box 44/1 box 44/1
12. 12.
s Death s Death
Schnitzle Schnitzle
as machte ja nicht zuletzt den Dichter in as machte ja nicht zuletzt den Dichter in
dem Wege gegangen. Diese schnitzlerischen Variationen dem Wege gegangen. Diese schnitzlerischen Variationen
Aber nie darf man vergessen, daß hier Aber nie darf man vergessen, daß hier
in d=Moll über das Thema Leben und Tod wurden in d=Moll über das Thema Leben und Tod wurden
ynthese das Werk schafft und daß mit ynthese das Werk schafft und daß mit
mit der gleichen Zartheit, aber auch mit der gleich mit der gleichen Zartheit, aber auch mit der gleich
sid mißbrauchten Begriff der „Psycho¬ sid mißbrauchten Begriff der „Psycho¬
hohen Musikalität gespielt, wie der Schubert. Da be¬ hohen Musikalität gespielt, wie der Schubert. Da be¬
Unfug getrieben werden sollte. Denn so Unfug getrieben werden sollte. Denn so
griff man ohne weiteres, daß es hier nicht um etwas griff man ohne weiteres, daß es hier nicht um etwas
messen an Schicksalskämpfen des Men¬ messen an Schicksalskämpfen des Men¬
geht, was Schnitzler geradezu gehaßt hat, also nicht geht, was Schnitzler geradezu gehaßt hat, also nicht
Ehrennot eines kleinen Leutnants von Ehrennot eines kleinen Leutnants von
um den Einfall des geschickten Literaten, der einen um den Einfall des geschickten Literaten, der einen
sag, geht es doch um echte Tragik. Daß sag, geht es doch um echte Tragik. Daß
Sterbenden in die Lage versetzt, am Lebenden sein Sterbenden in die Lage versetzt, am Lebenden sein
die Ehre auch ihre besondere Tragi¬ die Ehre auch ihre besondere Tragi¬
letztes Gefühl, Rachegefühl, zu üben und dabei eine letztes Gefühl, Rachegefühl, zu üben und dabei eine
tragen, hat Arthur Schnitzler nach den tragen, hat Arthur Schnitzler nach den
Pointe zu gewinnen. Pointe zu gewinnen.
in den Aphorismen schopenhauerischer in den Aphorismen schopenhauerischer
Wenig bekannt geworden ist ein philosophischer Wenig bekannt geworden ist ein philosophischer
t nicht für den engeren Fall und eine t nicht für den engeren Fall und eine
Essay Schnitzlers: „Der Geist im Wort, und der Geist Essay Schnitzlers: „Der Geist im Wort, und der Geist
wollen. Das eben bleibt ja immer das wollen. Das eben bleibt ja immer das
in der Tat.“ In zwei Diagrammen (Schnitzler war in der Tat.“ In zwei Diagrammen (Schnitzler war
je der Einzelfall in das menschlich Ganze je der Einzelfall in das menschlich Ganze
auch Spinoza=Schüler!) hat er, in je zwei Dreiecken auch Spinoza=Schüler!) hat er, in je zwei Dreiecken
Im Angesicht des durch den Ehren¬ Im Angesicht des durch den Ehren¬
mit ideell unüberschreitbarer Basis, gezeigt, was ihm mit ideell unüberschreitbarer Basis, gezeigt, was ihm
n Selbstmords eines jungen Menschen, n Selbstmords eines jungen Menschen,
bei Tat= und Wortmenschen als positive und negative bei Tat= und Wortmenschen als positive und negative
Fasern der gesunden Natur dem Fasern der gesunden Natur dem
Typen gelten. Da steht ihm der Literat zunächst dem Typen gelten. Da steht ihm der Literat zunächst dem
haftet ist, fallen alle Hüllen aller Gesetze haftet ist, fallen alle Hüllen aller Gesetze
Teufel, genau in der Entfernung, wie auf der Gegen¬ Teufel, genau in der Entfernung, wie auf der Gegen¬
ns. Leutnant Gustl, gekränkt durch die ns. Leutnant Gustl, gekränkt durch die
