Herr Kramer bebütert.
Weltruf hatte das Rudolfsheimer
Bald übernahm der neue Mann das
Theater, die sogenannte Schwenderbühne ja Liebhaberfach allein mit Beschlag, und schlie߬
nicht, und auch sehr prunkvoll war der Bau lich ist er auf dem Weg über „Alt=Heidelberg“,
keineswegs. Mitunter kam es schon vor, daß „Brüder von St. Bernhard“ und vielen, vielen
man im Publikum nicht alles verstand, was andern Rollen der Star des Deutschen Volks¬
die Künstler sprachen, weil ein sonderbares
theaters, der Liebling Wiens geworden. Seine
Pochen und Scharren hinter den Kulissen Leistungen als Charakterschauspieler moderner
hervordrang. Die Schuld daran trug der Ein¬
Stücke sind ebenso zahllos wie unvergeßlich
spännergau, der, wenn er in seinen Stall und wer Leopold Kramer im „Gardeoffizier,
wollte, die Bühne passieren mußte. Ließ man „Teufel“ oder als Anatol gesehen hat, der
ihn bis nach Schluß der Vorstellung warten,
dankt ihm dieses Erlebnis noch Jahrzehnte
dann äußerte sich eben sein Unmut bisweiler
später.
In dem damaligen festgefügten
derart, daß Häuser, Felsen oder Ensemble der Bühne beim Weghuberpark war
Bäume, was immer das Szenenbild gerade Kramer 21 Jahre lang einer der führenden
zeigte, zu wanken begannen. Frau Löwe
Namen, Schmerzerfüllt nahm er Abschied von
und Herr Czernowski waren die
hier, als nach dem Krieg verschiedene Umstände
beschränkten Herrscher dieses Reiches, sie taten ihm die Arbeit verleideten, und die Trennung
ihr Bestes, konnten aber das Schild „Aus= von diesem Theater war um so schwieriger,
verkauft nicht zu oft über die Kasse hängen, als er hier jenes Glück fand, das ihm durch
alle Fährnisse des Lebens treu blieb. Bei einen
Doch einmal, vor nun gerade vierzig
Probe, bald nach dem Debit stand der „Pfarrer
Jahren, im Jänner 1894, rieben sie mit Rech¬
von Khfeld dem „Anner!“ gegenüber, einer
vergnügt die Hände, denn erstens hatte ein
jungen reizvollen Schauspielerin, Josefine
angehender Künstler für 50 Gulden
Glöcker. Und bald hieß auch sie Kramer,
Karten erstanden, damit er heute
bald war aus dem Paar der Bühne ein Paar
Abend die Rolle Schillers in den „Karls¬
fürs Leben geworden.
schülern spielen durfte, und zweiten saßen
im Parkett zwei vornehme Herren
Paula, Paul und Attila — die Unbekannten.
Neun Jahre verbrachte Kramer nach dem
Abschied aus Wien in Prag als Direktor des
Bei den ersten Erkältungsanzeichen
Deutschen Landestheaters, und als er von hier
nehmen Sie sofort
schieb, um in seine Vaterstadt zurückzukehren,
Transpiral-Tabletten
da gab es unbeschreiblich herzliche Beweise der
in heißem o.
Liebe und Anhänglichkeit seiner Schauspieler
Auch gegen Gliederschmerzen, in allen Apotheken.
wie seines Publikums. Unter der Leitung des
neuen Direktors wurde manch ein Talent
aus einem Unbekannten ein berühmter
Lewinsky und Kracher aus dem Burg¬
Künstler. Als Oskar Sima die Prager Bühne
theater. Sie hatte der Vater des Debitanten
Kramers verließ, da holte sich der Direktor
der Kaufmann Kramer, hergerufen, damit
einen Anfänger, einen Namenlosen, den er an
sie ein Urteil — womöglich ein schlechtes
die Stelle Simas brachte; Paul Hörbiger
über seinen Leopold abgeben, der unbedingt
Auch Bruder Attila ist hier bei Kramer
zum Theater wollte.
groß geworden, und unter den Vielen, deren
Gedichte im Kassenbuch.
