VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 735

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12. Schnitzler's Death 12. Schnitzler's Death
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I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
Montag- Morgen ünn, Montag- Morgen ünn,
29.11 1931 29.11 1931
vom: vom:
HINTERDEN HINTERDEN


E KULISSEN E KULISSEN

Schnitzler und das Theater. — Ein Dementi Nestroys. Schnitzler und das Theater. — Ein Dementi Nestroys.
Tonny Veidt in Brünn. Tonny Veidt in Brünn.
Der jüngst verstorbene Dichter=Arzt Salzburg. Da bekam er plötzlich ein Tele¬ Der jüngst verstorbene Dichter=Arzt Salzburg. Da bekam er plötzlich ein Tele¬
Arthur Schnitzler war eng mit dem Theater Arthur Schnitzler war eng mit dem Theater
gramm: „Sitze besorgt Europäischer Hof gramm: „Sitze besorgt Europäischer Hof
verbunden. Eine große Zahl von Anekdoten, verbunden. Eine große Zahl von Anekdoten,
Hugo". Schnitzler erschrak und drahtete mit Hugo". Schnitzler erschrak und drahtete mit
die er in Freundeskreisen zum Besten gab die er in Freundeskreisen zum Besten gab
bezahlter Rückantwort: „Warum sitzest du be¬ bezahlter Rückantwort: „Warum sitzest du be¬
macht gegenwärtig noch immer die Rund¬ macht gegenwärtig noch immer die Rund¬
sorgt europäischer Hof erbitte Rückantwort“. sorgt europäischer Hof erbitte Rückantwort“.
an den Stätten, an denen Schnitzler wirkte an den Stätten, an denen Schnitzler wirkte
Der vergeßliche Dichter hatte nämlich längst Der vergeßliche Dichter hatte nämlich längst
Einmal stand Schnitzler wiederum vor einer Einmal stand Schnitzler wiederum vor einer
sein telegraphisches Ersuchen vergessen. sein telegraphisches Ersuchen vergessen.
Erstaufführung. Man stritt darüber, was Erstaufführung. Man stritt darüber, was
den Erfolg eines Stückes ausmache, man den Erfolg eines Stückes ausmache, man
Wir kennen Nestroy nur von der gemüt¬ Wir kennen Nestroy nur von der gemüt¬
wollte wissen, wann das Glück beim Theater wollte wissen, wann das Glück beim Theater
lichen Seite. Wie ungemütlich aber der Dich¬ lichen Seite. Wie ungemütlich aber der Dich¬
beginne, wann es aufhöre. „Was versteher beginne, wann es aufhöre. „Was versteher
Sie also unter einem Theatererfolg, Herr ter werden konnte, wenn man ihm persön¬ Sie also unter einem Theatererfolg, Herr ter werden konnte, wenn man ihm persön¬
Doktor?", fragte man Arthur Schnitzler. Dem lich nahe trat, beweist folgendes wahre Doktor?", fragte man Arthur Schnitzler. Dem lich nahe trat, beweist folgendes wahre
Geschichtchen, das wir den Brünner Neuig¬ Geschichtchen, das wir den Brünner Neuig¬
Doktor schien diese Frage in Anbetracht des¬ Doktor schien diese Frage in Anbetracht des¬
sen, daß er eben im Begriffe war, mit seiner keiten vom 13. August 1851 entnehmen: sen, daß er eben im Begriffe war, mit seiner keiten vom 13. August 1851 entnehmen:
„Liebelei" niederzukommen, augenscheinlich „Liebelei" niederzukommen, augenscheinlich
„Die Gratzer Zeitung hatte gemeldet, daß „Die Gratzer Zeitung hatte gemeldet, daß
unangenehm. Er dachte ein wenig nach, dann Herr Nestroy während seines Budapester unangenehm. Er dachte ein wenig nach, dann Herr Nestroy während seines Budapester
sagte er: „Ein Theatererfolg? Ein echter? Gastspiels wegen eines Couplets Anstände sagte er: „Ein Theatererfolg? Ein echter? Gastspiels wegen eines Couplets Anstände
Das stelle ich mir ungefähr folgendermaßen bei der Behörde hatte, ja sogar einen kurzen Das stelle ich mir ungefähr folgendermaßen bei der Behörde hatte, ja sogar einen kurzen
vor: Wenn das Stück die Leute noch so lange Arrest abgesessen sein soll. Darauf veröffent¬ vor: Wenn das Stück die Leute noch so lange Arrest abgesessen sein soll. Darauf veröffent¬
beschäftigt, wie sie mit der Garderobe un beschäftigt, wie sie mit der Garderobe un
lichte Nestroy in den Wiener Blättern fol¬ lichte Nestroy in den Wiener Blättern fol¬
der Heimfahrt zu tun haben; wenn der Di der Heimfahrt zu tun haben; wenn der Di
gende Erklärung: gende Erklärung:
rektor in den Stoßseufzer ausbricht: „Natür¬ rektor in den Stoßseufzer ausbricht: „Natür¬
