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Tod. Tod.
Zu Artur Schnitzlers Zu Artur Schnitzlers
Aus den letzten Tagen des Dichters. Aus den letzten Tagen des Dichters.
Unser Korrespondent drahtet: Unser Korrespondent drahtet:
zitierte Schnitzler vor das Ehrengericht. Schnitzler zitierte Schnitzler vor das Ehrengericht. Schnitzler
K. Wien, 22. Oktober. K. Wien, 22. Oktober.
ließ den Herren sagen, er denke nicht daran, die ließ den Herren sagen, er denke nicht daran, die
Am vorigen Sonntag hatte ich noch die Freude, Am vorigen Sonntag hatte ich noch die Freude,
Tendenz der Novelle verkeidigen, und müsse die Tendenz der Novelle verkeidigen, und müsse die
Artur Schnitzler zu begegnen. Nach den Ferien Artur Schnitzler zu begegnen. Nach den Ferien
künstlerische und literische Freiheit eines Schrift¬ künstlerische und literische Freiheit eines Schrift¬
sah ich ihn zum erstenmal wieder, und ich war er¬ sah ich ihn zum erstenmal wieder, und ich war er¬
stellers für sich in Anspruch nehmen. So wurde er stellers für sich in Anspruch nehmen. So wurde er
schüttert. Sein Antlitz war verwittert, schwere schüttert. Sein Antlitz war verwittert, schwere
der Offizierscharge für verlustig er¬ der Offizierscharge für verlustig er¬
Furchen des Leides hatten ihre Spuren in sein Furchen des Leides hatten ihre Spuren in sein
klärt. Sorderbarerweise wurde dieses Urleil ge¬ klärt. Sorderbarerweise wurde dieses Urleil ge¬
liebes, freundliches Gesicht gezeichnet. Dennoch liebes, freundliches Gesicht gezeichnet. Dennoch
nehmigt. Schnitzler hat sich darüber getröstet ... nehmigt. Schnitzler hat sich darüber getröstet ...
schien er mir heiterer als in früherer Zeit. Lächelnd schien er mir heiterer als in früherer Zeit. Lächelnd
meinte er: „Ich bin schon jetzt müde infolge meines meinte er: „Ich bin schon jetzt müde infolge meines
SCHNITZLER UND DER FILM. SCHNITZLER UND DER FILM.
70. Geburtstags, von dem man viel zuviel spricht. 70. Geburtstags, von dem man viel zuviel spricht.
Interessant ist, daß der Dichter sich anfangs Interessant ist, daß der Dichter sich anfangs
Er war ja jeder Aeußerlichkeit, jeder Festlichkeit Er war ja jeder Aeußerlichkeit, jeder Festlichkeit
dem Film gegenüber ablehnend verhielt. dem Film gegenüber ablehnend verhielt.
abhold. Er war ein Kosmopolit, er liebte alle abhold. Er war ein Kosmopolit, er liebte alle
Vor Jahren, bald nach dem Kriege, bestellte die Vor Jahren, bald nach dem Kriege, bestellte die
Menschen, gehörte keiner Partei an, und darum war Menschen, gehörte keiner Partei an, und darum war
Sascha=Filmgesellschaft mich zu ihrem Dramaturgen Sascha=Filmgesellschaft mich zu ihrem Dramaturgen
er auch keiner schriftstellerischen Korporation als er auch keiner schriftstellerischen Korporation als
Mitglied beigetreten. Die Wiener Concordia, die Mitglied beigetreten. Die Wiener Concordia, die
Vereinigung der Schriftsteller und Journalisten Vereinigung der Schriftsteller und Journalisten
Oesterreichs, hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannt, Oesterreichs, hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannt,
obwohl er ihr nie angehört hatte. obwohl er ihr nie angehört hatte.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern abend Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern abend
die traurige Kunde von dem jähen Ableben die traurige Kunde von dem jähen Ableben
Schnitzlers. Ueberall war die Teilnahme tief und Schnitzlers. Ueberall war die Teilnahme tief und
aufrichtig Der Dichter litt in der letzten Zeit an aufrichtig Der Dichter litt in der letzten Zeit an
Beklemmungszuständen, und gewisse Aeußerungen Beklemmungszuständen, und gewisse Aeußerungen
verrieten, daß ihn Ahnungen quälten, die sich aber verrieten, daß ihn Ahnungen quälten, die sich aber
nicht auf den Tod, sondern eher auf das Heran¬ nicht auf den Tod, sondern eher auf das Heran¬
nahen einer noch unbekannten Gefahr bezogen. nahen einer noch unbekannten Gefahr bezogen.
