VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 224

2. 2.
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
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Genießen des Augenblicks, das nicht nach dem Genießen des Augenblicks, das nicht nach dem
er e ee a ee el e e ee e er e ee a ee el e e ee e
Morgen fragt, wie es schon Abraham a Santo Morgen fragt, wie es schon Abraham a Santo
mahnt an Stifters Erzählerkunst. mahnt an Stifters Erzählerkunst.
ters zu der Psychoanalyse Freuds hinge¬ ters zu der Psychoanalyse Freuds hinge¬
Clara an seinen Wienern tadelte. Schnitzler wa¬ Clara an seinen Wienern tadelte. Schnitzler wa¬
Aus seinem Wienertum heraus wurde der Dich¬ Aus seinem Wienertum heraus wurde der Dich¬
wiesen worden, der sein engster Wiener Lands¬ wiesen worden, der sein engster Wiener Lands¬
ein geradezu fanatischer Verfechter des Glaubens, ter zu dem bezeichnendsten Vertreter des Im¬ ein geradezu fanatischer Verfechter des Glaubens, ter zu dem bezeichnendsten Vertreter des Im¬
mann ist und mit dem er sich auch in seinen wis¬ mann ist und mit dem er sich auch in seinen wis¬
daß der Mensch nichts tun kann gegen sein Schick daß der Mensch nichts tun kann gegen sein Schick
pressionismus. Da er nur die Empfindung pressionismus. Da er nur die Empfindung
senschaftlichen Arbeiten über Hypnose und Sugge¬ senschaftlichen Arbeiten über Hypnose und Sugge¬
sal, daß er unfrei ist, eine Puppe in der Hand des Augenblicks anerkennt, sich allein an den flüch¬ sal, daß er unfrei ist, eine Puppe in der Hand des Augenblicks anerkennt, sich allein an den flüch¬
stion berührte. Schnitzler ist in seinen Dichtun¬ stion berührte. Schnitzler ist in seinen Dichtun¬
eines unsichtbaren Drahtziehers. Es ist dies lu eines unsichtbaren Drahtziehers. Es ist dies lu
tigen Abglanz des Lebens, an den Mummen= gen von verhältnismäßig einfachen Gefühlen, auf tigen Abglanz des Lebens, an den Mummen= gen von verhältnismäßig einfachen Gefühlen, auf
stig=traurige Puppenspiel des Lebens, das die stig=traurige Puppenspiel des Lebens, das die
schanz verhuschender Schatten klammert, so wußte denen sich sein bekanntestes Drama „Liebelei" auf¬ schanz verhuschender Schatten klammert, so wußte denen sich sein bekanntestes Drama „Liebelei" auf¬
Wiener Volksstücke mit unbewußter Ironie dar¬ Wiener Volksstücke mit unbewußter Ironie dar¬
er in das Momentane den stärksten Inhalt zu le¬ er in das Momentane den stärksten Inhalt zu le¬
baute, zu immer kompliziertern seelischen Bezie¬ baute, zu immer kompliziertern seelischen Bezie¬
stellten, das bei ihm aber mit einem skeptischen stellten, das bei ihm aber mit einem skeptischen
gen. Seine beiden ersten bedeutenderen Arbeiten, gen. Seine beiden ersten bedeutenderen Arbeiten,
hungen und Rätseln fortgeschritten, er dringt tie hungen und Rätseln fortgeschritten, er dringt tie
Künstlertum geschildert wird. Das Schicksal spielt der Einakterzyklus „Anatol“ und die Novell Künstlertum geschildert wird. Das Schicksal spielt der Einakterzyklus „Anatol“ und die Novell
in die Welt des Unbewußten, der verdrängten in die Welt des Unbewußten, der verdrängten
mit uns, wir spielen unser Leben: mit uns, wir spielen unser Leben:
„Sterben“, drängen bereits in einzelne Augen¬ „Sterben“, drängen bereits in einzelne Augen¬
Gefühle und gestaltet echt Freudsche Probleme. Gefühle und gestaltet echt Freudsche Probleme.
„Es fließen ineinander Traum und Wachen. „Es fließen ineinander Traum und Wachen.
blicke ganze Welten des Erlebens. Das impressio= wie in der Novelle „Frau Beate und ihr Sohn“. blicke ganze Welten des Erlebens. Das impressio= wie in der Novelle „Frau Beate und ihr Sohn“.
