Nr. 258. Erstes Beiblatt Nr. 258. Erstes Beiblatt
Nerveiei Nerveiei
Von Stefan Großmann Von Stefan Großmann
Am Scnntag hat sich in Budapest die Tochter Am Scnntag hat sich in Budapest die Tochter
eines hauptstädtischen Mittelschulprofessors, eines hauptstädtischen Mittelschulprofessors,
Fräulein Irma Nagel, umzubringen versucht. In Fräulein Irma Nagel, umzubringen versucht. In
einem Abschiedsbrief erklärte sie, nach Arthur einem Abschiedsbrief erklärte sie, nach Arthur
Schnitzlers Tod wolle sie nicht Schnitzlers Tod wolle sie nicht
weiterleben. Es gelang, die Selbstmord¬ weiterleben. Es gelang, die Selbstmord¬
versucherin zu retten. versucherin zu retten.
Das junge Mädchen, dem die Welt nach Das junge Mädchen, dem die Welt nach
Schnitzlers Ende keine Lust mehr taachte, ist nicht Schnitzlers Ende keine Lust mehr taachte, ist nicht
vom Film, nicht vom Theater, es ist ein vom Film, nicht vom Theater, es ist ein
anonymes Bürgerkind, und also nicht anzuneh¬ anonymes Bürgerkind, und also nicht anzuneh¬
men, daß hier ein Reklamebedürfnis auf einem men, daß hier ein Reklamebedürfnis auf einem
etwas ungewöhnlichen Wege durchbrechen wollte. etwas ungewöhnlichen Wege durchbrechen wollte.
Wie aber kann man sich erklären, daß ein acht¬ Wie aber kann man sich erklären, daß ein acht¬
zehnjähriges Mädel Schluß machen wollte, weil zehnjähriges Mädel Schluß machen wollte, weil
ein alter Dichter in der benachbarten Hauptstadt ein alter Dichter in der benachbarten Hauptstadt
gestorben ist? gestorben ist?
Am besten, man versucht, den merkwürdigen Am besten, man versucht, den merkwürdigen
Vorfall mit Schnißzlers Analysiermethode zu be¬ Vorfall mit Schnißzlers Analysiermethode zu be¬
greifen. Alle Schnitzlerfiguren haben Todes¬ greifen. Alle Schnitzlerfiguren haben Todes¬
launen, von der Liebelei der Christine bis zur launen, von der Liebelei der Christine bis zur
Sterbelei des Fräulein Else — immer wieder lag Sterbelei des Fräulein Else — immer wieder lag
den süßen und bitteren Mädeln die Flucht in die den süßen und bitteren Mädeln die Flucht in die
Finsternis im Blute. Schicksalsschläge erwiderten Finsternis im Blute. Schicksalsschläge erwiderten
die reifen Männer Schnitzlers mit Resignation, die reifen Männer Schnitzlers mit Resignation,
seine jungen Frauen aber spielten schnell ent¬ seine jungen Frauen aber spielten schnell ent¬
schlossen Se#icksal über sich selbst. Wenn die schlossen Se#icksal über sich selbst. Wenn die
Wiener dat über nachdenken wollten, wie ein Wiener dat über nachdenken wollten, wie ein
Denkmal für Schnitzler aussehen sollte, so müßten Denkmal für Schnitzler aussehen sollte, so müßten
sie aus seinen Dichtungen zu dem plastischen Ge¬ sie aus seinen Dichtungen zu dem plastischen Ge¬
danken kommen, die Figur eines zarten, kaum danken kommen, die Figur eines zarten, kaum
gereiften, zum Tode geneigten Mädchens auf sein gereiften, zum Tode geneigten Mädchens auf sein
Grab zu stellen. Grab zu stellen.