Während er sich in den letzten Jahren von Während er sich in den letzten Jahren von
der Gesellschaft und der Welt fast ganz der Gesellschaft und der Welt fast ganz
zurückgezogen haite, schien er gerade jetzt zurückgezogen haite, schien er gerade jetzt
etwas mehr Lebensfreude zu empfinden. Er ging etwas mehr Lebensfreude zu empfinden. Er ging
wieder öfter ins Theater, besuchte noch vorgestern wieder öfter ins Theater, besuchte noch vorgestern
Heinrich Schnitzler, Heinrich Schnitzler,
abend die Vorstellung „Der Gerichtevollzieher“ in abend die Vorstellung „Der Gerichtevollzieher“ in
des Dichters Sohn, Mitglied des Berliner des Dichters Sohn, Mitglied des Berliner
der Komödie, um Cékar Karlweis und Si¬ der Komödie, um Cékar Karlweis und Si¬
staatlichen Schauspielhauses. staatlichen Schauspielhauses.
bylle Binder zu sehen, für die er sich besonders bylle Binder zu sehen, für die er sich besonders
interessierte. Dann aß er noch in einem Stadt¬ interessierte. Dann aß er noch in einem Stadt¬
und künstlerischen Beirat. Ich nahm dieses Amt und künstlerischen Beirat. Ich nahm dieses Amt
restaurant zu Abend. restaurant zu Abend.
far unter der Bedingung an, hervorragende Lite¬ far unter der Bedingung an, hervorragende Lite¬
DER TOD AM SCHREIBTISCH. DER TOD AM SCHREIBTISCH.
raten, die ich für den Film gewinnen wollte, heran¬ raten, die ich für den Film gewinnen wollte, heran¬
ziehen zu dürfen. Der erste Weg führte mich zu ziehen zu dürfen. Der erste Weg führte mich zu
Mitten in der Arbeit hat ihn der Mitten in der Arbeit hat ihn der
Schnitzter, dessen „Der junge Medardus“ ich für Schnitzter, dessen „Der junge Medardus“ ich für
Tod ereilt. Während er, am Schreibtisch Tod ereilt. Während er, am Schreibtisch
die Verfilmung erwerben wollte Zunächst bekam die Verfilmung erwerben wollte Zunächst bekam
sitzend, seiner Sekretärin diktierte, glitt er plötzlich sitzend, seiner Sekretärin diktierte, glitt er plötzlich
ich ein rundes „Nein", allmählich aber konnte ich ich ein rundes „Nein", allmählich aber konnte ich
vom Sessel iu Boden. Tiefe #wußtlosigkeit hatte vom Sessel iu Boden. Tiefe #wußtlosigkeit hatte
ihn mit großer Ueberredungskunst für meine ihn mit großer Ueberredungskunst für meine
ihn befallen, und obwohl duei Aerzte und sein ihn befallen, und obwohl duei Aerzte und sein
Absicht gewinnen. Ich sagte: „Ja, wenn Absicht gewinnen. Ich sagte: „Ja, wenn
die großen Literaten sich nicht in den Dienst des die großen Literaten sich nicht in den Dienst des
Films stellen wollen, dann kann er nie auf künst¬ Films stellen wollen, dann kann er nie auf künst¬
lerische Höhe gelangen.“ Dies wirkte: Schnitzler lerische Höhe gelangen.“ Dies wirkte: Schnitzler
gab seine prinzipielle Zusage, verlangte aber, daß gab seine prinzipielle Zusage, verlangte aber, daß
er an der Herstellung des Szenariums bestimmend er an der Herstellung des Szenariums bestimmend
mitwirke. Unvergeßlich bleiben die Abende in mitwirke. Unvergeßlich bleiben die Abende in
seiner Villa mit dem damaligen Generaldirektor der seiner Villa mit dem damaligen Generaldirektor der
. .