nistische Drama hat kein höheres Kunstwerk auf nistische Drama hat kein höheres Kunstwerk auf
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends. Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Aber so wichtig diese tief bohrende und zerglie¬ Aber so wichtig diese tief bohrende und zerglie¬
zuweisen als Schnitzlers „Einsamen Weg“, in dem zuweisen als Schnitzlers „Einsamen Weg“, in dem
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns Wir wissen nichts von andern, nichts von uns
dernde Analyse für seine Kunst ist, so darf man dernde Analyse für seine Kunst ist, so darf man
man auch wohl sein bestes Werk sehen darf. Hie¬ man auch wohl sein bestes Werk sehen darf. Hie¬
Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug, Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug,
sein Werk doch nicht, wie es Reik getan hat, ein¬ sein Werk doch nicht, wie es Reik getan hat, ein¬
entfaltet sich eine Kunst der Halbtöne, der feiner entfaltet sich eine Kunst der Halbtöne, der feiner
seitig an der Freudschen Methode messen, sondern seitig an der Freudschen Methode messen, sondern
heißt es in seinem tieffinnigen „Paracelsus". „Da¬ heißt es in seinem tieffinnigen „Paracelsus". „Da¬
Valeurs; eine silbergraue, von schweren Farben Valeurs; eine silbergraue, von schweren Farben
muß betrachten, was er aus diesem reichen psy¬ muß betrachten, was er aus diesem reichen psy¬
Leben — ein Traum“, dies Grillparzermotiv wird matt durchleuchtete Herbststimmung ist über das Leben — ein Traum“, dies Grillparzermotiv wird matt durchleuchtete Herbststimmung ist über das
chologischen Material lebendig gestaltet hat. chologischen Material lebendig gestaltet hat.
von Schnitzler in vielfachen Wandlungen und Ganze gebreitet, und die Tragik des Alters, die von Schnitzler in vielfachen Wandlungen und Ganze gebreitet, und die Tragik des Alters, die
Man hat Schnitzler oft vorgeworfen, daß seine Man hat Schnitzler oft vorgeworfen, daß seine
Spiegelungen aufgenommen, ebenso wie die Ver Spiegelungen aufgenommen, ebenso wie die Ver
hier angeschlagen wird und bei Schnitzler immer hier angeschlagen wird und bei Schnitzler immer
Welt und seine Stoffe zu eng begrenzt seien. Tat¬ Welt und seine Stoffe zu eng begrenzt seien. Tat¬
schmelzung von Liebe und Tod aus „Des Mee= wiederkehrt, ist die eigentliche Tragik des impres¬ schmelzung von Liebe und Tod aus „Des Mee= wiederkehrt, ist die eigentliche Tragik des impres¬
sächlich sind es nur ganz wenige Motive, Figuren sächlich sind es nur ganz wenige Motive, Figuren
res und der Liebe Wellen“. Kunst und Natur res und der Liebe Wellen“. Kunst und Natur
sionistischen Menschen, der stets die Stunde genos= und Situationen, die sich bei ihm in feinen Va¬ sionistischen Menschen, der stets die Stunde genos= und Situationen, die sich bei ihm in feinen Va¬
gehen ineinander über, und das Leben in der gehen ineinander über, und das Leben in der
sen hat und sich nun einsam sieht mit den Sche= riationen stets wiederholen. Da ist die Stellung sen hat und sich nun einsam sieht mit den Sche= riationen stets wiederholen. Da ist die Stellung
Phantasie ist oft wirklicher als das reale Leben. men seiner Erinnerung. Die Wirrungen und des Mannes zwischen zwei Frauen, dem „süßen Phantasie ist oft wirklicher als das reale Leben. men seiner Erinnerung. Die Wirrungen und des Mannes zwischen zwei Frauen, dem „süßen
Daher seine Verehrung, ja Ueberschätzung des Wandlungen der Seele, die „ein weites Land Daher seine Verehrung, ja Ueberschätzung des Wandlungen der Seele, die „ein weites Land
Mädel“ und der verheirateten Dame, da ist das Mädel“ und der verheirateten Dame, da ist das
Künstlers, sein Aesthetentum, daher aber auch die ist, beschäftigen Schnitzler hauptsächlich, der als „dreieckige“ Verhältnis in der Ehe, da sind die Künstlers, sein Aesthetentum, daher aber auch die ist, beschäftigen Schnitzler hauptsächlich, der als „dreieckige“ Verhältnis in der Ehe, da sind die
Inbrunst, mit der das Formale gegeben ist Inbrunst, mit der das Formale gegeben ist
Arzt ein scharfer Beobachter ist und sich mit Psy= beiden Freunde, die beiden Gegner, da ist der Arzt ein scharfer Beobachter ist und sich mit Psy= beiden Freunde, die beiden Gegner, da ist der
der Feinheit und Grazie seines Stils folgte chologie nicht nur als Künstler, sondern auch als der Feinheit und Grazie seines Stils folgte chologie nicht nur als Künstler, sondern auch als
Liebe kurze Seligkeit und lange Qual, ist die Liebe kurze Seligkeit und lange Qual, ist die
Schnitzler ebenfalls den besten heimischen Mu= Gelehrter beschäftigt hat. In einem eigenen Buch Hoffnung auf das Kind und das Grauen vor dem Schnitzler ebenfalls den besten heimischen Mu= Gelehrter beschäftigt hat. In einem eigenen Buch Hoffnung auf das Kind und das Grauen vor dem