seite der Dichter zu Gott steht. Die Stellung des seite der Dichter zu Gott steht. Die Stellung des
Aumpe Beleidigung eines Bäckermeisters Aumpe Beleidigung eines Bäckermeisters
Journalisten im Diagramm „Der Geist des Wortes Journalisten im Diagramm „Der Geist des Wortes
hertgarderobe, durcheilt im Seelenfluge hertgarderobe, durcheilt im Seelenfluge
und auf der negativen Dreieckseite ist nach Schnitzlers und auf der negativen Dreieckseite ist nach Schnitzlers
si von der Lebensbejahung bis zum si von der Lebensbejahung bis zum
Worten zu bemessen. Das eigentliche „satanische" Ele¬ Worten zu bemessen. Das eigentliche „satanische" Ele¬
Auf sich selbst. Wenn er hört, daß sein Auf sich selbst. Wenn er hört, daß sein
ment, das er nach seiner Auffassung in puncto „Tat ment, das er nach seiner Auffassung in puncto „Tat
sötzlich von einem Schlaganfall gefällt sötzlich von einem Schlaganfall gefällt
gemeinsam mit dem Politiker darstellt (wobei satanisch gemeinsam mit dem Politiker darstellt (wobei satanisch
sichzt das Lebensgefühl in ihm auf. Die sichzt das Lebensgefühl in ihm auf. Die
etwa bedeutet mephistophelische Ueberwertung zu¬ etwa bedeutet mephistophelische Ueberwertung zu¬
MNatur schreit, beglückt, ihr Recht hinaus MNatur schreit, beglückt, ihr Recht hinaus
ungunsten des Faustischen) wird gewandelt in dem ungunsten des Faustischen) wird gewandelt in dem
je ihr wieder gehören darf. Aber keinen je ihr wieder gehören darf. Aber keinen
Typus des „großen Journalisten", der „häufig den Typus des „großen Journalisten", der „häufig den
ird dieser Jugend klar, daß ihr Ehren¬ ird dieser Jugend klar, daß ihr Ehren¬
Typus Historiker (Kontinualist), manchmal den Typus Typus Historiker (Kontinualist), manchmal den Typus
aufs schärfste getroffen ist. Denn wenn aufs schärfste getroffen ist. Denn wenn
Dichter repraesentiert“. Aber für den Literaten, der Dichter repraesentiert“. Aber für den Literaten, der
bleibende Griff eines ehrsamen Bäcker¬ bleibende Griff eines ehrsamen Bäcker¬
nie, wie der Dichter, Gestalter und Bewahrer aus nie, wie der Dichter, Gestalter und Bewahrer aus
einem Dragonerpallasch nur durch den einem Dragonerpallasch nur durch den
innerer Notwendigkeit ist, kennt Schnitzler keine innerer Notwendigkeit ist, kennt Schnitzler keine
werden konnte — hat dann der Ueber¬ werden konnte — hat dann der Ueber¬
Gnade: „Dem Literaten ist die Welt nicht a priori Gnade: „Dem Literaten ist die Welt nicht a priori
fühne vollzogen? Sündigt er nun nicht fühne vollzogen? Sündigt er nun nicht
Material für sein Werk. Er ist vielmehr auf Material für sein Werk. Er ist vielmehr auf
geheim gegen jenen Ehrenkodex, den er geheim gegen jenen Ehrenkodex, den er
Stoffe aus.“ (Die er zugunsten seiner Produktion Stoffe aus.“ (Die er zugunsten seiner Produktion
r mit dem Säbel im Zweikampf ver¬ r mit dem Säbel im Zweikampf ver¬
ausnützen könnte.) „Seine Erlebnisse sind ihm Mittel ausnützen könnte.) „Seine Erlebnisse sind ihm Mittel
Wesentliche dieser Tragikomödie aber Wesentliche dieser Tragikomödie aber
zum Zweck.“ Charakteristisch: die Neigung zur Selbst zum Zweck.“ Charakteristisch: die Neigung zur Selbst
m Zufälligen der Kaste in das Mensch¬ m Zufälligen der Kaste in das Mensch¬
bespiegelung auch im starken Erlebnis. bespiegelung auch im starken Erlebnis.
