72 OKT. 1921 72 OKT. 1921
Letztes Gespräch mit dem Dichter Letztes Gespräch mit dem Dichter
hier über die Burglyeuler=Krise hier über die Burglyeuler=Krise
Arthare Arthare
das jeden neuen Gedanken und jede neue Form theater die guten Möglichkeiten der Gestaltung das jeden neuen Gedanken und jede neue Form theater die guten Möglichkeiten der Gestaltung
Der Tod Arthur Schaitzlers löst das Ver¬ Der Tod Arthur Schaitzlers löst das Ver¬
und werden diese Möglichkeiten auch in der und werden diese Möglichkeiten auch in der
sprechen, um das er bat, als er in den ersten sprechen, um das er bat, als er in den ersten
mit einer Liebenswürdigkeit verarbeitet, die mit einer Liebenswürdigkeit verarbeitet, die
Zukunft finden. Zukunft finden.
Tagen der Burgtheaterkrise seine Meinung Tagen der Burgtheaterkrise seine Meinung
wahrscheinlich nicht immer zeitgemäß, aber wahrscheinlich nicht immer zeitgemäß, aber
Das sind, wie Sie sehen, eigentlich nichts Das sind, wie Sie sehen, eigentlich nichts
über Wesen und Zukunft des Burgtheaters über Wesen und Zukunft des Burgtheaters
immer schön ist. immer schön ist.
abgab; er wollte nicht in der Diskussion für abgab; er wollte nicht in der Diskussion für
anderes als persöniiche Meinungen und Be¬ anderes als persöniiche Meinungen und Be¬
Ist aber Kunst immer zeitgemäß? In den Ist aber Kunst immer zeitgemäß? In den
oder gegen den Bestand des Burgtheaters ge¬ oder gegen den Bestand des Burgtheaters ge¬
gründungen. Gewiß innig damit zusammen¬ gründungen. Gewiß innig damit zusammen¬
Jahren, als ich jung war und deswegen be¬ Jahren, als ich jung war und deswegen be¬
nannt sein, nicht nur aus der Sorge, sich mit nannt sein, nicht nur aus der Sorge, sich mit
hängend, daß ein großer Teil seines Werkes hängend, daß ein großer Teil seines Werkes
kämpft wurde, weil ich, wie die Unverstän¬ kämpft wurde, weil ich, wie die Unverstän¬
seinem Wort der Liebe und Verehrung für das seinem Wort der Liebe und Verehrung für das
im Burgtheater aus der Schrift ins Atmen im Burgtheater aus der Schrift ins Atmen
digen sagten, die „Krankheit als eine Bedin¬ digen sagten, die „Krankheit als eine Bedin¬
Burgtheater zu exponieren, sondern aus jener Burgtheater zu exponieren, sondern aus jener
übersetzt wurde. Deswegen bitte ich Sie, diese übersetzt wurde. Deswegen bitte ich Sie, diese
gung" in meine dramatische Arbeit einführte, gung" in meine dramatische Arbeit einführte,
bescheidenen Behutsamkeit heraus, mit der er bescheidenen Behutsamkeit heraus, mit der er
Meinungen und Begründungen nicht an die Meinungen und Begründungen nicht an die
die „wirkliche und härtere Klarheit der deut¬ die „wirkliche und härtere Klarheit der deut¬
sich immer weit hinter sein Werk stellte und sich immer weit hinter sein Werk stellte und
Oeffentlichkeit zu geben, da es klingen könnte, Oeffentlichkeit zu geben, da es klingen könnte,
schen Literatur verseuchend". in diesen Jahren schen Literatur verseuchend". in diesen Jahren
vor der Oeffentlichkeit mit keiner anderen vor der Oeffentlichkeit mit keiner anderen
als wollte ich eine Dankbarkeit ausdrücken, als wollte ich eine Dankbarkeit ausdrücken,
war ich vielleich auch der Meinung, daß nur war ich vielleich auch der Meinung, daß nur
Meinung vertreten sein wollte, als mit der Meinung vertreten sein wollte, als mit der
die ihren zukünftigen Lohn sucht. Wenn diese die ihren zukünftigen Lohn sucht. Wenn diese
jene Kunst wahre Kunst ist, die sich mit dem jene Kunst wahre Kunst ist, die sich mit dem
dichterischen seiner Arbeit. dichterischen seiner Arbeit.
Hindernis nicht wäre, wollte ich es mit alle? Hindernis nicht wäre, wollte ich es mit alle?
