VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 748

schrreven yave, d ym eroe geern. schrreven yave, d ym eroe geern.
Sammlung veröffentlichten Gedichte Schnitzlers sind also Sammlung veröffentlichten Gedichte Schnitzlers sind also
vielleicht die einzigen lyrischen Gedichte aus seiner Feder, die vielleicht die einzigen lyrischen Gedichte aus seiner Feder, die
einem weiteren Leserkreis bekannt geworden sind. einem weiteren Leserkreis bekannt geworden sind.
Ich glaube, daß sie gerade jetzt, nach dem Ableben ihres Ich glaube, daß sie gerade jetzt, nach dem Ableben ihres
Autors, Autors,
besonderes Interesse erwecken dürften. Sie sind für besonderes Interesse erwecken dürften. Sie sind für
seine von tiefer Melancholie beschattete Erotik charakteristisch; seine von tiefer Melancholie beschattete Erotik charakteristisch;
aus ihren Versen spricht die lyrisch kondensierte Poesie seiner aus ihren Versen spricht die lyrisch kondensierte Poesie seiner
„Anatol"-Zeit, die Poesie des Chambre particulière und des „Anatol"-Zeit, die Poesie des Chambre particulière und des
„Süßen Mädels". Hier zwei dieser Gedichte. „Süßen Mädels". Hier zwei dieser Gedichte.
Zunächst ein Zunächst ein
namenloses: namenloses:
Wie wir so still an einem Tische saßen, Wie wir so still an einem Tische saßen,
Als hätten wir uns früher nie geseh'n, Als hätten wir uns früher nie geseh'n,
Und ganz ruhig unser'n Spargel aßen, Und ganz ruhig unser'n Spargel aßen,
Als wäre gar nichts zwischen uns gescheh'n, Als wäre gar nichts zwischen uns gescheh'n,
Und wie sie mir — als wenn ich es nicht wüßte! Und wie sie mir — als wenn ich es nicht wüßte!
Im Flüsterton erzählten, wer du bist, Im Flüsterton erzählten, wer du bist,
Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte, Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte,
Als hätt' ich deinen Nacken nie geküßt! Als hätt' ich deinen Nacken nie geküßt!
Anfang vom Ende. Anfang vom Ende.
Daß all das Schöne nun längst zu Ende, Daß all das Schöne nun längst zu Ende,
Wie könntest du's versteh'n? Wie könntest du's versteh'n?
h hab' ja die lieben, süßen Hände h hab' ja die lieben, süßen Hände
Geküßt beim Kommen und Geh'n; Geküßt beim Kommen und Geh'n;
Und hab' in deinem dämm'rigen Zimmer Und hab' in deinem dämm'rigen Zimmer
Mit dir gekost und gelacht Mit dir gekost und gelacht
Und hab' auch geplaudert mit dir, wie immer, Und hab' auch geplaudert mit dir, wie immer,
Bis spät, bis spät in die Nacht. Bis spät, bis spät in die Nacht.
Im Heimgeh'n wieder, durch stille Gassen, Im Heimgeh'n wieder, durch stille Gassen,
Schlich's über mich so bang, Schlich's über mich so bang,
Wie ich mein armes Mädel verlassen Wie ich mein armes Mädel verlassen
So lange schon! Ach wie lang! So lange schon! Ach wie lang!
Doch, daß ich so einsam von dir gegangen, Doch, daß ich so einsam von dir gegangen,
Wie käm's dir denn zu Sinn, Wie käm's dir denn zu Sinn,
Und daß ich, von deinem Arm umfangen, Und daß ich, von deinem Arm umfangen,
So endlos fern dir bin! So endlos fern dir bin!
ch will ja morgen wieder kommen ch will ja morgen wieder kommen
Mit ächelndem Gesicht, Mit ächelndem Gesicht,
Und daß ich längst Abschied von dir genommen, Und daß ich längst Abschied von dir genommen,
Mein Mädel — du weißt's ja nicht... Mein Mädel — du weißt's ja nicht...
