VII, Verschiedenes 13, 1933–1934, Seite 25

13. Miscellaneous
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VER
zessioniertes
gs-Ausschnitte
ZEILE 11
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kszeitung.
sept, 1933.
Geschäft ging gut, fast ebensogut wie bei dem

behaus.
waren aber ursprünglich nicht Kellner, nicht Nachfolger, der dem Cramerschen Lokal an¬
Gewölbe glich weit eher einem alten Burg
fangs des neunzehnten Jahrhunderts den
jene prunkvoll gekleideten Respektspersonen,
en nach der zimmer. Auch die Einrichtung mit ihren
wie etwa vor einem und anderthalb Jahr¬ Rang ablief.
graben, roh gezimmerten Tischen, die Be¬
gefahr, als die
hunderten, sondern Diener, die die Gut¬
leuchtung durch Pecksackeln sowie das nich
Indessen war man nämlich — wie die
ran war, si¬
punkte der Billardspieler aufzuschreiben
immer sehr vornehme Publikum des Lokal¬
schöne, reich bebilderte und interessante, von
en der letzten
hatten, und erst allmählich wandelte der
hoben den düsteren, unfreundlichen Eindruck
Ludwig Viktor Ecker zusammengestellte Fest¬
an allenthalben
keineswegs. Erst später wurde es bei Name seine Bedeutung, wie überhaupt das
schrift des Gremiums der Kaffeehausbesitzer in
Kirchweih
Kolschitzky gemütlicher, und da kamen dann Kaffeehaus von einst seinen Zweck und sein
Wien erzählt — minder bescheiden geworden
Gelegenheiten
auch nicht selten Graf Starhemberg, Prinz Bedeutung.
und wollte nicht bloß Kaffee trinken, Neuig¬
strömten, einer
Eugen und wohlhabende Bürger zu Besuch
keiten hören und ein wenig plaudern, sondern
War man früher gekommen, um den
hen, der zwe¬
sein zweites Kaffeehaus „zur Blauen
für diese Unterhaltung auch einen besseren,
schwarzen Trank halb wider Willen
sie ein Brett
Flasche" (Stock=im=Eisen=Platz 6). Er serviert
schlürfen, hatte man später gern Kolschitzkys prunkvolleren Rahmen vorfinden, und zumal
in eine Pfanne
den Kaffee im Mörser gestoßen, gekocht und
Erzählungen seiner Heldentaten während der wirkte sich hier aus, was man aus der Haupt¬
Herd bildete
mit Milch geweißt, plauderte gern mit der
stadt Frankreichs, aus Paris, von dem Luxus
fuß ein blauen
Gästen, die er selbst und seine Gattin Ursula Belagerung gelauscht, so vernahm man bald
auch wieder mit Vergnügen andre Neuigkeiten, der dortigen Gaststätten hörte. Deshalb er¬
m Wasser, un
bedienten.
Fürke in kleinen
Etliche Jahre später übersiedelte der allmählich trafen einander die Kuriere, und richtete denn Ignaz Neuner im ersten Stock
des Hauses Plankengasse 1063 (heute Neue¬
die er dem
Pole neuerlich. Endlich war sein Wunsch in damit waren die Kaffeehäuser zur Zentral¬
des lokalen und internationalen Tratsches ge= Markt 12) eine Gaststätte, die wegen ihres
andot. Dann
Erfüllung gegangen, er durfte ein Grundstück
Allah!
