Selten hat ein ostereschscher Tichter Selten hat ein ostereschscher Tichter
Dichter, der in Wien wurzelte und dessen Werke Dichter, der in Wien wurzelte und dessen Werke
Wiens Atmosphäre atmeten, so tief ergrifsen, so Wiens Atmosphäre atmeten, so tief ergrifsen, so
weit gewirkt wie Artur Schnitzler. Seine Er¬ weit gewirkt wie Artur Schnitzler. Seine Er¬
zählungskunst hat nicht nur die literarische Welt zählungskunst hat nicht nur die literarische Welt
aufhorchen gemacht, die reizvoll gelockerten Sze¬ aufhorchen gemacht, die reizvoll gelockerten Sze¬
nen seiner Dramatik, die so oft die anmutige nen seiner Dramatik, die so oft die anmutige
Schwerlosigkeit genialer Stegreifdichtung vor¬ Schwerlosigkeit genialer Stegreifdichtung vor¬
täuschen, haben nicht nur die ersten Bühnen er¬ täuschen, haben nicht nur die ersten Bühnen er¬
obert, Schnitzlers Werke sind, was weit mehr be¬ obert, Schnitzlers Werke sind, was weit mehr be¬
deutet, tief ins Volk gedrungen, haben die geistige deutet, tief ins Volk gedrungen, haben die geistige
Erweckung einer Generation gefördert und sind Erweckung einer Generation gefördert und sind
einer andern noch immer unveraltet. Denn hinter einer andern noch immer unveraltet. Denn hinter
diesen Dichtungen stand ein Mann, aufrecht und diesen Dichtungen stand ein Mann, aufrecht und
kühn, in allem, was er zu sagen hatte. Und das kühn, in allem, was er zu sagen hatte. Und das
war viel und nie ohne neues Bedeuten. war viel und nie ohne neues Bedeuten.
Artur Schnitzlers Dichtung erschloß sich vor Artur Schnitzlers Dichtung erschloß sich vor
und mit „Anatol“ zur Blütezeit des Naturalis¬ und mit „Anatol“ zur Blütezeit des Naturalis¬
mus. Aber die doktrinäre Schwere des von Arno mus. Aber die doktrinäre Schwere des von Arno
Holz, Johann Schlaf, vom jungen Gerhard Holz, Johann Schlaf, vom jungen Gerhard
Hauptmann repräsentierten Naturalismus, die Hauptmann repräsentierten Naturalismus, die
von sozialökonomischer Theorie beeinflußte Aus¬ von sozialökonomischer Theorie beeinflußte Aus¬
einandersetzung mit Vererbungslehre und Dar¬ einandersetzung mit Vererbungslehre und Dar¬
winismus lag dem Wiener Dichter fern. Artur winismus lag dem Wiener Dichter fern. Artur
Schnitzler, der Sohn eines gelehrten Arztes und Schnitzler, der Sohn eines gelehrten Arztes und
selbst seelenkundiger Arzt, gewann der natura¬ selbst seelenkundiger Arzt, gewann der natura¬
listischen Dichtung ein neues Gebiet, das listischen Dichtung ein neues Gebiet, das
Reich des Eros mit all seinen lockend=lachenden Reich des Eros mit all seinen lockend=lachenden
Gefilden, seinen labyrinthischen Gebirgen und Gefilden, seinen labyrinthischen Gebirgen und
verschwiegenen Einsamkeiten, er gewann ihr das verschwiegenen Einsamkeiten, er gewann ihr das
Land der menschlichen Seele in seinen nebelver¬ Land der menschlichen Seele in seinen nebelver¬
schleierten Weiten. Vom heiteren „Anatol“ über schleierten Weiten. Vom heiteren „Anatol“ über
den blutigen Ernst der „Liebelei“ zum Antiduell¬ den blutigen Ernst der „Liebelei“ zum Antiduell¬
drama „Freiwild“, das zu Ende des vergangenen drama „Freiwild“, das zu Ende des vergangenen
Jahrhunderts auf die überständigen feudalen Jahrhunderts auf die überständigen feudalen
Ehrbegriffen verfallene bürgerliche Gesellschaft Ehrbegriffen verfallene bürgerliche Gesellschaft
wie Kampfruf wirkte. wie Kampfruf wirkte.
