VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 122

12. Schnitzler's Death 12. Schnitzler's Death
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bemerkbar werden, zehren bemerkbar werden, zehren
die Blüte ihres ewigen die Blüte ihres ewigen
kriegszeit fangen an, alt kriegszeit fangen an, alt
n, den so sehr Empfind¬ n, den so sehr Empfind¬
ergeglitten. Erinnerung ergeglitten. Erinnerung
mit Haltung Alternden mit Haltung Alternden
ich dem Krieg zur Reife ich dem Krieg zur Reife
nen, kranken Zauber der nen, kranken Zauber der
Sie haben ihren eigenen Sie haben ihren eigenen
bliker fremd und fern ist, bliker fremd und fern ist,
deilen noch zum Muster deilen noch zum Muster
delste Repräsentani einer delste Repräsentani einer
bird oft noch wiederkom¬ bird oft noch wiederkom¬
und zart und traurig, in und zart und traurig, in
ls. Aber wieder einmal ls. Aber wieder einmal
solange es ein deutsches solange es ein deutsches
diese Szenen Arthur diese Szenen Arthur
längst schon sind, unter längst schon sind, unter
Farben verblichen. Noch Farben verblichen. Noch
m; aber es ist nicht unser m; aber es ist nicht unser
wenige, ein Stück von wenige, ein Stück von
en gespielt wird — nicht en gespielt wird — nicht
fur noch, für wenige, ein fur noch, für wenige, ein
rer Zeitseele. Liebe hat rer Zeitseele. Liebe hat
st; die Formen der Erotik st; die Formen der Erotik
haben mit der Sehnsucht haben mit der Sehnsucht
ym gelitten haben als an ym gelitten haben als an
teif geworden sind in der teif geworden sind in der

n n
Ende gehen muß — wir Ende gehen muß — wir
nid wissen, daß man darin nid wissen, daß man darin
gen werden auf dem Hügel gen werden auf dem Hügel
noch, geschrieben werden, noch, geschrieben werden,
n. Der Weg nach Wien n. Der Weg nach Wien
Titelzeichnung aus den Gesammelten Werken (S. Pischer, Berlin). Titelzeichnung aus den Gesammelten Werken (S. Pischer, Berlin).
lle auf dem letzten Gang lle auf dem letzten Gang
stehen die Bücher, die wir stehen die Bücher, die wir
genommen haben, und die genommen haben, und die
k. Achtundsechzig Jahre alt, auf einem Spaziergang durch die k. Achtundsechzig Jahre alt, auf einem Spaziergang durch die
ehem Lächeln in die Hand ehem Lächeln in die Hand
geliebte Stadt, ist Arthur Schnitzler vom Tod getroffen worden, geliebte Stadt, ist Arthur Schnitzler vom Tod getroffen worden,
sind für uns nicht Dich¬ sind für uns nicht Dich¬
von jenem unerwarteten und fast schmerzlosen Tod, den er in seinen von jenem unerwarteten und fast schmerzlosen Tod, den er in seinen
haben uns mit anderen haben uns mit anderen
Dramen und Erzählungen so oft beschworen hat, von jenem Tod, Dramen und Erzählungen so oft beschworen hat, von jenem Tod,
iftigen, wie wir auch nicht iftigen, wie wir auch nicht
mit dem er schon seit vier Jahrzehnten brüderlich befreundet war. mit dem er schon seit vier Jahrzehnten brüderlich befreundet war.
n den letzten Gang zum n den letzten Gang zum
Der Tod ist der Pate seiner besten Werke gewesen. Er stand grof Der Tod ist der Pate seiner besten Werke gewesen. Er stand grof
sollten. Wir haben uns sollten. Wir haben uns
und dunkel, aber kaum noch geheimnisvoll am Schreibtisch, als die und dunkel, aber kaum noch geheimnisvoll am Schreibtisch, als die
as letzten Worten richten as letzten Worten richten
frühe Erzählung vom „Sterben“ geschrieben wurde. In dieser frühe Erzählung vom „Sterben“ geschrieben wurde. In dieser
Geist, — und wenn wir Geist, — und wenn wir
Erzählung, die im Jahre 1895 erschien, wird das Ende eines Erzählung, die im Jahre 1895 erschien, wird das Ende eines
lungenkranken Mannes geschildert, der sich verzweifelnd an das lungenkranken Mannes geschildert, der sich verzweifelnd an das
st gefunden haben, so ist st gefunden haben, so ist
Leben und die Liebe klammert, weil er in dieser Welt und nur in Leben und die Liebe klammert, weil er in dieser Welt und nur in
anders geworden. Aber anders geworden. Aber
deiser Welt gelebt hat. Ein Arzt schrieb die Erzählung, deren Grund¬ deiser Welt gelebt hat. Ein Arzt schrieb die Erzählung, deren Grund¬
Pummköpfe, die ihre Ver¬ Pummköpfe, die ihre Ver¬
akkord in allen wesentlichen Werken Schnitzlers vernehmlich ge¬ akkord in allen wesentlichen Werken Schnitzlers vernehmlich ge¬
So oft wir der ver¬ So oft wir der ver¬
blieben ist. Zwischen der Szenenfolge „Anatol“ und dem Schau¬ blieben ist. Zwischen der Szenenfolge „Anatol“ und dem Schau¬
wir auch Deiner denken, wir auch Deiner denken,
spiel „Liebelei“ stand die Novelle, die später mit anderen kleinen spiel „Liebelei“ stand die Novelle, die später mit anderen kleinen
ein offenes Grab. Sie ein offenes Grab. Sie
Stücken vereinigt worden ist; die sozial gefärbten Dramen jener Stücken vereinigt worden ist; die sozial gefärbten Dramen jener
jedrich=Carl Kobbe. jedrich=Carl Kobbe.