„Sascha", dem jetzt in Berlin lebenden Direktor der „Sascha", dem jetzt in Berlin lebenden Direktor der
„Allianz", Arnold Preßburger, anderen Mit¬ „Allianz", Arnold Preßburger, anderen Mit¬
arbeitern und mir. Es waren wohl die unter¬ arbeitern und mir. Es waren wohl die unter¬
haltendsten Regiesitzungen, die man sich denken haltendsten Regiesitzungen, die man sich denken
konnte. Schnitler hat auch die einzelnen Auf¬ konnte. Schnitler hat auch die einzelnen Auf¬
nahmen übermacht. und so wurde „Der junge nahmen übermacht. und so wurde „Der junge
Medardus“ ein Ereignis in der österreichischen Medardus“ ein Ereignis in der österreichischen
Filmindustrie. Der Film ist dann durch die Filmindustrie. Der Film ist dann durch die
ganze Welt gegangen, und Schnitzler hat ganze Welt gegangen, und Schnitzler hat
Dr. Artur Schnitzler. Dr. Artur Schnitzler.
in der letzten Zeit, nachdem er in der letzten Zeit, nachdem er
nunmehr seine volle Sympathie für den Film ge¬ nunmehr seine volle Sympathie für den Film ge¬
wonnen hatte, damit befaßt, den „Jungen Medar¬ wonnen hatte, damit befaßt, den „Jungen Medar¬
Bruder, der ihn besonders liebte, der berühmt Bruder, der ihn besonders liebte, der berühmt
dus" für den Tonfilm einzurichten. Dieses Bestreben dus" für den Tonfilm einzurichten. Dieses Bestreben
Arzt Professor Dr. Julius Schnitzler, sofort Arzt Professor Dr. Julius Schnitzler, sofort
hat der Tod durchkreuzt. hat der Tod durchkreuzt.
zur Stelle waren, waren alle Bemühungen ver zur Stelle waren, waren alle Bemühungen ver
geblich: Nach siebenstündiger Bewutztlosigkeit ver¬ geblich: Nach siebenstündiger Bewutztlosigkeit ver¬
schied Oesterreichs größter, repräsentativster schied Oesterreichs größter, repräsentativster
TRAGÖDIE DER TOCHTER. TRAGÖDIE DER TOCHTER.
Dichter. Dichter.
All seine Heiterkeit büß; Schnitzler vor menigen All seine Heiterkeit büß; Schnitzler vor menigen
Schnitzler, der selbst Arzt war, hat auch. Schnitzler, der selbst Arzt war, hat auch.
Jahren durch ein Liebesdrama seiner Tochter ein. Jahren durch ein Liebesdrama seiner Tochter ein.
als man ihn bereits als Bühnenautor schätzte, als man ihn bereits als Bühnenautor schätzte,
Gelegentlich eines Aufenthalts am Lido hatte seine Gelegentlich eines Aufenthalts am Lido hatte seine
seinen ärztlichen Beruf noch ausgeübl. Inter seinen ärztlichen Beruf noch ausgeübl. Inter
von ihm über alles geliebte Tochter ihr Herz an von ihm über alles geliebte Tochter ihr Herz an
essant ist es, daß er schon als junger Arzt an essant ist es, daß er schon als junger Arzt an
einen italienischen Offizier verloren, den sie durch¬ einen italienischen Offizier verloren, den sie durch¬
dem bekannten Literatentisch im Café Griensteidl dem bekannten Literatentisch im Café Griensteidl
aus heiraten wollte. Schnitzler widersetzte sich diesem aus heiraten wollte. Schnitzler widersetzte sich diesem
an dem Hermann Vahr präsidierte, Literaten und an dem Hermann Vahr präsidierte, Literaten und
Ehebund, von dem er nichts Gutes erwartete, mit Ehebund, von dem er nichts Gutes erwartete, mit
Schauspieler ordinierte und ihnen Rezepte ver¬ Schauspieler ordinierte und ihnen Rezepte ver¬
aller Entschiedenheit, gab aber schließlich doch nach. aller Entschiedenheit, gab aber schließlich doch nach.
