VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 210

2. Schnitzler's Death 2. Schnitzler's Death
box 43/1 box 43/1
OBSERVER OBSERVER
1. österr. behördl. konzessloniertes 1. österr. behördl. konzessloniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
Lte Lte
23 OKT. 1937 23 OKT. 1937
vom: vom:
wiener: sein Drama vom „Jungen Medardus" ist voll bes ironischen dramas, den „Schleier de wiener: sein Drama vom „Jungen Medardus" ist voll bes ironischen dramas, den „Schleier de
Hohnes über die Wiener von 1809. Ueber Oesterreich hinaus führte tiefte sich, dunkle Schicksa Hohnes über die Wiener von 1809. Ueber Oesterreich hinaus führte tiefte sich, dunkle Schicksa
Arthur Schnitzler Arthur Schnitzler
ihn gleich der Erfolg seines „Anatol". Das liebe füße Mädl, den ihn gleich der Erfolg seines „Anatol". Das liebe füße Mädl, den
mus, nur erträglich be mus, nur erträglich be
Fontane bereits den Platz im Roman gesichert hatte, eroberte sich nun steigerte sich. 1904 erschie Fontane bereits den Platz im Roman gesichert hatte, eroberte sich nun steigerte sich. 1904 erschie
Wie uns unser ständiger M. Vertreter in Wien drahtet, Wie uns unser ständiger M. Vertreter in Wien drahtet,
von der Bühne die Herzen. In diesen Jahren blieb Schnitzler dabei von der Bühne die Herzen. In diesen Jahren blieb Schnitzler dabei
Schnitzler, der in der Schnitzler, der in der
ist der bekannte Wiener Dichter und Dramatiker Arthur ist der bekannte Wiener Dichter und Dramatiker Arthur
in Gesellschaftsstücken von leicht Ibsenscher Formung der Thesen eine spiele sich das Mario in Gesellschaftsstücken von leicht Ibsenscher Formung der Thesen eine spiele sich das Mario
Schnitzler am Mittwochabend im 69. Lebensjahre ge¬ Schnitzler am Mittwochabend im 69. Lebensjahre ge¬
tronische Kritik des österreichischen Wesens zu üben. Die Schauspiele „Dämmerseelen" Schicksau tronische Kritik des österreichischen Wesens zu üben. Die Schauspiele „Dämmerseelen" Schicksau
storben, nachdem bereits am Vormittag, als der Dichter „Das Märchen", „Liebelel" und „Freiwild" gehören hierher, später etwa allem in seinem großen storben, nachdem bereits am Vormittag, als der Dichter „Das Märchen", „Liebelel" und „Freiwild" gehören hierher, später etwa allem in seinem großen
noch die „Lebendigen Stunden". Als Erzähler trat er in der minutiö noch die „Lebendigen Stunden". Als Erzähler trat er in der minutiö
des Lebens sich gebeug des Lebens sich gebeug
von einem Spaziergang zurückkehrte, eine Gehirnblutung ein¬ von einem Spaziergang zurückkehrte, eine Gehirnblutung ein¬
zeichnenden Novelle, die das Sterben eines Schwindsüchtigen schildert, über das Schicksal der zeichnenden Novelle, die das Sterben eines Schwindsüchtigen schildert, über das Schicksal der
getreten war. Schnitzler hatte sich in den letzten Jahren zwar getreten war. Schnitzler hatte sich in den letzten Jahren zwar
in der „Frau des Weisen", dann in zwei Arbeiten voll köstlich tronischer in der „Frau des Weisen", dann in zwei Arbeiten voll köstlich tronischer
läßt. Nach der Tragiko läßt. Nach der Tragiko
nicht krank gefühlt, wohl aber an zunehmender Schwerhörigkeit Grazie und bitter herben Leichtsinns, der „Frau Bertha Garlan" und „Prosessor Bernhardi",d nicht krank gefühlt, wohl aber an zunehmender Schwerhörigkeit Grazie und bitter herben Leichtsinns, der „Frau Bertha Garlan" und „Prosessor Bernhardi",d
dem „Leutnant Gustl“ hervor. Schnitzler aber wie er sich den Vierzigern in ihrer eigenwilligen dem „Leutnant Gustl“ hervor. Schnitzler aber wie er sich den Vierzigern in ihrer eigenwilligen
gelitten. gelitten.
