12. 12.
Schuitzler's Deatl Schuitzler's Deatl
durch ein untergeordnetes Organ seiner durch ein untergeordnetes Organ seiner
Kanzlei vertreten, der Unterrichts¬ Kanzlei vertreten, der Unterrichts¬
minister schickte, sichtlich widerwillig, einen minister schickte, sichtlich widerwillig, einen
Sektionsvat, und im übrigen stellte man sich Sektionsvat, und im übrigen stellte man sich
amtlicherseits Kind und taub. Ja, wenn der amtlicherseits Kind und taub. Ja, wenn der
Präsident eines christlichsozialen Veteranen¬ Präsident eines christlichsozialen Veteranen¬
vereines begraben worden wäre oder ein ver¬ vereines begraben worden wäre oder ein ver¬
dienter Stammtischpräses, dann wäre sie alle dienter Stammtischpräses, dann wäre sie alle
dagewesen, Mann für Mann, und es hätte dagewesen, Mann für Mann, und es hätte
gar nicht Platz geuug gegeben für die teuren gar nicht Platz geuug gegeben für die teuren
Amtsautos. Aber nur ein Dichter! Noch dazu Amtsautos. Aber nur ein Dichter! Noch dazu
einer, der den Spießern und Muckern nicht einer, der den Spießern und Muckern nicht
immer zu Gefallen geschrieben hat, da hält immer zu Gefallen geschrieben hat, da hält
man sich lieber fern, wenn einem seine poli¬ man sich lieber fern, wenn einem seine poli¬
tische Karriere lieb ist. Damit wir uns recht tische Karriere lieb ist. Damit wir uns recht
verstehen: kein Mensch ist von dem perversen verstehen: kein Mensch ist von dem perversen
Verlangen erfüllt, irgend einen Dutzendpoli¬ Verlangen erfüllt, irgend einen Dutzendpoli¬
tiker, mag er Czermak oder sonstwie heißen, tiker, mag er Czermak oder sonstwie heißen,
der gerade auf Grund einer beklagenswerten der gerade auf Grund einer beklagenswerten
politischen Konstellation und groteskerweise politischen Konstellation und groteskerweise
Unterrichtsminister der Republik ist, bei der Unterrichtsminister der Republik ist, bei der
Leichenfeier eines Dichters zu sehen. Aber er Leichenfeier eines Dichters zu sehen. Aber er
und die anderen Politiker, die uns — Gott und die anderen Politiker, die uns — Gott
sei's geklagt — regieren, sollten endlich ein¬ sei's geklagt — regieren, sollten endlich ein¬
sehen, daß es eine Blamage für unser Land sehen, daß es eine Blamage für unser Land
bedeutet, wenn sie sich so aufführen. Ein bedeutet, wenn sie sich so aufführen. Ein
kaiserlicher Unterrichtsminister ist für kaiserlicher Unterrichtsminister ist für
den jungen Schnitzler, der damals noch gar den jungen Schnitzler, der damals noch gar
nicht berühmt war, eingetreten sein republi¬ nicht berühmt war, eingetreten sein republi¬
kanischer Nachfolger schämt sich nicht, der kanischer Nachfolger schämt sich nicht, der
Leichenfeier für den berühmten Schnitzler Leichenfeier für den berühmten Schnitzler
ernzubleiben. Die überzeugtesten Republi¬ ernzubleiben. Die überzeugtesten Republi¬
kaner sehen sich in Österreich manchmal dazu kaner sehen sich in Österreich manchmal dazu
verleitet, der Monarchie eine Träne nachzu¬ verleitet, der Monarchie eine Träne nachzu¬
weinen: die ganz krassen amtlichen Unge¬ weinen: die ganz krassen amtlichen Unge¬
zogenheiten hat man sich damals doch nicht er¬ zogenheiten hat man sich damals doch nicht er¬
laubt. laubt.
Lucian. Lucian.
Die Förderung des Die Förderung des
Außland=Geschäftes. Außland=Geschäftes.
Erweiterung der Rußland-Aktion der Ge¬ Erweiterung der Rußland-Aktion der Ge¬
meinde Wien. meinde Wien.
