VII, Verschiedenes 13, 1933–1934, Seite 48

13. Miscellaneous
UBSERVER
Wien, I., Wien
3.
Telegra
20.
Ein Schuß in die Villa
Schnitzlers
Eine unheimliche Entdeckung wurde
an einem Septembertage in der Wohnung
der Witwe nach dem Schriftsteller
Artur Schnitzler gemacht. Das Fen¬
ster war durchschossen, Glas¬
scherben lagen am Boden und am
Fensterbrett fand man eine Blei¬
kugel. Da die Einschußoffnun¬
gen im Doppelfenster nicht in gleicher
Höhe waren, vermutete Frau Olga
Schnitzler, daß der Schuß von der Straße
aus abgegeben worden war und erstattete
die Anzeige.
Der Verdacht lenkte sich auf den
Sohn des bekannten Radierers Pro¬
fessor Schmutzer, den Studenten
Haus Schmutzer, der tagsvorher in
seinem Obstgarten auf Eichkätzchen
und Amseln geschossen hatte.
Es ließ sich aber nicht erhärten und
so sprach der Döblinger Strafrichter
Dr. Wagner=Löffler den Angeklagten
frei, dem die Sache freilich nun auch noch
eine Anzeige eingetragen hat, die der
Tierschutzverein gegen ihn er¬
stattet hat.
box 447
OBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
20. Jänner 1934.

Wenn die nichtjüdischen Leser der Judenzeitungen die
Leute sehen könnten, die diese Zeitungen verfassen, dann
würden sie wohl ein für allemal die Lust an solcher geistiger
Nahrung verlieren. Holen wir darum aus unserer reichhalli¬
gen Vorratskammer zwei abschreckende Beispiele hervor und
stellen wir sie dem Arier vor Augen.
Unter den vielen Tageszeitungen, die zusammen den
zweckgeleiteten Chor der Wiener Judenpresse ergeben, zeich¬
nen sich zwei Blätter dadurch besonders aus, daß sie zu ihrem
Dienste für die Ziele des Judentums noch die besonderen
Dienste für die Ziele des Tschechenstaates fügen. Dieser lieb¬
lichen Mischung entsteigen Tag für Tag, Stunde für Stunde,
jene ebelhaften Dünste, die bestimmt sind, die Gehirne un¬
serer Arier zu vernebeln und Haß und Zwietracht zu säen.
Wer sind nun die „Herren Redakteure", wie heißen sie und
woher sind sie gekommen? Sehen wir uns zuerst den „Wie¬
ner Tag“ an.
Achtung! Bühne frei¬
Vorhang auf!
Als Gründer des „Wiener Tag“ erscheint der sattsam
annte Siegmund Basel, der den tschechischen Juden
Maximilian Schreyer als Chefredakteur beruft. Schreyer gibt
außerdem noch ein eigenes Bett, das berüchtigte Montagblatt
„Der Morgen" heraus. Als Bosel pleike ging, übernah¬
men der Orbisverlag in Prag, dessen Besitzer der tschechi¬
sche Außenminister Dr. Benes ist, und sein Pressechef und
Vertrauensmann Dr. Hajek einen Teil der Anteile, wäh¬
rend den Rest die Druckerei Verway — in der die Zei¬
tung hergestellt wird
erwarb. Doch auch in dieser Firma
ist der Orbisverlag, Prag, durch den tschechischen Verwal¬
tungsrat Eis, der sein Vertrauensmann ist, vertreten.
Als nächster erscheint im Rampenlichte Marcel Zappler,
politischer Redakteur und Parlamentsberichterstatter, Ver¬
waltungsrat der Tag A. G., Präsident der Wiener
Organisation der Presse, Jude selbstverständlich.
Und Sozialdemokrat. Sein soziales Empfinden zeigte sich vor
allem anläßlich der Zusammenlegung des „Tag“ mit der
„Stunde", wo es ihm seine Stellung ermöglichte, zu errei¬
chen, daß vom „Tag“ niemand, von der „Stunde“ aber zwei
Drittel der Redakteure abgebaut wurden.
Im folgt Dr. Hanns Margulis, Gerichtssaalbericht¬
erstatter, Jude und Freimaurer. Verfasser jener Hetzartikel
anläßlich der Prozesse Halsmann und Bauer seinerzeit und
über den Reichstagsbrand in der jüngsten Zeit. Kann sich für
jeden Lustmörder begeistern und zieht als Wanderprediger
„Der Stüt¬

für Vater- und Gartenmörder
erwählten Volke angehören.
Dann kommt Redakteur Lan¬
war früher beim „Neuen Wie¬
auch Herausgeber einer in deutsch
schem Geiste erscheinenden Nach¬
Transatlantic Radio
Zeitung eine besondere Hetznacht
bringt, so ist sie mit T. R. gese
Der nächste heißt Dr. Ma¬
kommunis. Sein Ressort sind
Kultur und seit neuestem Ma¬
den österreichischen Menschen
„jeder von diesen vermutlich
setzten, alpin, dinarisch, medie
leicht auch ein wenig asiatisch,
sentant seiner geistigen und ge¬
nun die Liste dieser „Österreich
fels, Popper, Freud. Schmit¬
Adler Hertzka, Steinbach, Unge¬
ger, Mahler. Wie nicht anders
ziger Prier darunter. Scheinbar
Mensch nur eine Umschreibung
Ferner Oskar Maurus For
Marxist, Theaterkritiker und
Pen-Klubs, auf dessen Initiative
rung abgegeben wurde, die zu


dio, Grammophone¬
B
.
Mitglieder des österreichischen
hrte. Zurückgeblieben sind nur
Die Ergänzung des „Reda¬
Heller, Jude, Theaterkritiker und
Der J. W. Leitartikler, Juli=
Dr. Max Graf, Professor
akademie (!), Jude Marxist und
nalen Stumpfsinn eines Rasse,
Werk eines arischen Künstlers
Dr. Alfred Rosenzweig, für
Graf, nur mit dem Unterschied,
an der Akademie ist, dafür ist
Der aus Triest zugereiste Ju
liert die junge Generation. Er
mineller oder erotischer Note.
Auch der Reporter Höniger
Der aus Graz zugereiste
niger Zeit