Problem des Tages auseinandersetzt. Jetzt Problem des Tages auseinandersetzt. Jetzt
„Vielleicht hat meine Liebe zum Burg¬ „Vielleicht hat meine Liebe zum Burg¬
Krast sagen und laut sagen: Die Kunst Krast sagen und laut sagen: Die Kunst
aber weiß ich, daß es nicht die Probleme des aber weiß ich, daß es nicht die Probleme des
theater innere Gründe, die eine Einzigartig theater innere Gründe, die eine Einzigartig
Oesterreichs könnte den Verlust Oesterreichs könnte den Verlust
Tages waren, sondern die meines Her¬ Tages waren, sondern die meines Her¬
keit bedeuten, um deretwillen ich das Mißver¬ keit bedeuten, um deretwillen ich das Mißver¬
des Burgtheaters nicht erißagen." des Burgtheaters nicht erißagen."
zens, um die ich damals kämpfte. Die Pro¬ zens, um die ich damals kämpfte. Die Pro¬
ständnis vermeiden möchte, das bei Väclen, ständnis vermeiden möchte, das bei Väclen,
bleme des Herzens aber fanden im Burg¬ bleme des Herzens aber fanden im Burg¬
Johannes Ilg. Johannes Ilg.
die mich grundlos bekämpfen, auftauchen die mich grundlos bekämpfen, auftauchen
könnte, wenn ich meine Meinung zur Burg könnte, wenn ich meine Meinung zur Burg
theaterkrise zusammenfasse: theaterkrise zusammenfasse:
die Kunst Oesterreichs könnte den Verlust die Kunst Oesterreichs könnte den Verlust
des Burgtheaters nicht ertragen. des Burgtheaters nicht ertragen.
Fauptonann Fauptonann
dat dat
berhart berhart
Die Einzigartigkeit, von der ich spreche, liegt Die Einzigartigkeit, von der ich spreche, liegt
darin, daß ich mich mit Haus und Be¬ darin, daß ich mich mit Haus und Be¬
griff „Burgtheater" auf das Per¬ griff „Burgtheater" auf das Per¬
ode Arthar Ccnihler ode Arthar Ccnihler
sönlichste verbunden weiß. sönlichste verbunden weiß.
Von Von
meinem Vater her, der hier ärztlichen Dienst meinem Vater her, der hier ärztlichen Dienst
tat; von meinen künstlerischen Anfängen her, tat; von meinen künstlerischen Anfängen her,
Telephongespräch mit der „Wiener Allgemeinen Zeilung Telephongespräch mit der „Wiener Allgemeinen Zeilung
die hier ihren ersten breiten Boden fanden; die hier ihren ersten breiten Boden fanden;
von den Enttäuschungen her, die mir von den Enttäuschungen her, die mir
Gerhart Hauptmann äußerte sich heute auf unseren telephonischen Anruf über Gerhart Hauptmann äußerte sich heute auf unseren telephonischen Anruf über
Schlenthers Zeit brachte; von dem nicht Schlenthers Zeit brachte; von dem nicht
den Tod Schnitzlers den Tod Schnitzlers
leicht zu fassenden und oft problematischen leicht zu fassenden und oft problematischen
„Es ist furchtbar, daß der arme Arthur Schnitzler so schnell gestorben ist. Er war „Es ist furchtbar, daß der arme Arthur Schnitzler so schnell gestorben ist. Er war
Glück her, das hier Beifall und Erfolg hieß; Glück her, das hier Beifall und Erfolg hieß;
eine mir so wesensverwandte Natur, ein Dichter und Kämpfer wie ich, und die eine mir so wesensverwandte Natur, ein Dichter und Kämpfer wie ich, und die
und von der geistigen Zusammenarbeit mit und von der geistigen Zusammenarbeit mit
Nachricht von seinem Tode, die mich heute morgens hier erreichte, hat mich tief Nachricht von seinem Tode, die mich heute morgens hier erreichte, hat mich tief
den Schauspielern des Burgtheaters, mit den Schauspielern des Burgtheaters, mit
denen mich eine besondere Gemeinsamkeit ver¬ denen mich eine besondere Gemeinsamkeit ver¬
berührt. berührt.
