schon die stärkere und faßzinierendere Wielchkeit als schon die stärkere und faßzinierendere Wielchkeit als
die müde Substanz des Lebens. Überall, wo Schnitzler die müde Substanz des Lebens. Überall, wo Schnitzler
tiefer ansetzt, spürt man den Vorzug seines Lebens und tiefer ansetzt, spürt man den Vorzug seines Lebens und
seiner Herkunft. Wäre sein Vater nicht Arzt gewesen, seiner Herkunft. Wäre sein Vater nicht Arzt gewesen,
hätte er nicht selber Medizin studiert, mit gründlichster hätte er nicht selber Medizin studiert, mit gründlichster
Vorbereitung als mehrjäbriger Assistent im Allgemeinen Vorbereitung als mehrjäbriger Assistent im Allgemeinen
Krankenhaus in Wien und als Assistent der Poliklinik Krankenhaus in Wien und als Assistent der Poliklinik
und endlich als ausübender Arzt... wer weiß, ob er und endlich als ausübender Arzt... wer weiß, ob er
gelernt hätte, Menschen als Abbilder des Lebens so gelernt hätte, Menschen als Abbilder des Lebens so
herzecht auf die Bühne zu stellen." Eduard Korrodi herzecht auf die Bühne zu stellen." Eduard Korrodi
(N. Zür. Ztg. 2001). (N. Zür. Ztg. 2001).
„Ich besinne mich, um etwas von den Dingen wieder¬ „Ich besinne mich, um etwas von den Dingen wieder¬
zugeben, die Schnitzler mir in all den Jahren gesagt zugeben, die Schnitzler mir in all den Jahren gesagt
träumte. Ibsen hielt Gerichtstag mit der Menschheit ab. träumte. Ibsen hielt Gerichtstag mit der Menschheit ab.
hat, ich denke, manchmal in der Absicht, ich möchte hat, ich denke, manchmal in der Absicht, ich möchte
Schnitzler feierte Versöhnungsfeste mit dem Leid, Schnitzler feierte Versöhnungsfeste mit dem Leid,
sie nach seinem Tode niederschreiben. Aber ich komme sie nach seinem Tode niederschreiben. Aber ich komme
mit der Schwäche, mit dem Tod. Ibsen forderte Moral mit der Schwäche, mit dem Tod. Ibsen forderte Moral
von dem Eindruck des allerletzten Gesprächs nicht los. von dem Eindruck des allerletzten Gesprächs nicht los.
für die Seele. Schnitzler rechtfertigte die Seele für ihre für die Seele. Schnitzler rechtfertigte die Seele für ihre
Es sieht nachträglich sast gespenstisch aus. Wir sprachen Es sieht nachträglich sast gespenstisch aus. Wir sprachen
moralische Schwäche. Der Mediziner begreift die moralische Schwäche. Der Mediziner begreift die
eine halbe Stunde vom Spiritismus, von der Wieder¬ eine halbe Stunde vom Spiritismus, von der Wieder¬
Schwäche besser als die Stärke. Die Psychoanalyse Schwäche besser als die Stärke. Die Psychoanalyse
kehr nach dem Tode! (Schnitzler zeigte dieser Lehre kehr nach dem Tode! (Schnitzler zeigte dieser Lehre
fordert nicht. Sie versteht alles und verzeiht alles. fordert nicht. Sie versteht alles und verzeiht alles.
gegenüber die tiefste, eine ärztliche Skepsis und doch gegenüber die tiefste, eine ärztliche Skepsis und doch
Bernhard Diebold (Frankf. Ztg. 789/90). Bernhard Diebold (Frankf. Ztg. 789/90).
wieder eine Art Sehnsucht¬ wieder eine Art Sehnsucht¬
„Schnitzler war ein geistiger Nachbar Sigmund Freuds, „Schnitzler war ein geistiger Nachbar Sigmund Freuds,
Wir sprachen von allen unseren gemeinsamen Freun¬ Wir sprachen von allen unseren gemeinsamen Freun¬
des Schöpfers der problematischen Psychoanalyse. In des Schöpfers der problematischen Psychoanalyse. In
den, und ich werde manchem von ihnen eine letzte den, und ich werde manchem von ihnen eine letzte
der Erzählung „Fräulein Else", die durch die Verfilmung, der Erzählung „Fräulein Else", die durch die Verfilmung,
Botschaft zu übermitteln haben, nur Worte der Güte, Botschaft zu übermitteln haben, nur Worte der Güte,
mit Elisabeth Bergner in der Titelrolle, in weite Kreise mit Elisabeth Bergner in der Titelrolle, in weite Kreise
des Verstehens. des Verstehens.