Wie aber — ist denn der Weg vom Buch Wie aber — ist denn der Weg vom Buch
zum Leben, von der Dichtung zur Realisation zum Leben, von der Dichtung zur Realisation
so kurz? Das ungarische Mädchen, das mit so kurz? Das ungarische Mädchen, das mit
Schnitzler weggehen wollte, stammt aus dem ge¬ Schnitzler weggehen wollte, stammt aus dem ge¬
bildeten Bürgerstanb, aus jener tragischen bildeten Bürgerstanb, aus jener tragischen
Mittelstandsklasse, die nach dem Kriege auf¬ Mittelstandsklasse, die nach dem Kriege auf¬
gerieben und in Wien wie in Budapest fast aus¬ gerieben und in Wien wie in Budapest fast aus¬
gelöscht wurde. Schnitzler, ohne es zu wollen, gelöscht wurde. Schnitzler, ohne es zu wollen,
nur weil er es fühlte, war der Dichter dieser nur weil er es fühlte, war der Dichter dieser
sterbenden Donaukultur, seine Figuren waren sterbenden Donaukultur, seine Figuren waren
Modelle, er gab den melancholischen Männern Modelle, er gab den melancholischen Männern
das Vorbild für ihren einsamen Weg, er schrieb das Vorbild für ihren einsamen Weg, er schrieb
den jungen Müdchen des Bürgertums, die keine den jungen Müdchen des Bürgertums, die keine
Zukunft, höchstens ein bißchen Gegenwarto¬ Zukunft, höchstens ein bißchen Gegenwarto¬
schwipo erlebten, den Weg in die Verklärung schwipo erlebten, den Weg in die Verklärung
vor. Goethes Werther konnte sich umdrehen vor. Goethes Werther konnte sich umdrehen
und den Selbstmordkandidaten seiner Zeit zu¬ und den Selbstmordkandidaten seiner Zeit zu¬
rufen: „Sei ein Mann und folge mir nicht rufen: „Sei ein Mann und folge mir nicht
nach!“ Fräulein Elses müdes “timmchen war nach!“ Fräulein Elses müdes “timmchen war
zu schwach, um ihren Nachfolgerinnen irgend zu schwach, um ihren Nachfolgerinnen irgend
etwas zuzurufen. etwas zuzurufen.
Aber wegen eines fast siebzigjährigen Dich¬ Aber wegen eines fast siebzigjährigen Dich¬
ters? Das ist nun das Merkwürdigste: Schnißler ters? Das ist nun das Merkwürdigste: Schnißler
wurde erst in seinen Rekrologen siebzig Jahre. wurde erst in seinen Rekrologen siebzig Jahre.
In den Phantasien seiner Leser und Leserinnen In den Phantasien seiner Leser und Leserinnen
war er der ewig junge, jugendschwermütige Dich¬ war er der ewig junge, jugendschwermütige Dich¬
ter mit der blonden Stirnlocke. Solange Schnitz¬ ter mit der blonden Stirnlocke. Solange Schnitz¬
ler lebte, schien er jung. Erst der Tod hat ihn ler lebte, schien er jung. Erst der Tod hat ihn
jählings weiß gemacht. Ist das kein Selbstmoro¬ jählings weiß gemacht. Ist das kein Selbstmoro¬
motiv: Das plößliche Altern eines geliebten motiv: Das plößliche Altern eines geliebten
Menschen? Und wieviele junge Mädchen dieser Menschen? Und wieviele junge Mädchen dieser
sterbenden Donauwelt haben bloß einen Ge¬ sterbenden Donauwelt haben bloß einen Ge¬
liebten: den Dichter, den sie lesen und der in liebten: den Dichter, den sie lesen und der in
ihnen gelesen hat. ihnen gelesen hat.
Vielleicht war Schnißzler der einzige, geheime Vielleicht war Schnißzler der einzige, geheime
Reichtum dieses jungen Mädchens, und vielleicht Reichtum dieses jungen Mädchens, und vielleicht
gehörte diese unzeitgemäß schwärmende Serle zu gehörte diese unzeitgemäß schwärmende Serle zu
jenen, die Schnitzler mit einem Satz ins Herz jenen, die Schnitzler mit einem Satz ins Herz
getroffen hat: „Co gibt Seelen, in denen nichts getroffen hat: „Co gibt Seelen, in denen nichts
verjährt." verjährt."
lerat lerat
Trauer und Treue. Trauer und Treue.