schrieb. Der alten Armee gehörte er als Regi¬ schrieb. Der alten Armee gehörte er als Regi¬
Das Liebesglück war nur von kurzer Dauer: Die Das Liebesglück war nur von kurzer Dauer: Die
mentsarzt an, verlor jedoch seine Charge, und mentsarzt an, verlor jedoch seine Charge, und
junge Frau erschoß sich in Venedig, nachdem sie junge Frau erschoß sich in Venedig, nachdem sie
das ging so zu. Er hatte seine künstlerisch wert¬ das ging so zu. Er hatte seine künstlerisch wert¬
durch ihren Gatten bitter enttäuscht worden war. durch ihren Gatten bitter enttäuscht worden war.
volle, fesselnde Novelle „Leutnan? Gustl" ver¬ volle, fesselnde Novelle „Leutnan? Gustl" ver¬
Diesen Schmerz hat Schnitzler nie verwunk Diesen Schmerz hat Schnitzler nie verwunk
öffentlicht, durch die sich der Offiziersstand verletzt öffentlicht, durch die sich der Offiziersstand verletzt
seitdem zog er sich immer mehr zurück. seitdem zog er sich immer mehr zurück.
fuhlte. Ein Oifizierehrenrat trat zusammen und fuhlte. Ein Oifizierehrenrat trat zusammen und
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Tod. Tod.
Zu Artur Schnitzlers Zu Artur Schnitzlers
Aus den letzten Tagen des Dichters. Aus den letzten Tagen des Dichters.
Unser Korrespondent drahtet: Unser Korrespondent drahtet:
zitierte Schnitzler vor das Ehrengericht. Schnitzler zitierte Schnitzler vor das Ehrengericht. Schnitzler
K. Wien, 22. Oktober. K. Wien, 22. Oktober.
ließ den Herren sagen, er denke nicht daran, die ließ den Herren sagen, er denke nicht daran, die
Am vorigen Sonntag hatte ich noch die Freude, Am vorigen Sonntag hatte ich noch die Freude,
Tendenz der Novelle verkeidigen, und müsse die Tendenz der Novelle verkeidigen, und müsse die
Artur Schnitzler zu begegnen. Nach den Ferien Artur Schnitzler zu begegnen. Nach den Ferien
künstlerische und literische Freiheit eines Schrift¬ künstlerische und literische Freiheit eines Schrift¬
sah ich ihn zum erstenmal wieder, und ich war er¬ sah ich ihn zum erstenmal wieder, und ich war er¬
stellers für sich in Anspruch nehmen. So wurde er stellers für sich in Anspruch nehmen. So wurde er
schüttert. Sein Antlitz war verwittert, schwere schüttert. Sein Antlitz war verwittert, schwere
der Offizierscharge für verlustig er¬ der Offizierscharge für verlustig er¬
Furchen des Leides hatten ihre Spuren in sein Furchen des Leides hatten ihre Spuren in sein
klärt. Sorderbarerweise wurde dieses Urleil ge¬ klärt. Sorderbarerweise wurde dieses Urleil ge¬
liebes, freundliches Gesicht gezeichnet. Dennoch liebes, freundliches Gesicht gezeichnet. Dennoch
nehmigt. Schnitzler hat sich darüber getröstet ... nehmigt. Schnitzler hat sich darüber getröstet ...
schien er mir heiterer als in früherer Zeit. Lächelnd schien er mir heiterer als in früherer Zeit. Lächelnd
meinte er: „Ich bin schon jetzt müde infolge meines meinte er: „Ich bin schon jetzt müde infolge meines
SCHNITZLER UND DER FILM. SCHNITZLER UND DER FILM.