gedrungen ist, spielt die psychoanalytische „Selbster¬ gedrungen ist, spielt die psychoanalytische „Selbster¬
Er war, bei all seinem beißenden Witz, immer so milde Er war, bei all seinem beißenden Witz, immer so milde
kenntnis' eine wichtige Rolle. Schnitzler, der Arzt, war kenntnis' eine wichtige Rolle. Schnitzler, der Arzt, war
im Beurteilen einzelner Menschen. Scharf wurde er, im Beurteilen einzelner Menschen. Scharf wurde er,
als Seelenanalytiker durchaus Naturforscher, den als Seelenanalytiker durchaus Naturforscher, den
wenn er von Institutionen, Massen, Zeiterscheinungen wenn er von Institutionen, Massen, Zeiterscheinungen
mystische Untergründe des Lebens mehr reizten als mystische Untergründe des Lebens mehr reizten als
redete." Arnold Hoellriegel (B. T. 502). redete." Arnold Hoellriegel (B. T. 502).
metaphysisch beunruhigten." Hugo Kubsch (Deutsche metaphysisch beunruhigten." Hugo Kubsch (Deutsche
„Einsamkeit der Menschen untereinander, Fremdbeit „Einsamkeit der Menschen untereinander, Fremdbeit
Tagesztg. 484). Tagesztg. 484).
vom Nächsten zum Nächsten, das ist die Schwermut, vom Nächsten zum Nächsten, das ist die Schwermut,
„Schnitzlers Sanftheit, die Anmut, mit der er Lebens¬ „Schnitzlers Sanftheit, die Anmut, mit der er Lebens¬
aus der Schnitzlers Kunst von früh an ihre Säfte ge¬ aus der Schnitzlers Kunst von früh an ihre Säfte ge¬
rätsel löst, verrät stets, daß er sehr viel Musik im Blut rätsel löst, verrät stets, daß er sehr viel Musik im Blut
sogen hat. Auch im Anfang, damals, als er, Gerhart sogen hat. Auch im Anfang, damals, als er, Gerhart
hatte: eine leichte, schwingende, schwebende. Gehen, hatte: eine leichte, schwingende, schwebende. Gehen,
Hauptmanns Altersgefährte, beim Ansturm einer neuen Hauptmanns Altersgefährte, beim Ansturm einer neuen
wie im „Einsamen Weg', die Entw erzelten, die nicht wie im „Einsamen Weg', die Entw erzelten, die nicht
Generation die wienerische Heiterkeit in Person darzu¬ Generation die wienerische Heiterkeit in Person darzu¬
mehr zur erdenfesten Gesellschaft gehoren, gern in ein mehr zur erdenfesten Gesellschaft gehoren, gern in ein
stellen schien. Janerlich stand er, ein Jünger der roma¬ stellen schien. Janerlich stand er, ein Jünger der roma¬
unbekanntes Jenseits, dann trällert es noch ein bi߬ unbekanntes Jenseits, dann trällert es noch ein bi߬
nischen Formenmeister, den Propheten der Formlosig¬ nischen Formenmeister, den Propheten der Formlosig¬
chen in ihrer Seele. Das Nachtigallmäßige, das Amsel¬ chen in ihrer Seele. Das Nachtigallmäßige, das Amsel¬
keit zwar schon zu jener Zeit meilenfern. Nur in der keit zwar schon zu jener Zeit meilenfern. Nur in der
mäßige, etwas seltsam=kostbar zwischen den Zeiten mäßige, etwas seltsam=kostbar zwischen den Zeiten
Ablehnung bürgerlicher Vorurteile, in der ethischen Ablehnung bürgerlicher Vorurteile, in der ethischen
Schwebendes ist das Wesen der Schnitzlerschen Weich¬ Schwebendes ist das Wesen der Schnitzlerschen Weich¬
Toleranz glich er seinem Kameraden. Toleranz glich er seinem Kameraden.