bindet: wir wollen, sie und ich, die geschrie¬ bindet: wir wollen, sie und ich, die geschrie¬
Ich telegraphierte an die Familie: Ich telegraphierte an die Familie:
benen Bilder mit Körperlichkeit ausfüllen und benen Bilder mit Körperlichkeit ausfüllen und
„Tief schmerzlich ergriffen vom Verlöschen dieses mir so nahen Dichter- und „Tief schmerzlich ergriffen vom Verlöschen dieses mir so nahen Dichter- und
statt der Vision, die Gestalt setzen. Das aber statt der Vision, die Gestalt setzen. Das aber
Kämpferdaseins drücke ich Ihnen zugleich im Namen meiner Frau innig wahre Kämpferdaseins drücke ich Ihnen zugleich im Namen meiner Frau innig wahre
muß ich sagen und könnte es vor der Oeffent¬ muß ich sagen und könnte es vor der Oeffent¬
Gerhart Hauptmann." Gerhart Hauptmann."
Teinlnahme aus. Teinlnahme aus.
lichkeit doch nur sehr schwer tu: die besondere lichkeit doch nur sehr schwer tu: die besondere
Luft des Burgtheaters ist dem Leben meiner Luft des Burgtheaters ist dem Leben meiner
Gestalten günstig; damit gebe ich noch kein Gestalten günstig; damit gebe ich noch kein
Urteil ab über die Leistung des Burgtheaters Urteil ab über die Leistung des Burgtheaters
im Ganzen. Ich will damit nur sagen, daß das im Ganzen. Ich will damit nur sagen, daß das
Burgtheater nicht eines unter allen, auch nicht Burgtheater nicht eines unter allen, auch nicht
ein primus inter pares ist, sondern aus einer ein primus inter pares ist, sondern aus einer
eigenartigeren Geschichte lebt, Zuflüsse gei¬ eigenartigeren Geschichte lebt, Zuflüsse gei¬
stiger Art aus einer merkwürdigeren Ver¬ stiger Art aus einer merkwürdigeren Ver¬
gangenheit empfängt und, abgesehen von jeder gangenheit empfängt und, abgesehen von jeder
derzeitigen Lage und Leistung, geheime Ent¬ derzeitigen Lage und Leistung, geheime Ent¬
wicklungsmöglichkeiten für jetzt oder später in wicklungsmöglichkeiten für jetzt oder später in
sich birgt, die heute oder morgen frohe Ueber¬ sich birgt, die heute oder morgen frohe Ueber¬
raschungen werden können. Oder übermorgen. raschungen werden können. Oder übermorgen.
Um dieser Entwicklung willen, Um dieser Entwicklung willen,
die in Wellenbewegungen geht die in Wellenbewegungen geht
und, wie alles Menschliche, mit¬ und, wie alles Menschliche, mit¬
unter seichter fließt, darf der Be¬ unter seichter fließt, darf der Be¬
stand des Burgtheaters nicht unter¬ stand des Burgtheaters nicht unter¬
brochen werden. brochen werden.
Denn die Zusammengehörigkeit zwischen Denn die Zusammengehörigkeit zwischen
dieser Bühne und dieser Stadt, in der sie steht, dieser Bühne und dieser Stadt, in der sie steht,
ist eine durchaus organische. Eine Art ist eine durchaus organische. Eine Art
Blutsverwandtschaft ist zwischen Blutsverwandtschaft ist zwischen
Wien und dem Burgtheater. Man Wien und dem Burgtheater. Man
kann dieses nicht töten, ohne dem andern ein kann dieses nicht töten, ohne dem andern ein
Stück seiner Lebenskraft wegzunehmen. Man Stück seiner Lebenskraft wegzunehmen. Man
kann auch nicht, wie es in den Diskussionen kann auch nicht, wie es in den Diskussionen
dieser Tage mitunter und zu oft geschieht, in dieser Tage mitunter und zu oft geschieht, in
krampfhafter Beschleunigung die Gedanken krampfhafter Beschleunigung die Gedanken
unserer viel belasteteren Zeit und die Pro¬ unserer viel belasteteren Zeit und die Pro¬
bleme unserer viel eiligeren Tage in die Pro¬ bleme unserer viel eiligeren Tage in die Pro¬
grammwahl, in die Regie, in die Aufführung grammwahl, in die Regie, in die Aufführung
und in die Menschen dieses Theaters preffen. und in die Menschen dieses Theaters preffen.
