13.
Miscellaneous
box 447
24
DER CHRISTLIC
Wiener impressionismus repräsentierenden Stefan
Zweig, Felix Salten und Ernst Lothar zu sein. Das zu betonen,
ist sehr wichtig; denn der literarische Austromarxismus
scheint, zumal er nie im tiefsten Schmutz der ausgesprochen
proletarischen Kunst gewühlt hat, sich auch in einem neuen
Oestereich noch für existenzberechtigt halten. Doch hätte es
Oesterreich, die neben dem Flandern der Felix Timmer¬
manns, Anton Thiery, Stijn Sreuves, Gert Walschap und
Ernest Claas literarisch fruchtbarste Land¬
schaft des Nachkriegseuropa, nötig, Macher und
Routiniers zu fördern, wo es eine stattliche Zahl wesen¬
hafter Dichter besitzt: Karl Kraus, Richard Schauka,
August Leithelm, Heinrich Waggerl, Guido Zer¬
natto, Max Mel, Julius Zerzer, J. G. Oberkofler,
Georg Rendl und Rudolf List, Enrika v. Handel¬
Mazetti, Paula Crogger, Dolores Vieser, Erna
Blaas und Veronika Rubatscher. Wie es auch sei: in
einem christlichen Ständestaat Oesterreich darf für den
ästhetizistischen Relativismus kein Raum sein.
Doch denken wir, die wir den Geistesterror der Gleich¬
schaltung ablehnen, keineswegs daran, Bücher, die dem
Großteil des literarischen Oesterreich noch für wertvoll
gelten, zu verbrennen, wir wollen vielmehr dem Guten
oder zumindest für gut Geltenden das Bessere gegenüber¬
stellen: der Formalschönheit des ästhetizistischen Wiener
Impressionismus die Wesens schönheit gott und volk¬
verbundener Dichtung. Diese muß mehr und mehr durch
Radio, Theater und Buchhandel gepflegt und verbreitet werden,
und sie wird kraft ihrer selbst, vermöge ihrer Wesenheit
über den Asphalt siegen,
Indes genügte es keineswegs, nur die gesunde volkhafte
österreichische Dichtung zu fördern, nein, wir
müssen vielmehr unserer Verpflichtung für die ge¬
samte Nationalliteratur, die heute größer ist denn
je, Ausdruck verleihen und aus dieser Pflicht jene reichs¬
deutsche Literatur vornehmlich pflegen, die, da sie im Dienste
der rechten Rangordnung der Werte steht, in einem Deutsch¬
land des Blut mythos nicht die ihr eigentlich zukommende
Stellung einnimmt. Wir denken hier besonders an die Werke
der Theodor Häcker, Ernst Thrasolt, Leo Weis¬
mantel, Franz Johannes Weinrich und Gottfried der Mitte Europas, often nach Süden und
Hasenkamp.
Osten und Westen, zusteht.
W. Faber.
M.
FAHRLEUTE DER VERGANGENHEIT ZUR ZUKUNT
IM VERLAG HERDER erschien soeben ein Buch, „Katho¬
hat einstmals Hermann Bahr mit einem bezeichnenden Wor¬
lisch-konservatives Erbgut, das wertvolle Proben aus den Werken
die Männer genannt, die in entscheidenden Momenten der
Schlegels, Müllers, Baaders, Corres, Vogelsangs und anderer
Geschichte das Geschick ihres Volkes bestimmen. Das Bild is
katholischer Denker bringt. So knapp, durch den Raum be¬
klar: die Fährleute im Nachen stehend, selbst lenkend, doch
dingt, diese Auswahl ist, so sehr ist sie zu empfehlen; in
getrieben und abgelenkt vom Strom. Aber je stärker der Strom
uns Oesterreichern lebt dieses Lebe freilich weiter, aber der
das Schifflein zu erfassen droht, um so stärker wird auch der
Hitler-Diktatur wäre aufs dringendete anzuraten, sich daraus
Wille in ihnen, das Letzte herauszuholen, um sich nicht ab¬
Lehre und Rat zu holen. Nicht unerwähnt darf aber eines
lenken zu lassen, sondern selber die Lage zu bestimmen. Mir
bleiben: das Vorwort zu der Auswahl aus Freiherr von
scheint, als ob Oesterreichs Fährleute in dieser Lage seien. Es
Vogelsangs Werken schrieb Dr. Eugen M. Kogon. Wie
ist nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, daß es im
schließt er es? Er, der katholische Oesterreicher, der doch
kritischesten Moment seiner jüngsten Geschichte steht. Und
hier lebt, hier eine Rolle spielen will? Man höre; er schließt
alle haben die Aufgabe, zu helfen, daß des Schiff glücklich
„erfüllt sich jetzt, im na sonalen Sozialismus, was Vogelsang
in den Hafen kommt. Es geht nicht mehr um das Politische
unter der Losung christlicher Sozialismus heißen Herzens an¬
gestrebt hat¬
im engeren Sinne, aber um Politik im höchsten Sinne, im
Das heißt man wacker gesprochen! Der Satz ist trefflich,
sozialen, im geistigen, im weltanschaulichen, im religiösen
Sein Inhalt bedeutet Verbeugung vor der Hitler-Diktatur, die
Sinne.