heit. Dieser geduldige, schwermütig=frohe Menschenge¬ heit. Dieser geduldige, schwermütig=frohe Menschenge¬
Aus dem Geist der Schwermut ist schon sein Erstling, Aus dem Geist der Schwermut ist schon sein Erstling,
stalter starb in einer Zeit, in der — so scheint es -- stalter starb in einer Zeit, in der — so scheint es --
sein „Anatol' geboren, der leichtsinnige Melancholiker, sein „Anatol' geboren, der leichtsinnige Melancholiker,
dieses milde Fühlen und Denken keinen Raum mehr hat. dieses milde Fühlen und Denken keinen Raum mehr hat.
über den so oft in deutschen Theatern gelächelt worden über den so oft in deutschen Theatern gelächelt worden
Und das ist das Unvergängliche an diesem Dichter: er Und das ist das Unvergängliche an diesem Dichter: er
ist. Naiv und blasiert zugleich, Lebemann und Lebens¬ ist. Naiv und blasiert zugleich, Lebemann und Lebens¬
hat eine Welt, die — wenn auch nicht immer und heute hat eine Welt, die — wenn auch nicht immer und heute
klippschüler, ironisch und ironisiert, so erleidet er seine klippschüler, ironisch und ironisiert, so erleidet er seine
nicht mehr die unsere — das Kulturgeschehen und die nicht mehr die unsere — das Kulturgeschehen und die
ruhmreichen Niederlagen im Kampf mit der Frau. ruhmreichen Niederlagen im Kampf mit der Frau.
menschliche Entwicklung stark beeinflußte, in fester menschliche Entwicklung stark beeinflußte, in fester
Als diese Figur in Schnitzlers wärmstem Schauspiel, Als diese Figur in Schnitzlers wärmstem Schauspiel,
Prägung für die Weltliteratur erhalten, jenes wiene¬ Prägung für die Weltliteratur erhalten, jenes wiene¬
in der Liebelei' wiederkehrte, verflocht sich mit ihrem in der Liebelei' wiederkehrte, verflocht sich mit ihrem
rische und österreichische Wesen, das jammervoll und rische und österreichische Wesen, das jammervoll und
Geschick das Fatum jenes „süßen wiener Mädels', Geschick das Fatum jenes „süßen wiener Mädels',
still einging, hat er im letzten Augenblick seines Ver¬ still einging, hat er im letzten Augenblick seines Ver¬
dessen Ruhm syäter seinem Schöpfer so heftig auf die dessen Ruhm syäter seinem Schöpfer so heftig auf die
klingens und Vergehens für die Nachwelt aufgezeichnet. klingens und Vergehens für die Nachwelt aufgezeichnet.
Nerven fiel." Monty Jacobs (Voss. Ztg. 498). Nerven fiel." Monty Jacobs (Voss. Ztg. 498).
Mar Hochdorf (Ab. Vorw. 496). Mar Hochdorf (Ab. Vorw. 496).
„Kaum einer in Deutschland hatte jemals so die drama¬ „Kaum einer in Deutschland hatte jemals so die drama¬
„Eine hohe Begabung ist an der engen und morbiden „Eine hohe Begabung ist an der engen und morbiden
tische Grazie und das leichteste Können vor schweren tische Grazie und das leichteste Können vor schweren
Wirklichkeit seiner Zeit und ihrer bedenklichen Kunst¬ Wirklichkeit seiner Zeit und ihrer bedenklichen Kunst¬
und problematischen Themen. Schnitzler spielt mit und problematischen Themen. Schnitzler spielt mit
theorie zerbrochen. Vielleicht empfand Schnitzler das theorie zerbrochen. Vielleicht empfand Schnitzler das
der Schwere. Er hat, wie niemand auf der deutschen der Schwere. Er hat, wie niemand auf der deutschen
gelegentlich selbst, wenigstens schrieb er im „jungen gelegentlich selbst, wenigstens schrieb er im „jungen
Bühne französische Technik mit deutschem Sentiment Bühne französische Technik mit deutschem Sentiment
Medardus' einmal Worte, die sein Leben und Werk Medardus' einmal Worte, die sein Leben und Werk
gehandhabt. Die Problematik war an Ibsen geschult. gehandhabt. Die Problematik war an Ibsen geschult.