70. Geburtstags, von dem man viel zuviel spricht. 70. Geburtstags, von dem man viel zuviel spricht.
Interessant ist, daß der Dichter sich anfangs Interessant ist, daß der Dichter sich anfangs
Er war ja jeder Aeußerlichkeit, jeder Festlichkeit Er war ja jeder Aeußerlichkeit, jeder Festlichkeit
dem Film gegenüber ablehnend verhielt. dem Film gegenüber ablehnend verhielt.
abhold. Er war ein Kosmopolit, er liebte alle abhold. Er war ein Kosmopolit, er liebte alle
Vor Jahren, bald nach dem Kriege, bestellte die Vor Jahren, bald nach dem Kriege, bestellte die
Menschen, gehörte keiner Partei an, und darum war Menschen, gehörte keiner Partei an, und darum war
Sascha=Filmgesellschaft mich zu ihrem Dramaturgen Sascha=Filmgesellschaft mich zu ihrem Dramaturgen
er auch keiner schriftstellerischen Korporation als er auch keiner schriftstellerischen Korporation als
Mitglied beigetreten. Die Wiener Concordia, die Mitglied beigetreten. Die Wiener Concordia, die
Vereinigung der Schriftsteller und Journalisten Vereinigung der Schriftsteller und Journalisten
Oesterreichs, hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannt, Oesterreichs, hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannt,
obwohl er ihr nie angehört hatte. obwohl er ihr nie angehört hatte.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern abend Wie ein Lauffeuer verbreitete sich gestern abend
die traurige Kunde von dem jähen Ableben die traurige Kunde von dem jähen Ableben
Schnitzlers. Ueberall war die Teilnahme tief und Schnitzlers. Ueberall war die Teilnahme tief und
aufrichtig Der Dichter litt in der letzten Zeit an aufrichtig Der Dichter litt in der letzten Zeit an
Beklemmungszuständen, und gewisse Aeußerungen Beklemmungszuständen, und gewisse Aeußerungen
verrieten, daß ihn Ahnungen quälten, die sich aber verrieten, daß ihn Ahnungen quälten, die sich aber
nicht auf den Tod, sondern eher auf das Heran¬ nicht auf den Tod, sondern eher auf das Heran¬
nahen einer noch unbekannten Gefahr bezogen. nahen einer noch unbekannten Gefahr bezogen.
Während er sich in den letzten Jahren von Während er sich in den letzten Jahren von
der Gesellschaft und der Welt fast ganz der Gesellschaft und der Welt fast ganz
zurückgezogen haite, schien er gerade jetzt zurückgezogen haite, schien er gerade jetzt
etwas mehr Lebensfreude zu empfinden. Er ging etwas mehr Lebensfreude zu empfinden. Er ging
wieder öfter ins Theater, besuchte noch vorgestern wieder öfter ins Theater, besuchte noch vorgestern
Heinrich Schnitzler, Heinrich Schnitzler,
abend die Vorstellung „Der Gerichtevollzieher“ in abend die Vorstellung „Der Gerichtevollzieher“ in
des Dichters Sohn, Mitglied des Berliner des Dichters Sohn, Mitglied des Berliner
der Komödie, um Cékar Karlweis und Si¬ der Komödie, um Cékar Karlweis und Si¬
staatlichen Schauspielhauses. staatlichen Schauspielhauses.
bylle Binder zu sehen, für die er sich besonders bylle Binder zu sehen, für die er sich besonders
interessierte. Dann aß er noch in einem Stadt¬ interessierte. Dann aß er noch in einem Stadt¬
und künstlerischen Beirat. Ich nahm dieses Amt und künstlerischen Beirat. Ich nahm dieses Amt
restaurant zu Abend. restaurant zu Abend.