hliche. Daß dies mit dem überschatteten hliche. Daß dies mit dem überschatteten
lers hervortrat, ist ein Verdienst Stein¬ lers hervortrat, ist ein Verdienst Stein¬
Hieraus ist die erschütternde Tragikomödie der Hieraus ist die erschütternde Tragikomödie der
ich anfänglichen Hemmungen und ohne ich anfänglichen Hemmungen und ohne
letzten Masken, die in der Todesstunde fallen, erst letzten Masken, die in der Todesstunde fallen, erst
Dramatisierung das kleine Kunstwerk in Dramatisierung das kleine Kunstwerk in
voll zu verstehen und zu würdigen. Bei der wunder¬ voll zu verstehen und zu würdigen. Bei der wunder¬
ser Sprache und Art ausgezeichnet ver¬ ser Sprache und Art ausgezeichnet ver¬
vollen Aufführung im Schauspielhaus ist das auch ge¬ vollen Aufführung im Schauspielhaus ist das auch ge¬
schehen. Es siegte zwingend das letzte Mitleid des schehen. Es siegte zwingend das letzte Mitleid des
armen Journalisten, der sich in der Todesstunde an armen Journalisten, der sich in der Todesstunde an
dem zu Unrecht beneideten erbärmlichen Literaten zu dem zu Unrecht beneideten erbärmlichen Literaten zu
folgte ein vollendetes Kammerspiel. folgte ein vollendetes Kammerspiel.
rächen gedachte. Die erschütternde Erkenntnis des rächen gedachte. Die erschütternde Erkenntnis des
ung des genialen Einakters „Die ung des genialen Einakters „Die
Sterbenden, geäußert zu einem Todgeweihten: „Was Sterbenden, geäußert zu einem Todgeweihten: „Was
sken", bis ins letzte vollzogen im sken", bis ins letzte vollzogen im
haben wir mit denen zu tun, die morgen noch leben“, haben wir mit denen zu tun, die morgen noch leben“,
htung. Kiesau, der Spielleiter, ist jeder htung. Kiesau, der Spielleiter, ist jeder
beleuchtet in einem unnachahmlichen Helldunkel den beleuchtet in einem unnachahmlichen Helldunkel den
hrerischen Gelegenheit zur Veräußer¬ hrerischen Gelegenheit zur Veräußer¬
starke Akzente mit feinem Gefühl aus 1 tiefen Abgrund nicht nur zwischen Leben und Tod, starke Akzente mit feinem Gefühl aus 1 tiefen Abgrund nicht nur zwischen Leben und Tod,
sondern zwischen den posttiven und negativen Stre¬ sondern zwischen den posttiven und negativen Stre¬
bungen des Geistes und der Seele. bungen des Geistes und der Seele.
Wie das Rainer und Ponto in Spiel und Wie das Rainer und Ponto in Spiel und
Widerspiel vermocht haben, das bedeutet eine künst¬ Widerspiel vermocht haben, das bedeutet eine künst¬
lerische Leistung von höchstem Rang. Kein Zuviel, lerische Leistung von höchstem Rang. Kein Zuviel,
kein Zuwenig! Und immer dieses leise Spielerische kein Zuwenig! Und immer dieses leise Spielerische
(„Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug“) auch („Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug“) auch
in den letzten Masken. Wobei Ponto der leise in den letzten Masken. Wobei Ponto der leise
Ahnende, Rainer der ergreifend ins Wissen Ge¬ Ahnende, Rainer der ergreifend ins Wissen Ge¬
langende ist. Ein echtes Kammerspiel! „Media in langende ist. Ein echtes Kammerspiel! „Media in
vita in morte sumus“, das alte Thema des mittel¬ vita in morte sumus“, das alte Thema des mittel¬
alterlichen Mönches und Dichters Notker in einer un¬ alterlichen Mönches und Dichters Notker in einer un¬
erhört von letzter Geistigkeit durchdrungenen Varia¬ erhört von letzter Geistigkeit durchdrungenen Varia¬
tion tion
Schlicht, leise, tonsicher sekundieren die David Schlicht, leise, tonsicher sekundieren die David
(Pflegerin), Kleinoschegg (einfach prachtvoll und (Pflegerin), Kleinoschegg (einfach prachtvoll und
prachtvoll einfach, der Literat mit seiner Beschränkt¬ prachtvoll einfach, der Literat mit seiner Beschränkt¬
heit und im Eingeständnis seiner Lebensdürrheit und heit und im Eingeständnis seiner Lebensdürrheit und
seelischen Leere; Ziegler (der sympathische Arzt). seelischen Leere; Ziegler (der sympathische Arzt).