schlagartig erhellen: „Man könnte einer Krone ent¬ schlagartig erhellen: „Man könnte einer Krone ent¬
„Zwischenspiel, die Tragikomödie der sterbenden Liebe „Zwischenspiel, die Tragikomödie der sterbenden Liebe
gegenträumen, ja man könnte sie errungen haben und gegenträumen, ja man könnte sie errungen haben und
zweier Menschen, die an die Ewigkeit ihres Gefühls zweier Menschen, die an die Ewigkeit ihres Gefühls
an einem späteren Tage entdecken, daß der reichste an einem späteren Tage entdecken, daß der reichste
glauben wollen, ist eine Tragödie mit Tiefenwirkung, glauben wollen, ist eine Tragödie mit Tiefenwirkung,
Augenblick von allen einer war, da man in einem Früh¬ Augenblick von allen einer war, da man in einem Früh¬
und dennoch in Puppenspiel. Ibsen wird geistig und dennoch in Puppenspiel. Ibsen wird geistig
lingsgarten nach Schmetterlingen haschte.“ Er gab sich lingsgarten nach Schmetterlingen haschte.“ Er gab sich
jongliert. Der Dichter in Schnitzler gibt sich weicher dem jongliert. Der Dichter in Schnitzler gibt sich weicher dem
der Illusion der trügerischen Wirklichkeit hin, statt die der Illusion der trügerischen Wirklichkeit hin, statt die
Schmerz hin als jemals der harte Ibsen. Aber er di¬ Schmerz hin als jemals der harte Ibsen. Aber er di¬
Wirklichkeit der dichterischen Illusion zu schaffen." Wirklichkeit der dichterischen Illusion zu schaffen."
stanziert sich als Spieler und Träumer vor dem Einzel¬ stanziert sich als Spieler und Träumer vor dem Einzel¬
Hz. St. (Köln. Volksztg. 500). Hz. St. (Köln. Volksztg. 500).
fall, wie niemals ein Ibsen, der schwerer lebte und nicht fall, wie niemals ein Ibsen, der schwerer lebte und nicht
« 147 ) « 147 )
die müde Substanz des Lebens. Überall, wo Schnitzler die müde Substanz des Lebens. Überall, wo Schnitzler
tiefer ansetzt, spürt man den Vorzug seines Lebens und tiefer ansetzt, spürt man den Vorzug seines Lebens und
seiner Herkunft. Wäre sein Vater nicht Arzt gewesen, seiner Herkunft. Wäre sein Vater nicht Arzt gewesen,
hätte er nicht selber Medizin studiert, mit gründlichster hätte er nicht selber Medizin studiert, mit gründlichster
Vorbereitung als mehrjäbriger Assistent im Allgemeinen Vorbereitung als mehrjäbriger Assistent im Allgemeinen
Krankenhaus in Wien und als Assistent der Poliklinik Krankenhaus in Wien und als Assistent der Poliklinik
und endlich als ausübender Arzt... wer weiß, ob er und endlich als ausübender Arzt... wer weiß, ob er
gelernt hätte, Menschen als Abbilder des Lebens so gelernt hätte, Menschen als Abbilder des Lebens so
herzecht auf die Bühne zu stellen." Eduard Korrodi herzecht auf die Bühne zu stellen." Eduard Korrodi
(N. Zür. Ztg. 2001). (N. Zür. Ztg. 2001).
„Ich besinne mich, um etwas von den Dingen wieder¬ „Ich besinne mich, um etwas von den Dingen wieder¬
zugeben, die Schnitzler mir in all den Jahren gesagt zugeben, die Schnitzler mir in all den Jahren gesagt
träumte. Ibsen hielt Gerichtstag mit der Menschheit ab. träumte. Ibsen hielt Gerichtstag mit der Menschheit ab.
hat, ich denke, manchmal in der Absicht, ich möchte hat, ich denke, manchmal in der Absicht, ich möchte
Schnitzler feierte Versöhnungsfeste mit dem Leid, Schnitzler feierte Versöhnungsfeste mit dem Leid,
sie nach seinem Tode niederschreiben. Aber ich komme sie nach seinem Tode niederschreiben. Aber ich komme
mit der Schwäche, mit dem Tod. Ibsen forderte Moral mit der Schwäche, mit dem Tod. Ibsen forderte Moral
von dem Eindruck des allerletzten Gesprächs nicht los. von dem Eindruck des allerletzten Gesprächs nicht los.