Frühzeit — „Das Märchen", „Freiwild", „Das Vermächtnis" Frühzeit — „Das Märchen", „Freiwild", „Das Vermächtnis"
waren nur ein Zugeständnis an die Modeströwung. Aber kaum waren nur ein Zugeständnis an die Modeströwung. Aber kaum
war der Name Schnitzler mit diesen zarten Werken, mit einigen war der Name Schnitzler mit diesen zarten Werken, mit einigen
Einaktern, unter denen seine stärkste dramatische Arbeit, „Den Einaktern, unter denen seine stärkste dramatische Arbeit, „Den
grüne Kakadm", eine Sonderstellung einnahm, und mit ein grüne Kakadm", eine Sonderstellung einnahm, und mit ein
paar weiteven Erzählungen bekanntgeworden, da erschien, es war paar weiteven Erzählungen bekanntgeworden, da erschien, es war
im Jahre 1900, jene Szenenfohge „Reigen", die viele Jahre lang im Jahre 1900, jene Szenenfohge „Reigen", die viele Jahre lang
das Bild des Dichters verzerrt hat; man konnte damals noch nicht das Bild des Dichters verzerrt hat; man konnte damals noch nicht
wissen, daß Schnitzler hier dem Stil und dem Geschmack des fin de wissen, daß Schnitzler hier dem Stil und dem Geschmack des fin de
siècle auf seine Weise opferte, mit einem Spiel, in dem der Inhalt siècle auf seine Weise opferte, mit einem Spiel, in dem der Inhalt
nichts und die Form alles war. nichts und die Form alles war.
Ein Ausflug in das Versschauspiel „Der Schleier der Beatrice" Ein Ausflug in das Versschauspiel „Der Schleier der Beatrice"
war nicht geeignet, die ungünstig beeinflußte Meinung über den war nicht geeignet, die ungünstig beeinflußte Meinung über den
Dichter zu verbessern. Inzwischen aber war die entzückende Kurz¬ Dichter zu verbessern. Inzwischen aber war die entzückende Kurz¬
geschichte vom „Leutnant Gust!" geschrieben worden, Schnitzlers geschichte vom „Leutnant Gust!" geschrieben worden, Schnitzlers
enstes Prosawerk in durchweg monologischer Gestaltung, und in¬ enstes Prosawerk in durchweg monologischer Gestaltung, und in¬
zwischen war Herr von Sala jenen „Einsamen Wey" ge¬ zwischen war Herr von Sala jenen „Einsamen Wey" ge¬
gangen, den melancholischen und holden Weg durch ein Schauspiel, gangen, den melancholischen und holden Weg durch ein Schauspiel,
das wohl auf allen deutschen Bühnen erschienen ist und sich, mit das wohl auf allen deutschen Bühnen erschienen ist und sich, mit
Bassermann, noch länger als die „Liebelei" gehalten hat. In der Bassermann, noch länger als die „Liebelei" gehalten hat. In der
Tragikomödie „Das Weite Land", die dem liebenswürdigen Vust¬ Tragikomödie „Das Weite Land", die dem liebenswürdigen Vust¬
spiel der „Komtesse Mizzi" folgte, verlor sich dieser Weg in blasser spiel der „Komtesse Mizzi" folgte, verlor sich dieser Weg in blasser
Konversation und blasserer Grotik. Vorher, im Jahre 1910, hatt¬ Konversation und blasserer Grotik. Vorher, im Jahre 1910, hatt¬
Schnitzler seinen einzigen historischen Versuch gemacht und mit Schnitzler seinen einzigen historischen Versuch gemacht und mit
dem überbreiten, ungefügen, aber mit vielerlei Schönheiten ge¬ dem überbreiten, ungefügen, aber mit vielerlei Schönheiten ge¬
segneten Schauspiel „Der junge Medardus" eine ebenso segneten Schauspiel „Der junge Medardus" eine ebenso
realistische wie gleichnishafte Deutung der Wiener Ereignisse zur realistische wie gleichnishafte Deutung der Wiener Ereignisse zur
Zeit der napoleonischen Kämpfe nach Aspern gegeben. Die Aus¬ Zeit der napoleonischen Kämpfe nach Aspern gegeben. Die Aus¬
druckskraft des Schauspiels, die Musik seiner Sprache und die Klar¬ druckskraft des Schauspiels, die Musik seiner Sprache und die Klar¬
heit seiner Weltanschauung wurden freilich übertrosfen in Schnitzlers heit seiner Weltanschauung wurden freilich übertrosfen in Schnitzlers
einzigem großen Roman „Der Weg ins Freie"; er war das einzigem großen Roman „Der Weg ins Freie"; er war das
Lekenntnis eines Mannes, der den Mut hatte, seine Jugend hinter Lekenntnis eines Mannes, der den Mut hatte, seine Jugend hinter
sich zu lassen. sich zu lassen.
