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Schnitzler's Death Schnitzler's Death
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Er hat als Anatol jenen melancholisch-heiteren, Er hat als Anatol jenen melancholisch-heiteren,
himmelhoch jauchzend verzagten Philosophen und himmelhoch jauchzend verzagten Philosophen und
Nichtstuer gezeichnet, der, halb Hamlet mit Erden¬ Nichtstuer gezeichnet, der, halb Hamlet mit Erden¬
schwere, halb sorgloser Casanova, jener glückliche schwere, halb sorgloser Casanova, jener glückliche
Oesterreicher war, von dem schon das historische Oesterreicher war, von dem schon das historische
Sprichwort gesagt hatte, daß er heiraten solle. Er Sprichwort gesagt hatte, daß er heiraten solle. Er
hat im „Leutnant Gustl“ den Werther in hat im „Leutnant Gustl“ den Werther in
Uniform erkannt, dem das Leben zu schwer und Uniform erkannt, dem das Leben zu schwer und
das Sterben zu leicht schien. Er ließ als „Pro¬ das Sterben zu leicht schien. Er ließ als „Pro¬
fessor Bernhardi“ jenen charmanten Fron¬ fessor Bernhardi“ jenen charmanten Fron¬
deur auf die Bühne kommen, der trotzen und ver¬ deur auf die Bühne kommen, der trotzen und ver¬
zichten mußte, wie sein heißes Blut es ihm be¬ zichten mußte, wie sein heißes Blut es ihm be¬
fahl. Kaum ein Zweiter in seiner Zeit hat wie fahl. Kaum ein Zweiter in seiner Zeit hat wie
Schnitzler den österreichischen Menschen mit seinen Schnitzler den österreichischen Menschen mit seinen
Fehlern und Lastern, mit seinen Tugenden und Fehlern und Lastern, mit seinen Tugenden und
Talenten geschildert, und in dem Spiegel, den er Talenten geschildert, und in dem Spiegel, den er
vorhielt, hat mancher das Leid und die Sehnsucht vorhielt, hat mancher das Leid und die Sehnsucht
seiner zwiespä ge. Seele erkannt. seiner zwiespä ge. Seele erkannt.
Im Cottage, dem Villenviertel der Makart¬ Im Cottage, dem Villenviertel der Makart¬
Bürger, stand sein Haus. Fern vom lauten Ge¬ Bürger, stand sein Haus. Fern vom lauten Ge¬
sellschaftstreiben der habsburgischen Residenz lebte sellschaftstreiben der habsburgischen Residenz lebte
er seinen Büchern und seinen Kindern. Die er seinen Büchern und seinen Kindern. Die
Tochter Lili, mit einem italienischen Offizier ver¬ Tochter Lili, mit einem italienischen Offizier ver¬
heiratet, starb vor vier Jahren in Venedig. Ihren heiratet, starb vor vier Jahren in Venedig. Ihren
frühen Tod hat Schnitzler nie verschmerzt. Sein frühen Tod hat Schnitzler nie verschmerzt. Sein
Sohn Heinrich ist Schauspieler am Berliner Sohn Heinrich ist Schauspieler am Berliner
Staatstheater. Staatstheater.
Ein Schlaganfall hat den Siebzigjährigen, dessen Ein Schlaganfall hat den Siebzigjährigen, dessen
Jubelgeburtstag in wenigen Monaten eine große Jubelgeburtstag in wenigen Monaten eine große
Feier geworden wäre, aus dem Erdenleben erlöst. Feier geworden wäre, aus dem Erdenleben erlöst.
Er starb als ein Einsamer, der er zeitlebens ge¬ Er starb als ein Einsamer, der er zeitlebens ge¬
wesen. wesen.