für die Seele. Schnitzler rechtfertigte die Seele für ihre für die Seele. Schnitzler rechtfertigte die Seele für ihre
Es sieht nachträglich sast gespenstisch aus. Wir sprachen Es sieht nachträglich sast gespenstisch aus. Wir sprachen
moralische Schwäche. Der Mediziner begreift die moralische Schwäche. Der Mediziner begreift die
eine halbe Stunde vom Spiritismus, von der Wieder¬ eine halbe Stunde vom Spiritismus, von der Wieder¬
Schwäche besser als die Stärke. Die Psychoanalyse Schwäche besser als die Stärke. Die Psychoanalyse
kehr nach dem Tode! (Schnitzler zeigte dieser Lehre kehr nach dem Tode! (Schnitzler zeigte dieser Lehre
fordert nicht. Sie versteht alles und verzeiht alles. fordert nicht. Sie versteht alles und verzeiht alles.
gegenüber die tiefste, eine ärztliche Skepsis und doch gegenüber die tiefste, eine ärztliche Skepsis und doch
Bernhard Diebold (Frankf. Ztg. 789/90). Bernhard Diebold (Frankf. Ztg. 789/90).
wieder eine Art Sehnsucht¬ wieder eine Art Sehnsucht¬
„Schnitzler war ein geistiger Nachbar Sigmund Freuds, „Schnitzler war ein geistiger Nachbar Sigmund Freuds,
Wir sprachen von allen unseren gemeinsamen Freun¬ Wir sprachen von allen unseren gemeinsamen Freun¬
des Schöpfers der problematischen Psychoanalyse. In des Schöpfers der problematischen Psychoanalyse. In
den, und ich werde manchem von ihnen eine letzte den, und ich werde manchem von ihnen eine letzte
der Erzählung „Fräulein Else", die durch die Verfilmung, der Erzählung „Fräulein Else", die durch die Verfilmung,
Botschaft zu übermitteln haben, nur Worte der Güte, Botschaft zu übermitteln haben, nur Worte der Güte,
mit Elisabeth Bergner in der Titelrolle, in weite Kreise mit Elisabeth Bergner in der Titelrolle, in weite Kreise
des Verstehens. des Verstehens.
gedrungen ist, spielt die psychoanalytische „Selbster¬ gedrungen ist, spielt die psychoanalytische „Selbster¬
Er war, bei all seinem beißenden Witz, immer so milde Er war, bei all seinem beißenden Witz, immer so milde
kenntnis' eine wichtige Rolle. Schnitzler, der Arzt, war kenntnis' eine wichtige Rolle. Schnitzler, der Arzt, war
im Beurteilen einzelner Menschen. Scharf wurde er, im Beurteilen einzelner Menschen. Scharf wurde er,
als Seelenanalytiker durchaus Naturforscher, den als Seelenanalytiker durchaus Naturforscher, den
wenn er von Institutionen, Massen, Zeiterscheinungen wenn er von Institutionen, Massen, Zeiterscheinungen
mystische Untergründe des Lebens mehr reizten als mystische Untergründe des Lebens mehr reizten als
redete." Arnold Hoellriegel (B. T. 502). redete." Arnold Hoellriegel (B. T. 502).
metaphysisch beunruhigten." Hugo Kubsch (Deutsche metaphysisch beunruhigten." Hugo Kubsch (Deutsche
„Einsamkeit der Menschen untereinander, Fremdbeit „Einsamkeit der Menschen untereinander, Fremdbeit
Tagesztg. 484). Tagesztg. 484).