In Nagy=Kanisza (Ungarn) versuchte ein In Nagy=Kanisza (Ungarn) versuchte ein
junges Mädchen sich aus Gram über den junges Mädchen sich aus Gram über den
Tod des jüngst verstorbenen österreichischen Tod des jüngst verstorbenen österreichischen
Dichtere Artur Schnitzler zu vergiften. Dichtere Artur Schnitzler zu vergiften.
Das junge Mädchen, das gerettet werden Das junge Mädchen, das gerettet werden
konnte, aber schwer krank darniederliegt, konnte, aber schwer krank darniederliegt,
war dem Dichter freundschaftlich verbunden war dem Dichter freundschaftlich verbunden
SBE SBE
RVER RVER
I. österr behördl. konzessioniertes I. österr behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
densen aan densen aan
NOV. 1897 NOV. 1897
vom: vom:
Pozüstalost Arthurs Sohnitzlern byla v Pozüstalost Arthurs Sohnitzlern byla v
to dnoch prozkoumána a byly V ní nalezeny jéd- to dnoch prozkoumána a byly V ní nalezeny jéd-
nouktovky, z nichž první, veršovaná, so odehrá- nouktovky, z nichž první, veršovaná, so odehrá-
vá v , bö třicotileté války, druhá prý jo psána vá v , bö třicotileté války, druhá prý jo psána
podle 2ivot i herečky Adély Sandrockové. Tuto podle 2ivot i herečky Adély Sandrockové. Tuto
hru napsal Schnitzler jiz płed triceti lety a za- hru napsal Schnitzler jiz płed triceti lety a za-
dal ji jistému berlinskému divadlu, pled pro- dal ji jistému berlinskému divadlu, pled pro-
vedenim ji však vzal zpátky. Mimo to bylo na- vedenim ji však vzal zpátky. Mimo to bylo na-
lozeno mnożstyi nevydaných novel, části vôtší- lozeno mnożstyi nevydaných novel, části vôtší-
ho románu, velká sbírka aforismů a divadelní ho románu, velká sbírka aforismů a divadelní
hra Rej stinů. Dentky, jež byly v básníkově po hra Rej stinů. Dentky, jež byly v básníkově po
zôstalosti rovněż nalezony, mohou být podje zôstalosti rovněż nalezony, mohou být podje
ho poslednť vôlo uveřeiněny a po třicéti le- ho poslednť vôlo uveřeiněny a po třicéti le-
toch. Správcem pozûstalosti je Schnitzlerdy toch. Správcem pozûstalosti je Schnitzlerdy
syn. syn.
a L'arte e la vita militare di A. Schnitzler a L'arte e la vita militare di A. Schnitzler
Signor Direttore. Signor Direttore.
sento « dovere, quale congtunto dello sento « dovere, quale congtunto dello
scomparso pocta Arthur Schnitzler, o 1 scomparso pocta Arthur Schnitzler, o 1
nomo ancho del fy.to o dolla vedova, pres¬ nomo ancho del fy.to o dolla vedova, pres¬
so cut ero in questt gtorut di grande tri- so cut ero in questt gtorut di grande tri-
sterza, di chioderle una rettifica al necro- sterza, di chioderle una rettifica al necro-
logio apparso nel « Corriere della Sera » dol logio apparso nel « Corriere della Sera » dol
giorno 2 u. ». vl à dotto che, in seguito giorno 2 u. ». vl à dotto che, in seguito
alla pubbiicazione della novella « Leutaant alla pubbiicazione della novella « Leutaant
Custl », l'Autoro - che allora era ufelalo Custl », l'Autoro - che allora era ufelalo
medieo della riserva nell'impertale esercito medieo della riserva nell'impertale esercito
austriaco - venne sottoposto a un giuri austriaco - venne sottoposto a un giuri
d'onore cho al pronunzio a Lul sfavorevol¬ d'onore cho al pronunzio a Lul sfavorevol¬
monto. Clo non à esatto; non ai trattavn monto. Clo non à esatto; non ai trattavn
di un gluri d'onore, benst di un Consiglio di un gluri d'onore, benst di un Consiglio
di disciplina militare. L'arciduca Raintero. di disciplina militare. L'arciduca Raintero.
