12. 12.
Death Death
Schnitzle Schnitzle
DOBSERVER DOBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE WIEN, I., WOLLZEILE
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
ohe, Wlen ohe, Wlen
Radi Radi
31. OKT. 1937 31. OKT. 1937
Das Funkkabarett Das Funkkabarett
wird nächstens an anderer Stelle besprochen. wird nächstens an anderer Stelle besprochen.
Dis Trauerfeien für Arthur Schnitzier Dis Trauerfeien für Arthur Schnitzier
nahm einen sehr würdigen Verlauf. In den nahm einen sehr würdigen Verlauf. In den
weichen Flor edler Musik gebettet, wirkte weichen Flor edler Musik gebettet, wirkte
die Trauerrede doppelt tief. „Paracelsus", mit die Trauerrede doppelt tief. „Paracelsus", mit
erlesener Burgtheaterkunst gespielt, gab erlesener Burgtheaterkunst gespielt, gab
eine feine unmittelbare Perspektive auf die eine feine unmittelbare Perspektive auf die
Kunst des Heimgegangenen. Kunst des Heimgegangenen.
Das literarische Mikrophon brachte gleich Das literarische Mikrophon brachte gleich
zwel Lustspiele. Das erste — unverhofft zwel Lustspiele. Das erste — unverhofft
kommt oft — als (ingeschobene Ueber¬ kommt oft — als (ingeschobene Ueber¬
tragung aus der Komöcje. Das Stück war, tragung aus der Komöcje. Das Stück war,
zumal dank der Mitwirkung vor Oskar Karl¬ zumal dank der Mitwirkung vor Oskar Karl¬
wels und Sibylle Binder, hübsch anzuhören. wels und Sibylle Binder, hübsch anzuhören.
Nur die Akustik befriedigte uns diemal Nur die Akustik befriedigte uns diemal
nicht so restlos wie sonst, obwohl sich im nicht so restlos wie sonst, obwohl sich im
großen und ganzen dieses Theaterchen in großen und ganzen dieses Theaterchen in
diesem Punkte wieder sehr brav hielt. Dr. diesem Punkte wieder sehr brav hielt. Dr.
Nüchterns Conference war sehr liebenswür¬ Nüchterns Conference war sehr liebenswür¬
dig gemeint, doch war sie so leise ins Mikro¬ dig gemeint, doch war sie so leise ins Mikro¬
phon in seiner Loge gesprochen, daß der phon in seiner Loge gesprochen, daß der
Klang, den dle zwei Bühnonmikrophone auf¬ Klang, den dle zwei Bühnonmikrophone auf¬
fingen, sie meist stark übertönte und die Un¬ fingen, sie meist stark übertönte und die Un¬
klarheit noch größer wurde. Es ist eben klarheit noch größer wurde. Es ist eben
heikel, mitten zwischen Theaterbesuchern, heikel, mitten zwischen Theaterbesuchern,
die nicht gestört sein wollen, in das kleine die nicht gestört sein wollen, in das kleine
Maschinenohr flüstern zu müssen. — Der Maschinenohr flüstern zu müssen. — Der
Schwank „Der ungetreue Eckehart“ unter¬ Schwank „Der ungetreue Eckehart“ unter¬
hielt uns, es sei gleich festgestellt, ganz hielt uns, es sei gleich festgestellt, ganz
famos. Die Handlung leistet sich die tollsten famos. Die Handlung leistet sich die tollsten
Unmöglichkeiten, aber sie kämpft gegen das Unmöglichkeiten, aber sie kämpft gegen das
logische Gewissen mit einer treffsicheren Ar¬ logische Gewissen mit einer treffsicheren Ar¬
mada von Gelächtern. Einige Stellen sind mada von Gelächtern. Einige Stellen sind
hinreißend lustig bei aller Kuriosität. Das hinreißend lustig bei aller Kuriosität. Das
kosten bei, um seinem Pariser Erstling einen kosten bei, um seinem Pariser Erstling einen
glatten Stapellauf zu ermöglichen. Das glatten Stapellauf zu ermöglichen. Das
Stück wurde ein Bombenerfolg. Meyerbeer Stück wurde ein Bombenerfolg. Meyerbeer
war, was er gewollt hatte: Publikumsliebling. war, was er gewollt hatte: Publikumsliebling.