vom Nächsten zum Nächsten, das ist die Schwermut, vom Nächsten zum Nächsten, das ist die Schwermut,
„Schnitzlers Sanftheit, die Anmut, mit der er Lebens¬ „Schnitzlers Sanftheit, die Anmut, mit der er Lebens¬
aus der Schnitzlers Kunst von früh an ihre Säfte ge¬ aus der Schnitzlers Kunst von früh an ihre Säfte ge¬
rätsel löst, verrät stets, daß er sehr viel Musik im Blut rätsel löst, verrät stets, daß er sehr viel Musik im Blut
sogen hat. Auch im Anfang, damals, als er, Gerhart sogen hat. Auch im Anfang, damals, als er, Gerhart
hatte: eine leichte, schwingende, schwebende. Gehen, hatte: eine leichte, schwingende, schwebende. Gehen,
Hauptmanns Altersgefährte, beim Ansturm einer neuen Hauptmanns Altersgefährte, beim Ansturm einer neuen
wie im „Einsamen Weg', die Entw erzelten, die nicht wie im „Einsamen Weg', die Entw erzelten, die nicht
Generation die wienerische Heiterkeit in Person darzu¬ Generation die wienerische Heiterkeit in Person darzu¬
mehr zur erdenfesten Gesellschaft gehoren, gern in ein mehr zur erdenfesten Gesellschaft gehoren, gern in ein
stellen schien. Janerlich stand er, ein Jünger der roma¬ stellen schien. Janerlich stand er, ein Jünger der roma¬
unbekanntes Jenseits, dann trällert es noch ein bi߬ unbekanntes Jenseits, dann trällert es noch ein bi߬
nischen Formenmeister, den Propheten der Formlosig¬ nischen Formenmeister, den Propheten der Formlosig¬
chen in ihrer Seele. Das Nachtigallmäßige, das Amsel¬ chen in ihrer Seele. Das Nachtigallmäßige, das Amsel¬
keit zwar schon zu jener Zeit meilenfern. Nur in der keit zwar schon zu jener Zeit meilenfern. Nur in der
mäßige, etwas seltsam=kostbar zwischen den Zeiten mäßige, etwas seltsam=kostbar zwischen den Zeiten
Ablehnung bürgerlicher Vorurteile, in der ethischen Ablehnung bürgerlicher Vorurteile, in der ethischen
Schwebendes ist das Wesen der Schnitzlerschen Weich¬ Schwebendes ist das Wesen der Schnitzlerschen Weich¬
Toleranz glich er seinem Kameraden. Toleranz glich er seinem Kameraden.
heit. Dieser geduldige, schwermütig=frohe Menschenge¬ heit. Dieser geduldige, schwermütig=frohe Menschenge¬
Aus dem Geist der Schwermut ist schon sein Erstling, Aus dem Geist der Schwermut ist schon sein Erstling,
stalter starb in einer Zeit, in der — so scheint es -- stalter starb in einer Zeit, in der — so scheint es --
sein „Anatol' geboren, der leichtsinnige Melancholiker, sein „Anatol' geboren, der leichtsinnige Melancholiker,
dieses milde Fühlen und Denken keinen Raum mehr hat. dieses milde Fühlen und Denken keinen Raum mehr hat.
über den so oft in deutschen Theatern gelächelt worden über den so oft in deutschen Theatern gelächelt worden
Und das ist das Unvergängliche an diesem Dichter: er Und das ist das Unvergängliche an diesem Dichter: er
ist. Naiv und blasiert zugleich, Lebemann und Lebens¬ ist. Naiv und blasiert zugleich, Lebemann und Lebens¬
hat eine Welt, die — wenn auch nicht immer und heute hat eine Welt, die — wenn auch nicht immer und heute
klippschüler, ironisch und ironisiert, so erleidet er seine klippschüler, ironisch und ironisiert, so erleidet er seine
nicht mehr die unsere — das Kulturgeschehen und die nicht mehr die unsere — das Kulturgeschehen und die
ruhmreichen Niederlagen im Kampf mit der Frau. ruhmreichen Niederlagen im Kampf mit der Frau.
menschliche Entwicklung stark beeinflußte, in fester menschliche Entwicklung stark beeinflußte, in fester
Als diese Figur in Schnitzlers wärmstem Schauspiel, Als diese Figur in Schnitzlers wärmstem Schauspiel,
Prägung für die Weltliteratur erhalten, jenes wiene¬ Prägung für die Weltliteratur erhalten, jenes wiene¬
in der Liebelei' wiederkehrte, verflocht sich mit ihrem in der Liebelei' wiederkehrte, verflocht sich mit ihrem
rische und österreichische Wesen, das jammervoll und rische und österreichische Wesen, das jammervoll und
Geschick das Fatum jenes „süßen wiener Mädels', Geschick das Fatum jenes „süßen wiener Mädels',
still einging, hat er im letzten Augenblick seines Ver¬ still einging, hat er im letzten Augenblick seines Ver¬
dessen Ruhm syäter seinem Schöpfer so heftig auf die dessen Ruhm syäter seinem Schöpfer so heftig auf die
klingens und Vergehens für die Nachwelt aufgezeichnet. klingens und Vergehens für die Nachwelt aufgezeichnet.