Im Wiener Landtag berichtete gestern Im Wiener Landtag berichtete gestern
Stadtrat Breitner über das Gesetz, wo¬ Stadtrat Breitner über das Gesetz, wo¬
durch die Beteiligung der Gemeinde Wien an durch die Beteiligung der Gemeinde Wien an
der Bundesaktion zur Förderung des der Bundesaktion zur Förderung des
Rußland=Handels auf 65 Millionen Rußland=Handels auf 65 Millionen
Schilling (bisher 25 Millionen Schilling) Schilling (bisher 25 Millionen Schilling)
Stadtrat Breitner Stadtrat Breitner
erhöht werden soll. erhöht werden soll.
wies darauf hin, daß die russischen Aufträge wies darauf hin, daß die russischen Aufträge
in den letzten Monaten stark zugenommen in den letzten Monaten stark zugenommen
haben, weshalb die Erweiterung der Aktion haben, weshalb die Erweiterung der Aktion
notwendig sei. Die Abgeordneten Kunschak notwendig sei. Die Abgeordneten Kunschak
und Dr. Wagner außerten gewisse Beden¬ und Dr. Wagner außerten gewisse Beden¬
ken über die Zahlungsfähigkeit Rußlands und ken über die Zahlungsfähigkeit Rußlands und
wegen des russischen Dumpings, das insbe¬ wegen des russischen Dumpings, das insbe¬
sondere den Export des österreichischen Holzes sondere den Export des österreichischen Holzes
schwer beeinträchtige. schwer beeinträchtige.
Das Gesetz wurde in erster und zweiter Das Gesetz wurde in erster und zweiter
Lesung vom Landtag angenommen. Lesung vom Landtag angenommen.
box 43/25 box 43/25
OBSERVERG OBSERVERG
l. Osterr. behördl. konzessioniertes l. Osterr. behördl. konzessioniertes
Onternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Onternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
es . Worene . es . Worene .
TELEPHON R-23.0.43 TELEPHON R-23.0.43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
WIENER Z2ITUNE WIENER Z2ITUNE
2 4. OKT. 1331. 2 4. OKT. 1331.
vom: vom:
Tagesnachrichten. Tagesnachrichten.
Artur Schnitzler. Artur Schnitzler.
Von seinem Hause in der Sternwartestraße aus Von seinem Hause in der Sternwartestraße aus
wurde gestern mittags Artur Schnitzler wurde gestern mittags Artur Schnitzler
Grabe geleitet. Er hatte letztwillig bestimmt, daß Grabe geleitet. Er hatte letztwillig bestimmt, daß
die Leichenfeier ohne jeden Prunk und in der aller¬ die Leichenfeier ohne jeden Prunk und in der aller¬
schlichtesten Weise stattfinden solle. Der Holzsarg schlichtesten Weise stattfinden solle. Der Holzsarg
war im Schlafzimmer der Villa aufgebahrt. Da war im Schlafzimmer der Villa aufgebahrt. Da
der Wunsch des Dichters, von Kranzspenden abzu¬ der Wunsch des Dichters, von Kranzspenden abzu¬
sehen, erst gestern bekannt wurde, konnte nicht ver¬ sehen, erst gestern bekannt wurde, konnte nicht ver¬
mieden werden, daß den Sarg einige schon vor¬ mieden werden, daß den Sarg einige schon vor¬
stern abgegebene Blumengewinde und Kränze stern abgegebene Blumengewinde und Kränze
schmückten, so ein Kranz des Burgtheaters mit der schmückten, so ein Kranz des Burgtheaters mit der
seinem seinem
Inschrift: „Das dankbare Burgtheater Inschrift: „Das dankbare Burgtheater
großen Dichter in den Jahren 1895—1931.“ Gegen großen Dichter in den Jahren 1895—1931.“ Gegen
halb 12 Uhr wurde der Sarg nach dem Zentral¬ halb 12 Uhr wurde der Sarg nach dem Zentral¬
friedhof gebracht. friedhof gebracht.
