VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 283

Wey. Wey.
chen Dichters. chen Dichters.
größten österreichi¬ größten österreichi¬
gegangen. Wie für gegangen. Wie für
storbenen zu seinem storbenen zu seinem
te der Jubilar nicht te der Jubilar nicht
Schnitzlers kam völ¬ Schnitzlers kam völ¬
mmer noch schaffens¬ mmer noch schaffens¬
einmal gesagt, Ar¬ einmal gesagt, Ar¬
ge Dichter. In die¬ ge Dichter. In die¬
chtig. Auch Arthur chtig. Auch Arthur
sollen müssen. Seine sollen müssen. Seine
feinem Spott, das feinem Spott, das
war, wich in spätem war, wich in spätem
er Dichter hat nicht er Dichter hat nicht
fand in seinen letz¬ fand in seinen letz¬
er ein großer Buch¬ er ein großer Buch¬
die seine Anhänger die seine Anhänger
rb. Arthur Schnitz¬ rb. Arthur Schnitz¬
den ist, gehörte auch den ist, gehörte auch
gen Generation, die gen Generation, die
ann das Theater er¬ ann das Theater er¬
in der Form. in der Form.
und seine Denkweise und seine Denkweise
ader gewagten Neu¬ ader gewagten Neu¬
prache und sein Stil prache und sein Stil
mung an andere, die mung an andere, die
aben. aben.
die Schnitzlersche Art die Schnitzlersche Art
Kunst zu erklären. Kunst zu erklären.
derstellung ein, derstellung ein,
em bestimmten Kreis em bestimmten Kreis
t dekadent sind. Da¬ t dekadent sind. Da¬
aß Schnitzler auf der aß Schnitzler auf der
rische Dichter aufge¬ rische Dichter aufge¬
beiten liegt eine ge¬ beiten liegt eine ge¬
Spott, Ironie und Spott, Ironie und
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
box 43/5 box 43/5
seinem Lächeln verbirgt, die aber namentlich in den Tra¬ seinem Lächeln verbirgt, die aber namentlich in den Tra¬
gödien Schnitzlers den Hörer und Zuschauer stets ge¬ gödien Schnitzlers den Hörer und Zuschauer stets ge¬
packt hat. packt hat.
Schnitzler war ein überaus produktiver Dichter. Es ist Schnitzler war ein überaus produktiver Dichter. Es ist
gewiß ein hohes Lob für den Verstorbenen, wenn man von gewiß ein hohes Lob für den Verstorbenen, wenn man von
vielen seiner Werke sagen darf, daß sie etwas ganz Neues, vielen seiner Werke sagen darf, daß sie etwas ganz Neues,
ganz Eigenartiges gebracht haben. Das gilt für „Anatol", ganz Eigenartiges gebracht haben. Das gilt für „Anatol",
Schnitzlers erstes Buch, sieben überaus reizvolle Gespräche Schnitzlers erstes Buch, sieben überaus reizvolle Gespräche
zwischen zwei, drei Personen, von denen zwei Männer zwischen zwei, drei Personen, von denen zwei Männer
immer die gleichen bleiben, Anatol und Max, während die immer die gleichen bleiben, Anatol und Max, während die
Frauen wechseln. Anatol erlebt, Max dagegen bespricht Frauen wechseln. Anatol erlebt, Max dagegen bespricht
und bespöttelt die Liebesafsaren seines Freundes, und aus und bespöttelt die Liebesafsaren seines Freundes, und aus
diesen Dialogen wegen der Gegensätzlichkeit der beiden diesen Dialogen wegen der Gegensätzlichkeit der beiden
Männer ergibt sich jene eigenartig reizvoll heitere Stim¬ Männer ergibt sich jene eigenartig reizvoll heitere Stim¬
mung, die zwischen Erlebnistiefe und im Abrücken von dem mung, die zwischen Erlebnistiefe und im Abrücken von dem
Ereignis hin= und herschwankt. Anatol, das ist der Mann, Ereignis hin= und herschwankt. Anatol, das ist der Mann,