Vielmehr: das Eigene und Besondere des Vielmehr: das Eigene und Besondere des
Burgtheaters ist eben jenes Wienerische, Burgtheaters ist eben jenes Wienerische,
Letztes Gespräch mit dem Dichter Letztes Gespräch mit dem Dichter
hier über die Burglyeuler=Krise hier über die Burglyeuler=Krise
Arthare Arthare
das jeden neuen Gedanken und jede neue Form theater die guten Möglichkeiten der Gestaltung das jeden neuen Gedanken und jede neue Form theater die guten Möglichkeiten der Gestaltung
Der Tod Arthur Schaitzlers löst das Ver¬ Der Tod Arthur Schaitzlers löst das Ver¬
und werden diese Möglichkeiten auch in der und werden diese Möglichkeiten auch in der
sprechen, um das er bat, als er in den ersten sprechen, um das er bat, als er in den ersten
mit einer Liebenswürdigkeit verarbeitet, die mit einer Liebenswürdigkeit verarbeitet, die
Zukunft finden. Zukunft finden.
Tagen der Burgtheaterkrise seine Meinung Tagen der Burgtheaterkrise seine Meinung
wahrscheinlich nicht immer zeitgemäß, aber wahrscheinlich nicht immer zeitgemäß, aber
Das sind, wie Sie sehen, eigentlich nichts Das sind, wie Sie sehen, eigentlich nichts
über Wesen und Zukunft des Burgtheaters über Wesen und Zukunft des Burgtheaters
immer schön ist. immer schön ist.
abgab; er wollte nicht in der Diskussion für abgab; er wollte nicht in der Diskussion für
anderes als persöniiche Meinungen und Be¬ anderes als persöniiche Meinungen und Be¬
Ist aber Kunst immer zeitgemäß? In den Ist aber Kunst immer zeitgemäß? In den
oder gegen den Bestand des Burgtheaters ge¬ oder gegen den Bestand des Burgtheaters ge¬
gründungen. Gewiß innig damit zusammen¬ gründungen. Gewiß innig damit zusammen¬
Jahren, als ich jung war und deswegen be¬ Jahren, als ich jung war und deswegen be¬
nannt sein, nicht nur aus der Sorge, sich mit nannt sein, nicht nur aus der Sorge, sich mit
hängend, daß ein großer Teil seines Werkes hängend, daß ein großer Teil seines Werkes
kämpft wurde, weil ich, wie die Unverstän¬ kämpft wurde, weil ich, wie die Unverstän¬
seinem Wort der Liebe und Verehrung für das seinem Wort der Liebe und Verehrung für das
im Burgtheater aus der Schrift ins Atmen im Burgtheater aus der Schrift ins Atmen
digen sagten, die „Krankheit als eine Bedin¬ digen sagten, die „Krankheit als eine Bedin¬
Burgtheater zu exponieren, sondern aus jener Burgtheater zu exponieren, sondern aus jener
übersetzt wurde. Deswegen bitte ich Sie, diese übersetzt wurde. Deswegen bitte ich Sie, diese
gung" in meine dramatische Arbeit einführte, gung" in meine dramatische Arbeit einführte,
bescheidenen Behutsamkeit heraus, mit der er bescheidenen Behutsamkeit heraus, mit der er
Meinungen und Begründungen nicht an die Meinungen und Begründungen nicht an die
die „wirkliche und härtere Klarheit der deut¬ die „wirkliche und härtere Klarheit der deut¬
sich immer weit hinter sein Werk stellte und sich immer weit hinter sein Werk stellte und
Oeffentlichkeit zu geben, da es klingen könnte, Oeffentlichkeit zu geben, da es klingen könnte,
schen Literatur verseuchend". in diesen Jahren schen Literatur verseuchend". in diesen Jahren
vor der Oeffentlichkeit mit keiner anderen vor der Oeffentlichkeit mit keiner anderen
als wollte ich eine Dankbarkeit ausdrücken, als wollte ich eine Dankbarkeit ausdrücken,
war ich vielleich auch der Meinung, daß nur war ich vielleich auch der Meinung, daß nur
Meinung vertreten sein wollte, als mit der Meinung vertreten sein wollte, als mit der
die ihren zukünftigen Lohn sucht. Wenn diese die ihren zukünftigen Lohn sucht. Wenn diese
jene Kunst wahre Kunst ist, die sich mit dem jene Kunst wahre Kunst ist, die sich mit dem
dichterischen seiner Arbeit. dichterischen seiner Arbeit.
Hindernis nicht wäre, wollte ich es mit alle? Hindernis nicht wäre, wollte ich es mit alle?
