VII, Verschiedenes 13, 1933–1934, Seite 12

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13.
Miscellaneous
gesagt, Oberschicht der wagenden, Gefahr suchenden, den
schrieben, Tod verachtenden reinen Rassen versichert, dann ist
zwingt überall der Sieg des abendländischen Geistes
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WIEN, I., WOLLIELE
TELEPHON -
Ausschnitt aus:

23
von
an

der
Persönliche Erinnerungen zum siebzigsten
Geburtstag
Von
Rudolf Holzer.
Ihr siebzigster Geburtstag ward mir zur reinsten Geister¬
beschwörung. Mögen Ihre Verklärung und „Himmelfahrt
von Jahr zu Jahr vollkommener geworden sein, der Patriarchen¬
bart immer mehr und mehr Silber des Apostolats angenommen
haben, einen „Greis Hermann Bahr kann man sich nicht vor¬
stellen. Dazu kam Ihre Abwanderung von Wien, wodurch nicht
nur ein Kreis zerrissen wurde nein, womit eine ganz gewisse
geistige Epoche abgelaufen war und ihr Ende fand. Kein Zweifel:
mit Ihrem Abgang aus Wien hörte der letzte literarische Salon,
der sich freilich gar nicht in Salons abspielte, aber doch dasselbe
war, wie das romantische Bürgertum um Friedrich v. Schlegel,
die literarische Plutokratie um Bauernfeld, auf. Ueber ein
Feuilleton von Ihnen wütete oder freute sich Wien bis zum
nächsten; Ihre Theaterreferate waren Gegenstand heftiger Aus¬
einandersetzungen in sämtlichen Schauspieler, oder Literaten¬
kaffeehäusern.
So kann ich bloß leise bewegt, fast ergriffen von der Fülle
der Gesichte, bedrängt von Erinnerungen jener früheren Jahre
um Hermann Bahr gedenken. Es ist soviel von seinen „Ent¬
deckungen“ geschwätzt worden, daß glücklich eine Legende dar¬
aus geworden ist. Man darf sich Hermann Bahr ja nicht als eine
Art griechischen Philosophenoberlehrer vorstellen, der im Café
Griensteidel oder später in der Redaktion der „Zeit ein
Seminar abhielt übers Dichtenlernen. Ich habe Hermann Bahr
als nicht eigentlichen Gesellschaftsmenschen kennengelernt, nicht
einmal gesellig war er. Dazu mangelte ihm vor allem die Zeit,
denn ungeheuer war schon damals sein Arbeitsfleiß, sein Arbeits¬
fanatismus. Er arbeitete „spielend, aber er arbeitete eigentlich
den ganzen Tag, auch wenn er, die kaltwerdende Zigarre im
Munde, stundenlang sprach. Sprach, wie nur er es konnte. Da
er so blendend schrieb, war natürlich nur Uebertragung seiner
Rede in Schrift.
Er war nicht einmal sehr umgänglich, so daß ein sehr
liebenswürdiger, aber reichlich mit Tränen gespickter Prüfungs¬
raum zu durchmessen war, um an Bahr endlich heranzukommen.
Sein ganzes Entdecken bestand in seinem hinreißenden Beispiel,
in seinem Vorhandensein innerhalb einer völlig verkalkten,
akademischen oder versumperten Ungeistigkeit. Die schönen, aber
einseitigen Feuilletons von Ludwig Speidel, die blendenden
Inhaltsangaben meist biographischer französischer Erscheinungen
Hugo Wittmanns, die Sittenschilderungen Eduard Pötzls aus
dem Gruspelspitzgesichtswinkel, das war Wiens „literarisch¬
kritisches Leben"
Und plötzlich, im Verlauf von ganz wenigen Jahren, gab
es wirklich eine jungösterreichische Literatur. Schnitzler, Beer¬
Hofmann, Salten, Dörmann waren von Anfang an dabei.
Wirklich, mit dem ersten vollen Elan seiner ungeheuren
dialektischen Werbekraft rief er den Gymnasiasten Loris, bald
Hugo v. Hofmannsthal zum beglaubigten Nachfolger der hohen,
alten Oesterreicher aus.
Unsere Beziehungen waren von der ersten Stunde an,
bedenke ich es heute, eher nähere menschliche als literarische. Ich
hatte einen Vetter, der Bahrs Couleurbruder war, mit dessen
Karte und dem Manuskript einer kleinen Erzählung ging ich
eines Tages in die Günthergasse, wo die Redaktion der Wochen¬
schrift „Die Zeit" war. Ich hörte wochenlang dann nichs; also