VII, Verschiedenes 13, 1934–1935, Seite 55

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13. Miscellaneous
immer ihnen wohnte ein junger, hochbegabter Kollege, der
der Feld¬
ebenfalls bald von Erfolg zu Erfolg schritt: Hugo
an. Da
Thimig. Als er heiratete, verließ er das Cottage auf
deren
kurze Zeit, doch kehrte er bald mit Frau und Kind in
Gotik
die liebgewordene Gegend zurück, diesmal in ein
damal
eigenes Haus mit einem prächtigen Garten, den er
hen und
heute noch selbst pflegt. Dieser Meister hat schon in
ten ab¬
jungen Jahren die fröhliche Wissenschaft praktisch
er und
geübt, sein Leben zwischen der einfachen und immer
Garten¬
dankbaren Beschäftigung mit der Natur und der
in diese
künstlerischen Arbeit zu teilen. Daß dann aus diesem
hattigen
Haus gewissermaßen eine Dynastie von Künstlern er¬
Cottage¬
wachsen ist, braucht nicht erst mitgeteilt zu werden.
Beruf Auch eine Tochter des Ehepaares Hartmann ist dem
Weg in
Cottage treu geblieben. Sie heiratete den bekannten
es gab
Industriellen Max v. Gutmann, der zwei Villen, die
re und aneinanderstießen, zu seinem Wohnsitz adaptierte und
und
zum Mittelpunkt eines glänzenden Gesellschaftskreises
Miet¬
machte. — Dem Beispiel seiner Kollegen folgte Adolf
und nach
v. Sonnenthal. Er übernahm das Haus der Burg¬
esitz ihr
schauspielerin Straßmann nach deren Hinscheiden, und
endlicher
seine Nachbarn sahen des öfteren die gelbgeräderten
en und
Hofequipagen bei ihm vorfahren, denn auch Prinzen
sen alles und Erzherzoge scheuten den Weg in den Villenvor¬
les, der
ort nicht, um den bewunderten Künstler, dem sie
hranken
freundschaftlich verbunden waren, persönlich zu be¬
gehoben
suchen. Als nächster zog Ludwig Gabillon heraus, an
den heute noch die Gedenktafel an seinem Haus er¬
innert, das von seiner Tochter, der Witwe nach dem
ab
bekannten Professor Anton Bettelheim, bewohnt wird.
Babette Reinholdt hatte ein winziges Haus in der
Karl Ludwig=Straße (jetzt Weimarerstraße), das sie
künstler
nach ihrer Verheiratung mit Max Devrient verließ,
ler de¬
damals um eine Villa in der Hasenauerstraße zu beziehen. Un¬
gefähr um dieselbe Zeit schlug der große Klavier¬
der mi¬
daß die pädagog Leschetizky sein Heim in der Karl Ludwig¬
Straße auf. Er war damals mit der berühmten
Schau¬
Pianistin Essipoff verheiratet und versammelte hier
heraus¬
tmann, eine große internationale Schar junger Musiker, die
seine Schüler wurden und die von da aus ihren
arbeits¬
e. Bei Weg zum Weltruhm antraien, wie etwa Paderewski,
von festlich erregten
später Friedmann und viele, viele andre. Leschetizky
hat dann auch die Gründung des Türkenschanzparks die, Blumen in den
Erwartung zusammend
angeregt und hat es noch erlebt, daß an Stelle der
zerklüfteten Sandgruben und Steinbrüche die blühende loser Ehrfurcht zu ein
Pracht dieses Parks entstand. Eine Marmorbank, in ein jünglinghaft schlan
deren Lehne sich ein Reliefbildnis Leschetizkys befindet, weglichkeit aus dem Haus
erinnert an die Verbundenheit dieses russischen Wagen zu springen. Sei
gönnen den von hingeb¬
Musikers mit dem Wiener Boden.
jungen Gesichtern keiner
Nach und nach verschwinden die Weinberge, ver¬
geduldige Geste, mit we
schwinden die Ackerfelder, über denen Lerchenjubel war;
geisterte Huldigungen
der Drang, die Stadt zu verlassen und lieber als in noch
Schwung und hinreißen
so prunkvollen Mietkasernen allein und für sich in
sich trotz der Unfreundli¬
Landhäusern zu wohnen, brachte eine Villenkolonie zur Wartezeit reich belohnt
Entwicklung, die nicht nur die ganze Türkenschanze be¬
bewegung setzt, begleite
deckt, sondern sich weithin, bis nach Pötzleinsdorf zieht
Kainz!
und sich mit Sievering, Grinzing und der Hohen Warte
Vom ersten Jahre
vereinigt. Die Wildnis des Krottenbaches wurde ein¬
theater wohnte Josef
gewölbt, und eine breite Straße führt jetzt geradeweg¬
vor seinem Tod, der ihr
grausam früh entriß. E
bis nach Salmannsdorf.
Höhe der Türkenschanz¬
Mit der räumlichen Ausdehnung des Cottage¬
und unschließt das schli¬
viertels wuchs auch der Kreis der geistigen und künst¬
lerischen Persönlichkeiten, die durch ihren gesellschaft dem Unvergeßlichen setze
An der Ecke des K.
lichen und beruflichen Zusammenhalt eine Atmosphäre
Zu ihnen zählte außer straße steht das Haus
von seltenem Niveau schufen.
Arthur Schnitzler erwa
Hans Richter, dem berühmten Kapellmeister der Wiener
Villa en der Sternwart
Oper, der einer der ersten Apostel Richard Wagners war,
der Malerradierer Ferd
Kralik, dessen
der Dichterphilosoph Richard
Oesterreichs Wohnhaus auf, das er
Mittelpunkt
geistiger
ein
Haus
Räumen zu einer künstl
wurde. Theodor Herzl hat im Cottage ge¬
wohnt, desgleichen Max Kalbeck, der hervorragende Ebenfalls in der Stern
fried v. Strakosch, aus
Kritiker im „Neuen Wiener Tagblatt“ und Biograph
Forscher, als Landwirt
von Brahms. Otto Treßler bezog ein Alt=Wiener
reichischen Zuckerindust
Haus, das schon ein Jahrhundert früher dastand. Da¬
der Maler Tom v. Dr.
neben befindet sich ebenfalls ein altes Haus mit einem
Gartner zog hier her¬
enormen Garten, von der Wiener Patrizierfamilie
so verbreiteten Diätther
Hutterstrasser=Scheidl modern erweitert; während vieler
Jahre der Schauplatz glänzender Festlichkeiten. Kienzl, Anton Frank=Gasse spi
des Erzherzogs Otto,
Weingartner, Puccini waren mit vielen andern nam¬
sprühendsten Prinzen
haften Musikern, Sängern und Sängerinnen hier zu
Todes starb.
Gast.
Der gesellige Verke
Vor einer großen Villa in der Lannerstraße
konnte man viele Stunden im Tag eine Gruppe Formen an, die ihm nu