Problem des Tages auseinandersetzt. Jetzt Problem des Tages auseinandersetzt. Jetzt
„Vielleicht hat meine Liebe zum Burg¬ „Vielleicht hat meine Liebe zum Burg¬
Krast sagen und laut sagen: Die Kunst Krast sagen und laut sagen: Die Kunst
aber weiß ich, daß es nicht die Probleme des aber weiß ich, daß es nicht die Probleme des
theater innere Gründe, die eine Einzigartig theater innere Gründe, die eine Einzigartig
Oesterreichs könnte den Verlust Oesterreichs könnte den Verlust
Tages waren, sondern die meines Her¬ Tages waren, sondern die meines Her¬
keit bedeuten, um deretwillen ich das Mißver¬ keit bedeuten, um deretwillen ich das Mißver¬
des Burgtheaters nicht erißagen." des Burgtheaters nicht erißagen."
zens, um die ich damals kämpfte. Die Pro¬ zens, um die ich damals kämpfte. Die Pro¬
ständnis vermeiden möchte, das bei Väclen, ständnis vermeiden möchte, das bei Väclen,
bleme des Herzens aber fanden im Burg¬ bleme des Herzens aber fanden im Burg¬
Johannes Ilg. Johannes Ilg.
die mich grundlos bekämpfen, auftauchen die mich grundlos bekämpfen, auftauchen
könnte, wenn ich meine Meinung zur Burg könnte, wenn ich meine Meinung zur Burg
theaterkrise zusammenfasse: theaterkrise zusammenfasse:
die Kunst Oesterreichs könnte den Verlust die Kunst Oesterreichs könnte den Verlust
des Burgtheaters nicht ertragen. des Burgtheaters nicht ertragen.
Fauptonann Fauptonann
dat dat
berhart berhart
Die Einzigartigkeit, von der ich spreche, liegt Die Einzigartigkeit, von der ich spreche, liegt
darin, daß ich mich mit Haus und Be¬ darin, daß ich mich mit Haus und Be¬
griff „Burgtheater" auf das Per¬ griff „Burgtheater" auf das Per¬
ode Arthar Ccnihler ode Arthar Ccnihler
sönlichste verbunden weiß. sönlichste verbunden weiß.
Von Von
meinem Vater her, der hier ärztlichen Dienst meinem Vater her, der hier ärztlichen Dienst
tat; von meinen künstlerischen Anfängen her, tat; von meinen künstlerischen Anfängen her,
Telephongespräch mit der „Wiener Allgemeinen Zeilung Telephongespräch mit der „Wiener Allgemeinen Zeilung
die hier ihren ersten breiten Boden fanden; die hier ihren ersten breiten Boden fanden;
von den Enttäuschungen her, die mir von den Enttäuschungen her, die mir
Gerhart Hauptmann äußerte sich heute auf unseren telephonischen Anruf über Gerhart Hauptmann äußerte sich heute auf unseren telephonischen Anruf über
Schlenthers Zeit brachte; von dem nicht Schlenthers Zeit brachte; von dem nicht
den Tod Schnitzlers den Tod Schnitzlers
leicht zu fassenden und oft problematischen leicht zu fassenden und oft problematischen
„Es ist furchtbar, daß der arme Arthur Schnitzler so schnell gestorben ist. Er war „Es ist furchtbar, daß der arme Arthur Schnitzler so schnell gestorben ist. Er war
Glück her, das hier Beifall und Erfolg hieß; Glück her, das hier Beifall und Erfolg hieß;
eine mir so wesensverwandte Natur, ein Dichter und Kämpfer wie ich, und die eine mir so wesensverwandte Natur, ein Dichter und Kämpfer wie ich, und die
und von der geistigen Zusammenarbeit mit und von der geistigen Zusammenarbeit mit
Nachricht von seinem Tode, die mich heute morgens hier erreichte, hat mich tief Nachricht von seinem Tode, die mich heute morgens hier erreichte, hat mich tief
den Schauspielern des Burgtheaters, mit den Schauspielern des Burgtheaters, mit
denen mich eine besondere Gemeinsamkeit ver¬ denen mich eine besondere Gemeinsamkeit ver¬
berührt. berührt.