Nun muß Anatol, in Trauer um seinen litera¬ Nun muß Anatol, in Trauer um seinen litera¬
rischen Vater, den schwarzen Flor anlegen. Doch rischen Vater, den schwarzen Flor anlegen. Doch
das „süße Mädel", das Astern und bunte Blumen das „süße Mädel", das Astern und bunte Blumen
sein Grab im Herbstwind brächte, das gibt sein Grab im Herbstwind brächte, das gibt
es nicht mehr. „Es hat geheiratet oder es trägt es nicht mehr. „Es hat geheiratet oder es trägt
Seidenstrümpfe" — sagte Schnitzler selbst einmal Seidenstrümpfe" — sagte Schnitzler selbst einmal
auf die Frage, was aus den Mitzis und Annies auf die Frage, was aus den Mitzis und Annies
einer besseren und lustigeren Zeit geworden sein einer besseren und lustigeren Zeit geworden sein
mag. Sie starben noch vor ihm. mag. Sie starben noch vor ihm.
Wenn man ihm aber in Wien ein Denkmal Wenn man ihm aber in Wien ein Denkmal
setzen will, dann soll man den „Sommerheiden¬ setzen will, dann soll man den „Sommerheiden¬
weg" nach ihm benennen. Dort sind noch immer weg" nach ihm benennen. Dort sind noch immer
die schönsten Bäume und Plätzchen im Schnitz¬ die schönsten Bäume und Plätzchen im Schnitz¬
Erik Krünen. Erik Krünen.
lerischen Wien ... lerischen Wien ...
Der Tod am Schreibtisch. Der Tod am Schreibtisch.
Drahtbericht unseres Korrespondenten. Drahtbericht unseres Korrespondenten.
sy. Wien, 22. Oktober. Arthur Schnitzler sy. Wien, 22. Oktober. Arthur Schnitzler
wohnte noch Dienstag abend einer Theatervor¬ wohnte noch Dienstag abend einer Theatervor¬
stellung bei, um die Schauspielerin Sibylle Binder stellung bei, um die Schauspielerin Sibylle Binder
zu sehen. Nach dem Theater soupierte er in zu sehen. Nach dem Theater soupierte er in
größerer Gesellschaft und verbrachte dann eine größerer Gesellschaft und verbrachte dann eine
ruhige Nacht. Gestern morgen fühlte er sich außer¬ ruhige Nacht. Gestern morgen fühlte er sich außer¬
ordentlich wohl und unternahm seinen gewohnten ordentlich wohl und unternahm seinen gewohnten
Morgenspaziergang, obwohl er in den Morgenspaziergang, obwohl er in den
vorhergehenden Tagen häufig an Beklemmungen vorhergehenden Tagen häufig an Beklemmungen
und Uebelkeiten litt, die er als Arzt einer Herz¬ und Uebelkeiten litt, die er als Arzt einer Herz¬
schwäche zuschrieb. Nach der Rückkehr von seinem schwäche zuschrieb. Nach der Rückkehr von seinem
Spaziergang machte er sich sofoßt an die Arbeit Spaziergang machte er sich sofoßt an die Arbeit
in seinem Studierzimmer. Er wurde bald darauf in seinem Studierzimmer. Er wurde bald darauf
von seiner Sekretärin bewußtsos auf dem Boden von seiner Sekretärin bewußtsos auf dem Boden
liegend aufgefunden. Arthup Schnitzler erwachte liegend aufgefunden. Arthup Schnitzler erwachte
nicht mehr zum Bewußtsein, bis er um ¾7 Uhr nicht mehr zum Bewußtsein, bis er um ¾7 Uhr
abends an einer Atemlähmung verschied. abends an einer Atemlähmung verschied.