Ruhm am Deutschen Landestheater begann,
Mit dem Jungen war es nicht leicht.
sind die Linzerin Maria Müller, die ihren
Er sollte Kaufmann werden wie der Vater,
Weg von Pragandie Metropolitan
nachdem er seine Einjährig=Freiwilligen¬
Opera in New-York nahm, Maria
Pflicht bei den Tiroler Kaiserjägern erfüllt
Gerhart, die jüngste Kammersängerin der
hatte. Aber wenn er im Parterrelokal seines
Wiener Staatsoper, Karl Norbert und
Chefs beim Fenster saß und hinausschaute in
eine, die am Volkstheater in kleinen Rollen
den Großstadtverkehr, da fiel ihm immer
wenig aufgefallen war, die Dr. Beer erst
wieder das Theater ein, da standen dann mit
als den Star Paula Wessely wieder zurück¬
einem Male statt Ziffern Gedichte,
holte. Zahllos sind die bedeutsamen Leistungen
eigene und fremde, nebst Rollenpartien im
des Debitanten aus Rudolfsheim. Er führte
Kassenbuch. Abends sagte er, er wolle turnen
Regie und spielte bei der Uraufführung des
gehen, und in Wirklichkeit traf man ihn im Erfolgstückes „Leinen aus Irland" in Berlin,
Burgtheater. Deshalb beschloß Vater Kramer
er ist heute als Fünfundsechzigjähriger, wo
seinen Leopold strafweise aus Wien weg¬
immer er hinkommt, der „große Kramer“.
zuschicken. In Hamburg sollte er in einem
Buch des Lebens.
großen Exporthaus die Kunst vergessen. Auch
dort hat Leopold jedoch gesungen, gedichtet,
Gleichwohl denkt er gern zurück an die
rezitiert. Man liebte ihn allgemein, er war
verflossenen Jahrzehnte und in dem stillen,
in der Familie des Chefs wohlgelitten, aber
schönen Heim des Künstlers in Hietzing liegt
gleichwohl schlug ihm der Firmeninhaber
ein Buch auf dem Tisch, ein Buch des
eines Tages vor, sein Betätigungsgebiet
Lebens gewissermaßen, denn darin haben
irgendwo anders hin zu verlegen. Nun hatte
alle Autoren der Stücke, in denen er
Leopold genug. Er fuhr nach Wien zuruck auftrat, dem Darsteller ihrer Rollen Dank
und erklärte seinem Vater entschieden: „Ich
gesagt. Blumenthal und Kadelburg stehen
gehe zum Theater.“ Diesem unbedingten
neben Schönthan, Otto Erich Hartleben und
Willen gegenüber war wenig einzuwenden,
Max Halbe
Schnitzler neben Hans
und so daß man denn jetzt im Parkett der
Müller und Max Mell, Sil=Vara, Molar,
Schwender=Bühne, um zumindest festzustellen
Kamare, Ludwig Thoma, Ritter sind ebenso
ob der Junge das nötige Talent hätte.
vertreten wie Mascagni und sogar Rabindra¬
nath Tagore. „Ich war so unvorsichtig, einen
Der „Pfarrer wird „Teufel“
Also talentiert var er, das versicherten neuen Mitterwurzer zu versprechen.
Bitte, lösen Sie mein Wort ein,“ war das
sowohl Lewinsky als auch Kracher, sein
Ersuchen von Karl Karleis. „Schon
späterer Lehrer nach der ersten, ohne Anleitung
glaube ich, dem Exempel gebricht der Bei¬
gewissermaßen aus dem Stegreif geschaffener
fallsstempel, da kam er, der Kramer, in starke
Leistung des Schiller in den „Karlsschülern“.
Hände nahm er, mein gut geratenes Stück und
Trotzdem war die Frage des besorgten Vaters,
trug als nicht Erlahmer es zielgewiß zum
ob sein Sohn sicher aus Burgtheater“ käme,
Glück," meinte Ludwig Fulda in ihm sonst
nicht leicht zu beantworten. Immerhin für den
Anfang genügte auch das Olmützer Theater, eine fremder Versform. Gerhart Hauptmann
aber hat sich verewigt mit drei Wörtern:
Provinzbühne von Rang. Hier hatte Leopold
Ex corde lux (aus dem Herzen kommt die
Kramer sein erstes Engagement. Dann kam er
für zwei Jahre nach Halle an der Saale, wo leuchtende Flamme) und damit hat der große
ihn Direktor Bukovics als Melchtal sah Dichter den großen Schauspieler in treffender
Weise gezeichnet, damit hat er das Motto ge¬
und sofort mit nach Wien nahm, aus Deutsche
Volkstheater. Am 6. Mai 1897 debitierte er
schrieben für Leopold Kramer Buch des
hier als Pfarrer von Kirchfeld, Mortimer und Lebens.
in einer Lustspielrolle.