bindet: wir wollen, sie und ich, die geschrie¬ bindet: wir wollen, sie und ich, die geschrie¬
Ich telegraphierte an die Familie: Ich telegraphierte an die Familie:
benen Bilder mit Körperlichkeit ausfüllen und benen Bilder mit Körperlichkeit ausfüllen und
„Tief schmerzlich ergriffen vom Verlöschen dieses mir so nahen Dichter- und „Tief schmerzlich ergriffen vom Verlöschen dieses mir so nahen Dichter- und
statt der Vision, die Gestalt setzen. Das aber statt der Vision, die Gestalt setzen. Das aber
Kämpferdaseins drücke ich Ihnen zugleich im Namen meiner Frau innig wahre Kämpferdaseins drücke ich Ihnen zugleich im Namen meiner Frau innig wahre
muß ich sagen und könnte es vor der Oeffent¬ muß ich sagen und könnte es vor der Oeffent¬
Gerhart Hauptmann." Gerhart Hauptmann."
Teinlnahme aus. Teinlnahme aus.
lichkeit doch nur sehr schwer tu: die besondere lichkeit doch nur sehr schwer tu: die besondere
Luft des Burgtheaters ist dem Leben meiner Luft des Burgtheaters ist dem Leben meiner
Gestalten günstig; damit gebe ich noch kein Gestalten günstig; damit gebe ich noch kein
Urteil ab über die Leistung des Burgtheaters Urteil ab über die Leistung des Burgtheaters
im Ganzen. Ich will damit nur sagen, daß das im Ganzen. Ich will damit nur sagen, daß das
Burgtheater nicht eines unter allen, auch nicht Burgtheater nicht eines unter allen, auch nicht
ein primus inter pares ist, sondern aus einer ein primus inter pares ist, sondern aus einer
eigenartigeren Geschichte lebt, Zuflüsse gei¬ eigenartigeren Geschichte lebt, Zuflüsse gei¬
stiger Art aus einer merkwürdigeren Ver¬ stiger Art aus einer merkwürdigeren Ver¬
gangenheit empfängt und, abgesehen von jeder gangenheit empfängt und, abgesehen von jeder
derzeitigen Lage und Leistung, geheime Ent¬ derzeitigen Lage und Leistung, geheime Ent¬
wicklungsmöglichkeiten für jetzt oder später in wicklungsmöglichkeiten für jetzt oder später in
sich birgt, die heute oder morgen frohe Ueber¬ sich birgt, die heute oder morgen frohe Ueber¬
raschungen werden können. Oder übermorgen. raschungen werden können. Oder übermorgen.
Um dieser Entwicklung willen, Um dieser Entwicklung willen,
die in Wellenbewegungen geht die in Wellenbewegungen geht
und, wie alles Menschliche, mit¬ und, wie alles Menschliche, mit¬
unter seichter fließt, darf der Be¬ unter seichter fließt, darf der Be¬
stand des Burgtheaters nicht unter¬ stand des Burgtheaters nicht unter¬
brochen werden. brochen werden.
Denn die Zusammengehörigkeit zwischen Denn die Zusammengehörigkeit zwischen
dieser Bühne und dieser Stadt, in der sie steht, dieser Bühne und dieser Stadt, in der sie steht,
ist eine durchaus organische. Eine Art ist eine durchaus organische. Eine Art
Blutsverwandtschaft ist zwischen Blutsverwandtschaft ist zwischen
Wien und dem Burgtheater. Man Wien und dem Burgtheater. Man
kann dieses nicht töten, ohne dem andern ein kann dieses nicht töten, ohne dem andern ein
Stück seiner Lebenskraft wegzunehmen. Man Stück seiner Lebenskraft wegzunehmen. Man
kann auch nicht, wie es in den Diskussionen kann auch nicht, wie es in den Diskussionen
dieser Tage mitunter und zu oft geschieht, in dieser Tage mitunter und zu oft geschieht, in
krampfhafter Beschleunigung die Gedanken krampfhafter Beschleunigung die Gedanken
unserer viel belasteteren Zeit und die Pro¬ unserer viel belasteteren Zeit und die Pro¬
bleme unserer viel eiligeren Tage in die Pro¬ bleme unserer viel eiligeren Tage in die Pro¬
grammwahl, in die Regie, in die Aufführung grammwahl, in die Regie, in die Aufführung
und in die Menschen dieses Theaters preffen. und in die Menschen dieses Theaters preffen.
Vielmehr: das Eigene und Besondere des Vielmehr: das Eigene und Besondere des
Burgtheaters ist eben jenes Wienerische, Burgtheaters ist eben jenes Wienerische,