Bis dahin hatte man die leise Schwermut, Bis dahin hatte man die leise Schwermut,
die über Schnitzlers Dichtungen schwebt, mit Sen¬ die über Schnitzlers Dichtungen schwebt, mit Sen¬
timentalität verwechselt, die graziöse Leichte sei¬ timentalität verwechselt, die graziöse Leichte sei¬
ner Poesie mit harmloser Wienerei. Jetzt wußte ner Poesie mit harmloser Wienerei. Jetzt wußte
man, daß es diesem Dichter, der Sentimentalität man, daß es diesem Dichter, der Sentimentalität
als „ein unter dem Preis erhandeltes Gefühl als „ein unter dem Preis erhandeltes Gefühl
innig und grimmig verachtete, um weit mehr innig und grimmig verachtete, um weit mehr
ging, als um Anmut und Liebenswürdiekeit. jetzt ging, als um Anmut und Liebenswürdiekeit. jetzt
ahnte man, daß dieser eleganten Feder die ahnte man, daß dieser eleganten Feder die
Schärfe des Schwertes eignete. Die großartige Schärfe des Schwertes eignete. Die großartige
Geschlossenheit des künen „Reigens" um die Ero¬ Geschlossenheit des künen „Reigens" um die Ero¬
tik, jener Szenenreihe, die individual-psychologi¬ tik, jener Szenenreihe, die individual-psychologi¬
sche Analyse der sozialen nahebringt, erregte den sche Analyse der sozialen nahebringt, erregte den
geschlossenen und erbitterten Widerstand aller je¬ geschlossenen und erbitterten Widerstand aller je¬
ner Kreise und Mächte, die ihre ästhetischen und ner Kreise und Mächte, die ihre ästhetischen und
Kulturanschanungen von reaktionärer Politik be¬ Kulturanschanungen von reaktionärer Politik be¬
zogen. zogen.
Und der „Reigen“ wurde verfolgt bis zum Und der „Reigen“ wurde verfolgt bis zum
April 1922, da die Regierung den sozialdemokra¬ April 1922, da die Regierung den sozialdemokra¬
tischen Landeshauptmann und Bürgermeister von tischen Landeshauptmann und Bürgermeister von
Wien allerdings ohne Erfolg unter Anklage Wien allerdings ohne Erfolg unter Anklage
stellte, weil er einer Verbotsweisung des Mini¬ stellte, weil er einer Verbotsweisung des Mini¬
steriums nicht nachgekommen war. steriums nicht nachgekommen war.
Freilich hatte Artur Schnitzler inzwischen Freilich hatte Artur Schnitzler inzwischen
von der Monolognovelle „Leutnant Gustl“ an, von der Monolognovelle „Leutnant Gustl“ an,
im jungen Medardus, im „Professor Bernhardt im jungen Medardus, im „Professor Bernhardt
— der / weil er eine dumme und insame, ganz um die unmerkbar riesenhaft gewachsene Schuld — der / weil er eine dumme und insame, ganz um die unmerkbar riesenhaft gewachsene Schuld
mit Härte einzutreiöen. mit Härte einzutreiöen.
tyvische Oesterreicherel ins Herz traf, selbstver tyvische Oesterreicherel ins Herz traf, selbstver
So herb, so bitter, so tief sittlich ist Schnitzlers So herb, so bitter, so tief sittlich ist Schnitzlers
ständlich lange Zeit verboten war — immer wie¬ ständlich lange Zeit verboten war — immer wie¬
der und immer klarer bewiesen, daß es ihm nicht erotische Dichtung. der und immer klarer bewiesen, daß es ihm nicht erotische Dichtung.