Mit diesen Werken schien der Höhepunkt im Schaffen Schnitz¬ Mit diesen Werken schien der Höhepunkt im Schaffen Schnitz¬
lers erreicht zu sein. Unter den Schauspielen und Erzählungen, die lers erreicht zu sein. Unter den Schauspielen und Erzählungen, die
kurz vor dem Kriege erschienen, konnte nur die Sozialkritik des kurz vor dem Kriege erschienen, konnte nur die Sozialkritik des
„Professors Bernhardi“ tiefer fesseln, und die Werke, die während „Professors Bernhardi“ tiefer fesseln, und die Werke, die während
des Krieges entstanden, zeigten deutlich, daß der Dichter eine Welt, des Krieges entstanden, zeigten deutlich, daß der Dichter eine Welt,
die seine Welt gewesen war, unwiederbringlich verloren sah. Dann, die seine Welt gewesen war, unwiederbringlich verloren sah. Dann,
im Jahre 1924, überraschte die Erzähbung „Fräulein Else". im Jahre 1924, überraschte die Erzähbung „Fräulein Else".
Die Monologtechnik der „Gustl“=Novelle wurde hier mit einer Vir¬ Die Monologtechnik der „Gustl“=Novelle wurde hier mit einer Vir¬
tuosität erweitert und vollendet, die alle Mittel einer großen (im¬ tuosität erweitert und vollendet, die alle Mittel einer großen (im¬
pressionistischen) Tradition und alle Mittel einer neuen Schule pressionistischen) Tradition und alle Mittel einer neuen Schule
(Sigmund Freuds) mit wunderbarer Anmut meisterte. Elisabeth (Sigmund Freuds) mit wunderbarer Anmut meisterte. Elisabeth
Bergner hat die Novelle gesprochen, und neben der unvergeßlichen Bergner hat die Novelle gesprochen, und neben der unvergeßlichen
Vorkriegsgestalt der armen Christin, die an einer Liebelei zu¬ Vorkriegsgestalt der armen Christin, die an einer Liebelei zu¬
grunde ging, steht die Gestalt des sehr mondänen Fräuleins Else, grunde ging, steht die Gestalt des sehr mondänen Fräuleins Else,
das an Veronal und Hemmungen stirbt, schwesterlich und gleich¬ das an Veronal und Hemmungen stirbt, schwesterlich und gleich¬
berechtigt im Gedächtnis. Zwischen diesen beiden wirkt die Chronik berechtigt im Gedächtnis. Zwischen diesen beiden wirkt die Chronik
eines Frauenlebens, die im Stil Flauberts von einer „Therese" eines Frauenlebens, die im Stil Flauberts von einer „Therese"
erzählt wird, nicht so wichtig. Aber eine zweite Parallele zu den erzählt wird, nicht so wichtig. Aber eine zweite Parallele zu den
Werken der Vortriegszeit entstand in einer Reihe von Erzählungen, Werken der Vortriegszeit entstand in einer Reihe von Erzählungen,
die an Okkultes streifen und den früheren Geschichten der „Dämmer¬ die an Okkultes streifen und den früheren Geschichten der „Dämmer¬
seelen“ in den Bänden der „Traumnovelle" und des letzten seelen“ in den Bänden der „Traumnovelle" und des letzten
Werkes „Flucht in die Finsternis" ein nicht minder starkes Werkes „Flucht in die Finsternis" ein nicht minder starkes