far unter der Bedingung an, hervorragende Lite¬ far unter der Bedingung an, hervorragende Lite¬
DER TOD AM SCHREIBTISCH. DER TOD AM SCHREIBTISCH.
raten, die ich für den Film gewinnen wollte, heran¬ raten, die ich für den Film gewinnen wollte, heran¬
ziehen zu dürfen. Der erste Weg führte mich zu ziehen zu dürfen. Der erste Weg führte mich zu
Mitten in der Arbeit hat ihn der Mitten in der Arbeit hat ihn der
Schnitzter, dessen „Der junge Medardus“ ich für Schnitzter, dessen „Der junge Medardus“ ich für
Tod ereilt. Während er, am Schreibtisch Tod ereilt. Während er, am Schreibtisch
die Verfilmung erwerben wollte Zunächst bekam die Verfilmung erwerben wollte Zunächst bekam
sitzend, seiner Sekretärin diktierte, glitt er plötzlich sitzend, seiner Sekretärin diktierte, glitt er plötzlich
ich ein rundes „Nein", allmählich aber konnte ich ich ein rundes „Nein", allmählich aber konnte ich
vom Sessel iu Boden. Tiefe #wußtlosigkeit hatte vom Sessel iu Boden. Tiefe #wußtlosigkeit hatte
ihn mit großer Ueberredungskunst für meine ihn mit großer Ueberredungskunst für meine
ihn befallen, und obwohl duei Aerzte und sein ihn befallen, und obwohl duei Aerzte und sein
Absicht gewinnen. Ich sagte: „Ja, wenn Absicht gewinnen. Ich sagte: „Ja, wenn
die großen Literaten sich nicht in den Dienst des die großen Literaten sich nicht in den Dienst des
Films stellen wollen, dann kann er nie auf künst¬ Films stellen wollen, dann kann er nie auf künst¬
lerische Höhe gelangen.“ Dies wirkte: Schnitzler lerische Höhe gelangen.“ Dies wirkte: Schnitzler
gab seine prinzipielle Zusage, verlangte aber, daß gab seine prinzipielle Zusage, verlangte aber, daß
er an der Herstellung des Szenariums bestimmend er an der Herstellung des Szenariums bestimmend
mitwirke. Unvergeßlich bleiben die Abende in mitwirke. Unvergeßlich bleiben die Abende in
seiner Villa mit dem damaligen Generaldirektor der seiner Villa mit dem damaligen Generaldirektor der
. .
„Sascha", dem jetzt in Berlin lebenden Direktor der „Sascha", dem jetzt in Berlin lebenden Direktor der
„Allianz", Arnold Preßburger, anderen Mit¬ „Allianz", Arnold Preßburger, anderen Mit¬
arbeitern und mir. Es waren wohl die unter¬ arbeitern und mir. Es waren wohl die unter¬
haltendsten Regiesitzungen, die man sich denken haltendsten Regiesitzungen, die man sich denken
konnte. Schnitler hat auch die einzelnen Auf¬ konnte. Schnitler hat auch die einzelnen Auf¬
nahmen übermacht. und so wurde „Der junge nahmen übermacht. und so wurde „Der junge
Medardus“ ein Ereignis in der österreichischen Medardus“ ein Ereignis in der österreichischen
Filmindustrie. Der Film ist dann durch die Filmindustrie. Der Film ist dann durch die
ganze Welt gegangen, und Schnitzler hat ganze Welt gegangen, und Schnitzler hat
Dr. Artur Schnitzler. Dr. Artur Schnitzler.