Zuccelagung der Auzelnen Men¬ Zuccelagung der Auzelnen Men¬
Der Roman „Therese" war des Dichters letzte, Der Roman „Therese" war des Dichters letzte,
schenseele ging, sondern vom Land der Seele aus schenseele ging, sondern vom Land der Seele aus
große, epische Schöpfung. In den Essays „Geist große, epische Schöpfung. In den Essays „Geist
leuchtend um den reinen Glanz der Artseele, um im Wort und Geist in der Tat", hat Schnitzler, leuchtend um den reinen Glanz der Artseele, um im Wort und Geist in der Tat", hat Schnitzler,
Gesellschaftskritik, um der Menschlichkeit große der niemals den Mächten der Gewalt diente, Gesellschaftskritik, um der Menschlichkeit große der niemals den Mächten der Gewalt diente,
Gegenstände. Gegenstände.
das Vermächtnis hochgereifter Weltanschauung das Vermächtnis hochgereifter Weltanschauung
Nicht nur hinter der Lustbarkeit des „Grünen Nicht nur hinter der Lustbarkeit des „Grünen
und milder Weisheit gegeben. und milder Weisheit gegeben.
Kakadu" grollte die große Revolution, und die Kakadu" grollte die große Revolution, und die
Artur Schnitzlers hohe formale Kunst, der Artur Schnitzlers hohe formale Kunst, der
imposante Komposition des Romans „Der Weg imposante Komposition des Romans „Der Weg
gepflegte und geläuterte Stil eines eigenartig gepflegte und geläuterte Stil eines eigenartig
ins Freie“, die in ihrer Problemstellung und im hochentwicketen Impressionismus, der die Pas ins Freie“, die in ihrer Problemstellung und im hochentwicketen Impressionismus, der die Pas
Gerank ihrer organisch gewachsenen Episoden Gerank ihrer organisch gewachsenen Episoden
ivitä: des Ichs leise ironisch und etwas ivitä: des Ichs leise ironisch und etwas
weit über eine epische Behandlung der Juden. weit über eine epische Behandlung der Juden.
schwermütig, aber mit weltunschaulich bedeut schwermütig, aber mit weltunschaulich bedeut
frage hinausgreift, zeigt Schnitzler als Gestalter samer Klarheit und Eindringlichkeit nahezubrin¬ frage hinausgreift, zeigt Schnitzler als Gestalter samer Klarheit und Eindringlichkeit nahezubrin¬
ernster sozialer Fragen. ernster sozialer Fragen.
gen vermochte, bedürfte besonderer und ausführ¬ gen vermochte, bedürfte besonderer und ausführ¬
In späteren Jahren hat sich der Dichter, wie licher Würdig ung. In späteren Jahren hat sich der Dichter, wie licher Würdig ung.
abschließend, mit „Casanovas Heimfahrt", mi abschließend, mit „Casanovas Heimfahrt", mi
Ein endguttiges, abgeschlossenes poetisches Te¬ Ein endguttiges, abgeschlossenes poetisches Te¬
der Tragödie des Badearztes Gräfer, der, wie der Tragödie des Badearztes Gräfer, der, wie
stament des Dichters ist uns nicht geworden; denn stament des Dichters ist uns nicht geworden; denn
einst der junge Anatol, zwischen zwei Frauen einst der junge Anatol, zwischen zwei Frauen
der Tod hat Artur Schn zier mit raschem, leich¬ der Tod hat Artur Schn zier mit raschem, leich¬
steht, mit reifstem Erkennen wieder dem rätsel steht, mit reifstem Erkennen wieder dem rätsel
tem Schritt von der Arbeit, vom Morgenspazier¬ tem Schritt von der Arbeit, vom Morgenspazier¬
vollen Stoffkreis vergeistigter Erotik zugewendet: vollen Stoffkreis vergeistigter Erotik zugewendet:
gang weggeholt, vom freien Weg im weiten Land gang weggeholt, vom freien Weg im weiten Land
Die Liebe erscheint in Schnitzlers Lebenswerk wie Die Liebe erscheint in Schnitzlers Lebenswerk wie
seines reichen Wirkens, dem das Leben in vollen seines reichen Wirkens, dem das Leben in vollen
ene unerbittliche Gottheit, die den Menscher ene unerbittliche Gottheit, die den Menscher
tönenden Strömen rauschte, heimgeholt, den ein¬ tönenden Strömen rauschte, heimgeholt, den ein¬
chuldig werden läßt, und über ihn Gericht hält, samen Weg ins unbekannte Land. chuldig werden läßt, und über ihn Gericht hält, samen Weg ins unbekannte Land.
