sein wiedererlangt zu haben, verstarb der Dichter sein wiedererlangt zu haben, verstarb der Dichter
Eigenschaften des Menschen und Künstlers Schnitzler Eigenschaften des Menschen und Künstlers Schnitzler
in den Abendstunden um 6,45 Uhr. Die Nachricht blitzten darin auf, seine ganze Liebenswürdigkeit, all in den Abendstunden um 6,45 Uhr. Die Nachricht blitzten darin auf, seine ganze Liebenswürdigkeit, all
von seinem Tode riefe allenthalben tiefste Teil von seinem Tode riefe allenthalben tiefste Teil
seine Grazie, nicht minder seine von Technik umwit¬ seine Grazie, nicht minder seine von Technik umwit¬
nahme hervor. nahme hervor.
terte, ironische Lebensstimmung. Aber darüber hin¬ terte, ironische Lebensstimmung. Aber darüber hin¬
aus zeigte sich, wie sicher er das Szenische der Büh¬ aus zeigte sich, wie sicher er das Szenische der Büh¬
ne beherrschte. ne beherrschte.
Mit „Freiwild“, dem „Einsamen Weg", den Mit „Freiwild“, dem „Einsamen Weg", den
Einaktern des „Grünen Kakadu“, dann später dem Einaktern des „Grünen Kakadu“, dann später dem
„Jungen Medardus", dem „Weiten Land“, „Fink „Jungen Medardus", dem „Weiten Land“, „Fink
und Fliederbusch", un nur einige der wichtigsten und Fliederbusch", un nur einige der wichtigsten
Komödien zu nennen, faßte Schnitzler weiter festen Komödien zu nennen, faßte Schnitzler weiter festen
Fuß auf der Bühne. Und erst die neueste, gewiß Fuß auf der Bühne. Und erst die neueste, gewiß
nicht besonders erfreuliche Entwicklung hat ihn ei nicht besonders erfreuliche Entwicklung hat ihn ei
nen seltneren Gast auf den Brettern werden lassen. nen seltneren Gast auf den Brettern werden lassen.
Gelegentlich gab es auch Streit um ihn — welch ech¬ Gelegentlich gab es auch Streit um ihn — welch ech¬
tem Dramatiker hätte der fehlen dürfen! Wer er¬ tem Dramatiker hätte der fehlen dürfen! Wer er¬
innert sich nicht der Skandale und des Prozesses, die innert sich nicht der Skandale und des Prozesses, die
sich — wann war es doch eigentlich? — um die Dia¬ sich — wann war es doch eigentlich? — um die Dia¬
logserie „Der Reigen“ entspann? Lang, lang ists logserie „Der Reigen“ entspann? Lang, lang ists
her, möchte man sagen. Ach, und es war doch bei¬ her, möchte man sagen. Ach, und es war doch bei¬
nahe vorgestern. nahe vorgestern.
Doch nicht dem Dramatiker allein darf man in Doch nicht dem Dramatiker allein darf man in
Schnitzler huldigen. Er war auch ein überaus feiner Schnitzler huldigen. Er war auch ein überaus feiner
Arthur Schnitzler. Arthur Schnitzler.
Erzähler. Hier ganz besonders zeigt sich eine seiner Erzähler. Hier ganz besonders zeigt sich eine seiner
erlesensten Gaben: seine eminent subtile Kunst zer¬ erlesensten Gaben: seine eminent subtile Kunst zer¬
Ganz überrraschend kommt diese Nachricht. Mit gliedernder Seelenmalerei. Zumal in seinen Novel¬ Ganz überrraschend kommt diese Nachricht. Mit gliedernder Seelenmalerei. Zumal in seinen Novel¬
Schnitzler sinkt ein lebendiges Stück von Wiens Kai Schnitzler sinkt ein lebendiges Stück von Wiens Kai
len, vor allem in „Dämmerseelen“, dann auch in len, vor allem in „Dämmerseelen“, dann auch in
serzeit ins Grad. Innerlich wurzelt er ganz in de serzeit ins Grad. Innerlich wurzelt er ganz in de
„Masken und Wunder“, „Frau Beate und ihr Sohn „Masken und Wunder“, „Frau Beate und ihr Sohn
ren Atmosphäre. Die neue Zeit, mit ihrem so völ= und zuletzt noch „Fräulein Else“, entwickelt sich höch¬ ren Atmosphäre. Die neue Zeit, mit ihrem so völ= und zuletzt noch „Fräulein Else“, entwickelt sich höch¬
lig anders eingestellten, viel strafferen, viel derbe¬ lig anders eingestellten, viel strafferen, viel derbe¬
ste Meisterschaft in prägnantester Kürze. Kaum ste Meisterschaft in prägnantester Kürze. Kaum
ren Lebenstempo, ist seinem zarten und gemächlichen minder verraten Schnitzlers Romane, vor allem „Der ren Lebenstempo, ist seinem zarten und gemächlichen minder verraten Schnitzlers Romane, vor allem „Der
Wesen im Seelischen stets ferngeblieben. Wesen im Seelischen stets ferngeblieben.
