12. Schnitzle 12. Schnitzle
s Death s Death
DOBSERVER DOBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes 1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
GEESIARNPNRUNSIY XARIONTE GEESIARNPNRUNSIY XARIONTE
1931 1931
22.061 22.061
Arthur Schnitzler Arthur Schnitzler
Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur
Schnitzler am gestrigen Mittwoch abend um ¼7 Uhr Schnitzler am gestrigen Mittwoch abend um ¼7 Uhr
einem Schlaganfall erlegen. Im kommenden Mai wäre einem Schlaganfall erlegen. Im kommenden Mai wäre
er 70 Jahre alt geworden. er 70 Jahre alt geworden.
Arthur Schnitzler, Sohn eines bedeutenden Wiener Arthur Schnitzler, Sohn eines bedeutenden Wiener
Arztes und Universitätsprofessors, ist selber ursprüng¬ Arztes und Universitätsprofessors, ist selber ursprüng¬
lich Arzt gewesen, und oft hat man auch in seinem lich Arzt gewesen, und oft hat man auch in seinem
dichterischen Werk den kühl prüfenden und messenden dichterischen Werk den kühl prüfenden und messenden
Blick des Physiologen erkennen wollen. Direkt mit Blick des Physiologen erkennen wollen. Direkt mit
Gewissensfragen des ärztlichen Berufes hat er sich in Gewissensfragen des ärztlichen Berufes hat er sich in
dem 1912 erschienenen Schauspiel „Professor Bern¬ dem 1912 erschienenen Schauspiel „Professor Bern¬
hardi“ auseinandergesetzt, das in seiner lebhaften Zeit¬ hardi“ auseinandergesetzt, das in seiner lebhaften Zeit¬
problematik zu den meistgespielten Stücken Schnitzlers problematik zu den meistgespielten Stücken Schnitzlers
gehörte. Aber seinen dichterischen Ruhm machte nicht gehörte. Aber seinen dichterischen Ruhm machte nicht
dieser zuletzt doch etwas unentschiedene Ausflug in eine dieser zuletzt doch etwas unentschiedene Ausflug in eine
mit gelassener Ironie überzogene Aktualität öster¬ mit gelassener Ironie überzogene Aktualität öster¬
reichischer Politik, seinen dichterischen Ruhm machte die reichischer Politik, seinen dichterischen Ruhm machte die
Wiener Note seiner eigentlichen Gesellschaftsstücke. Hier Wiener Note seiner eigentlichen Gesellschaftsstücke. Hier
war, von „Anatol“ bis zum „Weiten Land", von war, von „Anatol“ bis zum „Weiten Land", von
„Liebelei" bis zum „Einsamen Weg" eine Atmosphäre „Liebelei" bis zum „Einsamen Weg" eine Atmosphäre
heraufbeschworen, die im Dämmerlicht feiner und heraufbeschworen, die im Dämmerlicht feiner und
intimer erotischer Konflikte oder in der herzhaften intimer erotischer Konflikte oder in der herzhaften
Komödienentfesselung des erotischen Gesellschaftsspiels Komödienentfesselung des erotischen Gesellschaftsspiels
wirklich eine Stadt und ihre Menschen als Ausdruck der wirklich eine Stadt und ihre Menschen als Ausdruck der
Epoche prägte. Eine genußfrohe Stadt, umhüllt von Epoche prägte. Eine genußfrohe Stadt, umhüllt von
allem Zauber überreifer und schon langsam hinab¬ allem Zauber überreifer und schon langsam hinab¬
sinkender Kultur, — und Menschen, die sowohl den sinkender Kultur, — und Menschen, die sowohl den
Genuß wie diesen Reiz eines leisen, unaufhaltsamen Genuß wie diesen Reiz eines leisen, unaufhaltsamen
Hinab mit der gleichen ironischen Bewußtheit auszu¬ Hinab mit der gleichen ironischen Bewußtheit auszu¬
kosten verstanden. Die Problematik dieser sorglos kosten verstanden. Die Problematik dieser sorglos
reichen, mit allem psychologischen Komfort ausgestatteten reichen, mit allem psychologischen Komfort ausgestatteten
Gesellschaft war nicht immer sehr tief. Die Konflikte Gesellschaft war nicht immer sehr tief. Die Konflikte
lagen immer ein bißchen an der Oberfläche jenes Wiener lagen immer ein bißchen an der Oberfläche jenes Wiener
Geplauschs, das weniger eine Haltung als einen Mangel Geplauschs, das weniger eine Haltung als einen Mangel
an Haltung ausdrückte und dessen Kraftlosigkeit erst lite¬ an Haltung ausdrückte und dessen Kraftlosigkeit erst lite¬
rarisch zur allgemeinen Ratlosigkeit, zur melancholischen rarisch zur allgemeinen Ratlosigkeit, zur melancholischen
Rätselhaftigkeit des Daseins umstilisiert werden mußte. Rätselhaftigkeit des Daseins umstilisiert werden mußte.