Für Publikumslieblinge hat der Theater¬ Für Publikumslieblinge hat der Theater¬
kassier natürlich immer viel übrig. Und kassier natürlich immer viel übrig. Und
selbstverständlich auch jede Theaterdirek- selbstverständlich auch jede Theaterdirek-
tion, deren Liebe zum Autor durch die Kassa tion, deren Liebe zum Autor durch die Kassa
geht. Man wollte also den goldenen Vogel, geht. Man wollte also den goldenen Vogel,
als welcher sich der ausgezeichnete und als welcher sich der ausgezeichnete und
großzügige Selbstmanager Meyerbeer plötz- großzügige Selbstmanager Meyerbeer plötz-
lich für die kapitaldürstende Große Oper lich für die kapitaldürstende Große Oper
entpuppt hatte, nicht davonfliegen lassen, entpuppt hatte, nicht davonfliegen lassen,
sondern band ihn durch eine geschickte kon¬ sondern band ihn durch eine geschickte kon¬
traktliche Fußfessel auch für die nächste traktliche Fußfessel auch für die nächste
Zeit fest. Eugen Sribe hatte bereits wieder Zeit fest. Eugen Sribe hatte bereits wieder
einen sensationellen Stoff, den er schon mit einen sensationellen Stoff, den er schon mit
Hinblick auf Meyerbeer bearbeitet hatte: die Hinblick auf Meyerbeer bearbeitet hatte: die
blutigen Greuel der Bartholomäusnacht von blutigen Greuel der Bartholomäusnacht von
1572. Eine Novelle Prosper Merimées hatte 1572. Eine Novelle Prosper Merimées hatte
die Grundlage gegeben. Es waren eben die Grundlage gegeben. Es waren eben
unsere später so benannten „Hugenot¬ unsere später so benannten „Hugenot¬
ten“. Und dieses Werk verpflichtete ten“. Und dieses Werk verpflichtete
sich Meyerbeer, bei einer Konventional¬ sich Meyerbeer, bei einer Konventional¬
strafe von 30.000 Franken bis zum Herbst strafe von 30.000 Franken bis zum Herbst
1834 für die Große Oper zu vertonen. 1834 für die Große Oper zu vertonen.
arbeitete kräftig darauf los, bat aber un arbeitete kräftig darauf los, bat aber un
Terminaufschub, da er mit seiner lungenlel¬ Terminaufschub, da er mit seiner lungenlel¬
denden Frau nach dem Süden fuhr. Die denden Frau nach dem Süden fuhr. Die
Große Oper bestand wie Shylock auf ihrem Große Oper bestand wie Shylock auf ihrem
Schein. Meyerbeer zahlte ohne Federlesen Schein. Meyerbeer zahlte ohne Federlesen
das hohe Pönale, zog selne Oper zurück und das hohe Pönale, zog selne Oper zurück und
ging nach Italien. Sein Geld zeigte der Di- ging nach Italien. Sein Geld zeigte der Di-
rektion den Herren. Meyerbeer blieb Sieger, rektion den Herren. Meyerbeer blieb Sieger,
der neue Direktor der Großen Oper, ein Ge¬ der neue Direktor der Großen Oper, ein Ge¬
box 44/1 box 44/1
falls stärkste Kontraste zur Auslösung mu¬ falls stärkste Kontraste zur Auslösung mu¬
sikalischer Effekte, dies auch schon in dem sikalischer Effekte, dies auch schon in dem
musikalischen Gegensatz zwischen katholi- musikalischen Gegensatz zwischen katholi-
scher und protestantischer Sphâre. Letztere scher und protestantischer Sphâre. Letztere
malte er musikalisch durch die Verwen¬ malte er musikalisch durch die Verwen¬
dung des Chorals (so des Luther'schen Cho- dung des Chorals (so des Luther'schen Cho-
rales „Eine feste Burg ist unser Gott" schon rales „Eine feste Burg ist unser Gott" schon
in der Ouvertüre). Diese Verwendung des in der Ouvertüre). Diese Verwendung des
kirchlichen Chorales zwischen Kavatinen kirchlichen Chorales zwischen Kavatinen
und Duetten erregte in protestantischen und Duetten erregte in protestantischen