der bei den Frauen ruhmvolle Niederlagen erleidet, dem der bei den Frauen ruhmvolle Niederlagen erleidet, dem
Stimmung vor alles andere geht, der liebt, ohne das Be¬ Stimmung vor alles andere geht, der liebt, ohne das Be¬
dürfnis zur Treue zu haben. Ein kleines Kabinettstück ist dürfnis zur Treue zu haben. Ein kleines Kabinettstück ist
die Schilderung seiner Beziehungen zu Cora. Er möchte die Schilderung seiner Beziehungen zu Cora. Er möchte
wissen, obwohl er im tiefsten Innern daran uninteressiert wissen, obwohl er im tiefsten Innern daran uninteressiert
ist, ob sie ihn mit anderen betrügt, er versucht wegen des ist, ob sie ihn mit anderen betrügt, er versucht wegen des
Widerstandes, den er bei ihr findet, ihr das Geheimnis auf Widerstandes, den er bei ihr findet, ihr das Geheimnis auf
alle mögliche Weise zu entreißen, schließlich kommt er auf alle mögliche Weise zu entreißen, schließlich kommt er auf
den Gedanken, Cora in Hypnose zu versenken und nun an den Gedanken, Cora in Hypnose zu versenken und nun an
sie die entscheidende Frage zu richten. Aber als Cora hyp¬ sie die entscheidende Frage zu richten. Aber als Cora hyp¬
notisiert ist, kann er sich nicht dazu entschließen, sie zu fra¬ notisiert ist, kann er sich nicht dazu entschließen, sie zu fra¬
gen. Er fürchtet die Wahrheit zu hören. Ihm ist die gen. Er fürchtet die Wahrheit zu hören. Ihm ist die
Illusion lieber als die Wahrheit. Hier ein typisches Bei¬ Illusion lieber als die Wahrheit. Hier ein typisches Bei¬
spiel dafür, wie Anatol nur mit seiner Stärke spielt, ob¬ spiel dafür, wie Anatol nur mit seiner Stärke spielt, ob¬
wohl er weiß, daß er gar nicht stark ist. wohl er weiß, daß er gar nicht stark ist.
Die Figur Anatols findet sich in dem am meisten auf¬ Die Figur Anatols findet sich in dem am meisten auf¬
geführten Schauspiel Schnitzlers, in „Liebelei“ wieder, geführten Schauspiel Schnitzlers, in „Liebelei“ wieder,
ein Stück, das auch heute noch überaus bühnenwirksam ist, ein Stück, das auch heute noch überaus bühnenwirksam ist,
in dem die Beziehung zur kleinen Freundin geschildert wird. in dem die Beziehung zur kleinen Freundin geschildert wird.
Sie bleibt, obwohl der Held des Dramas für wenige Augen¬ Sie bleibt, obwohl der Held des Dramas für wenige Augen¬
blicke glaubt, bei ihr das wahre Glück zu finden, doch nur blicke glaubt, bei ihr das wahre Glück zu finden, doch nur
die kleine Freundin. Er duelliert sich für eine andere Frau. die kleine Freundin. Er duelliert sich für eine andere Frau.
Dieses Stück bringt die Tragödie des jungen Mädchens, Dieses Stück bringt die Tragödie des jungen Mädchens,
die dem Freund ihr Herz geschenkt hat, in höchster Vollen¬ die dem Freund ihr Herz geschenkt hat, in höchster Vollen¬
dung. Er konnte von ihr fortgehen m' einem Lächeln auf dung. Er konnte von ihr fortgehen m' einem Lächeln auf
dem Antlitz, obwohl er wußte, daß er in den Tod ging. dem Antlitz, obwohl er wußte, daß er in den Tod ging.
Nun weiß sie, daß sie für ihn ein Erlebnis war, daß sie ihm Nun weiß sie, daß sie für ihn ein Erlebnis war, daß sie ihm
nur zum Zeitvertreib diente. nur zum Zeitvertreib diente.
Der Dichter hat sich auch mit wichtigen Problemen des Der Dichter hat sich auch mit wichtigen Problemen des
Tages befaßt, ohne zu den Konflikten Stellung zu nehmen. Tages befaßt, ohne zu den Konflikten Stellung zu nehmen.
