VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 300

Schnitzler's Death Schnitzler's Death
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behördl. konzessioniertes behördl. konzessioniertes
en für Zeitungs-Ausschnitte en für Zeitungs-Ausschnitte
I., WOLLZEILE 11 I., WOLLZEILE 11
LEPHON R-23-0-43 LEPHON R-23-0-43
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itt aus itt aus
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vom. vom.

entsprechend nur als Durchgangsstadium betrachteten, entsprechend nur als Durchgangsstadium betrachteten,
hur Schnitzler + hur Schnitzler +
blieb Schnitzler ganz darin, durchtränkte mit ihr sein blieb Schnitzler ganz darin, durchtränkte mit ihr sein
eigenes Wesen und dämpfte das machtvolle Barock seines eigenes Wesen und dämpfte das machtvolle Barock seines
Alerxander Baldus. Alerxander Baldus.
heimatlichen Milicus zu dem graziösen Spiel französisch heimatlichen Milicus zu dem graziösen Spiel französisch
licht, daß der bekannte österreichische licht, daß der bekannte österreichische
kultivierten Rokokos. Von den srühen Szenen des „Anatol“ kultivierten Rokokos. Von den srühen Szenen des „Anatol“
nitzler in Wien einem Gehirnschlag nitzler in Wien einem Gehirnschlag
(1893), denen der junge Hofmannsthal noch den bekann¬ (1893), denen der junge Hofmannsthal noch den bekann¬
sie Oeffentlichkeit unerwartet, wenn sie Oeffentlichkeit unerwartet, wenn
ten und oft zitierten Vorspruch schenkte, bis zu der dra¬ ten und oft zitierten Vorspruch schenkte, bis zu der dra¬
vorbereitet. Wußte man doch schon vorbereitet. Wußte man doch schon
matischen Spätdichtung „Der Gang zum Weiher“ (1925) matischen Spätdichtung „Der Gang zum Weiher“ (1925)
daß infolge harter Schicksalsschläge daß infolge harter Schicksalsschläge
ist der Weg gar lang und reich besät, aber nicht sonderlich ist der Weg gar lang und reich besät, aber nicht sonderlich
n Familienkreises die Gesundheit des n Familienkreises die Gesundheit des
vielgestaltig, durchquert er mit den Mitteln Freudscher vielgestaltig, durchquert er mit den Mitteln Freudscher
gen stark erschüttert war, daß sich der gen stark erschüttert war, daß sich der
Psychoanalyse die gewaltigen Spannungen von Tod und Psychoanalyse die gewaltigen Spannungen von Tod und
et, der friich Jahrzehnte hindurch et, der friich Jahrzehnte hindurch
Eros und führt dennoch, da er bewußt jeglicher Entschei¬ Eros und führt dennoch, da er bewußt jeglicher Entschei¬
hr ausgeübt hatte, weder körperlich hr ausgeübt hatte, weder körperlich
dung ausweicht, niemals zu wirklicher Tragik. Immer dung ausweicht, niemals zu wirklicher Tragik. Immer
rholen tonnte. Aber an diesen plötz¬ rholen tonnte. Aber an diesen plötz¬
wieder wird da Ernst zum Spiel; und das Motto des wieder wird da Ernst zum Spiel; und das Motto des
ziergang hatte wohl niemand gedacht. ziergang hatte wohl niemand gedacht.
„Paracelsus" (1893) wird zum Molto des gesamten dich¬ „Paracelsus" (1893) wird zum Molto des gesamten dich¬
sei: Dichterisch gesehen war Arthur sei: Dichterisch gesehen war Arthur
terischen Schaffens: „Wir spielen immer; wer es weiß, terischen Schaffens: „Wir spielen immer; wer es weiß,
je ein Toter, trotzdem er immer noch je ein Toter, trotzdem er immer noch
ist klug“. Dieses Spiel, das gestaltlich besonders in den ist klug“. Dieses Spiel, das gestaltlich besonders in den
ufgeführt und gefeiert wurde; denn ufgeführt und gefeiert wurde; denn
beiden Monolog=Novellen „Leutnant Gustl“ (1901) und beiden Monolog=Novellen „Leutnant Gustl“ (1901) und
poche an, die mit der Wende des poche an, die mit der Wende des
„Fräulein Else“ (1924) eine geradezu genialische Stil¬ „Fräulein Else“ (1924) eine geradezu genialische Stil¬
eren aufhörte, nachdem sie dank sub¬ eren aufhörte, nachdem sie dank sub¬
beherrschung verrät, muß dennoch infolge des inneren beherrschung verrät, muß dennoch infolge des inneren
sich vorher schon mehr und mehr zer¬ sich vorher schon mehr und mehr zer¬
Widerspruchs von Stoff und Gestaltung gehaltlich ent¬ Widerspruchs von Stoff und Gestaltung gehaltlich ent¬
die Zeit des Impressionismus, des die Zeit des Impressionismus, des
täuschen, eine Erscheinung, die übrigens in jedem der zahl¬ täuschen, eine Erscheinung, die übrigens in jedem der zahl¬
wie sie, materialistisch und ratio¬ wie sie, materialistisch und ratio¬
reichen novellistischen und dramalischen Arbeiten wider¬ reichen novellistischen und dramalischen Arbeiten wider¬
Sinnentindruck die letzte Wahrheit Sinnentindruck die letzte Wahrheit
kehrt und die Bewunderung, aber nicht Liebe, auslöst. kehrt und die Bewunderung, aber nicht Liebe, auslöst.
