VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 205

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forben forben
. 21. Oktober. . 21. Oktober.
Dr. Urthur Dr. Urthur
sjahre gestorben. sjahre gestorben.
ung eine Gehirn¬ ung eine Gehirn¬
uhtlosigkeit. uhtlosigkeit.
und aus seinem und aus seinem
net war, ist jetzt net war, ist jetzt
ge hinweggestor¬ ge hinweggestor¬
tion noch bis in tion noch bis in
se Art, die Welt se Art, die Welt
den Schwingun¬ den Schwingun¬
lingen des letzten lingen des letzten
perloten. perloten.
Noch Noch
Stresemannstraße Stresemannstraße
und piel um¬ und piel um¬
sypischen Frauen¬ sypischen Frauen¬
fleben zu lassen; fleben zu lassen;
Roman „The¬ Roman „The¬
selt. bei S. Fischer selt. bei S. Fischer
kückt. Auch dieses kückt. Auch dieses
schen der Schnitz¬ schen der Schnitz¬
e Gestaltung der e Gestaltung der
bst mit seinem bst mit seinem
ihung um under= ihung um under=
doarn einer Zeit doarn einer Zeit
re Fronten ge¬ re Fronten ge¬
her verschwomme¬ her verschwomme¬
tigkeit, der ästhe¬ tigkeit, der ästhe¬
ßien, in dem, den ßien, in dem, den
Leben, in ach so Leben, in ach so
Ein Wien, dem Ein Wien, dem
en Krieg und die en Krieg und die
sen besseren Aus¬ sen besseren Aus¬
Schnitzlers Death Schnitzlers Death
box 43/1 box 43/1
druck in der katholischen Dichtergeneration gefunden hat, druck in der katholischen Dichtergeneration gefunden hat,
die noch mit Hermann Bahr glaubt an das „Oester¬ die noch mit Hermann Bahr glaubt an das „Oester¬
reich in Ewigkeit". reich in Ewigkeit".
Um Schnitzler sind heftige Kämpfe ausgefochten wor¬ Um Schnitzler sind heftige Kämpfe ausgefochten wor¬
den. Wer erinnert sich nicht des „Reigen"=Skandals; wer den. Wer erinnert sich nicht des „Reigen"=Skandals; wer
nicht der weit späteren, gedämpfteren Fassung seines immer nicht der weit späteren, gedämpfteren Fassung seines immer
wiederkehrenden Versuches, den Primat einer nur gerade wiederkehrenden Versuches, den Primat einer nur gerade
noch im Kampf mit dem Gesellschaftlichen gebändigten noch im Kampf mit dem Gesellschaftlichen gebändigten
Hemmungslosigkeit der Sinne zu verkünden, in sei¬ Hemmungslosigkeit der Sinne zu verkünden, in sei¬
ner Novelle ner Novelle
„Fräulein Else „Fräulein Else
der dann der dann
Bergner im Film Popularität zu verschaffen suchte? Bergner im Film Popularität zu verschaffen suchte?
„Liebeln, Sterben und Komödienspielen „Liebeln, Sterben und Komödienspielen
hat hat
einmal ein sarkastischer Beurteiler Schnitzlers ewiges einmal ein sarkastischer Beurteiler Schnitzlers ewiges
Thementrio gefaßt. Thementrio gefaßt.
Es sind die Probleme, Es sind die Probleme,
die die
einer kranken Gesellschaft den engen Spielraum einer kranken Gesellschaft den engen Spielraum
ihrer Gedanken und ihres Erlebens setzen. Seine Versuche ihrer Gedanken und ihres Erlebens setzen. Seine Versuche
in „Medardus", dem Drama um das Oesterreich der in „Medardus", dem Drama um das Oesterreich der
napoleonischen Zeit, und sein Schauspiel aus der Ne¬ napoleonischen Zeit, und sein Schauspiel aus der Ne¬
naissance „Der Schleier der Beairire“ waren naissance „Der Schleier der Beairire“ waren
mißglückte Ansätze zum großen erk. Seine Form war der mißglückte Ansätze zum großen erk. Seine Form war der
bramatische Einakter; mit seine Dialogen „Anutol" bramatische Einakter; mit seine Dialogen „Anutol"
schon hat er sich von vornherein auf seine eigenen Grenzen schon hat er sich von vornherein auf seine eigenen Grenzen
festgelegt. „Das Märchen“ und die berüchtigte festgelegt. „Das Märchen“ und die berüchtigte
„Liebelei" setzen diese Linie fort über „Freiwild", „Liebelei" setzen diese Linie fort über „Freiwild",
über den skandalösen „Reigen“ bis hin zum „Zwi¬ über den skandalösen „Reigen“ bis hin zum „Zwi¬
chenspiel“, zu der „Komödie der Worte", der chenspiel“, zu der „Komödie der Worte", der
„Komödie der Verführungen", endlich dem letz¬ „Komödie der Verführungen", endlich dem letz¬
ten Erfolg, dem „Gang zum Weiher". Wohl hat er ten Erfolg, dem „Gang zum Weiher". Wohl hat er
das Dramatisch=Handwerlliche fest in der Hand. Aber seine das Dramatisch=Handwerlliche fest in der Hand. Aber seine
Stoffwahl schon gleitet immer ins rein Novellistische. Das Stoffwahl schon gleitet immer ins rein Novellistische. Das
Novellistische aber ist seine eigentliche Form. Auch seine Novellistische aber ist seine eigentliche Form. Auch seine
Romane sind ausgehaute Novellen, in ihrer Art stilistisch Romane sind ausgehaute Novellen, in ihrer Art stilistisch
meisterhaft; aber mit der Welt, die sie gestalten, eben meisterhaft; aber mit der Welt, die sie gestalten, eben
gestrig und auch da wieder von innen her kränkelnd. gestrig und auch da wieder von innen her kränkelnd.