am Untern Werd in der Gegend der späteren worden. Von diesen Kurieren bezogen die Prunks den Namen das „Silberne Kaffee¬
haus" erhielt. Sie bildete lange den Treffpunkt
ersten Zeitungen mancherlei Nachrichten, ge
ffee, nur einen
Ferdinandsbrücke sein Eigen nennen. Da gal
der Wiener berühmtesten Literaten und
legentlich stammten die Neuigkeiten wohl über
Suppe Kaffeel
es denn nun bald reges Leben, das zur Nach¬
Künstler, und es wäre eine lohnende Aufgabe,
Neuheit nich
ahmung reizte, und es tauchten Konkurrenten haupt aus dem Kaffeehaus, und da man sich
der orientalisch
auf. Die waren aber weit weniger berühmt nun einmal gewöhnt hatte, hier bei einer einmal eine Zusammenstellung der Be¬
Schale Schwarzen oder Weißen vieles schreibungen des Lebens und Treibens in der
erst als durch
als Kolschitzky und seine Nachfolger, die später
aus der Welt zu erfahren, die Neuig Plankengasse aus den Memoiren berühmter
einem Brigitta
am Anfang der Jägerzeile in der Leopoldstad
Wiener Persönlichkeiten zu sammeln. So hat
Gebräu — der
ein schönes, großes Kaffeehaus mit Garten keiten der Politik, Literatur und des
uns zum Beispiel Ludwig August Frankl nicht
Theaters im Kaffeehaus zu hören,
andrer als de
und schattigen Sitzplätzen errichteten. Un
aus der Be¬
1700 gab es erst vier derartige Lokale in kam einer der Kaffeesieder des achtzehnten immer mit historischer Treue, aber ausführlich
und bildhaft das Lokal geschildert. Das erste
Jahrhunderts, Cramer, auf den Gedanken
er den bitteren
Wien, und im nächsten halben Jahrhunder
seinem Lokal im Schlossergäßchen durch große Zimmer im ersten Stockwerk des
die Wiener di¬
kamen nur sieben hinzu. Aber allmählich ent¬
Neunerschen Hauses war den Billardspielern
sager und sind
wickelte sich das Gewerbe doch, wenn auch die das Auflegen verschiedener Zeitungen eine be¬
vorbehalten, das zweite war die Domäne der
sondere Note zu geben. So wurde denn da¬
nweg bis heut
Konkurrenten keineswegs versuchten, einander
Schachspieler. Ein prunkvoller Damensalon,
Kaffeehaus im Schlossergäßchen bald ebens¬
durch besondere Ausstattung ihrer Lokale zu
der nur durch eine Glaswand von den übrigen
Kolschitzky im überbieten: weiß getünchte Wände, an denen berühmt wie Jahrzehnte später ein ande¬
Lokal in der gleichen Gasse, die Ludlamshöhle Räumen getrennt war und in dem nicht ge¬
ringsum Bänke liefen — allerdings nicht
die Erfolge ein¬
raucht werden durfte, versammelte häufig Baron
sich als nicht mehr roh gezimmerte, sondern schon ge¬ bei Vater Haidvogel. Aus nah und fern fand
man sich ein, um die Blätter zu lesen, und Zedlitz, Raimund, Johann Nepomuk Vogl,
da bat er den polsterte und lederüberzogene Bänke
Belohnung für schwere eichenhölzerne Tische, und ein Un= insbesondere die Schriftsteller, denen es an Witthauer, Braun v. Brauntal, Karajan, die
geheuer stand in der Mitte des Raumes, das Geld gebrach, alle Zeitungen zu kaufen, trafen Maler Schwind und Danhauser, Feuchters¬
rend der Be¬
„eine Brand=Billard. Es soll geradezu einer Kegelbahn an einander gern beim Cramer. So erlangte leben und Max Löwenthal, den Gatten von
Nikolaus Lenaus schöner Freundin. Bei den
ren Erlös und Größe gleichgekommen sein. Zinnerne Wand das kleine Kaffeehaus unsern vom Stephans¬
Schachspielern kiebitzten gelegentlich Franz
al im Bischofs leuchter trugen die zwei oder drei kläglichen platz eine Berühmtheit wie später nur ganz
de. Dieses erste Unschlittkerzen, die abends mäßiges Licht ver¬ wenige andre Gaststätten der Stadt. Was das Grillparzer und Deinhardstein, und in einer
alles eher denn breiteten, und es war Aufgabe des Markörs, Wichtigste für den klugen Wirt war, auch das Fensternische saß oft still, versonnen, allein