Im Zentralfriedhof hatte sich eine große Zahl Im Zentralfriedhof hatte sich eine große Zahl
von Freunden und Verehrern des Dichters einge¬ von Freunden und Verehrern des Dichters einge¬
funden, um an der Beisetzung teilzunehmen. Vom funden, um an der Beisetzung teilzunehmen. Vom
Unterrichtsministerium hatten sich Ministerialrat Unterrichtsministerium hatten sich Ministerialrat
Dr. Wisoko und Regierungsrat Dr. Thomasberger, Dr. Wisoko und Regierungsrat Dr. Thomasberger,
für das Burgtheater Generalintendant Schneider¬ für das Burgtheater Generalintendant Schneider¬
han, Hofrat Prof. Reimers, von den Künstlern die han, Hofrat Prof. Reimers, von den Künstlern die
Frauen Bleibtreu, Reinhold, Pünkösdy, Mayer, Frauen Bleibtreu, Reinhold, Pünkösdy, Mayer,
die Herren Herterich, Aslan, Moser, Marr, Eidlitz, die Herren Herterich, Aslan, Moser, Marr, Eidlitz,
Straßni eingefunden. Von den übrigen Wiener Straßni eingefunden. Von den übrigen Wiener
Theatern war ganz besonders zahlreich das Theater Theatern war ganz besonders zahlreich das Theater
in der Josefstadt vertreten, an der Spitze der Mit¬ in der Josefstadt vertreten, an der Spitze der Mit¬
glieder Direktor Dr. Geyer, Direktorstellvertreter glieder Direktor Dr. Geyer, Direktorstellvertreter
Dr. Kalbeck, der Dramaturg der Reinhardt=Bühnen Dr. Kalbeck, der Dramaturg der Reinhardt=Bühnen
in Berlin Dr. Horch, Dr. Preminger, von der Di¬ in Berlin Dr. Horch, Dr. Preminger, von der Di¬
rektion des Deutschen Volkstheaters waren Kom¬ rektion des Deutschen Volkstheaters waren Kom¬
merzialrat Geiringer und Prof. Glücksmann er¬ merzialrat Geiringer und Prof. Glücksmann er¬
schienen. Namens der Stadt Wien war Stadtrat schienen. Namens der Stadt Wien war Stadtrat
Prof. Dr. Tandler erschienen. Man sah auch außer¬ Prof. Dr. Tandler erschienen. Man sah auch außer¬
ordentlich zahlreiche Persönlichkeiten aus Wiener ordentlich zahlreiche Persönlichkeiten aus Wiener
Schriftstellerkreisen; vom Schriftsteller= und Jour¬ Schriftstellerkreisen; vom Schriftsteller= und Jour¬
nalistenverein „Concordia“ waren zugegen Präsi¬ nalistenverein „Concordia“ waren zugegen Präsi¬
dent Lipschütz und Vizepräsident Dr. Reichmann, dent Lipschütz und Vizepräsident Dr. Reichmann,
vom Schutzverband deutscher Schriftsteller Dr. Fon¬ vom Schutzverband deutscher Schriftsteller Dr. Fon¬
tana, der Herausgeber der „Neuen Freien Presse“ tana, der Herausgeber der „Neuen Freien Presse“
Chefredakteur Dr. Benedikt, Chefredakteur Hofrat Chefredakteur Dr. Benedikt, Chefredakteur Hofrat
Holzer. Holzer.
Nach einer sehr einfachen Trauerzeremonie folgte Nach einer sehr einfachen Trauerzeremonie folgte
die Beisetzung in einem von der israelitischen die Beisetzung in einem von der israelitischen
Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab. Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab.
Trauerkundgebungen. Trauerkundgebungen.
Der Vorstand des Schutzverbandes deut¬ Der Vorstand des Schutzverbandes deut¬
scher Schriftsteller in Österreich trat scher Schriftsteller in Österreich trat
Donnerstag unter Vorsitz des Präsidenten O. M. Donnerstag unter Vorsitz des Präsidenten O. M.
Fontana zu einer Trauersitzung anläßlich des Fontana zu einer Trauersitzung anläßlich des
Ablebens Artur Schnitzlers zusammen. Fontana Ablebens Artur Schnitzlers zusammen. Fontana
würdigte die Gesamtpersönlichkeit, Erhard Busch¬ würdigte die Gesamtpersönlichkeit, Erhard Busch¬
beck den Dramatiker und Sonka den väterlichen beck den Dramatiker und Sonka den väterlichen
Berater und Freund des Schutzverbandes, dem Berater und Freund des Schutzverbandes, dem
Schnitzler seit seiner Gründung angehörte. Der Schnitzler seit seiner Gründung angehörte. Der
Vorstand beschloß, zu Ehren des Dichters eine Vorstand beschloß, zu Ehren des Dichters eine
Totenfeier zu veranstalten. Weiter wurde im Sinne Totenfeier zu veranstalten. Weiter wurde im Sinne
Artur Schnitzlers beschlossen, dem Unterstützungs¬ Artur Schnitzlers beschlossen, dem Unterstützungs¬
fonds des Schutzverbandes eine größere Summe zu¬ fonds des Schutzverbandes eine größere Summe zu¬
zuwenden. zuwenden.
