VII, Verschiedenes 13, 1933–1934, Seite 54

13. Miscellaneous
box 447
E STANDESTAAT
lung zu der selbstverständlichen Indizierung des Herrn
Rosenberg, der, statt abberufen zu werden, von der Reichs¬
regierung gar noch als ein „casus belli angesprochen
wird, was ebenfalls völlig gegen die im Reichskonkordat
alle diese
übernommenen Verpflichtungen verstößt
Divergenzen, zu denen die unentschuldigten, ungesehnten
und ungehinderten alten und neuen sonstigen Brüche des
Konkordates durch Deutschland hinzukommen, haben den
Konflikt zwischen Vatikan und Deutschland als vorläufig
unlösbar erscheinen lassen. Solange sich nicht die
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rarische Austromarxismus immerhin ein höheres Niveau
GEGEN DEN LITERARISCHEN AUSTROMARKISMUS.
pflegte, als etwa der Marxismus anderer Länder. Das jedoch
Nach der sieghaften Niederkämpfung des militärischen und
ist keineswegs sein, des österreichischen Marxismus, Verdienst,
politischen, muß nunmehr auch die Ueberwindung des
sondern es dürfte mit der wesenhaft antinaturalisti¬
intellektuellen Austromarxismus erfolgen, der, zwar
schen Anlage des österreichischen Menschen zusammenhängen
nicht aus eigenem, nicht kraft seiner selbst, sondern aus¬
der, soferne er der Kunst zuneigt, einem plumpen Naturalis¬
schließlich vermöge der ihn tragenden politischen Macht
mus — zum Klassenkampfe reizender Elendsschilderer oder
eine ihm nie gebührende Geistesherrschaft erlangt hat, die,
keinerlei lite-
sich als „Dichter“ gebenden Pansexualisten-
da sie nicht aus dem Geiste, sondern aus der Macht geboren
rarischen Geschmack abzugewinnen vermag. Hingegen ist
war, inquisitorisch jede Geistesfreiheit bekämpfte. So hat die
seiner unmaterialistischen, leichten, sensiblen Art leider sehr
austromarxistisch intellektuelle Despotie als nahezu omni¬
der grazile, spielerische „wertfreie Aesthetizismus
potente Beherrscherin von Rundfunk, Theater und Buchhandel
zugängig. der ja auch außer in dem Paris des l’art
über der östereichisch-schöngeistigen Litera¬
pour l'art, noch in dem Wien der Beer-Hofmann und
tur eine Cliquenherrschaft aufgerichtet, deren fabelhaft funk¬
Schnitzler seine Triumphe feiern konnte. Dieser Eigenheit der
tionierender Vergötterungs-, Auszisch- und Totschweige¬
österreichischen Volkspsyche war sich der literarische Austro¬
apparat fünfzehn Jahre hindurch zwar nicht über Wert und
marxismus sehr bewußt und hat die ausgesprochen
Wesen, jedoch übe, Wohl und Wehe von österreichischer
proletarische Literatur eigentlich weniger gepflegt,
Dichtung und österreichischem Dichter entschieden hat. Und
und wo er sie gepflegt hat, dort minder als Kunst, denn als
wie sie entschied: das Urteil dieser Snobschreiberlinge,
platte Tendenzangelegenheit, als Agitation. So galten dem
Hornbrillengiganten und Goldfülliederbolschewiken galt dem
österreichischen Schöngeist marxistischer Provenienz auch die
vom austromaxistischen Kulturorganisationsapparat erfaßten
Becher, Barthel, Toller, Hasenclever, die Ehrenstein, Brecht,
Großteil des literarisch aufgeschlossenen österreichischen
K iner und Mehring keineswegs als Dichter, sondern als
Publikums als autorität.
das, was sie waren, als marxistische Agitatoren; Dichter
hingegen schienen ihnen, die den ästhetizistischen, dekadenten
Zwar müssen wir loyalerweise zugestehen, daß der lite¬