VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 14

13.
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Ausschnitt aus:
Tagblatt, Prag

8. JULI 1936
vom
Richard Beer=Hofmann wird am 11. siebzig Jahre
alt. Dem Wiener Dichterkreis angehörig, dem man
bei aller Verschiedenheit des dichterischen Werks Hugo
v. Hofmannsthal, Schnitzler, Wassermann, vielleicht
auch Altenburg und Bahnzurechnen mag, vollendet
sich sein Schaffen in einer kleinen Zahl von Werken,
die aber alle hohen Rang und bedeutsame Reise auf¬
weisen. Schon seine Novelle „Der Tod Georgs
(1900) erregte durch ihre schwermütig mystische
Stimmung Aufsehen in Kennerkreisen; fünf Jahre
später brachte Reinhardt Beer=Hofmanns Drama
„Der Graf von Charolais“ in Berlin auf die Bühne,
die Bearbeitung eines altenglischen Stoffes, die gro¬
ßen Erfolg hatte. Auch in Prag wurde das Stück oft
gespielt. Die Episodenpartie des „Roten Itzig wurde
zur beliebten Gasterrolle. Das weitere Schaffen
Beer=Hofmanns konzentrierte sich von da ab fast aus¬
schließlich auf den biblischen Stoff vom König David.
Vierzehn Jahre dauerte es, ehe der Dichter den ersten
Teil, eigentlich ein Vorspiel der geplanten Davids¬
Trilogie, veröffentlichte. „Jaakobs Traum heißt
dieses viel gespielte Werk, das durch Reichtum der
Vision und edle Versform gekennzeichnet ist und im
Konflikt zwischen Edom (Esau) und Jaakob drama¬
tische Wucht erreicht. Daß das Leiden im Dienste
eines göttlichen Auftrags Sinn hat, ist der das Werk
überglänzende Grundgedanke. — In die lange Pause
zwischen den beiden Dramen fällt die „Gedenkrede
auf Wolfgang Amade Mozart“ mit dem Leitmotiv:
„Von Jupiters weißer leidloser Stirne wenden wir
unsere Augen und suchen den tiefen mitleidsvollen
Blick, der unter des Prometheus weh voll geballten
Brauen wohnt. Ferner schrieb Beer=Hofmann das
vielzitierte „Schlaflied für Mirjam mit dem skep¬
tischen Grundton: „Keiner kann keinem Gefährte hier
sein, der zuletzt von dem Hinweis auf die Volks¬
gemeinschaft überwunden wird. Die Davidstrilogie
hat der Dichter seither in stiller Arbeit weiter¬
gefördert. „Der junge David, der erste Teil, ist nebst
Fragmenten der weiteren Dramen, die dem Zyklus
angehören, publiziert worden; kürzlich kam ein kur¬
zes sinndeutendes „Vorspiel hinzu.