Einfügsam Wolfgang Engels in der kleinsten Einfügsam Wolfgang Engels in der kleinsten
Episode. Episode.
In tiefer Ergriffenheit verließen die zahlreichen In tiefer Ergriffenheit verließen die zahlreichen
Teilhaftigen dieses Erlebnisses die Gedenkfeier für Teilhaftigen dieses Erlebnisses die Gedenkfeier für
einen Dichter, der in einer andern, weniger von einen Dichter, der in einer andern, weniger von
Ungeistigkeit erfüllten Zeit erst gerecht gewürdigt Ungeistigkeit erfüllten Zeit erst gerecht gewürdigt
werden wird. werden wird.
Aber es wäre schade, wenn diese künstlerische Lei¬ Aber es wäre schade, wenn diese künstlerische Lei¬
stung nicht noch mehr Empfangsbegabten zugänglich stung nicht noch mehr Empfangsbegabten zugänglich
gemacht würde. Insbesondere diese „Abrechnung“, gemacht würde. Insbesondere diese „Abrechnung“,
die ein tragisches Gegenstück ist zu der von Gustav die ein tragisches Gegenstück ist zu der von Gustav
Wied. Denn was hier zu erleben ist, bedeutet jene Wied. Denn was hier zu erleben ist, bedeutet jene
echte Katharsis, jene innere Reinigung durch das echte Katharsis, jene innere Reinigung durch das
künstlerische Erlebnis, die ewig das Wesen der künstlerische Erlebnis, die ewig das Wesen der
Tragödie bleiben wird. Julius Ferdinand Wollt Tragödie bleiben wird. Julius Ferdinand Wollt
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s Death s Death
Schnitzle Schnitzle
as machte ja nicht zuletzt den Dichter in as machte ja nicht zuletzt den Dichter in
dem Wege gegangen. Diese schnitzlerischen Variationen dem Wege gegangen. Diese schnitzlerischen Variationen
Aber nie darf man vergessen, daß hier Aber nie darf man vergessen, daß hier
in d=Moll über das Thema Leben und Tod wurden in d=Moll über das Thema Leben und Tod wurden
ynthese das Werk schafft und daß mit ynthese das Werk schafft und daß mit
mit der gleichen Zartheit, aber auch mit der gleich mit der gleichen Zartheit, aber auch mit der gleich
sid mißbrauchten Begriff der „Psycho¬ sid mißbrauchten Begriff der „Psycho¬
hohen Musikalität gespielt, wie der Schubert. Da be¬ hohen Musikalität gespielt, wie der Schubert. Da be¬
Unfug getrieben werden sollte. Denn so Unfug getrieben werden sollte. Denn so
griff man ohne weiteres, daß es hier nicht um etwas griff man ohne weiteres, daß es hier nicht um etwas
messen an Schicksalskämpfen des Men¬ messen an Schicksalskämpfen des Men¬
geht, was Schnitzler geradezu gehaßt hat, also nicht geht, was Schnitzler geradezu gehaßt hat, also nicht
Ehrennot eines kleinen Leutnants von Ehrennot eines kleinen Leutnants von
um den Einfall des geschickten Literaten, der einen um den Einfall des geschickten Literaten, der einen
sag, geht es doch um echte Tragik. Daß sag, geht es doch um echte Tragik. Daß
Sterbenden in die Lage versetzt, am Lebenden sein Sterbenden in die Lage versetzt, am Lebenden sein
die Ehre auch ihre besondere Tragi¬ die Ehre auch ihre besondere Tragi¬
letztes Gefühl, Rachegefühl, zu üben und dabei eine letztes Gefühl, Rachegefühl, zu üben und dabei eine
tragen, hat Arthur Schnitzler nach den tragen, hat Arthur Schnitzler nach den
Pointe zu gewinnen. Pointe zu gewinnen.
