VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 583

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WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
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ABENDAUSGABE ABENDAUSGABE
23.0 23.0
NGSBLATT DER VOSSISCHEN ? NGSBLATT DER VOSSISCHEN ?
NUMMER 249 FREITAG, 23. OKTOBER 1931 NUMMER 249 FREITAG, 23. OKTOBER 1931
Literatur. Und von einer Studienreise nach England erzählt Literatur. Und von einer Studienreise nach England erzählt
Die Bei Die Bei
Dr. med. Arthur Schnitzler Dr. med. Arthur Schnitzler
er in seiner medizinischen Zeitschrift bereits in einer ganz er in seiner medizinischen Zeitschrift bereits in einer ganz
Eigene Meldung der Eigene Meldung der
anderen Sprache, als das Fachblatt sie sonst wohl gewohnt anderen Sprache, als das Fachblatt sie sonst wohl gewohnt
Non Non
war: „In den meisten Sälen“, heißt es in seinem Londoner war: „In den meisten Sälen“, heißt es in seinem Londoner
DR. JOSEF LOBEL DR. JOSEF LOBEL
Brief, „auch in den für den Empfang der ambulatorischen Brief, „auch in den für den Empfang der ambulatorischen
Die Beiletzung Schnitlo¬ Die Beiletzung Schnitlo¬
Kranken lostimmten Räumen finden sich an den Wänden Kranken lostimmten Räumen finden sich an den Wänden
Weise statt, so wie er es gewünsch Weise statt, so wie er es gewünsch
Arthur Schnitzler war nicht wie so viele andere Dichter, Arthur Schnitzler war nicht wie so viele andere Dichter,
und Türen Bibelsprüche, die auf die Stimmung der Pa¬ und Türen Bibelsprüche, die auf die Stimmung der Pa¬
der Sarg im Arbeitszimmer stand der Sarg im Arbeitszimmer stand
Die zum Beispiel Schiller, nur zufällig und nebenbei Arzt. Die zum Beispiel Schiller, nur zufällig und nebenbei Arzt.
tienten einen mehr oder minder ermunternden Eindruck zu tienten einen mehr oder minder ermunternden Eindruck zu
Tuch und geschmückt nur mit wen Tuch und geschmückt nur mit wen
Den Schriftsteller, den neben dem Thema der Liebe kein Den Schriftsteller, den neben dem Thema der Liebe kein
üben imstande sind. Es läßt sich sicherlich nichts dagegen ein¬ üben imstande sind. Es läßt sich sicherlich nichts dagegen ein¬
Sohn Heinrich Schnitzler und zur Sohn Heinrich Schnitzler und zur
anderes Problem zeitlebens so beschäftigte wie das des Ster¬ anderes Problem zeitlebens so beschäftigte wie das des Ster¬
wenden, wenn der Kranke zu lesen bekommt „Tut einander wenden, wenn der Kranke zu lesen bekommt „Tut einander
Julius Schnitzler Karl Schönherr, Julius Schnitzler Karl Schönherr,
bens, interessierten dauernd auch alle Fragen, die mit Krank¬ bens, interessierten dauernd auch alle Fragen, die mit Krank¬
Gutes“ und auch dem Spruche „Wen der Herr liebt, den Gutes“ und auch dem Spruche „Wen der Herr liebt, den
Hofmann und Felix Salten. Hofmann und Felix Salten.
heit und ihrer Heilung zusammenhingen, mit der Medizin heit und ihrer Heilung zusammenhingen, mit der Medizin
züchtigt er", kann eine gewisse Wirkung auf Gemüter, die züchtigt er", kann eine gewisse Wirkung auf Gemüter, die
Der Sarg langte kurz nach 12 Der Sarg langte kurz nach 12
und, da er ein Gestalter war, mit den Medizinern. Vom und, da er ein Gestalter war, mit den Medizinern. Vom
tischen Teil des Zentralfriedhofs tischen Teil des Zentralfriedhofs
für diese Art von Schmeichelei empfänglich sind, nicht ab¬ für diese Art von Schmeichelei empfänglich sind, nicht ab¬
„Paracelsus“ über den „Professor Berhardi“ bis zu „Dok¬ „Paracelsus“ über den „Professor Berhardi“ bis zu „Dok¬
danten Schneiderhan sehr große danten Schneiderhan sehr große
gesprochen werden; wenn es einem Kranken jedoch mit ge¬ gesprochen werden; wenn es einem Kranken jedoch mit ge¬
des Theaters in der Josephstadt u des Theaters in der Josephstadt u
tor Gräsler, Badearzt“ sind Aerzte die Titelfiguren seiner tor Gräsler, Badearzt“ sind Aerzte die Titelfiguren seiner
waltigen Buchstaben entgegendräut: „Wer gesündigt hat, waltigen Buchstaben entgegendräut: „Wer gesündigt hat,
harrten. Stark vertreten ward harrten. Stark vertreten ward
Stücke und Erzählungen gewesen und fast in jedem seiner Stücke und Erzählungen gewesen und fast in jedem seiner
muß sierben“, so wird er daraus bei genauer Berücksichtigung muß sierben“, so wird er daraus bei genauer Berücksichtigung
viele Bewunderer Schnitzlers umf viele Bewunderer Schnitzlers umf
Werke treten Mediziner auf, gute, schlechte, anständige, un Werke treten Mediziner auf, gute, schlechte, anständige, un
seiner bisherigen Lebensführung wohl nur selten einen seiner bisherigen Lebensführung wohl nur selten einen
einem kurzen Gebet Arthur Schn einem kurzen Gebet Arthur Schn
anständige, eitle, dumme und kluge — wie im Leben. anständige, eitle, dumme und kluge — wie im Leben.