Bevor noch meine Anthologie mit diesen Gedichten er¬ Bevor noch meine Anthologie mit diesen Gedichten er¬
schien, gab Schnitzler seinen später so viel und leidenschaftlich schien, gab Schnitzler seinen später so viel und leidenschaftlich
angefeindeten „Reigen“ heraus. Aber nur als Privatdruck, von angefeindeten „Reigen“ heraus. Aber nur als Privatdruck, von
dem, wenn ich nicht irre, bloß zweihundert „xemplare ausgegeben dem, wenn ich nicht irre, bloß zweihundert „xemplare ausgegeben
wurden, denn bezeichnenderweise wagt. es der Verleger, wurden, denn bezeichnenderweise wagt. es der Verleger,
S. Fischer in Berlin, nicht, das Buch der Oeffentlichkeit zu über¬ S. Fischer in Berlin, nicht, das Buch der Oeffentlichkeit zu über¬
geben; so keusch war man damals (1900) in Deutschland — geben; so keusch war man damals (1900) in Deutschland —
coram publico! Das zelotische Damoklesschwert der Lex Heinze coram publico! Das zelotische Damoklesschwert der Lex Heinze
hing damals nämlich drohend über den Häuptern aller Sünder hing damals nämlich drohend über den Häuptern aller Sünder
wider das sechste Gebot... Ich bekam das Buch von einem wider das sechste Gebot... Ich bekam das Buch von einem
persönlichen Freunde Schnitzlers, der auch mir befreundet war persönlichen Freunde Schnitzlers, der auch mir befreundet war
und eines der zweihundert Exemplare erhalten hatte, zur und eines der zweihundert Exemplare erhalten hatte, zur
Lektüre und unterhielt mich köstlich. Als Schnitzler dies erfuhr, Lektüre und unterhielt mich köstlich. Als Schnitzler dies erfuhr,
erfreute er mich durch die Zusendung eines Widmungs¬ erfreute er mich durch die Zusendung eines Widmungs¬
exemplars des Buches. Ich quittierte diese liebenswürdige Auf¬ exemplars des Buches. Ich quittierte diese liebenswürdige Auf¬
merksamkeit durch eine Besprechung des „Reigen", in der ich merksamkeit durch eine Besprechung des „Reigen", in der ich
meiner Ansicht Ausdruck gab, daß man diesem Werke unrecht meiner Ansicht Ausdruck gab, daß man diesem Werke unrecht
täte, wollte man es bloß als pornographische Spielerei, als täte, wollte man es bloß als pornographische Spielerei, als
„pikante Lektüre, nur für Herren“ aburteilen, und schrieb: „Es „pikante Lektüre, nur für Herren“ aburteilen, und schrieb: „Es
ist ein Kunstwerk in seiner Art, das es an fesselndem Reiz mit ist ein Kunstwerk in seiner Art, das es an fesselndem Reiz mit
den besten Stücken aus Prévosts „Lettres de femmes" auf¬ den besten Stücken aus Prévosts „Lettres de femmes" auf¬
nehmen kann, sie an Tiefe und Wahrheit aber übertrifft." Und nehmen kann, sie an Tiefe und Wahrheit aber übertrifft." Und
ich schloß meine Besprechung mit den Worten: „Nur darauf ich schloß meine Besprechung mit den Worten: „Nur darauf
kommt es bei erotischen Werken an, daß das Fleisch durch den kommt es bei erotischen Werken an, daß das Fleisch durch den
Geist geadelt werde. Geist geadelt werde.
In einem Briefe an mich, der sich auf meine vorhin er¬ In einem Briefe an mich, der sich auf meine vorhin er¬
wähnte Anthologie bezog, kam Schnitzler auch auf diese Kritik wähnte Anthologie bezog, kam Schnitzler auch auf diese Kritik
zu sprechen, die übrigens nicht selbständig erschienen war, zu sprechen, die übrigens nicht selbständig erschienen war,
ondern in einer Artikelserie, betitelt „Jung=Wien" („Norddeutsche ondern in einer Artikelserie, betitelt „Jung=Wien" („Norddeutsche
Allgemeine Zeitung"). Er schrieb: Allgemeine Zeitung"). Er schrieb:
„Insbesondere was Sie über den „Reigen“ sagen — von „Insbesondere was Sie über den „Reigen“ sagen — von
Ihrer liebenswürdigen, meiner eigenen Empfindung nach nicht Ihrer liebenswürdigen, meiner eigenen Empfindung nach nicht
selten zu liebenswürdigen Beurteilung mancher meiner anderen selten zu liebenswürdigen Beurteilung mancher meiner anderen
Schriften ganz zu schweigen —, hat mich ganz außerordentlich Schriften ganz zu schweigen —, hat mich ganz außerordentlich
gefrout ... Die Keuschheit des .... Blattes (das eine Besprechung gefrout ... Die Keuschheit des .... Blattes (das eine Besprechung
des Buches, die ich ihm angeboten, trotz seines zur Schaug des Buches, die ich ihm angeboten, trotz seines zur Schaug
tragenen „Freisinns", aus Gründen der Sittlichkeit abgelehnt tragenen „Freisinns", aus Gründen der Sittlichkeit abgelehnt
hatte) hat mich ebenso amüsiert wie Sie. hatte) hat mich ebenso amüsiert wie Sie.
Der von Schnitzler im Laufe der Anthologie=Korresponden) Der von Schnitzler im Laufe der Anthologie=Korresponden)
geäußerte Wunsch, mich persönlich kennenzulernen, wie er hoffte, geäußerte Wunsch, mich persönlich kennenzulernen, wie er hoffte,
noch im Herbst jenes Jahres, sollte sich aber zunächst nicht er¬ noch im Herbst jenes Jahres, sollte sich aber zunächst nicht er¬
füllen. Meine Stellungnahme zar Sensationsaffäre, die seine füllen. Meine Stellungnahme zar Sensationsaffäre, die seine
Novelle „Leutnant Gustel“ bald darauf verursachte (und über Novelle „Leutnant Gustel“ bald darauf verursachte (und über
die ich nach seinem Tode im „Neuen Wiener Journal" zwei die ich nach seinem Tode im „Neuen Wiener Journal" zwei
interessante Briefe Schnitzlers veröffentlicht habe), hat seinen interessante Briefe Schnitzlers veröffentlicht habe), hat seinen