zwar nicht christlich ist, aber Posten verspricht. Die Frage¬
Denn Politik, so aufgefaßt, ist die Kunst, für das eigene
form ist unverbindlich genug, das österreichische Brot zu
Volk alle die Möglichkeiten zu finden und auszunützen, die
sichern. Das ganze heißt Mannesmut eines Literaten und natur¬
es zu seiner materiellen, geistigen und christlichen Existen¬
notwendigen Opponenten — (Motto: Mark non olet) andere
braucht. Da muß jeder mittun, vor allem der geistige Mensch
denken freilich anders. Gustav Freytag hat in den Journa¬
dem neben der Tatkraft auch die Einsicht gegeben ist. In jeden
listen eine ähnliche Figur treffend gezeichnet; vielleicht stimmt
muß der Wille glühn, alles persönliche Wünschen, soweit es
sogar die Rasse!
dem Heile aller widerstrebt oder sich auch nur von ihm ab¬
Miscellaneous
box 447
24
DER CHRISTLIC
Wiener impressionismus repräsentierenden Stefan
Zweig, Felix Salten und Ernst Lothar zu sein. Das zu betonen,
ist sehr wichtig; denn der literarische Austromarxismus
scheint, zumal er nie im tiefsten Schmutz der ausgesprochen
proletarischen Kunst gewühlt hat, sich auch in einem neuen
Oestereich noch für existenzberechtigt halten. Doch hätte es
Oesterreich, die neben dem Flandern der Felix Timmer¬
manns, Anton Thiery, Stijn Sreuves, Gert Walschap und
Ernest Claas literarisch fruchtbarste Land¬
schaft des Nachkriegseuropa, nötig, Macher und
Routiniers zu fördern, wo es eine stattliche Zahl wesen¬
hafter Dichter besitzt: Karl Kraus, Richard Schauka,
August Leithelm, Heinrich Waggerl, Guido Zer¬
natto, Max Mel, Julius Zerzer, J. G. Oberkofler,
Georg Rendl und Rudolf List, Enrika v. Handel¬
Mazetti, Paula Crogger, Dolores Vieser, Erna
Blaas und Veronika Rubatscher. Wie es auch sei: in
einem christlichen Ständestaat Oesterreich darf für den
ästhetizistischen Relativismus kein Raum sein.