wahren und bleibenden Trost schöpfen können“. wahren und bleibenden Trost schöpfen können“.
wurde. Die Regierung hatte nur wurde. Die Regierung hatte nur
Denn stets, auch im Leben, hat Arthur Schnitzler en Kontakt Denn stets, auch im Leben, hat Arthur Schnitzler en Kontakt
den Gesandtschaften sah man niemd den Gesandtschaften sah man niemd
Ungefähr mit 30 Jahren schreibt Schnitzler zum letzten Ungefähr mit 30 Jahren schreibt Schnitzler zum letzten
mit der Heilkunde und ihren Vertretern aufrecht gehalten. mit der Heilkunde und ihren Vertretern aufrecht gehalten.
an Stelle des erkrankten Bürgerm an Stelle des erkrankten Bürgerm
Male im medizinischen Fachblatt, und zwar eine Silvester¬ Male im medizinischen Fachblatt, und zwar eine Silvester¬
Er muß bis in die letzte Zeit sich mit medizinischen Neuerschei¬ Er muß bis in die letzte Zeit sich mit medizinischen Neuerschei¬
Tandler gekommen. Tandler gekommen.
betrachtung, in welcher der spätere Autor des Professor betrachtung, in welcher der spätere Autor des Professor
nungen beschäftigt haben, und ich war nicht wenig erstaunt, nungen beschäftigt haben, und ich war nicht wenig erstaunt,
Mit einigen Schaufeln Erde oh Mit einigen Schaufeln Erde oh
Bernhardi unter anderem bittere Worte über konfessionelle Bernhardi unter anderem bittere Worte über konfessionelle
aus einem Gespräch, das ich vor zwei Jahren mit ihm über aus einem Gespräch, das ich vor zwei Jahren mit ihm über
sang- und klanglos, schied einer sang- und klanglos, schied einer
Unduldsamkeit findet. Dieser letzte Aufsatz des medizinischen Unduldsamkeit findet. Dieser letzte Aufsatz des medizinischen
Herzkrankheiten führte, zu entnehmen, wie geläufig ihm die Herzkrankheiten führte, zu entnehmen, wie geläufig ihm die
In seinem Testament hat Schni In seinem Testament hat Schni
Schriftstellers Arthur Schnitzler ist bereits ganz erfüllt von Schriftstellers Arthur Schnitzler ist bereits ganz erfüllt von
modernsten Anschauungen und Theorien dieser Materie modernsten Anschauungen und Theorien dieser Materie
Verwalter des literarischen Nach Verwalter des literarischen Nach
jener ironischen Melancholie, von dem skeptischen Pessimis¬ jener ironischen Melancholie, von dem skeptischen Pessimis¬
waren, obgleich sie lange, lange nach seiner Studienzeit waren, obgleich sie lange, lange nach seiner Studienzeit
wird ihm dabei, dem Wunsch des wird ihm dabei, dem Wunsch des
nus, der dem Dichter eignet. Es gäbe vielleicht genug große nus, der dem Dichter eignet. Es gäbe vielleicht genug große
durch Wenckebach und seine Schule erst Eingang in die Herz¬ durch Wenckebach und seine Schule erst Eingang in die Herz¬
Beer=Hofmann zur Seite Beer=Hofmann zur Seite
rzte, heißt es darin, aber sicher nur wenige große rzte, heißt es darin, aber sicher nur wenige große
Sichtung ergab eine ungeheure A Sichtung ergab eine ungeheure A
pathologie gefunden hatten. pathologie gefunden hatten.
