VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 660

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WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
VoR . VoR .
27. 27.
vom: vom:
Jüdisches Jüdisches
Allzujüdisches. Allzujüdisches.
Wir haben schon einmal auf das jüdische Geschmuse Wir haben schon einmal auf das jüdische Geschmuse
hingewiesen, das die Neue Freie Presse über den großen hingewiesen, das die Neue Freie Presse über den großen
jüdischen Dichter Schnitzler nach dessen Tode auf ihre jüdischen Dichter Schnitzler nach dessen Tode auf ihre
harmlosen Teser losgelassen hat. Jetzt kommt der Nach harmlosen Teser losgelassen hat. Jetzt kommt der Nach
laß Schnitzlers allmählich heraus; die von jüdischen laß Schnitzlers allmählich heraus; die von jüdischen
Theaterdirektoren geleiteten Bühnen veranlassen Schnitz Theaterdirektoren geleiteten Bühnen veranlassen Schnitz
ler=Feiern und die jüdische Presse hat jede Woche Anlaß ler=Feiern und die jüdische Presse hat jede Woche Anlaß
und Gelegenheit, der Welt neuerdings zu verkünden, was und Gelegenheit, der Welt neuerdings zu verkünden, was
sie an Schnitzler verloren hat, nämlich den „repräsen¬ sie an Schnitzler verloren hat, nämlich den „repräsen¬
tativen österreichischen Dichter“. Die Juden glauben, tativen österreichischen Dichter“. Die Juden glauben,
daß die Arier das auch glauben, wenn es hundertmal daß die Arier das auch glauben, wenn es hundertmal
in der jüdischen Presse steht. Erfreulicherweise wehrt man in der jüdischen Presse steht. Erfreulicherweise wehrt man
sich da und dort, sich von der Neuen Freien Presse den sich da und dort, sich von der Neuen Freien Presse den
Schnitzler aufbinden zu lassen. Alle Nachrufe und Be¬ Schnitzler aufbinden zu lassen. Alle Nachrufe und Be¬
mühungen der Auernheimer und Salten, der Beer=Hof¬ mühungen der Auernheimer und Salten, der Beer=Hof¬
mann und Lothar, der Asch und Zweig nützen nichts, alle mann und Lothar, der Asch und Zweig nützen nichts, alle
Krokodilstränen, die sie dem Schnitzler in den Juden¬ Krokodilstränen, die sie dem Schnitzler in den Juden¬
blättern nachweinen, vermögen nun einmal nicht, die blättern nachweinen, vermögen nun einmal nicht, die
arischen Oesterreicher zu rühren, viel weniger noch die arischen Oesterreicher zu rühren, viel weniger noch die
übrige Welt. übrige Welt.
Zum Treiben der Wiener Literaturjuden hat soeben Zum Treiben der Wiener Literaturjuden hat soeben
Richard von Schaukal im 2. Aprilheft der ausgezeich¬ Richard von Schaukal im 2. Aprilheft der ausgezeich¬
neten Halbmonatsschrift „Deutsches Volkstum“, neten Halbmonatsschrift „Deutsches Volkstum“,
die wir unseren Lesern neuerdings warm empfehlen die wir unseren Lesern neuerdings warm empfehlen
(Preis 3.60 RM. vierteljährlich), einige Randbemerkun¬ (Preis 3.60 RM. vierteljährlich), einige Randbemerkun¬
gen veröffentlicht, die wir hier abdrucken, damit die Leser gen veröffentlicht, die wir hier abdrucken, damit die Leser
der Wiener Judeublätter, die es leider auch bei uns der Wiener Judeublätter, die es leider auch bei uns
immer noch gibt, sehen, wie man in den arischen Kreisen immer noch gibt, sehen, wie man in den arischen Kreisen
Wiens über das Getue der jüdischen Presseliteraten und Wiens über das Getue der jüdischen Presseliteraten und
gewisser Arier, die zu ihnen stehen, denkt. gewisser Arier, die zu ihnen stehen, denkt.
Wiener Goethe=Geist. Wiener Goethe=Geist.
