VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 12

13.


Miscellanes
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keiner Weise erfolgen.
Wenn ich ein Büchel seh, hab' ich
schon gefressen.
Diesem to bleibt die christlichsoziale
Partei se wie den Habsburgern. Jn einem Feuilleton
gen hat an der
Das Schaufenster eines Buchladens: Heine¬
Schnitzler, Bartsch, Demel, Boccaccio
Salburg, Strindberg, Wolff u. s. w., ganz zu
schweigen von jenen, deren Namen unter anständigen

Leuten nicht genannt ein sollen, den perveren Schrift¬
stellen; sie alle in prächtigem Gewand, laden en zum
Kaufe, sie wollen eindringen in die deutsche Familie. Weh-
die, deutsche Zucht und Sitte!...
Der christlichsoziale Literat über die Literatur! Er
kennt offenbar keinen von den Schriftstellern, die er
nennt, sonst würde er die Heine, Demel, Strind¬
erg u. s. w. nicht in einem Atem mit den
perversen Schriftstellern wie Liquori, dem Verfasser
der berüchtigten Moraltheologie, nennen. Daß er Hein¬
und Schnitzler nur vom Vorhautstandpunkt weriet, ver¬
stehen wir bei einem Mitarbeiter der „Reichspost“, ebenso
daß er Boccaccio nur vom Schweinestandpunkt betrachtet.
Die Liste der Eindringlinge nicht „Bodenständiger“ in die
deutsche Familie ist jedenfalls sehr unvollständig. Ver¬
geblich sucht man Namen wie Goethe, Gottfried Keller
und Gerhart Hauptmann. Aber man kann von einem
christlichen Literaten nicht verlangen, daß er alle Namen
kennt.
Tagesbericht.
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Für die Universitätsbibliothek in
Jerusalem.
Zur Kulturarbeit im Lande der Väter aufrufen
hieß von jeher jeden bewußten Juden an eine Gewissens¬
pflicht mahnen. Sein San Remo steht überdies Mit¬
wirken an dem Aufbau Palästinas im Programm aller
jüdischen Parteien. Das Volk entbehrt aber alles leichte¬
als das Buch, das geistige Brot. Voraussetzung und
Grundlage großzügiger Siedlung in dem altneuen
Judenland ist deshalb die Schaffung einer der Bedeutung
dieses Werkes und der Ehre des Judentums entsprechen
den Bibliothek in Jerusalem. Um Beiträge zu diesen
Unternehmen wendet sich jetzt an die Oeffentlichkeit ein
Berliner Komitee, bestehend aus den Herren: Professor
Dr. Otto Warburg, Geheimrat Professor Dr. Leopold
Landau, Professor Dr. Albert Einstein, Professor Doktor
Heinrich Loewe, Dr. Walter Pinner, Professor Issa
Schur, Professor Dr. Moritz Sobernheim, Privatdozen
Dr. Eugen Täuber und Bibliotheksdirektor Professor
Dr. Gotthold Weil.
Gewünscht wird: 1. Die Einrichtung örtlicher
Sammelstellen mit besonderer Berüsichtigung der lokalen
Zusammenhänge; 2. die Stiftung von Sonderbiblio¬
theken durch Einzelpersonen; 3. die Ueberlassung von
Freiexemplaren jeder Neuerscheinung durch Verfasser,
Buchhändler oder Drucker. Hievon abgesehen ist natürlich
auch sonst jede Bücherspende willkommen.
Von dem Berliner Komitee hiezu ermächtigt, wendet
sich das unterzeichnete Wiener Lokalkomitee an alle judi¬
schen Kreise sowie außerhalb stehenden Palästina-Freunde
mit der Bitte, das wichtige und edle Werk nach Kräften
durch Bücherüberweisungen und Geldspen¬
den zu unterstützen.
Alle Sendungen werden erbeten an Doktor
Grunwald, 2. Bez., Ferdinandsstraße 23.
Dozent Dr. Max Eisler, Rabbiner Dr. Max
Grunwald, Univ.=Prof. Dr. Max Neu¬
burger, Dr. Artur Schnitzler. Antiquar
Dr. Ignaz Schwarz, Regierungsrat Rudolf
Taussig.