Aber eben dadurch, daß Schnitzler sich zu der Gesellschaft, Aber eben dadurch, daß Schnitzler sich zu der Gesellschaft,
die er gestaltete, nicht kritisch distanzierte, eben indem er die er gestaltete, nicht kritisch distanzierte, eben indem er
box 42/7 box 42/7
gleichsam von innen her ihre Physiognomie erfaßte und gleichsam von innen her ihre Physiognomie erfaßte und
sormte, wurde sein Werk zum echten, ungetrübten sormte, wurde sein Werk zum echten, ungetrübten
Spiegel der Zeit. Nicht nur die Figuren seiner Dramen¬ Spiegel der Zeit. Nicht nur die Figuren seiner Dramen¬
welt: Schnitzler selber war Repräsentant jenes Wien welt: Schnitzler selber war Repräsentant jenes Wien
der neunziger Jahre und der Jahrhundertwende. Sein der neunziger Jahre und der Jahrhundertwende. Sein
nobler, graziöser und kluger literarischer Ausdruck nobler, graziöser und kluger literarischer Ausdruck
täuschte nicht darüber hinweg, ja machte erst recht täuschte nicht darüber hinweg, ja machte erst recht
deutlich, mit wie wenig wirklicher Lebenssubstanz eine deutlich, mit wie wenig wirklicher Lebenssubstanz eine
Generation auskam, deren Wirklichkeit die Ornamente Generation auskam, deren Wirklichkeit die Ornamente
waren. Eine stets angeregte, doch zu nichts verpflich¬ waren. Eine stets angeregte, doch zu nichts verpflich¬
tende, im baren Nichts spekulierende „Nachdenklichkeit" tende, im baren Nichts spekulierende „Nachdenklichkeit"
verhalf dem Spiel zu seinen tieferen Aspekten. Der verhalf dem Spiel zu seinen tieferen Aspekten. Der
Reiz dieser schwankenden, sich aus- und angleichenden Reiz dieser schwankenden, sich aus- und angleichenden
Daseinsphilosophie ist uns heute bereits in die historische Daseinsphilosophie ist uns heute bereits in die historische
Distanz entrückt. Kräftiger und unmittelbarer rührt es uns Distanz entrückt. Kräftiger und unmittelbarer rührt es uns
an, wo es in Wahrheit um nichts mehr als um „Spiel“ an, wo es in Wahrheit um nichts mehr als um „Spiel“
als um die farbigen Kulissen einer an leichten Fäden als um die farbigen Kulissen einer an leichten Fäden
bewegten Puppenwelt geht. Zu denken etwa an den bewegten Puppenwelt geht. Zu denken etwa an den
virtuos gesteigerten Theaterzauber des „Grünen virtuos gesteigerten Theaterzauber des „Grünen
Kakadu", zu denken auch an den vielverlästerten Kakadu", zu denken auch an den vielverlästerten
„Reigen“, der die ewige erotische Problematik der „Reigen“, der die ewige erotische Problematik der
Schnitzlerwelt nun wirklich bei der Wurzel packt und Schnitzlerwelt nun wirklich bei der Wurzel packt und
als zynisches Lebenskarussell vorüberdreht. als zynisches Lebenskarussell vorüberdreht.
Neben den Dramen steht ein reiches erzählerisches Neben den Dramen steht ein reiches erzählerisches
Werk, dos in der knappen psychologischen Skizze, in der Werk, dos in der knappen psychologischen Skizze, in der
intim gedämpften Novelle sich eigentümlicher und intim gedämpften Novelle sich eigentümlicher und
fesselnder ausprägte als in den großen Romanen, die fesselnder ausprägte als in den großen Romanen, die
alle ein bißchen zu schwer an ihrem Seelenballast tragen, alle ein bißchen zu schwer an ihrem Seelenballast tragen,
die alle sich etwas mühsam durch die Unter= und Hinter¬ die alle sich etwas mühsam durch die Unter= und Hinter¬
gründe der pfychologischen Verwicklung dahinschleppen. gründe der pfychologischen Verwicklung dahinschleppen.