Me ischen. Me ischen.
fanden sich Novellenfragmente, fanden sich Novellenfragmente,
Verband die Lektüre Schnitzler mit der Medizin, so ver¬ Verband die Lektüre Schnitzler mit der Medizin, so ver¬
Der das geschrieben, hat vielleicht nicht zu jenen viels Sekundant", auch Teile eines Der das geschrieben, hat vielleicht nicht zu jenen viels Sekundant", auch Teile eines
banden ihn älteste Freundschaften mit den Medizinern; noch banden ihn älteste Freundschaften mit den Medizinern; noch
gedehnte Sammlung von Aphor gedehnte Sammlung von Aphor
sicher aber zu diesen wenigen gehört. sicher aber zu diesen wenigen gehört.
heute läuft in Wien mindestens ein Halbdutzend alter Medi¬ heute läuft in Wien mindestens ein Halbdutzend alter Medi¬
zinalräte umher, von denen jeder die Ehre für sich in An¬ zinalräte umher, von denen jeder die Ehre für sich in An¬
spruch nimmt, seinerzeit das Vorbild zum Anatol abgegeben spruch nimmt, seinerzeit das Vorbild zum Anatol abgegeben
zu haben und selbst in des Dichters engster Familie gibt es zu haben und selbst in des Dichters engster Familie gibt es
nichts als Aerzte. Der Schwager ist der Laryngologe nichts als Aerzte. Der Schwager ist der Laryngologe
Dr. Hajek, der Bruder einer der bekanntesten, nebenbei Dr. Hajek, der Bruder einer der bekanntesten, nebenbei
der geistreichste und witzigste Wiener Chirurg und Blind¬ der geistreichste und witzigste Wiener Chirurg und Blind¬
darmspezialist Professor Julius Schnitzler und schon darmspezialist Professor Julius Schnitzler und schon
der Vater, Johann Schnitzler, war Vorstand einer der Vater, Johann Schnitzler, war Vorstand einer
Abteilung an der Allgemeinen Poliklinik in Wien gewesen. Abteilung an der Allgemeinen Poliklinik in Wien gewesen.
Von ihm ist Arthur Schnitzler nicht nur medizinisch, son¬ Von ihm ist Arthur Schnitzler nicht nur medizinisch, son¬
dern auch publizistisch erblich belastet. War der Vater doch dern auch publizistisch erblich belastet. War der Vater doch
Herausgeber der „Wiener medizinischen Presse“, in welcher Herausgeber der „Wiener medizinischen Presse“, in welcher
auch Arthur Schnitzler schriftstellerisch debütierte, und zwar auch Arthur Schnitzler schriftstellerisch debütierte, und zwar
nicht mit dem „Anatole“, sondern mit einer Besprechung nicht mit dem „Anatole“, sondern mit einer Besprechung
von Riegers „Grundriß der medizinischen Elektrizitätslehre von Riegers „Grundriß der medizinischen Elektrizitätslehre
und einem Bericht über „Das chlorsaure Kali“. und einem Bericht über „Das chlorsaure Kali“.
Sehr bald aber beschäftigten auch den Mediziner Arthur Sehr bald aber beschäftigten auch den Mediziner Arthur
Schnitzler Themen, die mehr für den Dichter interessant sind: Schnitzler Themen, die mehr für den Dichter interessant sind:
statt über chlorsaures Kali schreibt er immer häufiger über statt über chlorsaures Kali schreibt er immer häufiger über
das Nervensystem, Neurasthenie und Hysterie, über Hypno¬ das Nervensystem, Neurasthenie und Hysterie, über Hypno¬
tismus, Suggestion, Gedankenübertragung und Psycho¬ tismus, Suggestion, Gedankenübertragung und Psycho¬
therapie. Erwähnenswert ist dabei seine Sympathie für therapie. Erwähnenswert ist dabei seine Sympathie für
Sigmund Freud, dessen Uebersetzungen nach Charcot Sigmund Freud, dessen Uebersetzungen nach Charcot
und Bernheim er ausgezeichnet, ja meisterhaft findet und und Bernheim er ausgezeichnet, ja meisterhaft findet und
gradezu richtunggebend für Schnitzlers Entwicklung scheint gradezu richtunggebend für Schnitzlers Entwicklung scheint
seine Beschäftigung mit Krafft=Ebings und Schusters seine Beschäftigung mit Krafft=Ebings und Schusters
Werken über sexuelle Pathologie und Psychopathie geworden Werken über sexuelle Pathologie und Psychopathie geworden
zu sein. Immer deutlicher überwiegen über die fachlichen zu sein. Immer deutlicher überwiegen über die fachlichen
die allgemeinen literarischen Gesichtspunkte, und als er über die allgemeinen literarischen Gesichtspunkte, und als er über
des Schweden Ribbing Buch „Die sexuelle Hygiene und ihre des Schweden Ribbing Buch „Die sexuelle Hygiene und ihre
ethischen Konsequenzen“ berichtet, wird dieses Referat zu ethischen Konsequenzen“ berichtet, wird dieses Referat zu
Aa nnglen inanern iler unulte Aa nnglen inanern iler unulte