in den Aphorismen schopenhauerischer in den Aphorismen schopenhauerischer
Wenig bekannt geworden ist ein philosophischer Wenig bekannt geworden ist ein philosophischer
t nicht für den engeren Fall und eine t nicht für den engeren Fall und eine
Essay Schnitzlers: „Der Geist im Wort, und der Geist Essay Schnitzlers: „Der Geist im Wort, und der Geist
wollen. Das eben bleibt ja immer das wollen. Das eben bleibt ja immer das
in der Tat.“ In zwei Diagrammen (Schnitzler war in der Tat.“ In zwei Diagrammen (Schnitzler war
je der Einzelfall in das menschlich Ganze je der Einzelfall in das menschlich Ganze
auch Spinoza=Schüler!) hat er, in je zwei Dreiecken auch Spinoza=Schüler!) hat er, in je zwei Dreiecken
Im Angesicht des durch den Ehren¬ Im Angesicht des durch den Ehren¬
mit ideell unüberschreitbarer Basis, gezeigt, was ihm mit ideell unüberschreitbarer Basis, gezeigt, was ihm
n Selbstmords eines jungen Menschen, n Selbstmords eines jungen Menschen,
bei Tat= und Wortmenschen als positive und negative bei Tat= und Wortmenschen als positive und negative
Fasern der gesunden Natur dem Fasern der gesunden Natur dem
Typen gelten. Da steht ihm der Literat zunächst dem Typen gelten. Da steht ihm der Literat zunächst dem
haftet ist, fallen alle Hüllen aller Gesetze haftet ist, fallen alle Hüllen aller Gesetze
Teufel, genau in der Entfernung, wie auf der Gegen¬ Teufel, genau in der Entfernung, wie auf der Gegen¬
ns. Leutnant Gustl, gekränkt durch die ns. Leutnant Gustl, gekränkt durch die
seite der Dichter zu Gott steht. Die Stellung des seite der Dichter zu Gott steht. Die Stellung des
Aumpe Beleidigung eines Bäckermeisters Aumpe Beleidigung eines Bäckermeisters
Journalisten im Diagramm „Der Geist des Wortes Journalisten im Diagramm „Der Geist des Wortes
hertgarderobe, durcheilt im Seelenfluge hertgarderobe, durcheilt im Seelenfluge
und auf der negativen Dreieckseite ist nach Schnitzlers und auf der negativen Dreieckseite ist nach Schnitzlers
si von der Lebensbejahung bis zum si von der Lebensbejahung bis zum
Worten zu bemessen. Das eigentliche „satanische" Ele¬ Worten zu bemessen. Das eigentliche „satanische" Ele¬
Auf sich selbst. Wenn er hört, daß sein Auf sich selbst. Wenn er hört, daß sein
ment, das er nach seiner Auffassung in puncto „Tat ment, das er nach seiner Auffassung in puncto „Tat
sötzlich von einem Schlaganfall gefällt sötzlich von einem Schlaganfall gefällt
gemeinsam mit dem Politiker darstellt (wobei satanisch gemeinsam mit dem Politiker darstellt (wobei satanisch
sichzt das Lebensgefühl in ihm auf. Die sichzt das Lebensgefühl in ihm auf. Die
etwa bedeutet mephistophelische Ueberwertung zu¬ etwa bedeutet mephistophelische Ueberwertung zu¬
MNatur schreit, beglückt, ihr Recht hinaus MNatur schreit, beglückt, ihr Recht hinaus
ungunsten des Faustischen) wird gewandelt in dem ungunsten des Faustischen) wird gewandelt in dem
je ihr wieder gehören darf. Aber keinen je ihr wieder gehören darf. Aber keinen
Typus des „großen Journalisten", der „häufig den Typus des „großen Journalisten", der „häufig den
ird dieser Jugend klar, daß ihr Ehren¬ ird dieser Jugend klar, daß ihr Ehren¬
Typus Historiker (Kontinualist), manchmal den Typus Typus Historiker (Kontinualist), manchmal den Typus
aufs schärfste getroffen ist. Denn wenn aufs schärfste getroffen ist. Denn wenn
Dichter repraesentiert“. Aber für den Literaten, der Dichter repraesentiert“. Aber für den Literaten, der
bleibende Griff eines ehrsamen Bäcker¬ bleibende Griff eines ehrsamen Bäcker¬