Schuitzler's Deatl Schuitzler's Deatl
durch ein untergeordnetes Organ seiner durch ein untergeordnetes Organ seiner
Kanzlei vertreten, der Unterrichts¬ Kanzlei vertreten, der Unterrichts¬
minister schickte, sichtlich widerwillig, einen minister schickte, sichtlich widerwillig, einen
Sektionsvat, und im übrigen stellte man sich Sektionsvat, und im übrigen stellte man sich
amtlicherseits Kind und taub. Ja, wenn der amtlicherseits Kind und taub. Ja, wenn der
Präsident eines christlichsozialen Veteranen¬ Präsident eines christlichsozialen Veteranen¬
vereines begraben worden wäre oder ein ver¬ vereines begraben worden wäre oder ein ver¬
dienter Stammtischpräses, dann wäre sie alle dienter Stammtischpräses, dann wäre sie alle
dagewesen, Mann für Mann, und es hätte dagewesen, Mann für Mann, und es hätte
gar nicht Platz geuug gegeben für die teuren gar nicht Platz geuug gegeben für die teuren
Amtsautos. Aber nur ein Dichter! Noch dazu Amtsautos. Aber nur ein Dichter! Noch dazu
einer, der den Spießern und Muckern nicht einer, der den Spießern und Muckern nicht
immer zu Gefallen geschrieben hat, da hält immer zu Gefallen geschrieben hat, da hält
man sich lieber fern, wenn einem seine poli¬ man sich lieber fern, wenn einem seine poli¬
tische Karriere lieb ist. Damit wir uns recht tische Karriere lieb ist. Damit wir uns recht
verstehen: kein Mensch ist von dem perversen verstehen: kein Mensch ist von dem perversen
Verlangen erfüllt, irgend einen Dutzendpoli¬ Verlangen erfüllt, irgend einen Dutzendpoli¬
tiker, mag er Czermak oder sonstwie heißen, tiker, mag er Czermak oder sonstwie heißen,
der gerade auf Grund einer beklagenswerten der gerade auf Grund einer beklagenswerten
politischen Konstellation und groteskerweise politischen Konstellation und groteskerweise
Unterrichtsminister der Republik ist, bei der Unterrichtsminister der Republik ist, bei der
Leichenfeier eines Dichters zu sehen. Aber er Leichenfeier eines Dichters zu sehen. Aber er
und die anderen Politiker, die uns — Gott und die anderen Politiker, die uns — Gott
sei's geklagt — regieren, sollten endlich ein¬ sei's geklagt — regieren, sollten endlich ein¬
sehen, daß es eine Blamage für unser Land sehen, daß es eine Blamage für unser Land
bedeutet, wenn sie sich so aufführen. Ein bedeutet, wenn sie sich so aufführen. Ein
kaiserlicher Unterrichtsminister ist für kaiserlicher Unterrichtsminister ist für
den jungen Schnitzler, der damals noch gar den jungen Schnitzler, der damals noch gar
nicht berühmt war, eingetreten sein republi¬ nicht berühmt war, eingetreten sein republi¬
kanischer Nachfolger schämt sich nicht, der kanischer Nachfolger schämt sich nicht, der
Leichenfeier für den berühmten Schnitzler Leichenfeier für den berühmten Schnitzler
ernzubleiben. Die überzeugtesten Republi¬ ernzubleiben. Die überzeugtesten Republi¬
kaner sehen sich in Österreich manchmal dazu kaner sehen sich in Österreich manchmal dazu
verleitet, der Monarchie eine Träne nachzu¬ verleitet, der Monarchie eine Träne nachzu¬
weinen: die ganz krassen amtlichen Unge¬ weinen: die ganz krassen amtlichen Unge¬
zogenheiten hat man sich damals doch nicht er¬ zogenheiten hat man sich damals doch nicht er¬
laubt. laubt.
Lucian. Lucian.
Die Förderung des Die Förderung des
Außland=Geschäftes. Außland=Geschäftes.
Erweiterung der Rußland-Aktion der Ge¬ Erweiterung der Rußland-Aktion der Ge¬
meinde Wien. meinde Wien.