26. A. R) 26. A. R)
Dichter, der in Wien wurzelte und dessen Werke Dichter, der in Wien wurzelte und dessen Werke
Wiens Atmosphäre atmeten, so tief ergrifsen, so Wiens Atmosphäre atmeten, so tief ergrifsen, so
weit gewirkt wie Artur Schnitzler. Seine Er¬ weit gewirkt wie Artur Schnitzler. Seine Er¬
zählungskunst hat nicht nur die literarische Welt zählungskunst hat nicht nur die literarische Welt
aufhorchen gemacht, die reizvoll gelockerten Sze¬ aufhorchen gemacht, die reizvoll gelockerten Sze¬
nen seiner Dramatik, die so oft die anmutige nen seiner Dramatik, die so oft die anmutige
Schwerlosigkeit genialer Stegreifdichtung vor¬ Schwerlosigkeit genialer Stegreifdichtung vor¬
täuschen, haben nicht nur die ersten Bühnen er¬ täuschen, haben nicht nur die ersten Bühnen er¬
obert, Schnitzlers Werke sind, was weit mehr be¬ obert, Schnitzlers Werke sind, was weit mehr be¬
deutet, tief ins Volk gedrungen, haben die geistige deutet, tief ins Volk gedrungen, haben die geistige
Erweckung einer Generation gefördert und sind Erweckung einer Generation gefördert und sind
einer andern noch immer unveraltet. Denn hinter einer andern noch immer unveraltet. Denn hinter
diesen Dichtungen stand ein Mann, aufrecht und diesen Dichtungen stand ein Mann, aufrecht und
kühn, in allem, was er zu sagen hatte. Und das kühn, in allem, was er zu sagen hatte. Und das
war viel und nie ohne neues Bedeuten. war viel und nie ohne neues Bedeuten.
Artur Schnitzlers Dichtung erschloß sich vor Artur Schnitzlers Dichtung erschloß sich vor
und mit „Anatol“ zur Blütezeit des Naturalis¬ und mit „Anatol“ zur Blütezeit des Naturalis¬
mus. Aber die doktrinäre Schwere des von Arno mus. Aber die doktrinäre Schwere des von Arno
Holz, Johann Schlaf, vom jungen Gerhard Holz, Johann Schlaf, vom jungen Gerhard
Hauptmann repräsentierten Naturalismus, die Hauptmann repräsentierten Naturalismus, die
von sozialökonomischer Theorie beeinflußte Aus¬ von sozialökonomischer Theorie beeinflußte Aus¬
einandersetzung mit Vererbungslehre und Dar¬ einandersetzung mit Vererbungslehre und Dar¬
winismus lag dem Wiener Dichter fern. Artur winismus lag dem Wiener Dichter fern. Artur
Schnitzler, der Sohn eines gelehrten Arztes und Schnitzler, der Sohn eines gelehrten Arztes und
selbst seelenkundiger Arzt, gewann der natura¬ selbst seelenkundiger Arzt, gewann der natura¬
listischen Dichtung ein neues Gebiet, das listischen Dichtung ein neues Gebiet, das
Reich des Eros mit all seinen lockend=lachenden Reich des Eros mit all seinen lockend=lachenden
Gefilden, seinen labyrinthischen Gebirgen und Gefilden, seinen labyrinthischen Gebirgen und
verschwiegenen Einsamkeiten, er gewann ihr das verschwiegenen Einsamkeiten, er gewann ihr das
Land der menschlichen Seele in seinen nebelver¬ Land der menschlichen Seele in seinen nebelver¬
schleierten Weiten. Vom heiteren „Anatol“ über schleierten Weiten. Vom heiteren „Anatol“ über
den blutigen Ernst der „Liebelei“ zum Antiduell¬ den blutigen Ernst der „Liebelei“ zum Antiduell¬
drama „Freiwild“, das zu Ende des vergangenen drama „Freiwild“, das zu Ende des vergangenen
Jahrhunderts auf die überständigen feudalen Jahrhunderts auf die überständigen feudalen
Ehrbegriffen verfallene bürgerliche Gesellschaft Ehrbegriffen verfallene bürgerliche Gesellschaft
wie Kampfruf wirkte. wie Kampfruf wirkte.