Doch denken wir, die wir den Geistesterror der Gleich¬
schaltung ablehnen, keineswegs daran, Bücher, die dem
Großteil des literarischen Oesterreich noch für wertvoll
gelten, zu verbrennen, wir wollen vielmehr dem Guten
oder zumindest für gut Geltenden das Bessere gegenüber¬
stellen: der Formalschönheit des ästhetizistischen Wiener
Impressionismus die Wesens schönheit gott und volk¬
verbundener Dichtung. Diese muß mehr und mehr durch
Radio, Theater und Buchhandel gepflegt und verbreitet werden,
und sie wird kraft ihrer selbst, vermöge ihrer Wesenheit
über den Asphalt siegen,
Indes genügte es keineswegs, nur die gesunde volkhafte
österreichische Dichtung zu fördern, nein, wir
müssen vielmehr unserer Verpflichtung für die ge¬
samte Nationalliteratur, die heute größer ist denn
je, Ausdruck verleihen und aus dieser Pflicht jene reichs¬
deutsche Literatur vornehmlich pflegen, die, da sie im Dienste
der rechten Rangordnung der Werte steht, in einem Deutsch¬
land des Blut mythos nicht die ihr eigentlich zukommende
Stellung einnimmt. Wir denken hier besonders an die Werke
der Theodor Häcker, Ernst Thrasolt, Leo Weis¬
mantel, Franz Johannes Weinrich und Gottfried der Mitte Europas, often nach Süden und
Hasenkamp.
Osten und Westen, zusteht.
W. Faber.
M.
FAHRLEUTE DER VERGANGENHEIT ZUR ZUKUNT
IM VERLAG HERDER erschien soeben ein Buch, „Katho¬
hat einstmals Hermann Bahr mit einem bezeichnenden Wor¬
lisch-konservatives Erbgut, das wertvolle Proben aus den Werken
die Männer genannt, die in entscheidenden Momenten der
Schlegels, Müllers, Baaders, Corres, Vogelsangs und anderer
Geschichte das Geschick ihres Volkes bestimmen. Das Bild is
katholischer Denker bringt. So knapp, durch den Raum be¬
klar: die Fährleute im Nachen stehend, selbst lenkend, doch
dingt, diese Auswahl ist, so sehr ist sie zu empfehlen; in
getrieben und abgelenkt vom Strom. Aber je stärker der Strom
uns Oesterreichern lebt dieses Lebe freilich weiter, aber der
das Schifflein zu erfassen droht, um so stärker wird auch der
Hitler-Diktatur wäre aufs dringendete anzuraten, sich daraus
Wille in ihnen, das Letzte herauszuholen, um sich nicht ab¬
Lehre und Rat zu holen. Nicht unerwähnt darf aber eines
lenken zu lassen, sondern selber die Lage zu bestimmen. Mir
bleiben: das Vorwort zu der Auswahl aus Freiherr von
scheint, als ob Oesterreichs Fährleute in dieser Lage seien. Es
Vogelsangs Werken schrieb Dr. Eugen M. Kogon. Wie
ist nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, daß es im
schließt er es? Er, der katholische Oesterreicher, der doch
kritischesten Moment seiner jüngsten Geschichte steht. Und
hier lebt, hier eine Rolle spielen will? Man höre; er schließt
alle haben die Aufgabe, zu helfen, daß des Schiff glücklich
„erfüllt sich jetzt, im na sonalen Sozialismus, was Vogelsang
in den Hafen kommt. Es geht nicht mehr um das Politische
unter der Losung christlicher Sozialismus heißen Herzens an¬
gestrebt hat¬
im engeren Sinne, aber um Politik im höchsten Sinne, im
Das heißt man wacker gesprochen! Der Satz ist trefflich,
sozialen, im geistigen, im weltanschaulichen, im religiösen
Sein Inhalt bedeutet Verbeugung vor der Hitler-Diktatur, die
Sinne.
zwar nicht christlich ist, aber Posten verspricht. Die Frage¬
Denn Politik, so aufgefaßt, ist die Kunst, für das eigene
form ist unverbindlich genug, das österreichische Brot zu
Volk alle die Möglichkeiten zu finden und auszunützen, die
sichern. Das ganze heißt Mannesmut eines Literaten und natur¬
es zu seiner materiellen, geistigen und christlichen Existen¬
notwendigen Opponenten — (Motto: Mark non olet) andere
braucht. Da muß jeder mittun, vor allem der geistige Mensch
denken freilich anders. Gustav Freytag hat in den Journa¬
dem neben der Tatkraft auch die Einsicht gegeben ist. In jeden
listen eine ähnliche Figur treffend gezeichnet; vielleicht stimmt
muß der Wille glühn, alles persönliche Wünschen, soweit es
sogar die Rasse!
dem Heile aller widerstrebt oder sich auch nur von ihm ab¬