Im Wiener Landtag berichtete gestern Im Wiener Landtag berichtete gestern
Stadtrat Breitner über das Gesetz, wo¬ Stadtrat Breitner über das Gesetz, wo¬
durch die Beteiligung der Gemeinde Wien an durch die Beteiligung der Gemeinde Wien an
der Bundesaktion zur Förderung des der Bundesaktion zur Förderung des
Rußland=Handels auf 65 Millionen Rußland=Handels auf 65 Millionen
Schilling (bisher 25 Millionen Schilling) Schilling (bisher 25 Millionen Schilling)
Stadtrat Breitner Stadtrat Breitner
erhöht werden soll. erhöht werden soll.
wies darauf hin, daß die russischen Aufträge wies darauf hin, daß die russischen Aufträge
in den letzten Monaten stark zugenommen in den letzten Monaten stark zugenommen
haben, weshalb die Erweiterung der Aktion haben, weshalb die Erweiterung der Aktion
notwendig sei. Die Abgeordneten Kunschak notwendig sei. Die Abgeordneten Kunschak
und Dr. Wagner außerten gewisse Beden¬ und Dr. Wagner außerten gewisse Beden¬
ken über die Zahlungsfähigkeit Rußlands und ken über die Zahlungsfähigkeit Rußlands und
wegen des russischen Dumpings, das insbe¬ wegen des russischen Dumpings, das insbe¬
sondere den Export des österreichischen Holzes sondere den Export des österreichischen Holzes
schwer beeinträchtige. schwer beeinträchtige.
Das Gesetz wurde in erster und zweiter Das Gesetz wurde in erster und zweiter
Lesung vom Landtag angenommen. Lesung vom Landtag angenommen.
box 43/25 box 43/25
OBSERVERG OBSERVERG
l. Osterr. behördl. konzessioniertes l. Osterr. behördl. konzessioniertes
Onternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Onternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
es . Worene . es . Worene .
TELEPHON R-23.0.43 TELEPHON R-23.0.43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
WIENER Z2ITUNE WIENER Z2ITUNE
2 4. OKT. 1331. 2 4. OKT. 1331.
vom: vom:
Tagesnachrichten. Tagesnachrichten.
Artur Schnitzler. Artur Schnitzler.
Von seinem Hause in der Sternwartestraße aus Von seinem Hause in der Sternwartestraße aus
wurde gestern mittags Artur Schnitzler wurde gestern mittags Artur Schnitzler
Grabe geleitet. Er hatte letztwillig bestimmt, daß Grabe geleitet. Er hatte letztwillig bestimmt, daß
die Leichenfeier ohne jeden Prunk und in der aller¬ die Leichenfeier ohne jeden Prunk und in der aller¬
schlichtesten Weise stattfinden solle. Der Holzsarg schlichtesten Weise stattfinden solle. Der Holzsarg
war im Schlafzimmer der Villa aufgebahrt. Da war im Schlafzimmer der Villa aufgebahrt. Da
der Wunsch des Dichters, von Kranzspenden abzu¬ der Wunsch des Dichters, von Kranzspenden abzu¬
sehen, erst gestern bekannt wurde, konnte nicht ver¬ sehen, erst gestern bekannt wurde, konnte nicht ver¬
mieden werden, daß den Sarg einige schon vor¬ mieden werden, daß den Sarg einige schon vor¬
stern abgegebene Blumengewinde und Kränze stern abgegebene Blumengewinde und Kränze
schmückten, so ein Kranz des Burgtheaters mit der schmückten, so ein Kranz des Burgtheaters mit der
seinem seinem
Inschrift: „Das dankbare Burgtheater Inschrift: „Das dankbare Burgtheater
großen Dichter in den Jahren 1895—1931.“ Gegen großen Dichter in den Jahren 1895—1931.“ Gegen
halb 12 Uhr wurde der Sarg nach dem Zentral¬ halb 12 Uhr wurde der Sarg nach dem Zentral¬
friedhof gebracht. friedhof gebracht.