Das „Goethe=Jahr“, das unerforschlicher Ratschluß Das „Goethe=Jahr“, das unerforschlicher Ratschluß
davor bewahrt hat, das „Goethe=Schnitzler=Jahr“ zu davor bewahrt hat, das „Goethe=Schnitzler=Jahr“ zu
werden — es waren schon alle Vorbereitungen dazu ge¬ werden — es waren schon alle Vorbereitungen dazu ge¬
das das
troffen, als das unerbittliche Schicksal eingriff troffen, als das unerbittliche Schicksal eingriff
„Goethe=Jahr“ ist, seiner Bestimmung gemäß, von Ri¬ „Goethe=Jahr“ ist, seiner Bestimmung gemäß, von Ri¬
chard Beer=Hofmann eingeweiht worden, dem chard Beer=Hofmann eingeweiht worden, dem
größten Dichter, der nach dem Tode des Allweisen, All größten Dichter, der nach dem Tode des Allweisen, All
gütigen, Ganzreinen, Ganzgroßen — es ist nicht von gütigen, Ganzreinen, Ganzgroßen — es ist nicht von
Goethe, sondern von Schnitzler die Rede — der „Neuen Goethe, sondern von Schnitzler die Rede — der „Neuen
Freien Presse“ zur Verfügung und daher an der geistigen Freien Presse“ zur Verfügung und daher an der geistigen
Svitze Oesterreichs steht. „An der Schwelle des Goethe¬ Svitze Oesterreichs steht. „An der Schwelle des Goethe¬
Jahres“, am 1. Jänner, hat er einleitende Worte zu einer Jahres“, am 1. Jänner, hat er einleitende Worte zu einer
Goethevorlesung im Wiener Rundfunk gesprochen, Worte, Goethevorlesung im Wiener Rundfunk gesprochen, Worte,
die ein Beispiel, der Eingang, in ihrer ganzen Schön die ein Beispiel, der Eingang, in ihrer ganzen Schön
heit kennzeichnen möge: „In diesem neuen, noch rät¬ heit kennzeichnen möge: „In diesem neuen, noch rät¬
selvoll verhüllten Jahr ... jährt sich zum selvoll verhüllten Jahr ... jährt sich zum
hundertstenmal der Tag, an dem jener, der auf Erden hundertstenmal der Tag, an dem jener, der auf Erden
Johann Wolfgang Goethe hieß, irdischer Zeit, irdischen Johann Wolfgang Goethe hieß, irdischer Zeit, irdischen
Mäßen entwich, um schwerlos leuchtend sich empor Mäßen entwich, um schwerlos leuchtend sich empor
zuheben in alles Künftige.“ zuheben in alles Künftige.“
Die Aufführung von „Faust", der seit seiner „Ein¬ Die Aufführung von „Faust", der seit seiner „Ein¬
richtung“ allgemein als des Werk Beer=Hofmanns be¬ richtung“ allgemein als des Werk Beer=Hofmanns be¬
trachtet wird und diesem u. a. „Ovationen“ eingetragen trachtet wird und diesem u. a. „Ovationen“ eingetragen
hat, ist, außer Schnitzlers „Anatol“, das jüdische „Er¬ hat, ist, außer Schnitzlers „Anatol“, das jüdische „Er¬
eignis der Saison“. Es ist, vom Burgtheater heraus¬ eignis der Saison“. Es ist, vom Burgtheater heraus¬
gegeben, ein Kommentar — nicht zu Goethes „Faust gegeben, ein Kommentar — nicht zu Goethes „Faust
sondern zu dem Beer=Hofmanns, von ihm seibst, er¬ sondern zu dem Beer=Hofmanns, von ihm seibst, er¬
schienen; Herr Ernst Lothar hat eine Vorlesung schienen; Herr Ernst Lothar hat eine Vorlesung
nicht über Goethes „Faust“, sondern über den Beer=Hof¬ nicht über Goethes „Faust“, sondern über den Beer=Hof¬
manns — gehalten; die wonnetrunkenen Berichte drängen manns — gehalten; die wonnetrunkenen Berichte drängen
einander; an den ersten zwei (ausverkauften) Abenden der einander; an den ersten zwei (ausverkauften) Abenden der
Aufführung der „kongenial“ verstümmelten Dichtung soll Aufführung der „kongenial“ verstümmelten Dichtung soll
„das geistige Wien“ vollzählig im Burgtheater versam „das geistige Wien“ vollzählig im Burgtheater versam
melt gewesen sein. Goethe war also bei den Seinen „be¬ melt gewesen sein. Goethe war also bei den Seinen „be¬
sorgt und aufgehoben“ sorgt und aufgehoben“
Aber Größeres als der „Faust“, selbst in Beer=Hof¬ Aber Größeres als der „Faust“, selbst in Beer=Hof¬
manns „Einrichtung", steht demselben einheitlichen geisti¬ manns „Einrichtung", steht demselben einheitlichen geisti¬
gen Wien bevor: „Die Goethe=Feier des Kultur¬ gen Wien bevor: „Die Goethe=Feier des Kultur¬
bundes findet Mittwoch, den 16. d., abends halb acht bundes findet Mittwoch, den 16. d., abends halb acht
Uhr, im Neuen Saale der Hofburg statt. Den Fest¬ Uhr, im Neuen Saale der Hofburg statt. Den Fest¬
vortrag hält Thomas Mann.“ Wer sonst wäre be¬ vortrag hält Thomas Mann.“ Wer sonst wäre be¬
rufener als diese feinste Blüte des „Weimarer“ Zeit¬ rufener als diese feinste Blüte des „Weimarer“ Zeit¬
geistes, den „Olympier“ der „Stadt Arthur Schnitzlers“ geistes, den „Olympier“ der „Stadt Arthur Schnitzlers“
in Lebensgröße zu beschwören! in Lebensgröße zu beschwören!