nie, wie der Dichter, Gestalter und Bewahrer aus nie, wie der Dichter, Gestalter und Bewahrer aus
einem Dragonerpallasch nur durch den einem Dragonerpallasch nur durch den
innerer Notwendigkeit ist, kennt Schnitzler keine innerer Notwendigkeit ist, kennt Schnitzler keine
werden konnte — hat dann der Ueber¬ werden konnte — hat dann der Ueber¬
Gnade: „Dem Literaten ist die Welt nicht a priori Gnade: „Dem Literaten ist die Welt nicht a priori
fühne vollzogen? Sündigt er nun nicht fühne vollzogen? Sündigt er nun nicht
Material für sein Werk. Er ist vielmehr auf Material für sein Werk. Er ist vielmehr auf
geheim gegen jenen Ehrenkodex, den er geheim gegen jenen Ehrenkodex, den er
Stoffe aus.“ (Die er zugunsten seiner Produktion Stoffe aus.“ (Die er zugunsten seiner Produktion
r mit dem Säbel im Zweikampf ver¬ r mit dem Säbel im Zweikampf ver¬
ausnützen könnte.) „Seine Erlebnisse sind ihm Mittel ausnützen könnte.) „Seine Erlebnisse sind ihm Mittel
Wesentliche dieser Tragikomödie aber Wesentliche dieser Tragikomödie aber
zum Zweck.“ Charakteristisch: die Neigung zur Selbst zum Zweck.“ Charakteristisch: die Neigung zur Selbst
m Zufälligen der Kaste in das Mensch¬ m Zufälligen der Kaste in das Mensch¬
bespiegelung auch im starken Erlebnis. bespiegelung auch im starken Erlebnis.
hliche. Daß dies mit dem überschatteten hliche. Daß dies mit dem überschatteten
lers hervortrat, ist ein Verdienst Stein¬ lers hervortrat, ist ein Verdienst Stein¬
Hieraus ist die erschütternde Tragikomödie der Hieraus ist die erschütternde Tragikomödie der
ich anfänglichen Hemmungen und ohne ich anfänglichen Hemmungen und ohne
letzten Masken, die in der Todesstunde fallen, erst letzten Masken, die in der Todesstunde fallen, erst
Dramatisierung das kleine Kunstwerk in Dramatisierung das kleine Kunstwerk in
voll zu verstehen und zu würdigen. Bei der wunder¬ voll zu verstehen und zu würdigen. Bei der wunder¬
ser Sprache und Art ausgezeichnet ver¬ ser Sprache und Art ausgezeichnet ver¬
vollen Aufführung im Schauspielhaus ist das auch ge¬ vollen Aufführung im Schauspielhaus ist das auch ge¬
schehen. Es siegte zwingend das letzte Mitleid des schehen. Es siegte zwingend das letzte Mitleid des
armen Journalisten, der sich in der Todesstunde an armen Journalisten, der sich in der Todesstunde an
dem zu Unrecht beneideten erbärmlichen Literaten zu dem zu Unrecht beneideten erbärmlichen Literaten zu
folgte ein vollendetes Kammerspiel. folgte ein vollendetes Kammerspiel.
rächen gedachte. Die erschütternde Erkenntnis des rächen gedachte. Die erschütternde Erkenntnis des
ung des genialen Einakters „Die ung des genialen Einakters „Die
Sterbenden, geäußert zu einem Todgeweihten: „Was Sterbenden, geäußert zu einem Todgeweihten: „Was
sken", bis ins letzte vollzogen im sken", bis ins letzte vollzogen im
haben wir mit denen zu tun, die morgen noch leben“, haben wir mit denen zu tun, die morgen noch leben“,
htung. Kiesau, der Spielleiter, ist jeder htung. Kiesau, der Spielleiter, ist jeder
beleuchtet in einem unnachahmlichen Helldunkel den beleuchtet in einem unnachahmlichen Helldunkel den
hrerischen Gelegenheit zur Veräußer¬ hrerischen Gelegenheit zur Veräußer¬
starke Akzente mit feinem Gefühl aus 1 tiefen Abgrund nicht nur zwischen Leben und Tod, starke Akzente mit feinem Gefühl aus 1 tiefen Abgrund nicht nur zwischen Leben und Tod,
sondern zwischen den posttiven und negativen Stre¬ sondern zwischen den posttiven und negativen Stre¬
bungen des Geistes und der Seele. bungen des Geistes und der Seele.