die Zeit der wandernden und wan¬ die Zeit der wandernden und wan¬
Die Skepsis erotischer An pielungen und Abspiegelungen, Die Skepsis erotischer An pielungen und Abspiegelungen,
bei denen der Wechsel als das ein¬ bei denen der Wechsel als das ein¬
die sich in schier unerschöpflichen Variationen abwandelt die sich in schier unerschöpflichen Variationen abwandelt
Wunder, daß der Mensch dieser Zeit Wunder, daß der Mensch dieser Zeit
und alles Absolute auflöst, die in und über der Liebe und alles Absolute auflöst, die in und über der Liebe
ihn einstürmenden Lebens wie einen ihn einstürmenden Lebens wie einen
die „Liebelei“ (1895) als, lebengestaltend ansieht und den die „Liebelei“ (1895) als, lebengestaltend ansieht und den
berauscht von der melancholischen berauscht von der melancholischen
„Reigen“ (1896 geschrieben, später als Manuskript ge¬ „Reigen“ (1896 geschrieben, später als Manuskript ge¬
Gleitens und Entgleitens, daß er Gleitens und Entgleitens, daß er
druckt und wider den Willen des Dichters 1920 unter druckt und wider den Willen des Dichters 1920 unter
uinilen Saale eines Weltenkinos sitzen uinilen Saale eines Weltenkinos sitzen
skandalösen Umständen zur Aufführung gebracht!) in zehn skandalösen Umständen zur Aufführung gebracht!) in zehn
agischen Filmstreif der Menschen und agischen Filmstreif der Menschen und
Sznen von der Dirne zur Dirne schlingt, die einmal so¬ Sznen von der Dirne zur Dirne schlingt, die einmal so¬
me an sich vorübergleiten ließ. Was me an sich vorübergleiten ließ. Was
gar, im „Grünen Kakadu" (1893), den tollen Wirbel von gar, im „Grünen Kakadu" (1893), den tollen Wirbel von
daß ein nur leicht verschleierter Pessi¬ daß ein nur leicht verschleierter Pessi¬
Spiel und Wirklichkeit in= und gegeneinander stellt, und Spiel und Wirklichkeit in= und gegeneinander stellt, und
ie Nichtigkeit jedes Erlebnisses weiß, ie Nichtigkeit jedes Erlebnisses weiß,
endlich „Traum und Schicksal“ (1931, eine billige Sonder¬ endlich „Traum und Schicksal“ (1931, eine billige Sonder¬
se Einsamteit des Ich, das halb skep¬ se Einsamteit des Ich, das halb skep¬
ausgabe der charatteristischsten Novellen!) seltsam genug ausgabe der charatteristischsten Novellen!) seltsam genug
ische Resultat solcher Weltanschauung ische Resultat solcher Weltanschauung
verknüpft, ist müde, doch nicht beruhigend, sinnenhaft, verknüpft, ist müde, doch nicht beruhigend, sinnenhaft,
jegliches idealistische Ethos, wie es jegliches idealistische Ethos, wie es
do nicht sinnhaft. Und das Sein ist somit das Nichtsein do nicht sinnhaft. Und das Sein ist somit das Nichtsein
beste des Expressionismus wiederum beste des Expressionismus wiederum
des Werdens „der Zukunft! des Werdens „der Zukunft!
si vornherein eine Unmöglichkeit war. si vornherein eine Unmöglichkeit war.
Es ist klar, daß der Katholik zu den bereits von der Es ist klar, daß der Katholik zu den bereits von der
gesamtes dichterisches Werk, das in gesamtes dichterisches Werk, das in
Zeit entwerteten Werten Schnitzlerschen Schaffens kein Zeit entwerteten Werten Schnitzlerschen Schaffens kein
novellistischer Hinsicht in gleicher novellistischer Hinsicht in gleicher
wesenhaftes Verhältnis hat, daß er, der einer Idee lebt wesenhaftes Verhältnis hat, daß er, der einer Idee lebt
den will, ist typisch für diese Zeit, den will, ist typisch für diese Zeit,
und an einen Himmel über sich glaubt, das ideenlose und an einen Himmel über sich glaubt, das ideenlose
sus selbst; denn während andere Per¬ sus selbst; denn während andere Per¬
Genügen in rein irdischem Spieltrieb nicht als Vorbild Genügen in rein irdischem Spieltrieb nicht als Vorbild
ang, wie der befreundete Hugo von ang, wie der befreundete Hugo von
empfinden kann. Beim Ethos liegt die Entscheidung. empfinden kann. Beim Ethos liegt die Entscheidung.
Stephan George und schließ ich sogar Stephan George und schließ ich sogar
Und die Zeit, die mit dem Expressionismus ihm gegen Und die Zeit, die mit dem Expressionismus ihm gegen
„ um die Flüchtigkeit der so ganz „ um die Flüchtigkeit der so ganz
den Dichter Recht gab, hat einen Toten auf der Strecke den Dichter Recht gab, hat einen Toten auf der Strecke
estellten Zeit wußten und sie dem¬ estellten Zeit wußten und sie dem¬
gelassen, einen vielfach gefeierten Toten, dessen Leben gelassen, einen vielfach gefeierten Toten, dessen Leben
nur noch ein Schein war, als er, der solchen Schein oft nur noch ein Schein war, als er, der solchen Schein oft
gepriesen, wirklich starb. Die Sterne jedoch, gegen deren gepriesen, wirklich starb. Die Sterne jedoch, gegen deren
sanftes Leuchten die blitzenden Irrlichter des müden sanftes Leuchten die blitzenden Irrlichter des müden
Syicers verdlassen missen, sind ewig und die Botes Syicers verdlassen missen, sind ewig und die Botes
augen über einer gottlosen Welt. augen über einer gottlosen Welt.