In seinen Werken schwingt die Atmosphäre des morbiden In seinen Werken schwingt die Atmosphäre des morbiden
Österreichs der Vorkriegszeit mit, die er in ihrer ganzen Österreichs der Vorkriegszeit mit, die er in ihrer ganzen
Tragik empfindet. -Zu den bekanntesten Werken Schnitzlers Tragik empfindet. -Zu den bekanntesten Werken Schnitzlers
gehören „Professor Bernhardi", der Roman „Der gehören „Professor Bernhardi", der Roman „Der
Weg ins Freie", die viel umkämpfte Dialogfolge „Der Weg ins Freie", die viel umkämpfte Dialogfolge „Der
Reigen", „Der junge Medardus", eine dramatische Reigen", „Der junge Medardus", eine dramatische
Historie, deren Hauptrolle Kains zugedacht war, „Fink Historie, deren Hauptrolle Kains zugedacht war, „Fink
und Fliederbusch", die Novelle „Fräulein Else und Fliederbusch", die Novelle „Fräulein Else
und „Die Frau des Richters“. und „Die Frau des Richters“.
Der Lebensabend Schnitzlers war umschattet von trauri¬ Der Lebensabend Schnitzlers war umschattet von trauri¬
gen Familienereignissen. Im Jahre 1927 hat seine Tochter gen Familienereignissen. Im Jahre 1927 hat seine Tochter
Selbstmord verübt. Das hat den Dichter schwer getroffen, Selbstmord verübt. Das hat den Dichter schwer getroffen,
ebenso wie Hugo v. Hoffmannsthal, der kurz nach dem ebenso wie Hugo v. Hoffmannsthal, der kurz nach dem
Selbstmord seines Sohnes dahingegangen ist. Selbstmord seines Sohnes dahingegangen ist.
Schnitzler Schnitzler
war auch äußerlich immer mehr ein Einsamer geworden und war auch äußerlich immer mehr ein Einsamer geworden und
ist gestorben, wie er es vorausgesagt hat: „Und wenn uns ist gestorben, wie er es vorausgesagt hat: „Und wenn uns
ein Zug von Bacchanten begleitet, den Weg hinab gehen wir ein Zug von Bacchanten begleitet, den Weg hinab gehen wir
alle allein". Eine Biographie Schnitzlers wäre nicht voll¬ alle allein". Eine Biographie Schnitzlers wäre nicht voll¬
ständig, wenn man nicht auf zwei wesentliche Tatsachen hin¬ ständig, wenn man nicht auf zwei wesentliche Tatsachen hin¬
wiese, die sein Schaffen stark beeinflußt haben. Schnitzler wiese, die sein Schaffen stark beeinflußt haben. Schnitzler
war Arzt und darum sah er vieles, vor allem die mensch¬ war Arzt und darum sah er vieles, vor allem die mensch¬
liche Ethik, mit ganz anderen Augen an als ein Dichter, liche Ethik, mit ganz anderen Augen an als ein Dichter,
der aus anderem Milien kommt. Schnitzler war Jude, und der aus anderem Milien kommt. Schnitzler war Jude, und
er hat es immer schwer empfunden, daß er in seiner Heimat er hat es immer schwer empfunden, daß er in seiner Heimat
Wien nie ganz aufgenommen worden ist. Der Dichter wurde Wien nie ganz aufgenommen worden ist. Der Dichter wurde
sehr viel auf deutschen, vor allem österreichischen Bühnen ge¬ sehr viel auf deutschen, vor allem österreichischen Bühnen ge¬
spielt. In der letzten Zeit führte man Schnitzler nur noch spielt. In der letzten Zeit führte man Schnitzler nur noch
selten auf. Alles sollte zu seinem 70. Geburtstag nach¬ selten auf. Alles sollte zu seinem 70. Geburtstag nach¬
geholt werden. Der Stille, Einsame hat sich an einem geholt werden. Der Stille, Einsame hat sich an einem
schönen Herbsttage heimlich allen Ovationen entzogen. schönen Herbsttage heimlich allen Ovationen entzogen.
F. 2. F. 2.