Aber noch 1924 hatte der Erzähler Schnitzler mit der Aber noch 1924 hatte der Erzähler Schnitzler mit der
meisterhaften Studie „Fräulein Else" einen geradezu meisterhaften Studie „Fräulein Else" einen geradezu
sensationellen Erfolg, dessen sich inzwischen ja auch der sensationellen Erfolg, dessen sich inzwischen ja auch der
Film bemächtigt hat. Film bemächtigt hat.
Das kommende Jahr 1932 sollte nicht nur ein Das kommende Jahr 1932 sollte nicht nur ein
Goethe= und Gerhart Hauptmann=Jahr, es sollte auch Goethe= und Gerhart Hauptmann=Jahr, es sollte auch
ein Schnitzler=Jahr werden. Nun wird die Welt den ein Schnitzler=Jahr werden. Nun wird die Welt den
siebzigsten Geburtstag Schnitzlers nicht mehr begehen siebzigsten Geburtstag Schnitzlers nicht mehr begehen
können. Um so nötiger ist es, sich heute zu erinnern, können. Um so nötiger ist es, sich heute zu erinnern,
wolche Fülle von Zeit= und Lebensaspekten im Werke wolche Fülle von Zeit= und Lebensaspekten im Werke
Schnitzlers aufbewahrt bleibt. Eine abgeschlossene, Schnitzlers aufbewahrt bleibt. Eine abgeschlossene,
eine historische Epoche. Aber ihr Bild ist in der eine historische Epoche. Aber ihr Bild ist in der
spezifisch Wienerischen Färbung von keinem deutl spezifisch Wienerischen Färbung von keinem deutl
geprägt worden als von Arthur Schnitzler. p.r¬ geprägt worden als von Arthur Schnitzler. p.r¬
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1. österr. behördl. konzessioniertes 1. österr. behördl. konzessioniertes
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Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
GEESIARNPNRUNSIY XARIONTE GEESIARNPNRUNSIY XARIONTE
1931 1931
22.061 22.061
Arthur Schnitzler Arthur Schnitzler
Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur
Schnitzler am gestrigen Mittwoch abend um ¼7 Uhr Schnitzler am gestrigen Mittwoch abend um ¼7 Uhr
einem Schlaganfall erlegen. Im kommenden Mai wäre einem Schlaganfall erlegen. Im kommenden Mai wäre
er 70 Jahre alt geworden. er 70 Jahre alt geworden.
Arthur Schnitzler, Sohn eines bedeutenden Wiener Arthur Schnitzler, Sohn eines bedeutenden Wiener
Arztes und Universitätsprofessors, ist selber ursprüng¬ Arztes und Universitätsprofessors, ist selber ursprüng¬
lich Arzt gewesen, und oft hat man auch in seinem lich Arzt gewesen, und oft hat man auch in seinem
dichterischen Werk den kühl prüfenden und messenden dichterischen Werk den kühl prüfenden und messenden
Blick des Physiologen erkennen wollen. Direkt mit Blick des Physiologen erkennen wollen. Direkt mit
Gewissensfragen des ärztlichen Berufes hat er sich in Gewissensfragen des ärztlichen Berufes hat er sich in
dem 1912 erschienenen Schauspiel „Professor Bern¬ dem 1912 erschienenen Schauspiel „Professor Bern¬
hardi“ auseinandergesetzt, das in seiner lebhaften Zeit¬ hardi“ auseinandergesetzt, das in seiner lebhaften Zeit¬
problematik zu den meistgespielten Stücken Schnitzlers problematik zu den meistgespielten Stücken Schnitzlers
gehörte. Aber seinen dichterischen Ruhm machte nicht gehörte. Aber seinen dichterischen Ruhm machte nicht
dieser zuletzt doch etwas unentschiedene Ausflug in eine dieser zuletzt doch etwas unentschiedene Ausflug in eine
mit gelassener Ironie überzogene Aktualität öster¬ mit gelassener Ironie überzogene Aktualität öster¬
reichischer Politik, seinen dichterischen Ruhm machte die reichischer Politik, seinen dichterischen Ruhm machte die