tio doll' Imperatore e grande maresciallo. tio doll' Imperatore e grande maresciallo.
tento invapo di evitare lo estrome conso¬ tento invapo di evitare lo estrome conso¬
guenre del verdetto e clob la cancollartone guenre del verdetto e clob la cancollartone
dat ruoli dell'eseretto dello Schnitzlor. V dat ruoli dell'eseretto dello Schnitzlor. V
st oppose 1l pocta stesso, il quale rifuto st oppose 1l pocta stesso, il quale rifuto
onergicamente - ancho ln presenta del suo onergicamente - ancho ln presenta del suo
grndo protettore di deplorare la sua grndo protettore di deplorare la sua
opera, che - ben a ragione, se si pens opera, che - ben a ragione, se si pens
al tempo nella quale venne pubbilcata al tempo nella quale venne pubbilcata
tu considerata un floro gesto del suo spi- tu considerata un floro gesto del suo spi-
rito indipendente e ineurante delle viete rito indipendente e ineurante delle viete
conventont nulle qualt » basava il pre- conventont nulle qualt » basava il pre-
tiglo dexii ufetall austriaet di allora Egl tiglo dexii ufetall austriaet di allora Egl
preteri perdero le spalline piuttosto che rin- preteri perdero le spalline piuttosto che rin-
negnro una sola delle parole cho aveva negnro una sola delle parole cho aveva
seritte e pubblicate. seritte e pubblicate.
Certo «he Ella vorrà compiacer» dl ae- Certo «he Ella vorrà compiacer» dl ae-
rogliere la mia preghiera e vorra tar puh- rogliere la mia preghiera e vorra tar puh-
bilchro la rettihea. L porgo vivt anticipat bilchro la rettihea. L porgo vivt anticipat
ringraclament! ringraclament!
vee della vee della
Jeka, 6 uoende Jeka, 6 uoende
1431. 1431.
Nerveiei Nerveiei
Von Stefan Großmann Von Stefan Großmann
Am Scnntag hat sich in Budapest die Tochter Am Scnntag hat sich in Budapest die Tochter
eines hauptstädtischen Mittelschulprofessors, eines hauptstädtischen Mittelschulprofessors,
Fräulein Irma Nagel, umzubringen versucht. In Fräulein Irma Nagel, umzubringen versucht. In
einem Abschiedsbrief erklärte sie, nach Arthur einem Abschiedsbrief erklärte sie, nach Arthur
Schnitzlers Tod wolle sie nicht Schnitzlers Tod wolle sie nicht
weiterleben. Es gelang, die Selbstmord¬ weiterleben. Es gelang, die Selbstmord¬
versucherin zu retten. versucherin zu retten.
Das junge Mädchen, dem die Welt nach Das junge Mädchen, dem die Welt nach
Schnitzlers Ende keine Lust mehr taachte, ist nicht Schnitzlers Ende keine Lust mehr taachte, ist nicht
vom Film, nicht vom Theater, es ist ein vom Film, nicht vom Theater, es ist ein
anonymes Bürgerkind, und also nicht anzuneh¬ anonymes Bürgerkind, und also nicht anzuneh¬
men, daß hier ein Reklamebedürfnis auf einem men, daß hier ein Reklamebedürfnis auf einem
etwas ungewöhnlichen Wege durchbrechen wollte. etwas ungewöhnlichen Wege durchbrechen wollte.
Wie aber kann man sich erklären, daß ein acht¬ Wie aber kann man sich erklären, daß ein acht¬
zehnjähriges Mädel Schluß machen wollte, weil zehnjähriges Mädel Schluß machen wollte, weil
ein alter Dichter in der benachbarten Hauptstadt ein alter Dichter in der benachbarten Hauptstadt
gestorben ist? gestorben ist?