Otto Zausmer.
Weltruf hatte das Rudolfsheimer
Bald übernahm der neue Mann das
Theater, die sogenannte Schwenderbühne ja Liebhaberfach allein mit Beschlag, und schlie߬
nicht, und auch sehr prunkvoll war der Bau lich ist er auf dem Weg über „Alt=Heidelberg“,
keineswegs. Mitunter kam es schon vor, daß „Brüder von St. Bernhard“ und vielen, vielen
man im Publikum nicht alles verstand, was andern Rollen der Star des Deutschen Volks¬
die Künstler sprachen, weil ein sonderbares
theaters, der Liebling Wiens geworden. Seine
Pochen und Scharren hinter den Kulissen Leistungen als Charakterschauspieler moderner
hervordrang. Die Schuld daran trug der Ein¬
Stücke sind ebenso zahllos wie unvergeßlich
spännergau, der, wenn er in seinen Stall und wer Leopold Kramer im „Gardeoffizier,
wollte, die Bühne passieren mußte. Ließ man „Teufel“ oder als Anatol gesehen hat, der
ihn bis nach Schluß der Vorstellung warten,
dankt ihm dieses Erlebnis noch Jahrzehnte
dann äußerte sich eben sein Unmut bisweiler
später.
In dem damaligen festgefügten
derart, daß Häuser, Felsen oder Ensemble der Bühne beim Weghuberpark war
Bäume, was immer das Szenenbild gerade Kramer 21 Jahre lang einer der führenden
zeigte, zu wanken begannen. Frau Löwe
Namen, Schmerzerfüllt nahm er Abschied von
und Herr Czernowski waren die
hier, als nach dem Krieg verschiedene Umstände
beschränkten Herrscher dieses Reiches, sie taten ihm die Arbeit verleideten, und die Trennung
ihr Bestes, konnten aber das Schild „Aus= von diesem Theater war um so schwieriger,
verkauft nicht zu oft über die Kasse hängen, als er hier jenes Glück fand, das ihm durch
alle Fährnisse des Lebens treu blieb. Bei einen
Doch einmal, vor nun gerade vierzig
Probe, bald nach dem Debit stand der „Pfarrer
Jahren, im Jänner 1894, rieben sie mit Rech¬
von Khfeld dem „Anner!“ gegenüber, einer
vergnügt die Hände, denn erstens hatte ein
jungen reizvollen Schauspielerin, Josefine
angehender Künstler für 50 Gulden
Glöcker. Und bald hieß auch sie Kramer,
Karten erstanden, damit er heute
bald war aus dem Paar der Bühne ein Paar
Abend die Rolle Schillers in den „Karls¬
fürs Leben geworden.
schülern spielen durfte, und zweiten saßen
im Parkett zwei vornehme Herren
Paula, Paul und Attila — die Unbekannten.
Neun Jahre verbrachte Kramer nach dem
Abschied aus Wien in Prag als Direktor des
Bei den ersten Erkältungsanzeichen
Deutschen Landestheaters, und als er von hier
nehmen Sie sofort
schieb, um in seine Vaterstadt zurückzukehren,
Transpiral-Tabletten
da gab es unbeschreiblich herzliche Beweise der
in heißem o.
Liebe und Anhänglichkeit seiner Schauspieler
Auch gegen Gliederschmerzen, in allen Apotheken.
wie seines Publikums. Unter der Leitung des
neuen Direktors wurde manch ein Talent
aus einem Unbekannten ein berühmter
Lewinsky und Kracher aus dem Burg¬
Künstler. Als Oskar Sima die Prager Bühne
theater. Sie hatte der Vater des Debitanten
Kramers verließ, da holte sich der Direktor
der Kaufmann Kramer, hergerufen, damit
einen Anfänger, einen Namenlosen, den er an
sie ein Urteil — womöglich ein schlechtes
die Stelle Simas brachte; Paul Hörbiger
über seinen Leopold abgeben, der unbedingt
Auch Bruder Attila ist hier bei Kramer
zum Theater wollte.
groß geworden, und unter den Vielen, deren
Gedichte im Kassenbuch.