Wie das Rainer und Ponto in Spiel und Wie das Rainer und Ponto in Spiel und
Widerspiel vermocht haben, das bedeutet eine künst¬ Widerspiel vermocht haben, das bedeutet eine künst¬
lerische Leistung von höchstem Rang. Kein Zuviel, lerische Leistung von höchstem Rang. Kein Zuviel,
kein Zuwenig! Und immer dieses leise Spielerische kein Zuwenig! Und immer dieses leise Spielerische
(„Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug“) auch („Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug“) auch
in den letzten Masken. Wobei Ponto der leise in den letzten Masken. Wobei Ponto der leise
Ahnende, Rainer der ergreifend ins Wissen Ge¬ Ahnende, Rainer der ergreifend ins Wissen Ge¬
langende ist. Ein echtes Kammerspiel! „Media in langende ist. Ein echtes Kammerspiel! „Media in
vita in morte sumus“, das alte Thema des mittel¬ vita in morte sumus“, das alte Thema des mittel¬
alterlichen Mönches und Dichters Notker in einer un¬ alterlichen Mönches und Dichters Notker in einer un¬
erhört von letzter Geistigkeit durchdrungenen Varia¬ erhört von letzter Geistigkeit durchdrungenen Varia¬
tion tion
Schlicht, leise, tonsicher sekundieren die David Schlicht, leise, tonsicher sekundieren die David
(Pflegerin), Kleinoschegg (einfach prachtvoll und (Pflegerin), Kleinoschegg (einfach prachtvoll und
prachtvoll einfach, der Literat mit seiner Beschränkt¬ prachtvoll einfach, der Literat mit seiner Beschränkt¬
heit und im Eingeständnis seiner Lebensdürrheit und heit und im Eingeständnis seiner Lebensdürrheit und
seelischen Leere; Ziegler (der sympathische Arzt). seelischen Leere; Ziegler (der sympathische Arzt).
Einfügsam Wolfgang Engels in der kleinsten Einfügsam Wolfgang Engels in der kleinsten
Episode. Episode.
In tiefer Ergriffenheit verließen die zahlreichen In tiefer Ergriffenheit verließen die zahlreichen
Teilhaftigen dieses Erlebnisses die Gedenkfeier für Teilhaftigen dieses Erlebnisses die Gedenkfeier für
einen Dichter, der in einer andern, weniger von einen Dichter, der in einer andern, weniger von
Ungeistigkeit erfüllten Zeit erst gerecht gewürdigt Ungeistigkeit erfüllten Zeit erst gerecht gewürdigt
werden wird. werden wird.
Aber es wäre schade, wenn diese künstlerische Lei¬ Aber es wäre schade, wenn diese künstlerische Lei¬
stung nicht noch mehr Empfangsbegabten zugänglich stung nicht noch mehr Empfangsbegabten zugänglich
gemacht würde. Insbesondere diese „Abrechnung“, gemacht würde. Insbesondere diese „Abrechnung“,
die ein tragisches Gegenstück ist zu der von Gustav die ein tragisches Gegenstück ist zu der von Gustav
Wied. Denn was hier zu erleben ist, bedeutet jene Wied. Denn was hier zu erleben ist, bedeutet jene
echte Katharsis, jene innere Reinigung durch das echte Katharsis, jene innere Reinigung durch das
künstlerische Erlebnis, die ewig das Wesen der künstlerische Erlebnis, die ewig das Wesen der
Tragödie bleiben wird. Julius Ferdinand Wollt Tragödie bleiben wird. Julius Ferdinand Wollt