Wiener Note seiner eigentlichen Gesellschaftsstücke. Hier Wiener Note seiner eigentlichen Gesellschaftsstücke. Hier
war, von „Anatol“ bis zum „Weiten Land", von war, von „Anatol“ bis zum „Weiten Land", von
„Liebelei" bis zum „Einsamen Weg" eine Atmosphäre „Liebelei" bis zum „Einsamen Weg" eine Atmosphäre
heraufbeschworen, die im Dämmerlicht feiner und heraufbeschworen, die im Dämmerlicht feiner und
intimer erotischer Konflikte oder in der herzhaften intimer erotischer Konflikte oder in der herzhaften
Komödienentfesselung des erotischen Gesellschaftsspiels Komödienentfesselung des erotischen Gesellschaftsspiels
wirklich eine Stadt und ihre Menschen als Ausdruck der wirklich eine Stadt und ihre Menschen als Ausdruck der
Epoche prägte. Eine genußfrohe Stadt, umhüllt von Epoche prägte. Eine genußfrohe Stadt, umhüllt von
allem Zauber überreifer und schon langsam hinab¬ allem Zauber überreifer und schon langsam hinab¬
sinkender Kultur, — und Menschen, die sowohl den sinkender Kultur, — und Menschen, die sowohl den
Genuß wie diesen Reiz eines leisen, unaufhaltsamen Genuß wie diesen Reiz eines leisen, unaufhaltsamen
Hinab mit der gleichen ironischen Bewußtheit auszu¬ Hinab mit der gleichen ironischen Bewußtheit auszu¬
kosten verstanden. Die Problematik dieser sorglos kosten verstanden. Die Problematik dieser sorglos
reichen, mit allem psychologischen Komfort ausgestatteten reichen, mit allem psychologischen Komfort ausgestatteten
Gesellschaft war nicht immer sehr tief. Die Konflikte Gesellschaft war nicht immer sehr tief. Die Konflikte
lagen immer ein bißchen an der Oberfläche jenes Wiener lagen immer ein bißchen an der Oberfläche jenes Wiener
Geplauschs, das weniger eine Haltung als einen Mangel Geplauschs, das weniger eine Haltung als einen Mangel
an Haltung ausdrückte und dessen Kraftlosigkeit erst lite¬ an Haltung ausdrückte und dessen Kraftlosigkeit erst lite¬
rarisch zur allgemeinen Ratlosigkeit, zur melancholischen rarisch zur allgemeinen Ratlosigkeit, zur melancholischen
Rätselhaftigkeit des Daseins umstilisiert werden mußte. Rätselhaftigkeit des Daseins umstilisiert werden mußte.
Aber eben dadurch, daß Schnitzler sich zu der Gesellschaft, Aber eben dadurch, daß Schnitzler sich zu der Gesellschaft,
die er gestaltete, nicht kritisch distanzierte, eben indem er die er gestaltete, nicht kritisch distanzierte, eben indem er
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gleichsam von innen her ihre Physiognomie erfaßte und gleichsam von innen her ihre Physiognomie erfaßte und
sormte, wurde sein Werk zum echten, ungetrübten sormte, wurde sein Werk zum echten, ungetrübten
Spiegel der Zeit. Nicht nur die Figuren seiner Dramen¬ Spiegel der Zeit. Nicht nur die Figuren seiner Dramen¬
welt: Schnitzler selber war Repräsentant jenes Wien welt: Schnitzler selber war Repräsentant jenes Wien
der neunziger Jahre und der Jahrhundertwende. Sein der neunziger Jahre und der Jahrhundertwende. Sein
nobler, graziöser und kluger literarischer Ausdruck nobler, graziöser und kluger literarischer Ausdruck
täuschte nicht darüber hinweg, ja machte erst recht täuschte nicht darüber hinweg, ja machte erst recht
deutlich, mit wie wenig wirklicher Lebenssubstanz eine deutlich, mit wie wenig wirklicher Lebenssubstanz eine
Generation auskam, deren Wirklichkeit die Ornamente Generation auskam, deren Wirklichkeit die Ornamente
waren. Eine stets angeregte, doch zu nichts verpflich¬ waren. Eine stets angeregte, doch zu nichts verpflich¬