näherte, wollte mehr sein als der beste Oesterreicher. Er schrieb das Else", waren die dramati näherte, wollte mehr sein als der beste Oesterreicher. Er schrieb das Else", waren die dramati
Seit der junge Arthur Schnitzler, historische Kabinettstück aus der Revolution „Der grüne Kakadu", dann len und Essais die letzter Seit der junge Arthur Schnitzler, historische Kabinettstück aus der Revolution „Der grüne Kakadu", dann len und Essais die letzter
1893 seinen melancholisch=leichtsinnigen 1893 seinen melancholisch=leichtsinnigen
einen vielleicht nur halbgelungenen Versuch auf dem Gebiete des Stil= spielerischen Zartheit einn einen vielleicht nur halbgelungenen Versuch auf dem Gebiete des Stil= spielerischen Zartheit einn
„Anatol" durch die sieben Einakter seinis „Anatol" durch die sieben Einakter seinis
Junggesellenlebens führte, „frühgerei Junggesellenlebens führte, „frühgerei
und zart und traurig" die halben und zart und traurig" die halben
Empfindungen festzuhalten wußte und Empfindungen festzuhalten wußte und
für einfachstes Geschehen die zart an¬ für einfachstes Geschehen die zart an¬
deutende, wie von einem lyrischen deutende, wie von einem lyrischen
Unterton getragene und doch scharfe Unterton getragene und doch scharfe
Anmut seiner Sprache formte, galt er Anmut seiner Sprache formte, galt er
in seiner Heimat und bei uns draußen in seiner Heimat und bei uns draußen
im Reich als einer der führenden Ver¬ im Reich als einer der führenden Ver¬
treter des österreichischen Schrifttums treter des österreichischen Schrifttums
Und wie in symbolischer Handlung gal Und wie in symbolischer Handlung gal
sein Landsmarn Hugo von Hofmanns- sein Landsmarn Hugo von Hofmanns-
thal sein reizvoll spielendes Einleitungs¬ thal sein reizvoll spielendes Einleitungs¬
gedicht dem „Anatol“ auf den Weg gedicht dem „Anatol“ auf den Weg
Schnitzler, einunddreißigjährig, war Schnitzler, einunddreißigjährig, war
damals Assistent an der Wiener Poli¬ damals Assistent an der Wiener Poli¬
klinik. Als Sohn des Wiener Laryn¬ klinik. Als Sohn des Wiener Laryn¬
gologen Prof. Johann Schnitzler am gologen Prof. Johann Schnitzler am
15. Mai 1862 geboren, besuchte er die 15. Mai 1862 geboren, besuchte er die
Universität seines Vaterstadt und wurde dann Sekundärarzt im All¬ Universität seines Vaterstadt und wurde dann Sekundärarzt im All¬
gemeinen Krankenhause. Seitdem lebte er nicht nur seinem literarischen gemeinen Krankenhause. Seitdem lebte er nicht nur seinem literarischen
Schaffen, sondern auch der ärztlichen Pcaxis. Der Mann, der im Leben Schaffen, sondern auch der ärztlichen Pcaxis. Der Mann, der im Leben
stand, überall das Leid sah und überall helfen wollte, nicht einer, der stand, überall das Leid sah und überall helfen wollte, nicht einer, der
am Schreibtisch literarische Probleme erklügelte — das war Schnitzler. am Schreibtisch literarische Probleme erklügelte — das war Schnitzler.
Oesterreicher war er mit der schwermütigen Liebenswürdigkeit seines Oesterreicher war er mit der schwermütigen Liebenswürdigkeit seines
Wesens, seiner gedämpften geistreichen Heiterkeit. In Wien, von kurzen Wesens, seiner gedämpften geistreichen Heiterkeit. In Wien, von kurzen
Abstechern abgesehen, spielte sein Schaffen, Aber er war kein Stock¬ Abstechern abgesehen, spielte sein Schaffen, Aber er war kein Stock¬