Weg is Freie“, den hohen Könner wie überall auch Weg is Freie“, den hohen Könner wie überall auch
Denn Schnitzler war ein stiller, nachdenklicher, Denn Schnitzler war ein stiller, nachdenklicher,
den stimmungsvollen Poeten. Und fast allenthalben den stimmungsvollen Poeten. Und fast allenthalben
ironischer Lebensgenießer. Diesem Wiener Typ ge¬ ironischer Lebensgenießer. Diesem Wiener Typ ge¬
ist es die Wiener Atmosphäre, die uns umstrickt; ist es die Wiener Atmosphäre, die uns umstrickt;
hört er an, diesen Typ hat er — in wahrhaft klassi= manchmal gestreift von einem wärmenden Hauch hört er an, diesen Typ hat er — in wahrhaft klassi= manchmal gestreift von einem wärmenden Hauch
scher Weise, darf man sagen — fixiert. Er schuf ihn, des Südens. Die ganze Klaviatur des wienerischen scher Weise, darf man sagen — fixiert. Er schuf ihn, des Südens. Die ganze Klaviatur des wienerischen
noch ols junger Mensch, in seinem „Anatol“, zunächst noch ols junger Mensch, in seinem „Anatol“, zunächst
Empfindens hat er wie ein Virtuose beherrscht, wohl Empfindens hat er wie ein Virtuose beherrscht, wohl
wohl kaum dabei an die Bühne denkend. In den wohl kaum dabei an die Bühne denkend. In den
hie und da mit leiser zweiflerischer Kühle, niemals hie und da mit leiser zweiflerischer Kühle, niemals
verschiedensten Lebenslagen, doch nie ohne Verliebt verschiedensten Lebenslagen, doch nie ohne Verliebt
mit innerer Kälte. Jedenfalls, unter allen, die nach mit innerer Kälte. Jedenfalls, unter allen, die nach
heit, auch nie ohne selbstpersiflierende Schmerzlichkeit, ihm kamen im so reichen Wiener Reigen der Ta¬ heit, auch nie ohne selbstpersiflierende Schmerzlichkeit, ihm kamen im so reichen Wiener Reigen der Ta¬
zeigt uns Schnitzler diesen eleganten Wiener Jüng zeigt uns Schnitzler diesen eleganten Wiener Jüng
lente, gibt es keinen, der ihm nicht irgendwie inner¬ lente, gibt es keinen, der ihm nicht irgendwie inner¬
ling — von dessen Lebensberuf, falls er einen ha= lich verpflichtet gewesen wäre. Sein Einfluß auf die ling — von dessen Lebensberuf, falls er einen ha= lich verpflichtet gewesen wäre. Sein Einfluß auf die
Stilbildung war wohl noch durchgreifender als bei Stilbildung war wohl noch durchgreifender als bei
ben sollte, wir nichts ahnen, in dessen leichtbeweg ben sollte, wir nichts ahnen, in dessen leichtbeweg
Hofmannsthal. Wie die gesamte deutsche Dichtung Hofmannsthal. Wie die gesamte deutsche Dichtung
liches, leichtentzündliches Herz wir aber Zug für Zug liches, leichtentzündliches Herz wir aber Zug für Zug
so verliert insbesondere Wien in ihm eine seiner re¬ so verliert insbesondere Wien in ihm eine seiner re¬
hineinschauen. Ein Kaffeehaus = Lebejüngling mag hineinschauen. Ein Kaffeehaus = Lebejüngling mag
präsentativsten Erscheinungen. Schon jetzt planten präsentativsten Erscheinungen. Schon jetzt planten
er wohl sein, wenn auch von der verfeinertesten Art er wohl sein, wenn auch von der verfeinertesten Art
manche Wiener Bühnen zu Schnitzlers 70. Geburts¬ manche Wiener Bühnen zu Schnitzlers 70. Geburts¬
Wäre er dies nicht, er wäre ja kein echter Wiener Wäre er dies nicht, er wäre ja kein echter Wiener
Und so ist denn auch Schnitzler selbst von einem lite= tage, den er am 15. Mai des kommenden Jahres Und so ist denn auch Schnitzler selbst von einem lite= tage, den er am 15. Mai des kommenden Jahres
hätte feiern sollen, Aufführungen seiner Dramen. hätte feiern sollen, Aufführungen seiner Dramen.
rarisch-interessierten Koffeehauskreise natürlich unte rarisch-interessierten Koffeehauskreise natürlich unte
Weihen Hermann Bahrs, zunächst entdeckt worden. Weihen Hermann Bahrs, zunächst entdeckt worden.
Leider werden es jetzt Totenfeiern werden. Leider werden es jetzt Totenfeiern werden.
Gleichlam ein Wiener Lokalereianie. Gleichlam ein Wiener Lokalereianie.