VII, Verschiedenes 13, 1934–1935, Seite 14


13. Miscellaneous
box 447
Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
vom
14
Im Hause der Things.
Zum morgigen 80. Geburtstag des Altmeisters.
Zugleich mit der Uebersiedlung vom alten von gestern noch immer Dutzende und ein¬
Haus auf dem Michaelerplatz in den Palast malige Bilder, zurück bis zu Burgtheater¬
beim Schottentor ist auch Hugo Thimig über künstlern unter Josef II. Einzigartig ist die
gesiedelt, wenn auch nicht in einen Palast, so Sammlung von Spazierstocken, die
einfach in Schirmständern stehen. Da sind
doch in ein Haus, das in seiner Traulichkeit
solche, die Fichtner getragen hat und Mitter¬
und Einfachheit an den berühmten Musen¬
wurzer, einer der Wolter und ein Staber
tempel bei der Burg erinnert, den der Haus¬
herr nie vergessen kann und den er nie ver= Nestroys. Da ist der Stock, auf den sich des
gessen will, das alte Haus, von dem man das morgen Achtzigjährigen Mutter gestützt hat...
Geburtstagskind von heute immer noch sagen
Sein eigener Bibliothekar, Kritiker, Biograph.
hören kann, daß er ihm seine schönsten schau¬
Dem altmodischen Schreibtisch gegenüber
spielerischen Zeiten und Erinnerungen ver¬
ein auch gut ein halbes Jahrhundert alter
dankt. Mehr als 45 Jahre also wohnt er in
der Gymnasiumstraße, hat er sich dort an primitiver Schiebekasten, den der Besitzer dem
Gast zwar öffnet — aber nicht mehr. Darin
gesiedelt, wohin um die gleiche Zeit auch
befinden sich nämlich seine Erinnerungen,
Beer=Hofmann
Gabillon, Kralik, Schnitzl
an denen er das elfte Jahr schreibt, eine
menschensicher, menschenweit ins Grüne ge¬
Arbeit, für die er als Instrumente, außer
flüchtet sind, in eine Feldeinsamkeit, die heute
freilich schon längst straßenbahndurchfahren Papier und Feder, eine Räucherschale
braucht, die auf dem Tisch steht. In dieser
und stadtnahe geworden ist.
werden von Zeit zu Zeit entweder Dokumente,
aus denen er geschöpft, oder auch das
Geschöpfte selbst verbrannt. Hugo Thimig als
sein eigener Bibliothekar (um zugleich
eine seiner berühmten Rollen zu nennen) ist
eben auch sein eigener Kritiker. Jedes Jahr
seines Werdeganges, jenes Bühnenlebens, das
er, auch hierin nur sich selbst als Herrn an¬
erkennend, eben beschlossen hat, in einem
eigenen Band festgehalten, handgeheftet, sauber
numeriert bis zurück zur führenden Schmiere

von Bautzen, bis zum 15. Oktober 1873, also
bis zu seinem ersten Lanzelot Gobbo. Was er

da geschrieben hat, das will er erst nach seinem
g
Tode in der Oeffentlichkeit wissen. Es ist keine

rein biographische Darstellung und keine bloße
und

Schilderung der Personen, die dem großen
Komiker und Menschendarsteller in sechs


Jahrzehnten begegnet sind, sondern ein Stück
Im Cottagestil der achtziger Jahre, efeu= Komik und sehr viel selbstgeschaffener, also
nicht dargestellter Humor, also etwas an den
umwoben, schmalbrüstig, von zwei Türmchen
Opernkollegen Sleza erinnernd. Wenn er
überkrönt, steht das — doch gedenktafel¬
sichere — Haus, in dem der Jubilar jetzt von seinem Werk erzählt, dabei jede Person,
alles eher tun möchte, als ein Jubiläum von der er spht, wie unwillkürlich nach¬
feiern. Dreißig Jahre lang hat er ja selbst für ahmend und sie darstellend, kehrt er vom
sämtliche Kollegen des Burgtheaters Jubiläen Hoftheater — zum urheimischen Deutsch, also