Am besten, man versucht, den merkwürdigen Am besten, man versucht, den merkwürdigen
Vorfall mit Schnißzlers Analysiermethode zu be¬ Vorfall mit Schnißzlers Analysiermethode zu be¬
greifen. Alle Schnitzlerfiguren haben Todes¬ greifen. Alle Schnitzlerfiguren haben Todes¬
launen, von der Liebelei der Christine bis zur launen, von der Liebelei der Christine bis zur
Sterbelei des Fräulein Else — immer wieder lag Sterbelei des Fräulein Else — immer wieder lag
den süßen und bitteren Mädeln die Flucht in die den süßen und bitteren Mädeln die Flucht in die
Finsternis im Blute. Schicksalsschläge erwiderten Finsternis im Blute. Schicksalsschläge erwiderten
die reifen Männer Schnitzlers mit Resignation, die reifen Männer Schnitzlers mit Resignation,
seine jungen Frauen aber spielten schnell ent¬ seine jungen Frauen aber spielten schnell ent¬
schlossen Se#icksal über sich selbst. Wenn die schlossen Se#icksal über sich selbst. Wenn die
Wiener dat über nachdenken wollten, wie ein Wiener dat über nachdenken wollten, wie ein
Denkmal für Schnitzler aussehen sollte, so müßten Denkmal für Schnitzler aussehen sollte, so müßten
sie aus seinen Dichtungen zu dem plastischen Ge¬ sie aus seinen Dichtungen zu dem plastischen Ge¬
danken kommen, die Figur eines zarten, kaum danken kommen, die Figur eines zarten, kaum
gereiften, zum Tode geneigten Mädchens auf sein gereiften, zum Tode geneigten Mädchens auf sein
Grab zu stellen. Grab zu stellen.
Wie aber — ist denn der Weg vom Buch Wie aber — ist denn der Weg vom Buch
zum Leben, von der Dichtung zur Realisation zum Leben, von der Dichtung zur Realisation
so kurz? Das ungarische Mädchen, das mit so kurz? Das ungarische Mädchen, das mit
Schnitzler weggehen wollte, stammt aus dem ge¬ Schnitzler weggehen wollte, stammt aus dem ge¬
bildeten Bürgerstanb, aus jener tragischen bildeten Bürgerstanb, aus jener tragischen
Mittelstandsklasse, die nach dem Kriege auf¬ Mittelstandsklasse, die nach dem Kriege auf¬
gerieben und in Wien wie in Budapest fast aus¬ gerieben und in Wien wie in Budapest fast aus¬
gelöscht wurde. Schnitzler, ohne es zu wollen, gelöscht wurde. Schnitzler, ohne es zu wollen,
nur weil er es fühlte, war der Dichter dieser nur weil er es fühlte, war der Dichter dieser
sterbenden Donaukultur, seine Figuren waren sterbenden Donaukultur, seine Figuren waren
Modelle, er gab den melancholischen Männern Modelle, er gab den melancholischen Männern
das Vorbild für ihren einsamen Weg, er schrieb das Vorbild für ihren einsamen Weg, er schrieb
den jungen Müdchen des Bürgertums, die keine den jungen Müdchen des Bürgertums, die keine
Zukunft, höchstens ein bißchen Gegenwarto¬ Zukunft, höchstens ein bißchen Gegenwarto¬
schwipo erlebten, den Weg in die Verklärung schwipo erlebten, den Weg in die Verklärung
vor. Goethes Werther konnte sich umdrehen vor. Goethes Werther konnte sich umdrehen
und den Selbstmordkandidaten seiner Zeit zu¬ und den Selbstmordkandidaten seiner Zeit zu¬
rufen: „Sei ein Mann und folge mir nicht rufen: „Sei ein Mann und folge mir nicht
nach!“ Fräulein Elses müdes “timmchen war nach!“ Fräulein Elses müdes “timmchen war
zu schwach, um ihren Nachfolgerinnen irgend zu schwach, um ihren Nachfolgerinnen irgend
etwas zuzurufen. etwas zuzurufen.