Nur wenige seiner Generation läßt er zurück. Nur wenige seiner Generation läßt er zurück.
Der Der
reinere und unvergleichlich tiefere Hofmannsthal, reinere und unvergleichlich tiefere Hofmannsthal,
der zu weit höheren Landschaften des Parnaß aufgestie¬ der zu weit höheren Landschaften des Parnaß aufgestie¬
gene Rilke sind ihm vorausgestorben. Gerhart gene Rilke sind ihm vorausgestorben. Gerhart
Hauptmann, ihm verwandt durch die Schule des Na¬ Hauptmann, ihm verwandt durch die Schule des Na¬
turalismus, ist längst bemüht, sich innerlich zu lösen von turalismus, ist längst bemüht, sich innerlich zu lösen von
ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Die literarische Jugend ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Die literarische Jugend
geht völlig andere Wege, klarere, vielleicht zum Teil sogar geht völlig andere Wege, klarere, vielleicht zum Teil sogar
noch falschere, aber eindeutigere. In Schnitzler starb ein, noch falschere, aber eindeutigere. In Schnitzler starb ein,
wenn auch begrenztes Talent der abgesunkenen Epoche. In wenn auch begrenztes Talent der abgesunkenen Epoche. In
ihm starb vor allem ein Repräsentant jener literaturbeflisse¬ ihm starb vor allem ein Repräsentant jener literaturbeflisse¬
nen Gesellschaftsschicht, die, dem Liberalismus verhaftet, im nen Gesellschaftsschicht, die, dem Liberalismus verhaftet, im
Wien vor 1914 und in der Untergangsstimmung der Wien vor 1914 und in der Untergangsstimmung der
Jahrhundertwende ihren unerschöpflichen Nährboden für Jahrhundertwende ihren unerschöpflichen Nährboden für
ihre kurzlebigen, oft berauschend glühenden Blüten fand. ihre kurzlebigen, oft berauschend glühenden Blüten fand.
Ihre Macht, ihre Blüten, ihre Menschen sind mit diesem Ihre Macht, ihre Blüten, ihre Menschen sind mit diesem
ihrem letzten Bannerträger wohl endgültig vorbei. ihrem letzten Bannerträger wohl endgültig vorbei.
H. Bachmann. H. Bachmann.
Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien geboren, Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien geboren,
als Sohn des ord. Professors an der Wiener Universität, als Sohn des ord. Professors an der Wiener Universität,
Dr. Johann Schnitzler, eines Laryngologen von Bedeutung, zu Dr. Johann Schnitzler, eines Laryngologen von Bedeutung, zu
dessen Patientenkreis viele prominente Schauspieler und Sän¬ dessen Patientenkreis viele prominente Schauspieler und Sän¬
ger gehörten. Schnitzler studierte gleichfalls Medizin in Wien, ger gehörten. Schnitzler studierte gleichfalls Medizin in Wien,
promovierte 1885 und war, nat dem er (1886 -1869) auf ver¬ promovierte 1885 und war, nat dem er (1886 -1869) auf ver¬
schiedenen Kliniken praktiziert und auch eine Reise zum Studium schiedenen Kliniken praktiziert und auch eine Reise zum Studium
der hygienischen Einrichtungen noch London und Parls unter¬ der hygienischen Einrichtungen noch London und Parls unter¬
nommen hatte, bis 1893 Assistent seines Vatere an der Wiener nommen hatte, bis 1893 Assistent seines Vatere an der Wiener
allgemeinen Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst, in den allgemeinen Poliklinik. Den militärärztlichen Dienst, in den
er später trat, mußte er nach der Publikation seines „Leutnant er später trat, mußte er nach der Publikation seines „Leutnant
Gustl" aufgeben, und bald widniete er sich ausschließlich der Gustl" aufgeben, und bald widniete er sich ausschließlich der
Literatur. Literatur.