Während sich dies in Wien begibt, ist, begleitet von Während sich dies in Wien begibt, ist, begleitet von
dem bereits sagenhaften alten „Schweden“ Sven Hedin, dem bereits sagenhaften alten „Schweden“ Sven Hedin,
Gerhart Hauptmann als der leibhaftige Gottseibeiuns¬ Gerhart Hauptmann als der leibhaftige Gottseibeiuns¬
Goethe nach Amerika gefahren, um den Amerikanern, die Goethe nach Amerika gefahren, um den Amerikanern, die
er übrigens demnächst zu besingen gedenkt, seinerseits er übrigens demnächst zu besingen gedenkt, seinerseits
Goethe in andächtige Erinnerung zu bringen — „Ame¬ Goethe in andächtige Erinnerung zu bringen — „Ame¬
und in Steuvertretung allerlei und in Steuvertretung allerlei
rika, du hast es besser rika, du hast es besser
Ehren einzuheimsen (er wird noch rechtzeitig zurückge¬ Ehren einzuheimsen (er wird noch rechtzeitig zurückge¬
kehrt sein, die eigentliche Weimarer Feier zu begehen; kehrt sein, die eigentliche Weimarer Feier zu begehen;
sonst müßte wohl Thomas Nobelmann für ihn einsprin¬ sonst müßte wohl Thomas Nobelmann für ihn einsprin¬
gen); in Aegypten besorgt Herr Moissi die landes¬ gen); in Aegypten besorgt Herr Moissi die landes¬
übliche Goethehuldigung. (Ob ihm nicht, wie eine ver¬ übliche Goethehuldigung. (Ob ihm nicht, wie eine ver¬
frühte Kunde aufgeflattert war, Stefan Zweig zur Seite frühte Kunde aufgeflattert war, Stefan Zweig zur Seite
stehen wird? Es wäre schön und ersprießlich.) stehen wird? Es wäre schön und ersprießlich.)
Nichtsdestoweniger ist „Emil Ludwig nach dem Nichtsdestoweniger ist „Emil Ludwig nach dem
Sudan abgereist, um seine früheren Studien in Nubien Sudan abgereist, um seine früheren Studien in Nubien
und Abessinien abzuschließen. In Kairo wurde er von und Abessinien abzuschließen. In Kairo wurde er von
König Fuad in Audienz empfangen. Die ägyptische Re¬ König Fuad in Audienz empfangen. Die ägyptische Re¬
aierung stellte ihm für seine Nilfahrt bis Assuan einen aierung stellte ihm für seine Nilfahrt bis Assuan einen
Dampfer zur Verfügung, die fernere Reise erfolgt mit Dampfer zur Verfügung, die fernere Reise erfolgt mit
Unterstützung der englischen Regierung. In der nächsten Unterstützung der englischen Regierung. In der nächsten
Zeit erscheint eine arabische Ausgabe seiner Goethe¬ Zeit erscheint eine arabische Ausgabe seiner Goethe¬
Biographie.“ — Inzwischen ist Emil Ludwig in Wien Biographie.“ — Inzwischen ist Emil Ludwig in Wien
eingetroffen, um die Festrede über Goethe zu halten. eingetroffen, um die Festrede über Goethe zu halten.
Und so wäre denn auch von dieser Seite alles Not¬ Und so wäre denn auch von dieser Seite alles Not¬
wendige gescheben. So etwa hätte der Geheime Rat sich wendige gescheben. So etwa hätte der Geheime Rat sich
in seinem Altersstil ausgerückt, den, wie jeder gebilde in seinem Altersstil ausgerückt, den, wie jeder gebilde
Israelit weiß, der junge Hofmansthal erfunden hat, als Israelit weiß, der junge Hofmansthal erfunden hat, als
er sich noch teils Theophil Morren, teils Coris nannte, er sich noch teils Theophil Morren, teils Coris nannte,
um durch Eigenart aufzufallen. Die Wiener Note aber, um durch Eigenart aufzufallen. Die Wiener Note aber,
von wem ist sie, kleiner Moritz? Von Arthur Schnitzler. von wem ist sie, kleiner Moritz? Von Arthur Schnitzler.
Und wer hat den Wiener Wald geschaffen und den Kaiser Und wer hat den Wiener Wald geschaffen und den Kaiser
Joseph? Arthur Schnitzler. Joseph? Arthur Schnitzler.
Richard v. Schaukal. Richard v. Schaukal.