VII, Verschiedenes 13, 1932–1933, Seite 53

1. österr. behördl. konzessioniertes
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WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
vom
27
Viktor Barnowsky will in Wien
eine Direktion übernehmen
Der bekannte Berliner Theaterdirektor augenblicklich in Wien
Seit einigen Tagen ist Viktor Barnow. Eine Menge junger Schauspieler, die heute
sky in Wien, einer der bekanntesten Ber berühmt sind, wurden von Barnowsky ont
deckt und gefördert, vielen Autoren verhalf
liner Theaterdirektoren, der in Berlin 28
Jahre lang interessantes Theater, Theater Barnowsky zum Licht des Theaters.
Viktor Barnowsky hat wiederholt in
von Format gemacht hatte und jetzt den
Wien gastiert. Vor 25 Jahren veranstaltete
neuen Kurs in Deutschland weichen mußte
Viktor Barnowsky ist in Erkenntnis der er ein Berliner Gastspiel seiner Bühne im
Bürgertheater mit Heijermann,
augenblicklichen Verhältnisse von seine
Wedekind und Henri Bernstein, mit
letzten Berliner Direktion freiwillig
Emanuel Reicher, Ilka Grüning,
zurückgetreten. Er ist jener Ber¬
Alfred Abel, später gastierte er im Johann
Strauß-Theater mit einer denkwürdigen
Aufführung von Leonid Andrejews „Stu¬
dentenliebe und „Fannys erstes
Stück von Shaw. Bei einem Gastspiel
im Theater an der Wien zeigte er
seine „Peer Gynt“-Vorstellung mit Fried¬
rich Kaysler, Lina Losson, Ilka
Grüning, Kurt Götz.
Viktor Barnowsky spricht über seine
Wiener Pläne natürlich mit jener Zurück¬
haltung, die die geger värtige Situation
verlangt. „Augenblicklich“, sagte er, „habe
ich die Absicht, in Wien ein Theater zu
pachten und zu führen.
Ich glaube, daß es möglich ist, neben den
Wiener Theatern in Wien noch ein
Theater künstlerischen Charakters er¬
stehen zu lassen.
Ich muß gleich sagen, daß mich nur ein
solches Theater interessiert, daß ich nur
an ein Theater glaube, das im geistigen
Sinn geleitet ist. Meine Bühnenerfahrung,
liner Theaterdirektor, der dort neben und
ich bin seit 28 Jahren Theaterdirektor, und
nach Otto Brahm und Max Reinhardt
war früher schon Regisseur und Schau¬
die größten Erfolge erzielt hat. Er begann
spieler, ließ mich erkennen, daß auch in
seinerzeit im Kleinen Theater Unter
den trübsten wirtschaftlichen Zeiten das
den Linden, brachte Gustav Wieds
Kulturtheater Erfolg hatte.
X 2=5, Ludwig Thoma, Bernard Shaw
Ich kenne ja Wien von Gastspielen und
und übernahm dann später als Erbe Otto
Brahms das Lessing-Theater, das er Besuchen her, ich glaube auch, daß ich
was die Mentalität dieser Stadt betrifft,
1913 mit „Peer Gynt eröffnete. Im Lessing-
einigermaßen Bescheid weiß. Daher kommt
Theater spielte
Wedekind.
ja meine Überzeugung, daß Wien für in
Schnitzler, Strindberg, Ibsen,
Theater, wie ich es mir denke, empfänglich
Molière, Shake¬
Sudermann,
Gerhart
speare, Georg Kaiser,
Pläne Repertoire? Darüber kann ich
Hauptmann, später im Theater in
der Königgrätzerstraße und im augenblicklich noch nichts sagen. Ich habe
Komödienhaus eine Menge künstle- ja kaum Fühlung genommen, bin kaum erst
mit den Möglichkeiten der Übernahme eines
risch bedeutsamer und geschäftlich erfolg
der leerstehenden Häuser in Kontakt ge¬
reicher Stücke. Unter seiner Direktion konnte
treten. Ich muß mich unter den gegen¬
man eine „Faust-Aufführung sehen, in
der Käthe Dorsch zum erstenmal das wärtigen Verhältnissen natürlich für ein
größeres Theater entscheiden, für ein Thea¬
Gretchen spielte und Jannings den Me¬
ter, das zumindest über mehr als tausend
phisto. Er brachte zum erstenmal Strind¬
Plätze verfügt, da die Kalkulation bei
bergs „Nach Damaskus" und „u
kleineren Theatern heute außerordentlich
stav III. Er brachte die berühmtesten
erschwert, ja unmöglich ist. Ich würde,
Wedekind-Aufführungen und er brachte
Elisabeth Bergner zu ihrem ersten falls es zu einem Abschluß kommt, mein
Wiener Theater zu Beginn der nächsten
großen Berliner Erfolg. Barnowsky war es,
der Rudolf Forster in Berlin startete. Saison eröffnen.