Im Zentralfriedhof hatte sich eine große Zahl Im Zentralfriedhof hatte sich eine große Zahl
von Freunden und Verehrern des Dichters einge¬ von Freunden und Verehrern des Dichters einge¬
funden, um an der Beisetzung teilzunehmen. Vom funden, um an der Beisetzung teilzunehmen. Vom
Unterrichtsministerium hatten sich Ministerialrat Unterrichtsministerium hatten sich Ministerialrat
Dr. Wisoko und Regierungsrat Dr. Thomasberger, Dr. Wisoko und Regierungsrat Dr. Thomasberger,
für das Burgtheater Generalintendant Schneider¬ für das Burgtheater Generalintendant Schneider¬
han, Hofrat Prof. Reimers, von den Künstlern die han, Hofrat Prof. Reimers, von den Künstlern die
Frauen Bleibtreu, Reinhold, Pünkösdy, Mayer, Frauen Bleibtreu, Reinhold, Pünkösdy, Mayer,
die Herren Herterich, Aslan, Moser, Marr, Eidlitz, die Herren Herterich, Aslan, Moser, Marr, Eidlitz,
Straßni eingefunden. Von den übrigen Wiener Straßni eingefunden. Von den übrigen Wiener
Theatern war ganz besonders zahlreich das Theater Theatern war ganz besonders zahlreich das Theater
in der Josefstadt vertreten, an der Spitze der Mit¬ in der Josefstadt vertreten, an der Spitze der Mit¬
glieder Direktor Dr. Geyer, Direktorstellvertreter glieder Direktor Dr. Geyer, Direktorstellvertreter
Dr. Kalbeck, der Dramaturg der Reinhardt=Bühnen Dr. Kalbeck, der Dramaturg der Reinhardt=Bühnen
in Berlin Dr. Horch, Dr. Preminger, von der Di¬ in Berlin Dr. Horch, Dr. Preminger, von der Di¬
rektion des Deutschen Volkstheaters waren Kom¬ rektion des Deutschen Volkstheaters waren Kom¬
merzialrat Geiringer und Prof. Glücksmann er¬ merzialrat Geiringer und Prof. Glücksmann er¬
schienen. Namens der Stadt Wien war Stadtrat schienen. Namens der Stadt Wien war Stadtrat
Prof. Dr. Tandler erschienen. Man sah auch außer¬ Prof. Dr. Tandler erschienen. Man sah auch außer¬
ordentlich zahlreiche Persönlichkeiten aus Wiener ordentlich zahlreiche Persönlichkeiten aus Wiener
Schriftstellerkreisen; vom Schriftsteller= und Jour¬ Schriftstellerkreisen; vom Schriftsteller= und Jour¬
nalistenverein „Concordia“ waren zugegen Präsi¬ nalistenverein „Concordia“ waren zugegen Präsi¬
dent Lipschütz und Vizepräsident Dr. Reichmann, dent Lipschütz und Vizepräsident Dr. Reichmann,
vom Schutzverband deutscher Schriftsteller Dr. Fon¬ vom Schutzverband deutscher Schriftsteller Dr. Fon¬
tana, der Herausgeber der „Neuen Freien Presse“ tana, der Herausgeber der „Neuen Freien Presse“
Chefredakteur Dr. Benedikt, Chefredakteur Hofrat Chefredakteur Dr. Benedikt, Chefredakteur Hofrat
Holzer. Holzer.
Nach einer sehr einfachen Trauerzeremonie folgte Nach einer sehr einfachen Trauerzeremonie folgte
die Beisetzung in einem von der israelitischen die Beisetzung in einem von der israelitischen
Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab. Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab.
Trauerkundgebungen. Trauerkundgebungen.
Der Vorstand des Schutzverbandes deut¬ Der Vorstand des Schutzverbandes deut¬
scher Schriftsteller in Österreich trat scher Schriftsteller in Österreich trat
Donnerstag unter Vorsitz des Präsidenten O. M. Donnerstag unter Vorsitz des Präsidenten O. M.
Fontana zu einer Trauersitzung anläßlich des Fontana zu einer Trauersitzung anläßlich des
Ablebens Artur Schnitzlers zusammen. Fontana Ablebens Artur Schnitzlers zusammen. Fontana
würdigte die Gesamtpersönlichkeit, Erhard Busch¬ würdigte die Gesamtpersönlichkeit, Erhard Busch¬
beck den Dramatiker und Sonka den väterlichen beck den Dramatiker und Sonka den väterlichen
Berater und Freund des Schutzverbandes, dem Berater und Freund des Schutzverbandes, dem
Schnitzler seit seiner Gründung angehörte. Der Schnitzler seit seiner Gründung angehörte. Der
Vorstand beschloß, zu Ehren des Dichters eine Vorstand beschloß, zu Ehren des Dichters eine
Totenfeier zu veranstalten. Weiter wurde im Sinne Totenfeier zu veranstalten. Weiter wurde im Sinne
Artur Schnitzlers beschlossen, dem Unterstützungs¬ Artur Schnitzlers beschlossen, dem Unterstützungs¬
fonds des Schutzverbandes eine größere Summe zu¬ fonds des Schutzverbandes eine größere Summe zu¬
zuwenden. zuwenden.