in der letzten Zeit, nachdem er in der letzten Zeit, nachdem er
nunmehr seine volle Sympathie für den Film ge¬ nunmehr seine volle Sympathie für den Film ge¬
wonnen hatte, damit befaßt, den „Jungen Medar¬ wonnen hatte, damit befaßt, den „Jungen Medar¬
Bruder, der ihn besonders liebte, der berühmt Bruder, der ihn besonders liebte, der berühmt
dus" für den Tonfilm einzurichten. Dieses Bestreben dus" für den Tonfilm einzurichten. Dieses Bestreben
Arzt Professor Dr. Julius Schnitzler, sofort Arzt Professor Dr. Julius Schnitzler, sofort
hat der Tod durchkreuzt. hat der Tod durchkreuzt.
zur Stelle waren, waren alle Bemühungen ver zur Stelle waren, waren alle Bemühungen ver
geblich: Nach siebenstündiger Bewutztlosigkeit ver¬ geblich: Nach siebenstündiger Bewutztlosigkeit ver¬
schied Oesterreichs größter, repräsentativster schied Oesterreichs größter, repräsentativster
TRAGÖDIE DER TOCHTER. TRAGÖDIE DER TOCHTER.
Dichter. Dichter.
All seine Heiterkeit büß; Schnitzler vor menigen All seine Heiterkeit büß; Schnitzler vor menigen
Schnitzler, der selbst Arzt war, hat auch. Schnitzler, der selbst Arzt war, hat auch.
Jahren durch ein Liebesdrama seiner Tochter ein. Jahren durch ein Liebesdrama seiner Tochter ein.
als man ihn bereits als Bühnenautor schätzte, als man ihn bereits als Bühnenautor schätzte,
Gelegentlich eines Aufenthalts am Lido hatte seine Gelegentlich eines Aufenthalts am Lido hatte seine
seinen ärztlichen Beruf noch ausgeübl. Inter seinen ärztlichen Beruf noch ausgeübl. Inter
von ihm über alles geliebte Tochter ihr Herz an von ihm über alles geliebte Tochter ihr Herz an
essant ist es, daß er schon als junger Arzt an essant ist es, daß er schon als junger Arzt an
einen italienischen Offizier verloren, den sie durch¬ einen italienischen Offizier verloren, den sie durch¬
dem bekannten Literatentisch im Café Griensteidl dem bekannten Literatentisch im Café Griensteidl
aus heiraten wollte. Schnitzler widersetzte sich diesem aus heiraten wollte. Schnitzler widersetzte sich diesem
an dem Hermann Vahr präsidierte, Literaten und an dem Hermann Vahr präsidierte, Literaten und
Ehebund, von dem er nichts Gutes erwartete, mit Ehebund, von dem er nichts Gutes erwartete, mit
Schauspieler ordinierte und ihnen Rezepte ver¬ Schauspieler ordinierte und ihnen Rezepte ver¬
aller Entschiedenheit, gab aber schließlich doch nach. aller Entschiedenheit, gab aber schließlich doch nach.
schrieb. Der alten Armee gehörte er als Regi¬ schrieb. Der alten Armee gehörte er als Regi¬
Das Liebesglück war nur von kurzer Dauer: Die Das Liebesglück war nur von kurzer Dauer: Die
mentsarzt an, verlor jedoch seine Charge, und mentsarzt an, verlor jedoch seine Charge, und
junge Frau erschoß sich in Venedig, nachdem sie junge Frau erschoß sich in Venedig, nachdem sie
das ging so zu. Er hatte seine künstlerisch wert¬ das ging so zu. Er hatte seine künstlerisch wert¬
durch ihren Gatten bitter enttäuscht worden war. durch ihren Gatten bitter enttäuscht worden war.
volle, fesselnde Novelle „Leutnan? Gustl" ver¬ volle, fesselnde Novelle „Leutnan? Gustl" ver¬
Diesen Schmerz hat Schnitzler nie verwunk Diesen Schmerz hat Schnitzler nie verwunk
öffentlicht, durch die sich der Offiziersstand verletzt öffentlicht, durch die sich der Offiziersstand verletzt
seitdem zog er sich immer mehr zurück. seitdem zog er sich immer mehr zurück.
fuhlte. Ein Oifizierehrenrat trat zusammen und fuhlte. Ein Oifizierehrenrat trat zusammen und