Aber wegen eines fast siebzigjährigen Dich¬ Aber wegen eines fast siebzigjährigen Dich¬
ters? Das ist nun das Merkwürdigste: Schnißler ters? Das ist nun das Merkwürdigste: Schnißler
wurde erst in seinen Rekrologen siebzig Jahre. wurde erst in seinen Rekrologen siebzig Jahre.
In den Phantasien seiner Leser und Leserinnen In den Phantasien seiner Leser und Leserinnen
war er der ewig junge, jugendschwermütige Dich¬ war er der ewig junge, jugendschwermütige Dich¬
ter mit der blonden Stirnlocke. Solange Schnitz¬ ter mit der blonden Stirnlocke. Solange Schnitz¬
ler lebte, schien er jung. Erst der Tod hat ihn ler lebte, schien er jung. Erst der Tod hat ihn
jählings weiß gemacht. Ist das kein Selbstmoro¬ jählings weiß gemacht. Ist das kein Selbstmoro¬
motiv: Das plößliche Altern eines geliebten motiv: Das plößliche Altern eines geliebten
Menschen? Und wieviele junge Mädchen dieser Menschen? Und wieviele junge Mädchen dieser
sterbenden Donauwelt haben bloß einen Ge¬ sterbenden Donauwelt haben bloß einen Ge¬
liebten: den Dichter, den sie lesen und der in liebten: den Dichter, den sie lesen und der in
ihnen gelesen hat. ihnen gelesen hat.
Vielleicht war Schnißzler der einzige, geheime Vielleicht war Schnißzler der einzige, geheime
Reichtum dieses jungen Mädchens, und vielleicht Reichtum dieses jungen Mädchens, und vielleicht
gehörte diese unzeitgemäß schwärmende Serle zu gehörte diese unzeitgemäß schwärmende Serle zu
jenen, die Schnitzler mit einem Satz ins Herz jenen, die Schnitzler mit einem Satz ins Herz
getroffen hat: „Co gibt Seelen, in denen nichts getroffen hat: „Co gibt Seelen, in denen nichts
verjährt." verjährt."
lerat lerat
Trauer und Treue. Trauer und Treue.
In Nagy=Kanisza (Ungarn) versuchte ein In Nagy=Kanisza (Ungarn) versuchte ein
junges Mädchen sich aus Gram über den junges Mädchen sich aus Gram über den
Tod des jüngst verstorbenen österreichischen Tod des jüngst verstorbenen österreichischen
Dichtere Artur Schnitzler zu vergiften. Dichtere Artur Schnitzler zu vergiften.
Das junge Mädchen, das gerettet werden Das junge Mädchen, das gerettet werden
konnte, aber schwer krank darniederliegt, konnte, aber schwer krank darniederliegt,
war dem Dichter freundschaftlich verbunden war dem Dichter freundschaftlich verbunden
SBE SBE
RVER RVER
I. österr behördl. konzessioniertes I. österr behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
densen aan densen aan
NOV. 1897 NOV. 1897
vom: vom:
Pozüstalost Arthurs Sohnitzlern byla v Pozüstalost Arthurs Sohnitzlern byla v
to dnoch prozkoumána a byly V ní nalezeny jéd- to dnoch prozkoumána a byly V ní nalezeny jéd-
nouktovky, z nichž první, veršovaná, so odehrá- nouktovky, z nichž první, veršovaná, so odehrá-
vá v , bö třicotileté války, druhá prý jo psána vá v , bö třicotileté války, druhá prý jo psána
podle 2ivot i herečky Adély Sandrockové. Tuto podle 2ivot i herečky Adély Sandrockové. Tuto
hru napsal Schnitzler jiz płed triceti lety a za- hru napsal Schnitzler jiz płed triceti lety a za-
dal ji jistému berlinskému divadlu, pled pro- dal ji jistému berlinskému divadlu, pled pro-
vedenim ji však vzal zpátky. Mimo to bylo na- vedenim ji však vzal zpátky. Mimo to bylo na-
lozeno mnożstyi nevydaných novel, části vôtší- lozeno mnożstyi nevydaných novel, části vôtší-
ho románu, velká sbírka aforismů a divadelní ho románu, velká sbírka aforismů a divadelní
hra Rej stinů. Dentky, jež byly v básníkově po hra Rej stinů. Dentky, jež byly v básníkově po
zôstalosti rovněż nalezony, mohou být podje zôstalosti rovněż nalezony, mohou být podje
ho poslednť vôlo uveřeiněny a po třicéti le- ho poslednť vôlo uveřeiněny a po třicéti le-
toch. Správcem pozûstalosti je Schnitzlerdy toch. Správcem pozûstalosti je Schnitzlerdy
syn. syn.