„Da die Gratzer Zeitung in der Regel „Da die Gratzer Zeitung in der Regel
lich, meine Herren Dramaturgen, hatten das lich, meine Herren Dramaturgen, hatten das
nicht zum Lesen verwendet wird, und na¬ nicht zum Lesen verwendet wird, und na¬
Stück abgelehnt, ich aber habe noch immer Stück abgelehnt, ich aber habe noch immer
mentlich den Semmering nur als Emballage mentlich den Semmering nur als Emballage
mehr Riecher als sie alle zusammen; wen mehr Riecher als sie alle zusammen; wen
des trefflichen Gratzer Zwiebacks übersteigt, des trefflichen Gratzer Zwiebacks übersteigt,
die Schauspieler wieder einmal feststellen, die Schauspieler wieder einmal feststellen,
so hätte es eigentlich gar nichts auf sich, daß so hätte es eigentlich gar nichts auf sich, daß
daß mit erstklassigen Kräften sogar der sie die Notiz bringt, ich habe in Pest wegen daß mit erstklassigen Kräften sogar der sie die Notiz bringt, ich habe in Pest wegen
größte Schmarren durchzusetzen ist; wenn größte Schmarren durchzusetzen ist; wenn
eines Couplets Anstände gehabt und sogar eines Couplets Anstände gehabt und sogar
die Kritik den allgemeinen Verfall des guten einen kurzen Arrest zu bestehen gehabt. die Kritik den allgemeinen Verfall des guten einen kurzen Arrest zu bestehen gehabt.
Geschmacks feststellt; und wenn der Autor Geschmacks feststellt; und wenn der Autor
Da aber diese Notiz aus der Verborgenheit Da aber diese Notiz aus der Verborgenheit
von diesem Abend an literarisch erledigt ist." der Gratzer Spalten in die gelesensten Blät¬ von diesem Abend an literarisch erledigt ist." der Gratzer Spalten in die gelesensten Blät¬
Nach diesen Worten stützte Schnitzler seiner Nach diesen Worten stützte Schnitzler seiner
ter Wiens hinüberschlüpfte, und somit in die ter Wiens hinüberschlüpfte, und somit in die
Kopf gedankenvoll in die Hand. „Wir wollen Kopf gedankenvoll in die Hand. „Wir wollen
Offentlichkeit übergegangen ist, Offentlichkeit übergegangen ist,
so sehe ich so sehe ich
hoffen, sagte ein guter Bekannter Schnitz hoffen, sagte ein guter Bekannter Schnitz
mich genötigt, hiermit zu erklären, daß so¬ mich genötigt, hiermit zu erklären, daß so¬
lers, „daß du von morgen an literarisch er¬ lers, „daß du von morgen an literarisch er¬
wohl meine Zensurvergehen, wie auch meine wohl meine Zensurvergehen, wie auch meine
ledigt bist". Und so war es auch. Die Lie¬ ledigt bist". Und so war es auch. Die Lie¬
Kerkerhaft in Pest lediglich eine Erdichtung Kerkerhaft in Pest lediglich eine Erdichtung
belei“ trat am nächsten Tag ihren Weg über des geist= und phantasiereichen Korrespon¬ belei“ trat am nächsten Tag ihren Weg über des geist= und phantasiereichen Korrespon¬
die deutschen Bühnen an. die deutschen Bühnen an.
denzlers der „Grazerin sind. denzlers der „Grazerin sind.
I. Nestroy." I. Nestroy."
Schnitzler war aufs engste mit Hugo von Schnitzler war aufs engste mit Hugo von
Hofmannsthal befreundet. Vor der Erstauf¬ Hofmannsthal befreundet. Vor der Erstauf¬
führung des Hofmannsthalschen „Jeder führung des Hofmannsthalschen „Jeder
Grün und blau vor Neid mußten unsere Grün und blau vor Neid mußten unsere
mann" bei den Salzburger Festspielen, er mann" bei den Salzburger Festspielen, er
Künstler werden, als sie den Rummel um Künstler werden, als sie den Rummel um
suchte Schnitzler den befreundeten Dichter er Conrad Beidt herum sahen. Der Mann suchte Schnitzler den befreundeten Dichter er Conrad Beidt herum sahen. Der Mann
möge ihm für den Tag der Erstaufführung möge ihm für den Tag der Erstaufführung
wurde gefeiert, wie kaum einer vor ihm. Die wurde gefeiert, wie kaum einer vor ihm. Die
zwei Sitze und ein Hotelzimmer besorgen. Leute rissen sich nicht bloß um die Plätze im zwei Sitze und ein Hotelzimmer besorgen. Leute rissen sich nicht bloß um die Plätze im
Einige Tage verstrichen, Schnitzler dachte Theater, sondern bezahlten Preise hierfür, Einige Tage verstrichen, Schnitzler dachte Theater, sondern bezahlten Preise hierfür,
längst nicht mehr an die Erstaufführung in die sie sich selbst bei einer Stagione zu bezah¬ längst nicht mehr an die Erstaufführung in die sie sich selbst bei einer Stagione zu bezah¬