Ruhm am Deutschen Landestheater begann,
Mit dem Jungen war es nicht leicht.
sind die Linzerin Maria Müller, die ihren
Er sollte Kaufmann werden wie der Vater,
Weg von Pragandie Metropolitan
nachdem er seine Einjährig=Freiwilligen¬
Opera in New-York nahm, Maria
Pflicht bei den Tiroler Kaiserjägern erfüllt
Gerhart, die jüngste Kammersängerin der
hatte. Aber wenn er im Parterrelokal seines
Wiener Staatsoper, Karl Norbert und
Chefs beim Fenster saß und hinausschaute in
eine, die am Volkstheater in kleinen Rollen
den Großstadtverkehr, da fiel ihm immer
wenig aufgefallen war, die Dr. Beer erst
wieder das Theater ein, da standen dann mit
als den Star Paula Wessely wieder zurück¬
einem Male statt Ziffern Gedichte,
holte. Zahllos sind die bedeutsamen Leistungen
eigene und fremde, nebst Rollenpartien im
des Debitanten aus Rudolfsheim. Er führte
Kassenbuch. Abends sagte er, er wolle turnen
Regie und spielte bei der Uraufführung des
gehen, und in Wirklichkeit traf man ihn im Erfolgstückes „Leinen aus Irland" in Berlin,
Burgtheater. Deshalb beschloß Vater Kramer
er ist heute als Fünfundsechzigjähriger, wo
seinen Leopold strafweise aus Wien weg¬
immer er hinkommt, der „große Kramer“.
zuschicken. In Hamburg sollte er in einem
Buch des Lebens.
großen Exporthaus die Kunst vergessen. Auch
dort hat Leopold jedoch gesungen, gedichtet,
Gleichwohl denkt er gern zurück an die
rezitiert. Man liebte ihn allgemein, er war
verflossenen Jahrzehnte und in dem stillen,
in der Familie des Chefs wohlgelitten, aber
schönen Heim des Künstlers in Hietzing liegt
gleichwohl schlug ihm der Firmeninhaber
ein Buch auf dem Tisch, ein Buch des
eines Tages vor, sein Betätigungsgebiet
Lebens gewissermaßen, denn darin haben
irgendwo anders hin zu verlegen. Nun hatte
alle Autoren der Stücke, in denen er
Leopold genug. Er fuhr nach Wien zuruck auftrat, dem Darsteller ihrer Rollen Dank
und erklärte seinem Vater entschieden: „Ich
gesagt. Blumenthal und Kadelburg stehen
gehe zum Theater.“ Diesem unbedingten
neben Schönthan, Otto Erich Hartleben und
Willen gegenüber war wenig einzuwenden,
Max Halbe
Schnitzler neben Hans
und so daß man denn jetzt im Parkett der
Müller und Max Mell, Sil=Vara, Molar,
Schwender=Bühne, um zumindest festzustellen
Kamare, Ludwig Thoma, Ritter sind ebenso
ob der Junge das nötige Talent hätte.
vertreten wie Mascagni und sogar Rabindra¬
nath Tagore. „Ich war so unvorsichtig, einen
Der „Pfarrer wird „Teufel“
Also talentiert var er, das versicherten neuen Mitterwurzer zu versprechen.
Bitte, lösen Sie mein Wort ein,“ war das
sowohl Lewinsky als auch Kracher, sein
Ersuchen von Karl Karleis. „Schon
späterer Lehrer nach der ersten, ohne Anleitung
glaube ich, dem Exempel gebricht der Bei¬
gewissermaßen aus dem Stegreif geschaffener
fallsstempel, da kam er, der Kramer, in starke
Leistung des Schiller in den „Karlsschülern“.
Hände nahm er, mein gut geratenes Stück und
Trotzdem war die Frage des besorgten Vaters,
trug als nicht Erlahmer es zielgewiß zum
ob sein Sohn sicher aus Burgtheater“ käme,
Glück," meinte Ludwig Fulda in ihm sonst
nicht leicht zu beantworten. Immerhin für den
Anfang genügte auch das Olmützer Theater, eine fremder Versform. Gerhart Hauptmann
aber hat sich verewigt mit drei Wörtern:
Provinzbühne von Rang. Hier hatte Leopold
Ex corde lux (aus dem Herzen kommt die
Kramer sein erstes Engagement. Dann kam er
für zwei Jahre nach Halle an der Saale, wo leuchtende Flamme) und damit hat der große
ihn Direktor Bukovics als Melchtal sah Dichter den großen Schauspieler in treffender
Weise gezeichnet, damit hat er das Motto ge¬
und sofort mit nach Wien nahm, aus Deutsche
Volkstheater. Am 6. Mai 1897 debitierte er
schrieben für Leopold Kramer Buch des
hier als Pfarrer von Kirchfeld, Mortimer und Lebens.
in einer Lustspielrolle.
Otto Zausmer.