In letzter Zeit arbeitese Schnitzler an einer In letzter Zeit arbeitese Schnitzler an einer
aStückes „Lauf aStückes „Lauf
neuen Kaleinem 70. Gebirtotage neuen Kaleinem 70. Gebirtotage
enben sollte. Der Dichter enben sollte. Der Dichter
trug si trug si
daneben auch daneben auch
mit der Absicht, seine mit der Absicht, seine
dramatische Historie "Der dramatische Historie "Der
Junge edruen Junge edruen
Tonfilm unzuxxbei en Tonfilm unzuxxbei en
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
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Er hat als Anatol jenen melancholisch-heiteren, Er hat als Anatol jenen melancholisch-heiteren,
himmelhoch jauchzend verzagten Philosophen und himmelhoch jauchzend verzagten Philosophen und
Nichtstuer gezeichnet, der, halb Hamlet mit Erden¬ Nichtstuer gezeichnet, der, halb Hamlet mit Erden¬
schwere, halb sorgloser Casanova, jener glückliche schwere, halb sorgloser Casanova, jener glückliche
Oesterreicher war, von dem schon das historische Oesterreicher war, von dem schon das historische
Sprichwort gesagt hatte, daß er heiraten solle. Er Sprichwort gesagt hatte, daß er heiraten solle. Er
hat im „Leutnant Gustl“ den Werther in hat im „Leutnant Gustl“ den Werther in
Uniform erkannt, dem das Leben zu schwer und Uniform erkannt, dem das Leben zu schwer und
das Sterben zu leicht schien. Er ließ als „Pro¬ das Sterben zu leicht schien. Er ließ als „Pro¬
fessor Bernhardi“ jenen charmanten Fron¬ fessor Bernhardi“ jenen charmanten Fron¬
deur auf die Bühne kommen, der trotzen und ver¬ deur auf die Bühne kommen, der trotzen und ver¬
zichten mußte, wie sein heißes Blut es ihm be¬ zichten mußte, wie sein heißes Blut es ihm be¬
fahl. Kaum ein Zweiter in seiner Zeit hat wie fahl. Kaum ein Zweiter in seiner Zeit hat wie
Schnitzler den österreichischen Menschen mit seinen Schnitzler den österreichischen Menschen mit seinen
Fehlern und Lastern, mit seinen Tugenden und Fehlern und Lastern, mit seinen Tugenden und
Talenten geschildert, und in dem Spiegel, den er Talenten geschildert, und in dem Spiegel, den er
vorhielt, hat mancher das Leid und die Sehnsucht vorhielt, hat mancher das Leid und die Sehnsucht
seiner zwiespä ge. Seele erkannt. seiner zwiespä ge. Seele erkannt.
Im Cottage, dem Villenviertel der Makart¬ Im Cottage, dem Villenviertel der Makart¬
Bürger, stand sein Haus. Fern vom lauten Ge¬ Bürger, stand sein Haus. Fern vom lauten Ge¬
sellschaftstreiben der habsburgischen Residenz lebte sellschaftstreiben der habsburgischen Residenz lebte
er seinen Büchern und seinen Kindern. Die er seinen Büchern und seinen Kindern. Die
Tochter Lili, mit einem italienischen Offizier ver¬ Tochter Lili, mit einem italienischen Offizier ver¬
heiratet, starb vor vier Jahren in Venedig. Ihren heiratet, starb vor vier Jahren in Venedig. Ihren
frühen Tod hat Schnitzler nie verschmerzt. Sein frühen Tod hat Schnitzler nie verschmerzt. Sein
Sohn Heinrich ist Schauspieler am Berliner Sohn Heinrich ist Schauspieler am Berliner
Staatstheater. Staatstheater.
Ein Schlaganfall hat den Siebzigjährigen, dessen Ein Schlaganfall hat den Siebzigjährigen, dessen
Jubelgeburtstag in wenigen Monaten eine große Jubelgeburtstag in wenigen Monaten eine große
Feier geworden wäre, aus dem Erdenleben erlöst. Feier geworden wäre, aus dem Erdenleben erlöst.
Er starb als ein Einsamer, der er zeitlebens ge¬ Er starb als ein Einsamer, der er zeitlebens ge¬
wesen. wesen.