Kreisen Anstoß. Auch ein Schumann zählte Kreisen Anstoß. Auch ein Schumann zählte
zu den Tadlern. Spontini, der sich durch zu den Tadlern. Spontini, der sich durch
Meyerbeer bedroht sah, wußte vom religiô- Meyerbeer bedroht sah, wußte vom religiô-
sen Punkte aus die Bedenken seines Brot sen Punkte aus die Bedenken seines Brot
geber Friedrich Wilhelm 1Il. von Preußen geber Friedrich Wilhelm 1Il. von Preußen
zu wecken. Mendelssohn selbst hat sich leb¬ zu wecken. Mendelssohn selbst hat sich leb¬
haft verteidigt: „Freilich, wenn der Choral haft verteidigt: „Freilich, wenn der Choral
zur Opernarie gemacht würde, so wäre das zur Opernarie gemacht würde, so wäre das
wirklich ein Skandal. Allein wenn gerade im wirklich ein Skandal. Allein wenn gerade im
Gegenteil dieser Choral als Gegensatz der Gegenteil dieser Choral als Gegensatz der
weltlichen Musik stets streng und kirchlich weltlichen Musik stets streng und kirchlich
behandelt ist, wenn er als Anklang aus einer behandelt ist, wenn er als Anklang aus einer
besseren Welt, als Symbol des Glaubens und besseren Welt, als Symbol des Glaubens und
Hoffens ertönt Hoffens ertönt
immer nur im Munde immer nur im Munde
derjenigen Person, welche als Repräsentant derjenigen Person, welche als Repräsentant
eines . .. unerschütterlichen frommen Glau¬ eines . .. unerschütterlichen frommen Glau¬
bens, ja als Märtyrer gezeichnet ist (Mar¬ bens, ja als Märtyrer gezeichnet ist (Mar¬
cel), so ist, dunkt mich, eine solche Behand- cel), so ist, dunkt mich, eine solche Behand-
lung cher Heiligung als Entweihung eines lung cher Heiligung als Entweihung eines
Kichengesangs zu nennen. Kichengesangs zu nennen.
Death Death
Schnitzle Schnitzle
DOBSERVER DOBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE WIEN, I., WOLLZEILE
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
ohe, Wlen ohe, Wlen
Radi Radi
31. OKT. 1937 31. OKT. 1937
Das Funkkabarett Das Funkkabarett
wird nächstens an anderer Stelle besprochen. wird nächstens an anderer Stelle besprochen.
Dis Trauerfeien für Arthur Schnitzier Dis Trauerfeien für Arthur Schnitzier
nahm einen sehr würdigen Verlauf. In den nahm einen sehr würdigen Verlauf. In den
weichen Flor edler Musik gebettet, wirkte weichen Flor edler Musik gebettet, wirkte
die Trauerrede doppelt tief. „Paracelsus", mit die Trauerrede doppelt tief. „Paracelsus", mit
erlesener Burgtheaterkunst gespielt, gab erlesener Burgtheaterkunst gespielt, gab
eine feine unmittelbare Perspektive auf die eine feine unmittelbare Perspektive auf die
Kunst des Heimgegangenen. Kunst des Heimgegangenen.
Das literarische Mikrophon brachte gleich Das literarische Mikrophon brachte gleich
zwel Lustspiele. Das erste — unverhofft zwel Lustspiele. Das erste — unverhofft
kommt oft — als (ingeschobene Ueber¬ kommt oft — als (ingeschobene Ueber¬
tragung aus der Komöcje. Das Stück war, tragung aus der Komöcje. Das Stück war,
zumal dank der Mitwirkung vor Oskar Karl¬ zumal dank der Mitwirkung vor Oskar Karl¬
wels und Sibylle Binder, hübsch anzuhören. wels und Sibylle Binder, hübsch anzuhören.
Nur die Akustik befriedigte uns diemal Nur die Akustik befriedigte uns diemal
nicht so restlos wie sonst, obwohl sich im nicht so restlos wie sonst, obwohl sich im
großen und ganzen dieses Theaterchen in großen und ganzen dieses Theaterchen in
diesem Punkte wieder sehr brav hielt. Dr. diesem Punkte wieder sehr brav hielt. Dr.