a L'arte e la vita militare di A. Schnitzler a L'arte e la vita militare di A. Schnitzler
Signor Direttore. Signor Direttore.
sento « dovere, quale congtunto dello sento « dovere, quale congtunto dello
scomparso pocta Arthur Schnitzler, o 1 scomparso pocta Arthur Schnitzler, o 1
nomo ancho del fy.to o dolla vedova, pres¬ nomo ancho del fy.to o dolla vedova, pres¬
so cut ero in questt gtorut di grande tri- so cut ero in questt gtorut di grande tri-
sterza, di chioderle una rettifica al necro- sterza, di chioderle una rettifica al necro-
logio apparso nel « Corriere della Sera » dol logio apparso nel « Corriere della Sera » dol
giorno 2 u. ». vl à dotto che, in seguito giorno 2 u. ». vl à dotto che, in seguito
alla pubbiicazione della novella « Leutaant alla pubbiicazione della novella « Leutaant
Custl », l'Autoro - che allora era ufelalo Custl », l'Autoro - che allora era ufelalo
medieo della riserva nell'impertale esercito medieo della riserva nell'impertale esercito
austriaco - venne sottoposto a un giuri austriaco - venne sottoposto a un giuri
d'onore cho al pronunzio a Lul sfavorevol¬ d'onore cho al pronunzio a Lul sfavorevol¬
monto. Clo non à esatto; non ai trattavn monto. Clo non à esatto; non ai trattavn
di un gluri d'onore, benst di un Consiglio di un gluri d'onore, benst di un Consiglio
di disciplina militare. L'arciduca Raintero. di disciplina militare. L'arciduca Raintero.
tio doll' Imperatore e grande maresciallo. tio doll' Imperatore e grande maresciallo.
tento invapo di evitare lo estrome conso¬ tento invapo di evitare lo estrome conso¬
guenre del verdetto e clob la cancollartone guenre del verdetto e clob la cancollartone
dat ruoli dell'eseretto dello Schnitzlor. V dat ruoli dell'eseretto dello Schnitzlor. V
st oppose 1l pocta stesso, il quale rifuto st oppose 1l pocta stesso, il quale rifuto
onergicamente - ancho ln presenta del suo onergicamente - ancho ln presenta del suo
grndo protettore di deplorare la sua grndo protettore di deplorare la sua
opera, che - ben a ragione, se si pens opera, che - ben a ragione, se si pens
al tempo nella quale venne pubbilcata al tempo nella quale venne pubbilcata
tu considerata un floro gesto del suo spi- tu considerata un floro gesto del suo spi-
rito indipendente e ineurante delle viete rito indipendente e ineurante delle viete
conventont nulle qualt » basava il pre- conventont nulle qualt » basava il pre-
tiglo dexii ufetall austriaet di allora Egl tiglo dexii ufetall austriaet di allora Egl
preteri perdero le spalline piuttosto che rin- preteri perdero le spalline piuttosto che rin-
negnro una sola delle parole cho aveva negnro una sola delle parole cho aveva
seritte e pubblicate. seritte e pubblicate.
Certo «he Ella vorrà compiacer» dl ae- Certo «he Ella vorrà compiacer» dl ae-
rogliere la mia preghiera e vorra tar puh- rogliere la mia preghiera e vorra tar puh-
bilchro la rettihea. L porgo vivt anticipat bilchro la rettihea. L porgo vivt anticipat
ringraclament! ringraclament!
vee della vee della
Jeka, 6 uoende Jeka, 6 uoende
1431. 1431.