tende, im baren Nichts spekulierende „Nachdenklichkeit" tende, im baren Nichts spekulierende „Nachdenklichkeit"
verhalf dem Spiel zu seinen tieferen Aspekten. Der verhalf dem Spiel zu seinen tieferen Aspekten. Der
Reiz dieser schwankenden, sich aus- und angleichenden Reiz dieser schwankenden, sich aus- und angleichenden
Daseinsphilosophie ist uns heute bereits in die historische Daseinsphilosophie ist uns heute bereits in die historische
Distanz entrückt. Kräftiger und unmittelbarer rührt es uns Distanz entrückt. Kräftiger und unmittelbarer rührt es uns
an, wo es in Wahrheit um nichts mehr als um „Spiel“ an, wo es in Wahrheit um nichts mehr als um „Spiel“
als um die farbigen Kulissen einer an leichten Fäden als um die farbigen Kulissen einer an leichten Fäden
bewegten Puppenwelt geht. Zu denken etwa an den bewegten Puppenwelt geht. Zu denken etwa an den
virtuos gesteigerten Theaterzauber des „Grünen virtuos gesteigerten Theaterzauber des „Grünen
Kakadu", zu denken auch an den vielverlästerten Kakadu", zu denken auch an den vielverlästerten
„Reigen“, der die ewige erotische Problematik der „Reigen“, der die ewige erotische Problematik der
Schnitzlerwelt nun wirklich bei der Wurzel packt und Schnitzlerwelt nun wirklich bei der Wurzel packt und
als zynisches Lebenskarussell vorüberdreht. als zynisches Lebenskarussell vorüberdreht.
Neben den Dramen steht ein reiches erzählerisches Neben den Dramen steht ein reiches erzählerisches
Werk, dos in der knappen psychologischen Skizze, in der Werk, dos in der knappen psychologischen Skizze, in der
intim gedämpften Novelle sich eigentümlicher und intim gedämpften Novelle sich eigentümlicher und
fesselnder ausprägte als in den großen Romanen, die fesselnder ausprägte als in den großen Romanen, die
alle ein bißchen zu schwer an ihrem Seelenballast tragen, alle ein bißchen zu schwer an ihrem Seelenballast tragen,
die alle sich etwas mühsam durch die Unter= und Hinter¬ die alle sich etwas mühsam durch die Unter= und Hinter¬
gründe der pfychologischen Verwicklung dahinschleppen. gründe der pfychologischen Verwicklung dahinschleppen.
Aber noch 1924 hatte der Erzähler Schnitzler mit der Aber noch 1924 hatte der Erzähler Schnitzler mit der
meisterhaften Studie „Fräulein Else" einen geradezu meisterhaften Studie „Fräulein Else" einen geradezu
sensationellen Erfolg, dessen sich inzwischen ja auch der sensationellen Erfolg, dessen sich inzwischen ja auch der
Film bemächtigt hat. Film bemächtigt hat.
Das kommende Jahr 1932 sollte nicht nur ein Das kommende Jahr 1932 sollte nicht nur ein
Goethe= und Gerhart Hauptmann=Jahr, es sollte auch Goethe= und Gerhart Hauptmann=Jahr, es sollte auch
ein Schnitzler=Jahr werden. Nun wird die Welt den ein Schnitzler=Jahr werden. Nun wird die Welt den
siebzigsten Geburtstag Schnitzlers nicht mehr begehen siebzigsten Geburtstag Schnitzlers nicht mehr begehen
können. Um so nötiger ist es, sich heute zu erinnern, können. Um so nötiger ist es, sich heute zu erinnern,
wolche Fülle von Zeit= und Lebensaspekten im Werke wolche Fülle von Zeit= und Lebensaspekten im Werke
Schnitzlers aufbewahrt bleibt. Eine abgeschlossene, Schnitzlers aufbewahrt bleibt. Eine abgeschlossene,
eine historische Epoche. Aber ihr Bild ist in der eine historische Epoche. Aber ihr Bild ist in der
spezifisch Wienerischen Färbung von keinem deutl spezifisch Wienerischen Färbung von keinem deutl
geprägt worden als von Arthur Schnitzler. p.r¬ geprägt worden als von Arthur Schnitzler. p.r¬