VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 9

13. Miscellaneous
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I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapella,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
allda der
Ausschnitt aus: Das Forum, Wien
1-10 197

Literarische Buschklepper. Ein österreichischer
Schriftsteller schreibt uns: „Damit meinen wir nicht
etwa die Plagiatoren, die von fremden literarischen
Ideen etwas vernehmen und sie dann materiell ver¬
werten; auch jene Herrchen verstehen wir nicht dar¬
unter, die in den Kaffeehäusern sich von Feuilletons
und Gedichten anregen lassen und diese Anregung
dann in den Varietes oder Kabaretts zur Darstellung
bringen: Wir verstehen vielmehr darunter jene räube¬
rischen Verleger Deutschlands, die in ihrem Reiche so¬
wohl als in Oesterreich junge und alte Talente brand¬
schatzen. In Oesterreich haben wir nur sehr wenige Ver¬
leger, denn Oesterreich hält bekanntlich nichts von sich,
und wenn ein österreichischer Verleger selbst mit dem
besten Buche hervorkommt, so findet das Buch beim
Publikum keinen Absatz und kann daher beim Buch¬
händler keinen Anklang finden. Selbst der grosse Artur
Schnitzler muss in Berlin erscheinen, und es ist
ja Wirklich merkwürdig, dass die Bücher noch grösserer
Männer, wie z. B. Grillparzers und Anzengruber, nur
aus dem Deutschen Reiche zu uns kommen. Wenn wir
Wolfgang Goethe hätten, er fände keinen österreichischen
Verleger. Und so ist denn auch der österreichische
Dichter oder Schriftsteller genötigt, von Deutschland
Gastrecht zu begehren. Hat er nun noch keinen promi¬
nenten Namen, so findet er auch in Deutschland nicht
sofort seinen Verleger, und da es das Bestreben jedes
Dichters und Schriftstellers ist, sich doch einmal ge¬
druckt zu sehen, so sucht er mit allen Kräften nach
einem Verlage. Das benützen nun die literarischen
Buschklepper. Sie sind gerne bereit, das Buch heraus¬
zugeben, aber nicht nur, dass sie den Autor nicht hono¬
rieren, sie verlangen sogar, dass der Autor die Druck¬
kosten bezahle, verlangen aber dabei viel mehr, als
die Drucksachen betragen, und ködern den Autor damit,
dass sie ihm so eine Art Vergesellschaftung antragen.
Unter dem Titel „Druckkosten“ nehmen sie ihm einen
diese Kosten weit übersteigenden Betrag ab, sichern ihm
aber dafür die Hälfte des Reingewinnes zu, der sich
aus dem Verkaufe der Bücher ergeben sollte. Sie ver¬
rechnen ihm aber selbst bei entsprechendem Absatz die
Einnahmen und Ausgaben so, dass auf den Autor ge¬
wöhnlich nicht einmal die Hälfte des von ihm als Druck¬
kosten verausgabten Betrages kommt. Die Firma
E. Piersons Verlag in Leipzig und Dres¬
den treibt, es jedoch noch viel ärger, Sie nimmt die
Druckkosten, lässt den Autor Propaganda machen, wie
er nur kann, sackt dann den Gewinn ein und ver¬
rechnet nicht einmal mit ihm. Verlangt der
Autor seine Verrechnung in noch so dringender Weise,
so antwortet sie nicht einmal, diese saubere Firma,
denn sie rechnet darauf, dass der Autor sie doch nicht
klagen werde, da er vor der Klage Scheu hegen könnte.
Ein bisschen menschliche Eitelkeit wohnt doch jedem
Dichter inne, und es geniert ihn, wenn er bekannt
geben soll, dass er sein Werk auf eigene Kosten zu
drucken bemüssigt war. Zu Nutz und Frommen öster¬
reichischer Autoren sei hiemit eine Warnung speziell
vor E. Piersons Verlag erlassen! Man hüte sich,
mit diesem Verlage irgendwie in Berührung zu kommen.
Aber auch die österreichischen Buchhändler mögen sich
vor Augen halten, dass die Firma E. Piersons Ver¬
lag eine unanständige ist, und es sei Ehrensache für
die österreichischen Buchhändler, von dieser sauberen
Firma nichts zu beziehen.