Nun muß Anatol, in Trauer um seinen litera¬ Nun muß Anatol, in Trauer um seinen litera¬
rischen Vater, den schwarzen Flor anlegen. Doch rischen Vater, den schwarzen Flor anlegen. Doch
das „süße Mädel", das Astern und bunte Blumen das „süße Mädel", das Astern und bunte Blumen
sein Grab im Herbstwind brächte, das gibt sein Grab im Herbstwind brächte, das gibt
es nicht mehr. „Es hat geheiratet oder es trägt es nicht mehr. „Es hat geheiratet oder es trägt
Seidenstrümpfe" — sagte Schnitzler selbst einmal Seidenstrümpfe" — sagte Schnitzler selbst einmal
auf die Frage, was aus den Mitzis und Annies auf die Frage, was aus den Mitzis und Annies
einer besseren und lustigeren Zeit geworden sein einer besseren und lustigeren Zeit geworden sein
mag. Sie starben noch vor ihm. mag. Sie starben noch vor ihm.
Wenn man ihm aber in Wien ein Denkmal Wenn man ihm aber in Wien ein Denkmal
setzen will, dann soll man den „Sommerheiden¬ setzen will, dann soll man den „Sommerheiden¬
weg" nach ihm benennen. Dort sind noch immer weg" nach ihm benennen. Dort sind noch immer
die schönsten Bäume und Plätzchen im Schnitz¬ die schönsten Bäume und Plätzchen im Schnitz¬
Erik Krünen. Erik Krünen.
lerischen Wien ... lerischen Wien ...
Der Tod am Schreibtisch. Der Tod am Schreibtisch.
Drahtbericht unseres Korrespondenten. Drahtbericht unseres Korrespondenten.
sy. Wien, 22. Oktober. Arthur Schnitzler sy. Wien, 22. Oktober. Arthur Schnitzler
wohnte noch Dienstag abend einer Theatervor¬ wohnte noch Dienstag abend einer Theatervor¬
stellung bei, um die Schauspielerin Sibylle Binder stellung bei, um die Schauspielerin Sibylle Binder
zu sehen. Nach dem Theater soupierte er in zu sehen. Nach dem Theater soupierte er in
größerer Gesellschaft und verbrachte dann eine größerer Gesellschaft und verbrachte dann eine
ruhige Nacht. Gestern morgen fühlte er sich außer¬ ruhige Nacht. Gestern morgen fühlte er sich außer¬
ordentlich wohl und unternahm seinen gewohnten ordentlich wohl und unternahm seinen gewohnten
Morgenspaziergang, obwohl er in den Morgenspaziergang, obwohl er in den
vorhergehenden Tagen häufig an Beklemmungen vorhergehenden Tagen häufig an Beklemmungen
und Uebelkeiten litt, die er als Arzt einer Herz¬ und Uebelkeiten litt, die er als Arzt einer Herz¬
schwäche zuschrieb. Nach der Rückkehr von seinem schwäche zuschrieb. Nach der Rückkehr von seinem
Spaziergang machte er sich sofoßt an die Arbeit Spaziergang machte er sich sofoßt an die Arbeit
in seinem Studierzimmer. Er wurde bald darauf in seinem Studierzimmer. Er wurde bald darauf
von seiner Sekretärin bewußtsos auf dem Boden von seiner Sekretärin bewußtsos auf dem Boden
liegend aufgefunden. Arthup Schnitzler erwachte liegend aufgefunden. Arthup Schnitzler erwachte
nicht mehr zum Bewußtsein, bis er um ¾7 Uhr nicht mehr zum Bewußtsein, bis er um ¾7 Uhr
abends an einer Atemlähmung verschied. abends an einer Atemlähmung verschied.
In letzter Zeit arbeitese Schnitzler an einer In letzter Zeit arbeitese Schnitzler an einer
aStückes „Lauf aStückes „Lauf
neuen Kaleinem 70. Gebirtotage neuen Kaleinem 70. Gebirtotage
enben sollte. Der Dichter enben sollte. Der Dichter
trug si trug si
daneben auch daneben auch
mit der Absicht, seine mit der Absicht, seine
dramatische Historie "Der dramatische Historie "Der
Junge edruen Junge edruen
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