Nüchterns Conference war sehr liebenswür¬ Nüchterns Conference war sehr liebenswür¬
dig gemeint, doch war sie so leise ins Mikro¬ dig gemeint, doch war sie so leise ins Mikro¬
phon in seiner Loge gesprochen, daß der phon in seiner Loge gesprochen, daß der
Klang, den dle zwei Bühnonmikrophone auf¬ Klang, den dle zwei Bühnonmikrophone auf¬
fingen, sie meist stark übertönte und die Un¬ fingen, sie meist stark übertönte und die Un¬
klarheit noch größer wurde. Es ist eben klarheit noch größer wurde. Es ist eben
heikel, mitten zwischen Theaterbesuchern, heikel, mitten zwischen Theaterbesuchern,
die nicht gestört sein wollen, in das kleine die nicht gestört sein wollen, in das kleine
Maschinenohr flüstern zu müssen. — Der Maschinenohr flüstern zu müssen. — Der
Schwank „Der ungetreue Eckehart“ unter¬ Schwank „Der ungetreue Eckehart“ unter¬
hielt uns, es sei gleich festgestellt, ganz hielt uns, es sei gleich festgestellt, ganz
famos. Die Handlung leistet sich die tollsten famos. Die Handlung leistet sich die tollsten
Unmöglichkeiten, aber sie kämpft gegen das Unmöglichkeiten, aber sie kämpft gegen das
logische Gewissen mit einer treffsicheren Ar¬ logische Gewissen mit einer treffsicheren Ar¬
mada von Gelächtern. Einige Stellen sind mada von Gelächtern. Einige Stellen sind
hinreißend lustig bei aller Kuriosität. Das hinreißend lustig bei aller Kuriosität. Das
kosten bei, um seinem Pariser Erstling einen kosten bei, um seinem Pariser Erstling einen
glatten Stapellauf zu ermöglichen. Das glatten Stapellauf zu ermöglichen. Das
Stück wurde ein Bombenerfolg. Meyerbeer Stück wurde ein Bombenerfolg. Meyerbeer
war, was er gewollt hatte: Publikumsliebling. war, was er gewollt hatte: Publikumsliebling.
Für Publikumslieblinge hat der Theater¬ Für Publikumslieblinge hat der Theater¬
kassier natürlich immer viel übrig. Und kassier natürlich immer viel übrig. Und
selbstverständlich auch jede Theaterdirek- selbstverständlich auch jede Theaterdirek-
tion, deren Liebe zum Autor durch die Kassa tion, deren Liebe zum Autor durch die Kassa
geht. Man wollte also den goldenen Vogel, geht. Man wollte also den goldenen Vogel,
als welcher sich der ausgezeichnete und als welcher sich der ausgezeichnete und
großzügige Selbstmanager Meyerbeer plötz- großzügige Selbstmanager Meyerbeer plötz-
lich für die kapitaldürstende Große Oper lich für die kapitaldürstende Große Oper
entpuppt hatte, nicht davonfliegen lassen, entpuppt hatte, nicht davonfliegen lassen,
sondern band ihn durch eine geschickte kon¬ sondern band ihn durch eine geschickte kon¬
traktliche Fußfessel auch für die nächste traktliche Fußfessel auch für die nächste
Zeit fest. Eugen Sribe hatte bereits wieder Zeit fest. Eugen Sribe hatte bereits wieder
einen sensationellen Stoff, den er schon mit einen sensationellen Stoff, den er schon mit
Hinblick auf Meyerbeer bearbeitet hatte: die Hinblick auf Meyerbeer bearbeitet hatte: die
blutigen Greuel der Bartholomäusnacht von blutigen Greuel der Bartholomäusnacht von
1572. Eine Novelle Prosper Merimées hatte 1572. Eine Novelle Prosper Merimées hatte
die Grundlage gegeben. Es waren eben die Grundlage gegeben. Es waren eben
unsere später so benannten „Hugenot¬ unsere später so benannten „Hugenot¬
ten“. Und dieses Werk verpflichtete ten“. Und dieses Werk verpflichtete
sich Meyerbeer, bei einer Konventional¬ sich Meyerbeer, bei einer Konventional¬
strafe von 30.000 Franken bis zum Herbst strafe von 30.000 Franken bis zum Herbst
1834 für die Große Oper zu vertonen. 1834 für die Große Oper zu vertonen.