Bis dahin hatte man die leise Schwermut, Bis dahin hatte man die leise Schwermut,
die über Schnitzlers Dichtungen schwebt, mit Sen¬ die über Schnitzlers Dichtungen schwebt, mit Sen¬
timentalität verwechselt, die graziöse Leichte sei¬ timentalität verwechselt, die graziöse Leichte sei¬
ner Poesie mit harmloser Wienerei. Jetzt wußte ner Poesie mit harmloser Wienerei. Jetzt wußte
man, daß es diesem Dichter, der Sentimentalität man, daß es diesem Dichter, der Sentimentalität
als „ein unter dem Preis erhandeltes Gefühl als „ein unter dem Preis erhandeltes Gefühl
innig und grimmig verachtete, um weit mehr innig und grimmig verachtete, um weit mehr
ging, als um Anmut und Liebenswürdiekeit. jetzt ging, als um Anmut und Liebenswürdiekeit. jetzt
ahnte man, daß dieser eleganten Feder die ahnte man, daß dieser eleganten Feder die
Schärfe des Schwertes eignete. Die großartige Schärfe des Schwertes eignete. Die großartige
Geschlossenheit des künen „Reigens" um die Ero¬ Geschlossenheit des künen „Reigens" um die Ero¬
tik, jener Szenenreihe, die individual-psychologi¬ tik, jener Szenenreihe, die individual-psychologi¬
sche Analyse der sozialen nahebringt, erregte den sche Analyse der sozialen nahebringt, erregte den
geschlossenen und erbitterten Widerstand aller je¬ geschlossenen und erbitterten Widerstand aller je¬
ner Kreise und Mächte, die ihre ästhetischen und ner Kreise und Mächte, die ihre ästhetischen und
Kulturanschanungen von reaktionärer Politik be¬ Kulturanschanungen von reaktionärer Politik be¬
zogen. zogen.
Und der „Reigen“ wurde verfolgt bis zum Und der „Reigen“ wurde verfolgt bis zum
April 1922, da die Regierung den sozialdemokra¬ April 1922, da die Regierung den sozialdemokra¬
tischen Landeshauptmann und Bürgermeister von tischen Landeshauptmann und Bürgermeister von
Wien allerdings ohne Erfolg unter Anklage Wien allerdings ohne Erfolg unter Anklage
stellte, weil er einer Verbotsweisung des Mini¬ stellte, weil er einer Verbotsweisung des Mini¬
steriums nicht nachgekommen war. steriums nicht nachgekommen war.
Freilich hatte Artur Schnitzler inzwischen Freilich hatte Artur Schnitzler inzwischen
von der Monolognovelle „Leutnant Gustl“ an, von der Monolognovelle „Leutnant Gustl“ an,
im jungen Medardus, im „Professor Bernhardt im jungen Medardus, im „Professor Bernhardt
— der / weil er eine dumme und insame, ganz um die unmerkbar riesenhaft gewachsene Schuld — der / weil er eine dumme und insame, ganz um die unmerkbar riesenhaft gewachsene Schuld
mit Härte einzutreiöen. mit Härte einzutreiöen.
tyvische Oesterreicherel ins Herz traf, selbstver tyvische Oesterreicherel ins Herz traf, selbstver
So herb, so bitter, so tief sittlich ist Schnitzlers So herb, so bitter, so tief sittlich ist Schnitzlers
ständlich lange Zeit verboten war — immer wie¬ ständlich lange Zeit verboten war — immer wie¬
der und immer klarer bewiesen, daß es ihm nicht erotische Dichtung. der und immer klarer bewiesen, daß es ihm nicht erotische Dichtung.