Nerven fiel." Monty Jacobs (Voss. Ztg. 498). Nerven fiel." Monty Jacobs (Voss. Ztg. 498).
Mar Hochdorf (Ab. Vorw. 496). Mar Hochdorf (Ab. Vorw. 496).
„Kaum einer in Deutschland hatte jemals so die drama¬ „Kaum einer in Deutschland hatte jemals so die drama¬
„Eine hohe Begabung ist an der engen und morbiden „Eine hohe Begabung ist an der engen und morbiden
tische Grazie und das leichteste Können vor schweren tische Grazie und das leichteste Können vor schweren
Wirklichkeit seiner Zeit und ihrer bedenklichen Kunst¬ Wirklichkeit seiner Zeit und ihrer bedenklichen Kunst¬
und problematischen Themen. Schnitzler spielt mit und problematischen Themen. Schnitzler spielt mit
theorie zerbrochen. Vielleicht empfand Schnitzler das theorie zerbrochen. Vielleicht empfand Schnitzler das
der Schwere. Er hat, wie niemand auf der deutschen der Schwere. Er hat, wie niemand auf der deutschen
gelegentlich selbst, wenigstens schrieb er im „jungen gelegentlich selbst, wenigstens schrieb er im „jungen
Bühne französische Technik mit deutschem Sentiment Bühne französische Technik mit deutschem Sentiment
Medardus' einmal Worte, die sein Leben und Werk Medardus' einmal Worte, die sein Leben und Werk
gehandhabt. Die Problematik war an Ibsen geschult. gehandhabt. Die Problematik war an Ibsen geschult.
schlagartig erhellen: „Man könnte einer Krone ent¬ schlagartig erhellen: „Man könnte einer Krone ent¬
„Zwischenspiel, die Tragikomödie der sterbenden Liebe „Zwischenspiel, die Tragikomödie der sterbenden Liebe
gegenträumen, ja man könnte sie errungen haben und gegenträumen, ja man könnte sie errungen haben und
zweier Menschen, die an die Ewigkeit ihres Gefühls zweier Menschen, die an die Ewigkeit ihres Gefühls
an einem späteren Tage entdecken, daß der reichste an einem späteren Tage entdecken, daß der reichste
glauben wollen, ist eine Tragödie mit Tiefenwirkung, glauben wollen, ist eine Tragödie mit Tiefenwirkung,
Augenblick von allen einer war, da man in einem Früh¬ Augenblick von allen einer war, da man in einem Früh¬
und dennoch in Puppenspiel. Ibsen wird geistig und dennoch in Puppenspiel. Ibsen wird geistig
lingsgarten nach Schmetterlingen haschte.“ Er gab sich lingsgarten nach Schmetterlingen haschte.“ Er gab sich
jongliert. Der Dichter in Schnitzler gibt sich weicher dem jongliert. Der Dichter in Schnitzler gibt sich weicher dem
der Illusion der trügerischen Wirklichkeit hin, statt die der Illusion der trügerischen Wirklichkeit hin, statt die
Schmerz hin als jemals der harte Ibsen. Aber er di¬ Schmerz hin als jemals der harte Ibsen. Aber er di¬
Wirklichkeit der dichterischen Illusion zu schaffen." Wirklichkeit der dichterischen Illusion zu schaffen."
stanziert sich als Spieler und Träumer vor dem Einzel¬ stanziert sich als Spieler und Träumer vor dem Einzel¬
Hz. St. (Köln. Volksztg. 500). Hz. St. (Köln. Volksztg. 500).
fall, wie niemals ein Ibsen, der schwerer lebte und nicht fall, wie niemals ein Ibsen, der schwerer lebte und nicht
« 147 ) « 147 )