VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 8

13. Miscellaneous
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(Quellenangabe eine Gewähr).
mit aus: &
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und
Kunst und Moral.
Von Josef Stibitz, Krzeschitz.

Daß die Religionsfrage oder Weltan¬
Stunden Gugeline, Prinz Kuckuck, Das
schauungsfrage die brennendste Frage unserer
seidene Buch, Der Erdgeist, Frühlings¬
Kunst ist, tritt immer mehr zu Tage. Die
Erwachen, Die Büchse der Pandora usw.
Weltanschauungsfrage ist die Zentralfrage
als Kunstwerke und ihre Verfasser als Künstler
unseres gesamten Kunstlebens, mit ihr steht
aufgeredet; während diese Stücke und Werke
und fällt unsere Kunst. Nur die Veräußer¬
nichts als sensationelle, unmoralische Speku¬
lichung der Kunst konnte die ästhetische Frage
lationsware und ihre Verfasser skrupellose
als die für die Kunst wichtigste in den Vorder¬
Spekulanten und Gründer auf Gewissenlosig¬
grund stellen und die Weltanschauungsfrage
keit, Zuchtlosigkeit, Erotik, Schamlosigkeit und
als „Tendenz" im Kunstwerk zurückzustellen.
Gemeinheit sind.
Die Folge davon war, daß wir statt wahrer
Aus diesem Sumpf in unserer Kunst
Kunstwerke eine l’art pour l’art-Kunst er¬
kommen wir nur heraus, wenn wir an Stelle
hielten und daß die Bahr, Schnitzler Dörr¬
der äußerlichen ästhetischen Wertung zu einer
mann, Hartleben, Bierbaum, Wedekind rc.
inneren Weltanschauungs=Wertung über¬
mit ihren Wimili Werken emporkommen
gehen. Darin ist die „katholische Literatur
konnten und in der Literatur unserer Tage
der modernen überlegen und zeigt darum
den Ton angeben. Auf diese schiefe Ebene
heute fast allein die Tradition der wahren
in allem, was Kunst heißt, sind wir also durch
und großen Kunst auf, indem sie im wahren
die Überbetonung der Asthetik für die Kunst
Sinne idealistisch ist und den wahren Idea¬
gelangt. Und mittels der Ästhetik wurden
lismus pflegt. Bei ihr allein ist es die
uns: Der Star, Der Krampus, Das Kon¬
grundlegende Forderung, daß der Künstler
zert-Reigen, Der einsame Weg, Lebendige
vor allem idealen, moralischen, christlichen,
katholischen Geistes voll sei und seine Werke
diesen Gehalt in adanquater Form ausströmen.
Indem der katholische Künstler aus dem
Geiste seiner Kirche, der kathol. Tradition,
der katholischen Volksseele, aus seinem katho¬
lischen Geiste heraus schafft, — löst er den
Zwiespalt der modernen Literatur zwischen
Kunst und Moral im positiven Sinne. Diesem
katholischen, christlichen Standpunkte auf dem
Gebiete der Kunst nähern sich auch bereits
die besten Künstler, Kritiker und Asthetiker
außerhalb der katholischen Literaturwelt. Vor¬
weg steht der bekannte Ästhetiker Johannes
Volkelt, dessen Werk „Zwischen Dichtung
und Philosophie" (C. H. Becksche Verlags¬
buchhandlung in München) Anschauungen
über die Kunst ausspricht, die durchaus
„katholisch" anmuten.
„Der Künstler, wie ich mir ihn vorstelle,
soll von dem heißen Bedürfnis getrieben
sein, durch seine Kunst an der Erziehung
des Menschengeschlechtes mitzuarbeiten.
muß seine Werke dem Höhendrange
Menschheit zum Guten und Reinen, zum
Großen und Edlen dienstbar machen.
Fühlung mit den sittlichen Kräften muß
derart zu seiner Natur gehören, daß er in
seinem künstlerischen Schaffen ganz selbst¬
verständlich in der Richtung auf die idealen
Lebenswerte hin verharrt.
Wie Volkelt in diesem Satze sich für
das Zusammengehen von Kunst und Moral
im idealen, christlichen und katholischen Sinne
ausspricht, ebenso verdammt er die heutigen
führenden Tagesliteraturen und ihre Kunst
und nennt einen Bahr, Schnitzler, Bier¬
baum, Wedekind u. a. „Volksvergifter. Aber
den letztgenannten Künstler
Frank
Wedekind fällt er folgendes Urteil: „Ich
sehe einen Schandfleck in der Ent¬
wickelung deutschen Geisteslebens
darin, daß ein nicht geringer Teil der
Künstler, Kritiker und der sogenann¬
ten gebildeten Welt überhaupt diesen
Mann feiert, der solche Stücke wie
„Der Erdgeist
„Die Büchse der
Pandora", „Frühlings=Erwachen
der Offentlichkeit darbietet.
Ich hebe diese Kritik und Qualifizierung
Frank Wedekinds von einem der ersten
Ästhetiker besonders hervor, weil man von
„ästhetischer" bildungsbeflissener Seite eben
diesen „Mann“ und seine Werke jetzt auch
in Österreich als klassisches Gut moderner
Kunst einschmuggeln will. Frank Wedekind
und seine Werke haben also weder mit
Kultur, Kunst, noch mit Bildung etwas zu tun,
sondern gehören nach J. Volkelt in das
Kapitel „Volksvergiftung; und wer sich an
der Popularisierung derselben beteiligt, ver¬
dient keine andere Bezeichnung als „Volks¬
vergifter“. Das muß endlich einmal ganz
rücksichtslos ausgesprochen und wenn es not¬
wendig ist, wiederholt werden, damit der
zuchtlosen Falschmünzerei auf dem Gebiete
der Kunst einmal ein Ende bereitet wird.