Zuccelagung der Auzelnen Men¬ Zuccelagung der Auzelnen Men¬
Der Roman „Therese" war des Dichters letzte, Der Roman „Therese" war des Dichters letzte,
schenseele ging, sondern vom Land der Seele aus schenseele ging, sondern vom Land der Seele aus
große, epische Schöpfung. In den Essays „Geist große, epische Schöpfung. In den Essays „Geist
leuchtend um den reinen Glanz der Artseele, um im Wort und Geist in der Tat", hat Schnitzler, leuchtend um den reinen Glanz der Artseele, um im Wort und Geist in der Tat", hat Schnitzler,
Gesellschaftskritik, um der Menschlichkeit große der niemals den Mächten der Gewalt diente, Gesellschaftskritik, um der Menschlichkeit große der niemals den Mächten der Gewalt diente,
Gegenstände. Gegenstände.
das Vermächtnis hochgereifter Weltanschauung das Vermächtnis hochgereifter Weltanschauung
Nicht nur hinter der Lustbarkeit des „Grünen Nicht nur hinter der Lustbarkeit des „Grünen
und milder Weisheit gegeben. und milder Weisheit gegeben.
Kakadu" grollte die große Revolution, und die Kakadu" grollte die große Revolution, und die
Artur Schnitzlers hohe formale Kunst, der Artur Schnitzlers hohe formale Kunst, der
imposante Komposition des Romans „Der Weg imposante Komposition des Romans „Der Weg
gepflegte und geläuterte Stil eines eigenartig gepflegte und geläuterte Stil eines eigenartig
ins Freie“, die in ihrer Problemstellung und im hochentwicketen Impressionismus, der die Pas ins Freie“, die in ihrer Problemstellung und im hochentwicketen Impressionismus, der die Pas
Gerank ihrer organisch gewachsenen Episoden Gerank ihrer organisch gewachsenen Episoden
ivitä: des Ichs leise ironisch und etwas ivitä: des Ichs leise ironisch und etwas
weit über eine epische Behandlung der Juden. weit über eine epische Behandlung der Juden.
schwermütig, aber mit weltunschaulich bedeut schwermütig, aber mit weltunschaulich bedeut
frage hinausgreift, zeigt Schnitzler als Gestalter samer Klarheit und Eindringlichkeit nahezubrin¬ frage hinausgreift, zeigt Schnitzler als Gestalter samer Klarheit und Eindringlichkeit nahezubrin¬
ernster sozialer Fragen. ernster sozialer Fragen.
gen vermochte, bedürfte besonderer und ausführ¬ gen vermochte, bedürfte besonderer und ausführ¬
In späteren Jahren hat sich der Dichter, wie licher Würdig ung. In späteren Jahren hat sich der Dichter, wie licher Würdig ung.
abschließend, mit „Casanovas Heimfahrt", mi abschließend, mit „Casanovas Heimfahrt", mi
Ein endguttiges, abgeschlossenes poetisches Te¬ Ein endguttiges, abgeschlossenes poetisches Te¬
der Tragödie des Badearztes Gräfer, der, wie der Tragödie des Badearztes Gräfer, der, wie
stament des Dichters ist uns nicht geworden; denn stament des Dichters ist uns nicht geworden; denn
einst der junge Anatol, zwischen zwei Frauen einst der junge Anatol, zwischen zwei Frauen
der Tod hat Artur Schn zier mit raschem, leich¬ der Tod hat Artur Schn zier mit raschem, leich¬
steht, mit reifstem Erkennen wieder dem rätsel steht, mit reifstem Erkennen wieder dem rätsel
tem Schritt von der Arbeit, vom Morgenspazier¬ tem Schritt von der Arbeit, vom Morgenspazier¬
vollen Stoffkreis vergeistigter Erotik zugewendet: vollen Stoffkreis vergeistigter Erotik zugewendet:
gang weggeholt, vom freien Weg im weiten Land gang weggeholt, vom freien Weg im weiten Land
Die Liebe erscheint in Schnitzlers Lebenswerk wie Die Liebe erscheint in Schnitzlers Lebenswerk wie
seines reichen Wirkens, dem das Leben in vollen seines reichen Wirkens, dem das Leben in vollen
ene unerbittliche Gottheit, die den Menscher ene unerbittliche Gottheit, die den Menscher
tönenden Strömen rauschte, heimgeholt, den ein¬ tönenden Strömen rauschte, heimgeholt, den ein¬
chuldig werden läßt, und über ihn Gericht hält, samen Weg ins unbekannte Land. chuldig werden läßt, und über ihn Gericht hält, samen Weg ins unbekannte Land.
26. A. R) 26. A. R)