arbeitete kräftig darauf los, bat aber un arbeitete kräftig darauf los, bat aber un
Terminaufschub, da er mit seiner lungenlel¬ Terminaufschub, da er mit seiner lungenlel¬
denden Frau nach dem Süden fuhr. Die denden Frau nach dem Süden fuhr. Die
Große Oper bestand wie Shylock auf ihrem Große Oper bestand wie Shylock auf ihrem
Schein. Meyerbeer zahlte ohne Federlesen Schein. Meyerbeer zahlte ohne Federlesen
das hohe Pönale, zog selne Oper zurück und das hohe Pönale, zog selne Oper zurück und
ging nach Italien. Sein Geld zeigte der Di- ging nach Italien. Sein Geld zeigte der Di-
rektion den Herren. Meyerbeer blieb Sieger, rektion den Herren. Meyerbeer blieb Sieger,
der neue Direktor der Großen Oper, ein Ge¬ der neue Direktor der Großen Oper, ein Ge¬
box 44/1 box 44/1
falls stärkste Kontraste zur Auslösung mu¬ falls stärkste Kontraste zur Auslösung mu¬
sikalischer Effekte, dies auch schon in dem sikalischer Effekte, dies auch schon in dem
musikalischen Gegensatz zwischen katholi- musikalischen Gegensatz zwischen katholi-
scher und protestantischer Sphâre. Letztere scher und protestantischer Sphâre. Letztere
malte er musikalisch durch die Verwen¬ malte er musikalisch durch die Verwen¬
dung des Chorals (so des Luther'schen Cho- dung des Chorals (so des Luther'schen Cho-
rales „Eine feste Burg ist unser Gott" schon rales „Eine feste Burg ist unser Gott" schon
in der Ouvertüre). Diese Verwendung des in der Ouvertüre). Diese Verwendung des
kirchlichen Chorales zwischen Kavatinen kirchlichen Chorales zwischen Kavatinen
und Duetten erregte in protestantischen und Duetten erregte in protestantischen
Kreisen Anstoß. Auch ein Schumann zählte Kreisen Anstoß. Auch ein Schumann zählte
zu den Tadlern. Spontini, der sich durch zu den Tadlern. Spontini, der sich durch
Meyerbeer bedroht sah, wußte vom religiô- Meyerbeer bedroht sah, wußte vom religiô-
sen Punkte aus die Bedenken seines Brot sen Punkte aus die Bedenken seines Brot
geber Friedrich Wilhelm 1Il. von Preußen geber Friedrich Wilhelm 1Il. von Preußen
zu wecken. Mendelssohn selbst hat sich leb¬ zu wecken. Mendelssohn selbst hat sich leb¬
haft verteidigt: „Freilich, wenn der Choral haft verteidigt: „Freilich, wenn der Choral
zur Opernarie gemacht würde, so wäre das zur Opernarie gemacht würde, so wäre das
wirklich ein Skandal. Allein wenn gerade im wirklich ein Skandal. Allein wenn gerade im
Gegenteil dieser Choral als Gegensatz der Gegenteil dieser Choral als Gegensatz der
weltlichen Musik stets streng und kirchlich weltlichen Musik stets streng und kirchlich
behandelt ist, wenn er als Anklang aus einer behandelt ist, wenn er als Anklang aus einer
besseren Welt, als Symbol des Glaubens und besseren Welt, als Symbol des Glaubens und
Hoffens ertönt Hoffens ertönt
immer nur im Munde immer nur im Munde
derjenigen Person, welche als Repräsentant derjenigen Person, welche als Repräsentant
eines . .. unerschütterlichen frommen Glau¬ eines . .. unerschütterlichen frommen Glau¬
bens, ja als Märtyrer gezeichnet ist (Mar¬ bens, ja als Märtyrer gezeichnet ist (Mar¬
cel), so ist, dunkt mich, eine solche Behand- cel), so ist, dunkt mich, eine solche Behand-
lung cher Heiligung als Entweihung eines lung cher Heiligung als Entweihung eines
Kichengesangs zu nennen. Kichengesangs zu nennen.